Am dritten Spieltag der Qualifikationsgruppe der österreichischen Bundesliga gastierte die Wiener Austria beim kriselnden SKN St. Pölten. Dabei stand bei den Violetten das Sportliche nicht unbedingt im Vordergrund, da in den letzten Tagen die finanziellen Schwierigkeiten und die verwehrte Lizenz die landesweiten Schlagzeilen bestimmten. Nicht nur die Fans und das Umfeld der Austria macht sich Sorgen, auch an die Spieler wird die Situation nicht spurlos vorübergegangen sein, stehen sie doch vor einer unsicheren Zukunft. Also wurde dieses Spiel auch zu einer mentalen Belastungsprobe, was eine zusätzliche Hürde darstellte.
Entschlossene Austria startet stark
Für die Wiener war dieses Spiel sicherlich eine „heimliche“ Schlüsselbegegnung und bot einiges an Gefahr. Durch die ganzen Umstände außerhalb des Platzes, bestand zweifellos die Möglichkeit, dass die Spieler dadurch zusätzlich verunsichert werden. Das wäre auch nur menschlich, stehen doch die Zukunft und zahlreiche Schicksale auf dem Spiel, weshalb man auch besorgt auf die Tabelle blicken musste. Fünf Punkte betrug vor dem Spieltag der Vorsprung auf den Abstiegsplatz und einem möglichen Worst-Case-Szenario, in welches man geraten könnte, sofern man in eine Negativspirale verfällt. Als wäre dies nicht herausfordern genug, mussten die Austrianer auch noch viele Ausfälle beklagen und mit einer „Rumpftruppe“ die Reise nach Niederösterreich antreten. Keine einfachen Voraussetzungen also, mit der der scheidende Austria-Trainer Peter Stöger fertigwerden musste. Er entschied sich für dieses Spiel auf ein 4-4-2-System zu setzen, in welchem Djuricin und Allrounder Wimmer die Doppelspitze bildeten.
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Der SKN auf der anderen Seite kehrte unter Interimstrainer Zellhofer zum erfolgreichen 4-3-3 aus dem Herbst zurück, welches im letzten Spiel allerdings nicht von Erfolg gekrönt war. Die Austria versuchte dagegen zunächst vorsichtig zu agieren und auf ein tieferes Mittelfeldpressing zu setzen. Die beiden Angreifer sollten Zuspiele ins Zentrum zustellen, während der eigene Pressingauslöser, Pässe auf die beiden Außenverteidiger der Gastgeber waren. Dadurch wollte man gewährleisten, dass man St. Pölten vor Probleme beim Spielaufbau und dem Übergang ins nächste Spielfelddrittel stellte. So mussten die Innenverteidiger des SKN das Spiel aufbauen, was ihnen nicht wirklich liegt. Das ging zunächst beinahe ins Auge, denn der SKN ging mit der ersten gelungenen Aktion beinahe in Führung. Nach einer schnellen Spielverlagerungen aus dem Zentrum nach Außen, verwertete Schmidt die anschließende Flanke beinahe zum frühen 1:0.
Das war allerdings nur ein kurzes Strohfeuer, denn danach sollte die Austria das Kommando über das Spiel übernehmen. Das gelang vor allem durch starke Ballgewinne im zweiten Drittel, wo speziell das Mittelfeldzentrum der Violetten herausragte und immer wieder durch eine aggressive Zweikampfführung die Bälle eroberte. Anschließend ging bei der Austria die Post ab, wo einerseits Sarkaria dem unerfahrenen Rechtsverteidiger der Wölfe einige Male eine Lektion verpasste, anderseits aber auch Stürmer Djuricin einen enormen Aktionsradius bewies. Immer wieder attackierte der Angreifer die Tiefe, ließ sich dann wieder Fallen und baute sich in das Kombinationsspiel der Violetten ein. Durch diese Achse vermochten es die Wiener, viele gefährliche Situationen zu initiieren, weshalb die Führung in der Luft lag. Man versuchte aber auch selber mit einem geordneten Spielaufbau Lösungen zu kreieren. Sechser Martel ließ sich zwischen den Innenverteidigern fallen und sollte Überzahl schaffen. Dies war allerdings selten von Erfolg gekrönt, da sich die Niederösterreicher schnell auf diese Gegebenheiten anpassten und dies neutralisieren konnten. Da fehlte es den Violetten an der passenden Wechselbewegung zwischen den beiden Sechsern und dass man auf die Umstände reagiert, indem man etwa auf die Außenseite abkippt oder besser gesagt in den Halbraum. Hier hätte es schlicht mehrere Varianten gebraucht.
Allerdings konnte man aus der guten Anfangsphase kein Kapital schlagen. Dadurch bestand die Gefahr, dass man in Rückstand geriet, da man in der Defensive nicht wirklich sattelfest wirkte. Die neuformierte Abwehr hatte noch Abstimmungsprobleme und man merkte, dass da Unsicherheit herrschte. So ging dadurch auch St. Pölten in Führung, nachdem Innenverteidiger Handl unnötigerweise seine Position verließ und einen groben Stellungsfehler beging, um dann auch noch die Orientierung zu verlieren. Torhüter Pentz unterschätzte ebenfalls die Situationen und kam nicht rechtzeitig aus dem Tor. Doch die Austria schlug recht schnell zurück bzw. traf St. Pölten nach einem Eckball ins eigene Tor, weshalb es plötzlich wieder 1:1-Unentschieden stand. Die Partie wurde danach wilder und beide Teams boten in der Defensive einiges an, wodurch es ein kurzweiliges Spiel wurde. Die violetten Gäste trafen durch Fitz vor der Pause die Stange und zeigten sich im letzten Drittel weiterhin als gefährlich.
St. Pölten stellt um und bereitet Austria Probleme
Nach dem Wiederanpfiff zur zweiten Halbzeit, überraschte die Niederösterreicher mit einer Systemumstellung: Man kehrte dem 4-3-3 den Rücken und lief stattdessen mit einem rautenförmigen 4-4-2 auf. Top-Torjäger Schmidt wurde hinter die Spitzen beordert, während Davies und Hugi an vorderster Front agierten. Damit wollte man mehr Kompaktheit im Zentrum gewährleisten, wo man dem zweikampfstarken Mittefeldzentrum der Austria wenig entgegensetzen konnte. Daher steckte man mehr Ressourcen in diese Zone und versuchte diesen strategischen Vorteil zu egalisieren. Und tatsächlich klappte dies auch recht gut, denn durch die Überladung des Zentrums, bekam das 4-4-2 der Violetten Probleme und agierten im Mittelfeld in Unterzahl. Daher kamen die Gastgeber auch recht schnell zu einer hochkarätigen Doppelchance, als man das Zentrum gut überlud und die Austria keinen Zugriff bekam, ehe der SKN sich durchkombinierte und die Stange traf. Aber auch in der Offensive taten sich die Wiener schwerer, da Sarkaria besser zugestellt wurde und auch Djuricin nicht mehr so viel Raum bekam.
Dennoch gab es immer wieder in Ansätzen gefährliche Angriffe, wo allerdings der letzte Pass nicht klappte. In dieser Situation hätte man sich einen Wechsel von Stöger gewünscht, da die Austria sichtlich wankte und vor allem Fitz auf dem Flügel nicht gut aufgehoben und gegen den physisch starken Schulz klar unterlegen war. Dennoch kämpften die Violetten aufopferungsvoll und warfen sich in alle Zweikämpfe mit vollem Einsatz hinein. Man merkte auch, dass alle Beteiligten äußerst emotional zu Werke gingen und selbst der sonst so besonnene Stöger an der Seitenlinie sehr aktiv war. Das hing auch mit dem Schiedsrichter zusammen, der viel laufen ließ und nicht immer richtig mit seinen Entscheidungen lag, wodurch das Spiel unruhig und emotional war. Die Austria behielt im entscheidenden Moment die Ruhe und der starke Djuricin holte mit einer Einzelaktion einen Elfmeter heraus, welchen er auch anschließend zum 2:1 verwandelte.
Danach konzentrierten sich die „Veilchen“ auf die Defensive und schafften es den SKN vollkommen abzumontieren. Dieser kam in der Schlussphase zu keinem einzigen auch nur im Ansatz gefährlichen Abschluss, und das obwohl mit Abwehrchef Madl ein weiterer Innenverteidiger angeschlagen ausgewechselt werden musste. Die Violetten waren augenscheinlich vollkommen fokussiert und erledigten ihre Aufgaben konzentriert, wodurch man das Spiel in trockene Tücher brachte. Hätte man die Konter besser zu Ende gespielt, hätte man sich einige Nerven erspart und den Deckel früher auf die Partie draufgepackt.
Fazit
Angesichts der Umstände, ist dieser Auftritt der Austrianer in puncto Mentalität wohl der beste in dieser Saison gewesen. Von der ersten Minute an wirkten die Violetten fokussiert und höchst aggressiv, warfen sich in die Duelle hinein und spulten viele Kilometer ab. Man erspielte sich auch zahlreiche Chancen und kam laut Statistik auf einen Expected-Goals Wert von über drei Toren, womit der Sieg auch letztlich hochverdient war. Dennoch muss man noch in einigen Bereichen besser werden und auch die Entscheidungen von Stöger sind nicht allesamt stimmig, speziell was die Positionierung von Fitz und Wimmer betrifft. Letztendlich zählen jedoch vor allem die drei eingefahrenen Punkte, wodurch man nun einen Polster von acht Zählern auf den Abstiegsplatz hat und dieses Thema wohl abhacken kann. Nun kann man sich auf die Situation abseits des Platzes konzentrieren und auch dort den Ligaerhalt fixieren.
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Dalibor Babic
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