Die Wiener Austria gewann am Wochenende gegen den GAK mit 2:1 und holte drei wichtige Punkte im Kampf um das obere Playoff. War diesee... Analyse: Austria müht sich zum Sieg gegen den Tabellenletzten GAK

Die Wiener Austria gewann am Wochenende gegen den GAK mit 2:1 und holte drei wichtige Punkte im Kampf um das obere Playoff. War diesee Partie allerdings auch ein Schritt nach vorne was die spielerische Leistung betrifft? Wir haben eine ausführliche Analyse des Spiels für euch!

Violette Dreierkette feiert ihr Comeback

Nachdem Austria-Trainer Helm bereits in Salzburg wenig überraschend auf eine Dreier/Fünferkette setzte, kam diese nun auch im Heimspiel gegen den Tabellenletzten GAK zum Einsatz. Diesmal etwas überraschender, da man gegen einen tiefstehenden Gegner prinzipiell lieber einen zusätzlichen Offensivspieler auf dem Platz haben möchte. Da aber die Rückkehr von „Joe“ Handl naht und die Violetten auf dessen Qualitäten nicht verzichten können, machte es strategisch durchaus Sinn, sich in dieser Grundordnung einzuspielen und wieder daran zu gewöhnen. Vor allem da auch Neuzugang Philipp Wiesinger bislang eine positive Überraschung ist und neben seiner konzentrierten Defensivarbeit, mit seiner starken Spieleröffnung zu überzeugen weiß. Überraschend war auch das Startelfdebüt des erst 16-jährigen Juwels Philipp Maybach, der im defensiven Mittelfeld den Vorzug bekam.

Nicht im Verbund mit Kapitän Fischer, sondern als alleiniger „Sechser“ vor der Abwehr, da die Austria ein 5-3-2/3-3-2-2 praktizierte, wo mit Fischer und Fitz zwei Halbraumspieler auf die „Acht“ gestellt wurden. Diese Dreierkette dürfte dabei auch der Gegner aus Graz erwartet haben, stellte dieser doch ebenfalls etwas überraschend von der üblichen Vierer- auf eine Dreierkette um. Hintergrund war, dass man die Formation der Austrianer „spiegeln“ wollte und in erster Linie danach trachtete, in der Defensive kompakt und eng am Mann zu stehen und ohne Gegentor zu bleiben. Das war in dieser Saison bislang zu selten der Fall und ein Mitgrund dafür, dass man nach sieben Runden noch sieglos geblieben ist.

Doch einen kleinen Unterschied gab es, die Grundordnung gegen den Ball war bei den Steirern ein klares 5-2-3, wo man die erste Pressinglinie auf Höhe des Mittelkreises positionierte mit dem Fokus, das Zentrum zuzustellen und die Austria nach außen zu drängen. Das kann man beim ersten Bild recht deutlich erkennen:

Die defensive Grundordnung des GAK, man empfängt die Austria aus einem klaren 5-2-3 und versucht dabei die Mittelspur zuzustellen. Wenn der Pass nach Außen erfolgt, schiebt der ballnahe Flügelstürmer aus der Kette und stellt den gegnerischen Außenverteidiger.

Austria überraschend abwartend

Einige Überraschungen haben wir bereits erwähnt, die wohl größte war jedoch, dass die Gastgeber darauf verzichteten, in der Anfangsphase den nominell unterlegenen Gegner direkt mittels Angriffspressing unter Druck zu setzen. Im Gegenteil, man wählte sogar einen ähnlichen Ansatz wie der Aufsteiger, zog sich in die eigene Hälfte zurück und formierte sich zu einem 5-3-2, bei dem man auf ein klassisches Mittelfeldpressing setzte. Das ist höchst ungewöhnlich, möchte man doch eigentlich als dominant auftretendes Team gleich zu Beginn den Gegner unter Druck setzen und zu Fehlern zwingen, um ihn in keinen Rhythmus hineinkommen zu lassen. Darauf verzichteten die Austrianer, wie man es beim nächsten Bild gut erahnen kann:

Der GAK im Ballbesitz, die Austria verzichtet darauf hoch anzulaufen und die erste Pressinglinie macht es dem Gegner gleich und zieht sich auf Höhe der Mittellinie zurück, um die Steirer kommen zu lassen.

Vielleicht wollte man die Anfangsphase etwas ruhiger angehen, um einen „frühen“ Gegentreffer wie zuletzt gegen Rapid, Sturm und Salzburg zu vermeiden. Doch gegen einen tiefstehenden und risikoscheuen Gegner sollte das eher nicht der Ansatz sein, weil es zur Folge hat, dass man Dynamik und Intensität aus dem Spiel nimmt und dieses verlangsamt. Das war auch letztlich das Resultat davon und das Spiel plätscherte in der Anfangsphase nur so vor sich hin. Ironischerweise wäre dies aber beinahe erneut schiefgegangen, fanden doch die Grazer die erste gute Möglichkeit durch den von der Austria geliehenen Vucic vor, der den schwierigen Ball nicht im Tor unterbringen konnte.

Problematischer violetter Ballbesitz

Im Vorfeld dieser Möglichkeit des Gegners leistete man sich im Spielaufbau einen einfachen Ballverlust und wurde von den Gästen gut ausgekontert. Allgemein sollte die Spieleröffnung ein großes Thema in diesem Spiel sein. Die Austrianer taten sich nämlich über weite Strecken des ersten Durchgangs richtig schwer, ein sauberes Übergangsspiel hinzubekommen. Das lag in erster Linie daran, dass man in Sachen Passmuster das übliche „U“ aufzog, nämlich von rechts nach links viel in die Breite spielte und die Spieleröffnung erfolgte nahezu ausschließlich über die Außenverteidiger und fast nie durch das Zentrum.

Verstärkt wurde diese Tatsache dadurch, dass man „Spielgestalter“ Dominik Fitz in den linken Halbraum abkippen ließ, um quasi den Spielaufbau „anzukurbeln. Dadurch fehlte jedoch ein Spieler in der bereits unterbesetzten Offensive und hatte man bisweilen eine enorme Tiefenpräsenz, obwohl der Gegner quasi in der eigenen Hälfte stand und erst ab der Mittellinie so richtig attackierte. Vereinfacht gesagt, hatten die Austrianer zu wenige Anspielstationen aus dem Spielaufbau heraus nach vorne, um in die gegnerische Hälfte zu kommen. Dies kann man beim nächsten Bild recht gut erkennen:

Spielaufbau der Austria, Fitz lässt sich in den linken Halbraum fallen, um das Spielgerät nach vorne zu treiben. Das Problem? Gleich acht (!) Mitspieler befinden sich in der eigenen Hälfte, und das gegen 3 ½ Gegenspieler, die noch dazu keinen Druck ausüben, sondern nur den Raum zustellen. Somit stehen in der gegnerischen Hälfte zu diesem Zeitpunkt nur zwei Stürmer – klarerweise völlig isoliert.

Allgemein summierten sich viele Kleinigkeiten, die den Spielaufbau der Austrianer erschwerten. Man suchte viel zu selten den eigenen Sechser hinter der ersten Pressinglinie und auch die Halbverteidiger agierten eigentlich ständig auf einer Linie und rückten viel zu selten etwas weiter nach vorne, um eine bessere Staffelung herzustellen, die Ballzirkulation zu erleichtern oder mal ins Mittelfeld zu dribbeln. So war man darauf beschränkt, über den Flügel anzugreifen und auf Fitz zu hoffen, dass dieser den Ball in die gegnerische Hälfte treibt.

Nach einer ereignislosen Anfangsviertelstunde, konnte man sich ab da an immerhin kontinuierlicher in der gegnerischen Hälfte festsetzen. Das lag daran, dass man mit dem gesamten Mannschaftsverbund nachschob und auch die Abwehr nicht tief verblieb, wodurch man auch nach Ballverlust den Druck auf den Gegner hochhalten konnte und wenig Raum für den GAK vorhanden war. Zumindest in diesem Punkt zeigte man sich im Vergleich zur Anfangsphase der Saison verbessert. Genau in dieser Phase erzielte man dann auch den Führungstreffer, nachdem Prelec bei einer der wenigen gefährlichen Situationen sich gut durchsetzte und zu Fall gebracht wurde. Den fälligen Elfmeter verwandelte Fitz souverän zum 1:0.

Neben der Führung, spielte den Violetten eine Umstellung des Gegners in die Karten. GAK-Trainer Messner versuchte das eigentlich wirkungslose Abkippen von Fitz etwas „übereifrig“ zu neutralisieren und stellte daher auf ein 5-3-2 um, indem er Offensivspieler Dominik Frieser zurückzog und als „Manndecker“ für Dominik Fitz abstellte. Das kann man beim nächsten Bild gut erkennen:

Der GAK hat nun umgestellt und verteidigt aus einem 5-3-2 heraus, weshalb Frieser nicht mehr an vorderster Front zu finden ist, sondern auf einer Linie mit den beiden „Sechser“ und Dominik Fitz per Manndeckung verfolgt.

Das hatte jedoch zur Folge, dass die erste Pressinglinie nun eine 2 vs. 3 Unterzahlsituation vorfand und die Dreierkette der Austria einen leichteren Zugang beim Bespielen des Zentrums erhielt. Dadurch bekamen die Gastgeber nun auch den eigenen „Sechser“ Maybach besser ins Spiel eingebunden, der davor völlig abgeschnitten war und von seinen Mitspielern –trotz guter Positionierung- zu selten gefunden wurde.

Das brachte mehr Struktur in das Spiel hinein und wurden nun endlich auch die zentralen Räume im Übergangsspiel angebunden, weshalb man leichter in die gegnerische Hälfte und in gefährliche Zonen kam. Daher gab es erst in der 38 (!) Minute den ersten vertikalen Ball aus dem Spielaufbau heraus in Richtung Spitze. Das führte prompt zu einer guten Möglichkeit, bei der Prelec jedoch einen Haken zu viel setzte.

Zwar verbesserte sich dadurch der Spielaufbau, jedoch blieb speziell das Offensivspiel in der gegnerischen Hälfte weiterhin ein laues Lüftchen. Das lag auch daran, dass die Austria ein viel zu statisches Positionsspiel hatte und zu wenige Dreiecke gebildet wurden. Es waren kaum einstudierte Angriffsmuster zu sehen und man hatte keine wirklichen Ideen, wie man den tiefen Block des Gegners bespielen könnte. Überzahlsituationen und Spiel über den „Dritten“ wurden kaum kreiert, ballferne Räume nicht besetzt und ständig wurde Tempo rausgenommen und lieber zurückgespielt, statt Risiko zu nehmen.

So verwundert es auch nicht, dass man in der ersten Halbzeit auf eine Passquote von 91(!) Prozent kam. Im letzten Drittel konzentrierte man sich vordergründig darauf, Flanken in den Strafraum zu schlagen und so irgendwie zum Torerfolg zu kommen. Die eben beschriebenen Probleme lassen sich am besten in der nächsten Bildsequenz nachvollziehen:

Austria im Angriff, Guenouche und Malone sind isoliert vom Rest und man hat zwei Optionen: Entweder Flanke in den Strafraum oder Angriff abbrechen und zurückspielen.

So verwundert es auch nicht, dass man nach dem Elfmetertor im ersten Durchgang zu keiner richtigen Torchance mehr kam. Da man zumindest in der Defensive wenig zuließ, ging man mit einer 1:0 Führung in die Pause.

Fehler, Fehler, Fehler

Wer im zweiten Durchgang auf Besserung hoffte, wurde recht schnell enttäuscht. Großartige Veränderungen waren nicht zu sehen und beide Teams standen sich eher mit der eigenen Limitiertheit im Wege. So verwundert es auch nicht, dass der GAK dank eines Eigentores von Galvao zum Ausgleich kam, der eine scharfe Hereingabe unglücklich an die Innenstange abfälschte. Das war für die schwach spielende Austria sicherlich nicht hilfreich und sollte auch für den weiteren Spielverlauf nicht förderlich sein. Die Spieler wirkten verunsichert, das Passspiel war so unsauber, dass jegliche Dynamik im Keim erstickt wurde und wenn mal die Möglichkeit bestand, Tempo aufzunehmen, wurde lieber abgedreht und der Ball zurück- oder quergespielt.

Der einzige Spieler, der sich in der Offensive was zutraute war wenig überraschend Spielmacher Fitz, der dadurch auch wenig überraschend auf die zweitmeisten Ballkontakte im Spiel kam (92). Allerdings erwischte der Kreativspieler keinen guten Tag, da vieler seiner Zuspiele im letzten Drittel am Gegner hängen blieben und er sich hier kaum durchsetzen konnte. Lobend sei auch noch Rechtsverteidiger Ranftl zu erwähnen, der dank seiner diagonalen Pässe zumindest etwas Dynamik ins Spiel brachte und den Zwischenlinienraum fand. Unterstützung von der Trainerbank in Form von Lösungen gab es für die Spieler allerdings auch nicht wirklich und wurde nur positionsgetreu getauscht, jedoch nichts an der Spielanlage oder der Formation geändert.

So verwundert es auch nicht, dass die Austria zwischen Minute 45 und 93. zu ganzen drei Abschlüssen kam, die zusammen Expected-Goal-Wert von nur 0,14 (!) aufwiesen. Die erste richtige Möglichkeit hatte der eingewechselte Gruber in der 93. Minute, dessen Abschluss nach Potzmann-Flanke knapp am Tor vorbeiflog und der mit seiner Chance (0,28) den aus dem Spiel heraus generierten Expected-Goal-Wert der vorherigen 90. Minuten auf einem Schlag verdoppelte.

Dass die Violetten dennoch als Sieger vom Platz gingen, lag an der kräftigen Mithilfe des Gegners, nachdem der Torhüter der Grazer beim Klärungsversuch den eigenen Verteidiger traf und so ein Eigentor fabrizierte. Zwar warfen die Gäste im Anschluss alles nach vorne und versuchten mit dem Mute der Verzweiflung den Ausgleich zu erzwingen, doch abgesehen von einigen Eckbällen konnte man zu wenig Druck auf die gut verteidigende violette Abwehr ausüben. Die einzige Ausgleichsmöglichkeit konnte Austria-Torhüter Sahin-Radlinger nach einem Eckball parieren, weshalb es letztlich beim 2:1 Heimsieg der Gastgeber blieb.

Dalibor Babic

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