Am achten Spieltag der Qualifikationsgruppe der österreichischen Bundesliga, kam es beim Spiel zwischen der Wiener Austria und dem TSV Hartberg zu einem Duell mit vorentscheidendem Charakter. Die Steirer hatten als Tabellenführer vor der Begegnung drei Zähler Vorsprung auf die Wiener und hätten mit einem Sieg den Gewinn der Qualifikationsgruppe quasi fixieren können. Daher standen die violetten Gastgeber auch dementsprechend unter Zugzwang und ein Sieg war quasi Pflicht, da man ansonsten auch um den Einzug ins Playoff zittern musste, nachdem die Rieder immer näher rücken.
Stöger kehrt auf die Trainerbank zurück
Nach dem enttäuschenden Auftritt in Altach und der folgerichtigen Niederlage, blieb für die Austria nur wenig Zeit zum Verschnaufen, da bereits das nächste wichtige Spiel auf dem Programm stand. Gegen den direkten Konkurrenten Hartberg konnten die Violetten dabei wieder auf ihren Trainer Peter Stöger zurückgreifen, der nach einer Corona-Infektion an die Seitenlinie zurückkehren konnte. Davon erhofften sich die Austrianer klarerweise einen zusätzlichen Schub, nachdem das Auftreten speziell im ersten Durchgang in Altach katastrophal war.
Darüber hinaus kehrte neben Demaku auch noch Kapitän Suttner nach einer Corona-Infektion zurück in die Mannschaft und sollte für Stabilität auf der linken Seite sorgen. Zusätzlich gab es auch einige Rochaden in der Offensive, wo Fitz wieder ins Zentrum rückte, während Wimmer dafür auf den Flügel ging. Damit wurde zum wiederholten Male ein Experiment begradigt, bei dem beide auf Positionen spielten, wo sie sich sichtlich unwohl fühlten. Systematisch blieb man dabei bei einem 4-2-3-1.
Dabei kam es in diesem Spiel auch zum Duell der Systeme, da auch die Hartberger mit einem 4-2-3-1 auflaufen. Doch vor allem aufgrund der Spielweise der Steirer stand der Austria eine schwere Aufgabe bevor, zeigen doch die Gäste eine recht facettenreiche Spielanlage. Vor allem in spielerischer Hinsicht schaffen es die Hartberger immer wieder Lösungen zu finden und sich selbst unter Druck zu befreien. Hier setzt man auf ein strukturiertes Positionsspiel und die Spieler sind hier gut geschult und zeigen auch immer wieder passende Rotationsbewegungen.
Daher musste die Austria auch auf der Hut sein und sich einen guten Plan dagegen überlegen. In erster Linie verzichtete man darauf, die Innenverteidiger mittels Angriffspressing anzulaufen und setzte stattdessen auf andere Schwerpunkte. Die Innenverteidiger durften sich so die Bälle zuspielen, allerdings versuchte man dafür, die beiden Außenverteidiger und Sechser in die Mangel zu nehmen.
Einerseits versuchten Monschein und Fitz, die beiden Sechser so gut es geht abzudecken, notfalls mit dem Deckungsschatten, um die Gäste nach außen zu treiben. Sobald dann der Pass auf den Außenverteidiger erfolgte, war dies der Pressingauslöser für die Austria und man attackierte energisch, um einen Ballgewinn oder zumindest einen unkontrollierten Pass nach vorne zu erzwingen. Dieses dosierte Pressing funktionierte gut, da man einen guten Zugriff herstellte und die Hartberger immer wieder in Zweikämpfe verwickeln konnte, weshalb diese sich kaum spielerisch befreiten.
Situativ gab es aber auch ein höheres Zustellen der Hartberger, speziell beim Abstoß, wodurch man auch einige hohe Ballgewinne erzielte und so die Gäste unter Bedrängnis brachte. Die Folge war, dass die Steirer kaum in ihren üblichen Rhythmus hineinfanden und fehlerhaft agierten. Ein geordneter Übergang fand kaum statt und rasche Ballverluste waren meist die Folge, weshalb das Offensivspiel überhaupt nicht in die Gänge kam.
Austria überzeugt spielerisch
Den Violetten gelang es, das Ballbesitzspiel der Hartberger passend einzudämmen und das Spielgerät in die eigenen Reihen zu bekommen. Nun war natürlich das eigene Ballbesitzspiel im Fokus und musste man hier Lösungen finden. Die Austria versuchte auch dabei vor allem spielerische Lösungen zu finden und den Ball geordnet in den eigenen Reihen laufen zu lassen. Wichtig waren hier vor allem die beiden Sechser Martel und Demaku, die aus dem Zentrum heraus die Fäden zogen und das Spielgerät gut verteilten. Sie harmonierten dabei auch gut und balancierten ihre Bewegungen entsprechend, wodurch ein gutes Wechselspiel zwischen ihnen entstand.
Wichtig war aber auch vor allem die Rückkehr von Kapitän Suttner, der das Aufbauspiel nochmal zusätzlich belebte. So waren vor allem seine diagonalen Zuspiele in den Zwischenlinienraum einer der Gründe dafür, warum die Austria einen guten Zugriff auf das Spiel fand. Dabei war auch das Positionsspiel wesentlich besser als zuletzt. Die Abstände waren nicht besonders groß und vor allem die offensive Dreierreihe hielt Kontakt zueinander, wodurch man sich immer wieder mittels Kombinationen befreite und Lösungen in der gegnerischen Hälfte fand.
Vor allem Fitz zeigte sich hier sehr beweglich und tauchte überall auf dem Feld auf, bekam aber auch den notwendigen Raum, um zur Entfaltung zu kommen. Die Austrianer besetzten auch den Zwischenlinienraum gut und fanden immer wieder Räume hinter oder neben den Sechsern, wodurch man ins letzte Drittel kam. Hier war entscheidend, dass auch situativ die Flügelspieler ins Zentrum rückten und Platz machten für die eigenen Außenverteidiger, die dafür Breite gaben. So war oft zu sehen, dass Suttner den eingerückten Wimmer mit einem diagonalen Pass im Zentrum bediente, ehe es mit schnellen Direktkombinationen ins letzte Drittel ging.
Die Folge war, dass die Austria immer wieder gut vor das gegnerische Tor kam und einige gefährliche Situationen kreierte. Schon in der Anfangsphase hätte man hier einige gute Torchancen vorgefunden, wo speziell Stürmer Monschein beste Gelegenheiten ausließ bzw. am herausragenden Swete scheiterte. Erst nach gut einer halben Stunde belohnten sich die „Veilchen“ für das starke Auftreten und gingen in Führung. Nach einer schönen Kombination steckte Demaku auf den durchstartenden Wimmer durch und dieser traf im zweiten Versuch zum 1:0. Die Führung war völlig verdient und folgerichtig aufgrund des guten Auftritts der Gastgeber.
Der Gegentreffer war ein kleiner Weckruf für Hartberg, die zumindest gelegentlich in der Offensive auf sich aufmerksam machten. Allerdings war dies auch ein Ritt auf der Rasierklinge, da man mit der Verteidigung recht hoch stand und der Austria Räume zum Kontern offerierte. Dadurch kamen die Violetten auch zu einigen guten Konterchancen, die man jedoch leichtfertig liegen ließ und teilweise verstolperte. Kurz vor der Halbzeit legte man dann doch noch einen weiteren Treffer nach und Fitz traf sehenswert nach einem direkten Freistoß zum 2:0. Auch hier war im Vorfeld die Präsenz im Zwischenlinienraum entscheidend, wodurch der Freistoß herausgeholt wurde. So ging die Austria mit einer komfortablen Führung in die Halbzeitpause.
Hartberg findet spät ins Spiel
In der Halbzeitpause musste Hartberg-Trainer Schopp seine Mannschaft nach dem schwachen Auftritt klarerweise wachrütteln. Dies tat er auch mit einem Dreifachwechsel, den er zur Pause vornahm und damit für neue Impulse sorgen wollte. Damit eingehend wurde auch das Risiko nochmal erhöht und die Hartberger versuchten, über ein dominantes Ballbesitzspiel zum Erfolg zu kommen. Man sorgte nun vom Positionsspiel für maximale Breite auf dem Feld und versuchte so, die Austria zu strecken und Räume im Zentrum zu öffnen.
Das hatte vor allem beim Spielaufbau positive Effekte, da man hier die Wiener besser ins Laufen brachte und den Ball schneller über mehrere Stationen liefen ließ. Dadurch konnte man sich auch schnell leichte Vorteile in der Ballbesitzstatistik erarbeiten und fand so in einen besseren Rhythmus. Allerdings konnte man nicht viel Kapital aus diesem besseren Auftreten schlagen, da man sich nur selten durchsetzen konnte und immer wieder Ballverluste erlitt.
Und diese waren für die Hartberger auch sehr gefährlich, da man in der Defensive auch nach der Pause nicht wirklich besser stand. Vor allem Wimmer hatte mit dem neuen Rechtsverteidiger Flecker seine Freude und übertrumpfte diesen mit seiner Physis, wodurch er immer besser ins Spiel kam und laufend Gefahr ausstrahlte. Einige Male brach er so auch auf der Seite durch, in weiterer Folge kam allerdings der letzte Pass nicht an oder konnte gerade noch geklärt werden. Doch auch abgesehen davon, kam die Austria zu zahlreichen Möglichkeiten und spielte sich die Chancen schön heraus. Das große Manko war jedoch der Abschluss, wo man einfach nicht konzentriert genug agierte und so Hartberg im Spiel ließ.
Es kam was kommen musste und die Steirer erzielten quasi aus dem Nichts den 2:1-Anschlusstreffer, nachdem die Austrianer beste Torchancen ausließen. So kam nochmal Spannung in die Partie und Hartberg war plötzlich wieder im Spiel. Und mit dem Anschlusstreffer ging bei den Steirern auch ein Ruck durch die Mannschaft, während die Austria immer mehr ins Wanken geriet. Hartberg übernahm die Kontrolle und drückte die Gastgeber, die in der Defensive nicht wirklich sattelfest wirkten, immer weiter hinten hinein. So kamen die Steirer auch zu einigen Ausgleichsgelegenheiten, die sie liegen ließen. Auf der anderen Seite hatten aber auch die Violetten Möglichkeiten auf die Entscheidung, die man jedoch leichtfertig liegen ließ. So erzielte die Austria erst kurz vor Schluss das erlösende 3:1 und fixierte damit die drei Punkte.
Fazit
Insgesamt gesehen war es von der Austria vermutlich der bislang beste Auftritt in der Qualifikationsgruppe, den man ausgerechnet gegen den schärfsten direkten Konkurrenten hinlegte. Vor allem in spielerischer Hinsicht wussten die Violetten zu überzeugen und sie erspielten sich so mit teilweise schönen Kombinationsspiel viele hochkarätige Torchancen, weshalb man am Ende auch auf einen Expected-Goal-Wert von über vier Treffern kam. Man machte sich aber auch hier das Leben unnötigerweise schwer und hätte schon in der ersten Halbzeit alles klarmachen können, jedoch fehlte hier die Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor und man hielt Hartberg im Spiel. Daher kann man auch von Glück reden, in den letzten 20 Minuten nicht den Ausgleich kassiert zu haben, welcher aufgrund des Spielverlaufs unheimlich bitter gewesen wäre. Am Ende machte man dann den Deckel doch noch drauf und holte damit nicht nur den Sieg, sondern auch die Tabellenführung zurück. Diese gedenkt man in den verbleibenden beiden Spielen klarerweise nun auch nicht mehr herzugeben und damit ins Playoff einzuziehen.
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Dalibor Babic
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