Am fünften Spieltag der österreichischen Bundesliga kam es zum Duell zweier Europacupstarter, da der Wolfsberger AC die Wiener Austria zuhause empfing. Dabei wollten die... Analyse: Austria verlässt mit Sieg gegen WAC das Tabellenende

Am fünften Spieltag der österreichischen Bundesliga kam es zum Duell zweier Europacupstarter, da der Wolfsberger AC die Wiener Austria zuhause empfing. Dabei wollten die Kärntner ihren ersten Sieg in der Bundesliga feiern, nachdem man bislang nur zwei Unentschieden errang. Selbstvertrauen sollte dabei der wichtige Auswärtserfolg beim norwegischen Vizemeister Molde geben, wo man sich eine gute Ausgangsposition für das Rückspiel verschaffte. Auf der anderen Seite war der Auftritt im Europacup der Austria nicht so erfolgreich, weshalb man nach der Niederlage gegen Fenerbahce in der Liga den zweiten Sieg in Serie folgen lassen wollte.

Austria-Trainer Schmid immer für Überraschungen gut

Etwas überraschend war dabei die Entscheidung von WAC-Trainer Robin Dutt, im Vergleich zum Donnerstag keinerlei Veränderungen in der Startelf vorzunehmen und auf die gleichen Spieler zu vertrauen. Dutt begründete dies mit dem guten Rhythmus, in welchem man sich befindet und dass man körperlich in der Lage ist, die aktuelle Belastung wegzustecken.

Daher gab es die mittlerweile übliche 5-3-2/3-4-1-2 Formation zu sehen und man vertraute auf einen Mix aus kompakter Fünferkette und torgefährlichen Offensivspieler. Auf der anderen Seite warf auch Gäste-Trainer Schmid nicht die große Rotationsmaschine an und nahm nur drei Veränderungen vor, wobei dies sicherlich auch mit der dünnen Personaldecke auf einigen Positionen zusammenhängt.

Überraschend war die Aufstellung dann dennoch, denn man griff wie bereits gegen Fenerbahce zu einer 5-2-1-2 Formation und nicht zum üblichen 4-2-3-1, welches man bislang in der Bundesliga praktizierte. Nicht nur das, man entschied sich auch dazu keinen echten Stürmer in den Angriff auflaufen zu lassen, sondern mit Fitz und dem wiedergenesenen Gruber zwei kleine und wendigere Offensivspieler an der vordersten Front zu positionieren. Diese sollten vermutlich speziell in den Umschaltsituationen ihre Tempovorteile gegen die großgewachsenen Innenverteidiger ausspielen und ihnen wehtun.

Gleichzeitig aber kündigte Schmid im Vorfeld an, dominant auftreten zu wollen und spielerische Lösungen zu suchen. Ein interessanter Spagat, den man mit zwei körperlich eher schwachen Spielern meistern wollte, deren Stärke nicht gerade im Bälle sichern mit dem Rücken zum Tor liegt.

Die ersten Minuten tasteten sich beide Teams zunächst ab und es ging etwas gemächlich zu. Die Austria baute mit ihrer breitstehenden Dreierkette auf und versuchte einen kontinuierlichen Spielaufbau zu initiieren, während der WAC zunächst im 5-2-1-2 verteidigte und auf ein höheres Mittelfeldpressing setzte.

Die Überzahl im Aufbauspiel gegen die beiden gegnerischen Stürmer, nutzten die Gäste unter der Einbindung von Torhüter Früchtl zunächst aus, ließen so den Ball gut in den eigenen Reihen laufen und fanden auch Wege in die gegnerischen Hälfte. Man versuchte hier sehr oft die Spielverlagerung und die Formation des Kontrahenten in Bewegung zu bringen, um dann mit direkten Schnellangriffen in den Strafraum einzudringen und zu Torchancen zu kommen.

WAC-Umstellung sorgt für Probleme im Aufbau der Gäste

Zur Entfaltung konnte dieser Ansatz jedoch nicht kommen, da nach gut zehn Minuten der WAC sein Anlauf- und Pressingverhalten anpasste und auf den Dreieraufbau der Violetten reagierte. Vizinger rückte unterstützend in die Spitze neben die Stürmer Baribo und Röcher, womit man Gleichzahl herstelle und der Austria das Vorwärtskommen erschweren wollte.

Auch die Gastgeber waren sichtlich von der Formation der Wiener überrascht und auf ein 4-2-3-1 vorbereitet, passten sich aber relativ schnell an und fingen an, die Austrianer einfach zu spiegeln. Das Resultat waren viele Duelle Mann-gegen-Mann und Zweikämpfe, weshalb die Intensität zunahm. Die Violetten hatten von da an Probleme, geordnet und flüssig nach vorne zu kommen und die Fehlerquote nahm drastisch zu. Das lag vor allem daran, dass nun Innenverteidiger Handl weniger Zeit am Ball bekam und die strukturellen Probleme im Positionsspiel dadurch entblößt wurden.

Auf der rechten Seite rückte nämlich Flügelverteidiger Ranftl extrem weit auf und sollte vermutlich Breite geben, um die beiden Stürmer Gruber und Fitz zu unterstützen. Dadurch entstand jedoch ein großes Loch in diesem Raum zwischen den beiden und Handl hatte keine wirkliche Anspielstation nach vorne – musste daher entweder zurück oder einen langen Ball nach vorne schlagen. Situativ versuchte der als „Zehner“ aufgestellte Braunöder dieses Loch aufzufüllen und sich nach rechts fallenzulassen, jedoch wirkte das eher improvisiert, als einstudiert, da das Timing nicht immer passte und Handl dadurch nichtsdestotrotz auf sich alleine gestellt war, da Braunöder einen weiten Weg hatte.

Zwei unterschiedliche Aufbauszenen zeigen das Loch zwischen Handl und Ranftl durch die zu hohe Position des Flügelverteidigers, wodurch dieser in der Spieleröffnung wenige Anspielstationen hat.

Als die Austria begann die Struktur zu verlieren und der WAC einen besseren Zugriff erlangte, fiel dann auch der Führungstreffer der Gastgeber. Nach einem Freistoß aus dem Halbfeld, setzte sich Röcher gegen zwei Gegenspieler durch und feuerte den Ball unhaltbar ins Kreuzeck zum 1:0 für die Kärntner.

Präsenzprobleme im Angriff der Violetten

Die Führung spielte dem WAC natürlich in die Karten und man musste nicht mehr sonderlich viel in das Spiel investieren. Selber wackelten die Lavanttaler im Spielaufbau gehörig und griffen auch bei geringstem Druck zu vielen langen Bällen, da nur Abwehrchef Piesinger in der Lage war, etwas Ruhe ins Spiel zu bringen. Hier war der Ausfall von Baumgartner sicherlich nicht förderlich. Diese langen Bälle waren gegen die kopfballstarke Verteidigung der Gäste jedoch kein probates Mittel, weshalb man auch zu geringen Ballbesitzzeiten kam.

Und die Austria? Die hatte wegen den oben beschriebenen Problemen mit sich selber zu kämpfen. Mit Fortdauer konnten die Sechser Fischer und Holland den Aufbau zumindest etwas entlasten und übernahmen mehr Initiative, wobei sie einen weiten Aktionsradius zeigten und auch mal seitlich abkippten.

Das Hauptproblem blieb jedoch, dass man vorne zu wenig Präsenz zeigte. Dadurch musste man sich mühsam über viele Stationen nach vorne arbeiten und bekam nicht wirklich Tempo und Zug in das Offensivspiel hinein. Daher waren Gruber und Fitz recht isoliert, konnten aber auch die Bälle in die Spitze nicht sichern und verarbeiten. So spricht ihre Zweikampfquote auch Bände, denn von 16 Duellen gewannen sie zusammen nur vier Stück und kamen beide auf insgesamt 30(!) Ballverluste. Das wirkte sich klarerweise auf die Ballsicherheit in höheren Zonen aus und man setzte sich hier kaum durch.

Man bekam die beiden aber auch nicht in Situationen, wo sie ihre Stärken ausspielen konnten. Selbst in Umschaltsituationen nach Ballgewinnen, agierte man zumeist überhastet oder nicht sauber genug, weshalb vieles im Offensivspiel Stückwerk blieb.

Fitz begann dann aufgrund der Isolation zunehmend sich fallenzulassen, um an Ballkontakte zu kommen. Das vergrößerte jedoch die Distanz zu Gruber und darunter litt die Anbindung der beiden zueinander. Das hatte auch negative Auswirkungen auf die Präsenz im Strafraum bzw. im Sturmzentrum und Sechser Fischer musste weite Wege in die Spitze gehen, um Gruber im Zentrum zu unterstützen, da dieser ansonsten komplett alleine gewesen wäre.

Wie man sieht, das ganze Positionsspiel wirkte nicht wirklich rund und auch das gewohnte Dreiecksspiel war nicht konstant zu sehen. In den wichtigen Räumen hatte man schlicht zu wenig Präsenz beziehungsweise niemanden, der den Ball in Drucksituationen sichern und behaupten konnte, was gerade gegen die Fünferkette des Gegners wichtig gewesen wäre und folglich natürlich in offensive Harmlosigkeit mündete. Dazu kam auch noch, dass man über die Flügel kam Druck aufbaute und sich hier selten durchsetzen konnte.

Daher war auch der Ausgleich der Gäste eher aus der Kategorie glücklich, auch wenn der WAC selber nicht sonderlich viel zum Spiel beitrug und bei einer noch aktiveren Spielweise der Austria wesentlich mehr Probleme hätte bereiten können.

Ein verunglückter Passversuch landete als Querschläger vor die Füße von Fitz, der mit einem schönen Pass in die Schnittstelle Gruber bediente, der alleine vor dem Tor trocken zum 1:1 vollendete. Auf diese Art und Weise hatte sich der Austria-Trainer das Zusammenspiel sicherlich vorgestellt, allerdings klappte dies nur in dieser Situation und die Entstehung war eher Zufall. So ging es mit einem 1:1 Unentschieden in die Halbzeitpause.

Anpassungen der Austria sorgen für den Umschwung

Zufrieden konnte Austria-Trainer Schmid mit dem Auftreten seiner Mannschaft im ersten Durchgang nicht sein. Zwar kam man auf über 60 Prozent Ballbesitz, war dieser aber überwiegend in unwichtigen Räumen und tauchte man kaum gefährlich vor dem gegnerischen Tor auf. Daher waren einige Anpassungen nötig, um das Spiel der Violetten anzukurbeln.

Diese waren auch sofort zu sehen und betrafen vordergründig die rechte Seite. Flügelverteidiger Ranftl wurde dessen schlechte Positionierung aufgezeigt und er sollte tiefer stehen, was gleich zu zwei positiven Effekten führen sollte:

  1. Hatte Handl nun im Aufbau eine Anspielstation in die Breite und…
  2. Wurde Raum geschaffen, da nun der gegnerische Flügelverteidiger nach vorne verteidigen musste und ein Loch hinter sich offenließ.

Diesen geöffneten Raum sollte zunehmend Gruber besetzen, der sich in seine natürliche Umgebung als Flügelspieler fallenlassen konnte, womit er sich auch wohler fühlte. In weiterer Folge sollte Gruber dann aus seiner breiten Position ins Sturmzentrum starten und die Tiefe attackieren.

Dieses Ausweichen sollte wiederrum von Fischer ausgeglichen werden, der nun eine offensivere Rolle bekam und die Erlaubnis hatte, Holland alleine zu lassen und aus der Etappe kontinuierlich in die Spitze zu stoßen. Beide Aspekte sollten dem Offensivspiel der Austria mehr Struktur und Zug nach vorne geben und vor allem das Duo auf der rechten Seite Ranftl und Gruber konnte im Zusammenspiel Dynamik entwickeln.

Aus dieser Kombination resultierte auch die erste gute Möglichkeit im zweiten Durchgang für die Violetten, als nach dem Zusammenspiel Ranftl-Gruber der Ball über Braunöder zum aufgerückten Fischer kam, dessen Schuss aus guter Position gerade noch geblockt wurde.

Durch das verstärkte Ausweichen von Gruber, war Fitz jedoch zunehmend isoliert und fand keine Anbindung mehr. So bereitete Schmid relativ rasch einen Doppelwechsel vor und brachte mit Jukic und Stürmer Djuricin nicht nur frische Kräfte, sondern mehr Präsenz in die Offensive hinein. Das sollte sich auch rasch bezahlt machen, als nach einem tollen langen Ball über die Abwehr von Innenverteidiger Koumetio, Gruber nur noch ablegen musste und Stürmer Djuricin dort war, wo es etwas zu Ernten gab und so das 2:1 erzielte.

Die verstärkte Präsenz mit einem echten Angreifer im Sturmzentrum, machte sich prompt bezahlt für die Austria und damit drehte man das Spiel nach einem Rückstand.

Dadurch veränderte sich die Charakteristik des Spiels und der WAC war nun gefordert, die Initiative zu ergreifen und offensive Lösungen zu kreieren. Die Austria drehte nun quasi den Spieß um und zog sich mit der Führung im Rücken weiter zurück und setzte auf einen kompakten Defensivverbund, um dann aus dem Konter gefährlich zu werden. Die Kärntner vermochten es auch in der Schlussphase nicht, ihre spielerische Linie zu finden und dementsprechend fand man wenige Lösungen gegen die gutstehende Defensive der Gäste. Die vielen langen Bälle wurden relativ einfach von der kopfballstarken Innenverteidigung des Gegners wegverteidigt und abgesehen davon, hatte man keine Ideen.

Hier spürte man vermutlich auch das intensive Spiel im Europacup und hatte nicht mehr genug Kraftstoff im Tank, um in der Schlussphase noch einmal einen Gang hochzuschalten. Daher waren die Violetten dem 3:1 auch wesentlich näher als die Gastgeber dem Ausgleich, wobei man die zahlreichen Umschaltsituationen nicht gut ausspielte. So blieb es letztlich beim knappen 2:1 für die Austria.

Fazit

Die Wiener Austria feierte in Wolfsberg den zweiten Sieg in Serie und verlässt damit das Tabellenende. Im ersten Durchgang war dies noch nicht abzusehen, fehlte es da noch an der klaren Linie im Spiel und wirkte vieles nur Stückwerk.

Der Kniff mit der quirligen Doppelspitze ging nicht auf und das generelle Positionsspiel war aufgrund der schlechten Balance nicht sauber, weshalb man sich in der Ballzirkulation auch schwertat. So war der Ausgleich in der Entstehung auch etwas glücklich, man konnte aber wiederum aus dieser Konstellation mit Fitz und Gruber dennoch letztlich Kapital schlagen.

Vermutlich wäre es genauso vermessen zu sagen, dass mit der Einwechslung von Djuricin prompt ein Stürmer traf und sich diese erhöhte Präsenz im Angriff sofort bezahlt machte. Dennoch bewies der Stürmer hier seinen Riecher und zog einen weiten Sprint an in der Hoffnung, hier etwas erben zu können. Ob dies der eher aus der Etappe agierende Fitz auch so gemacht hätte, werden wir nie erfahren. Dennoch war diese und weitere Anpassungen von Trainer Schmid (wie jene am rechten Flügel) letztlich ausschlaggebend, dass die Austria aufgrund der zweiten Halbzeit einen verdienten Sieg einfuhr und damit den Anschluss nach oben und der Meistergruppe wahren konnte.

Dalibor Babic, abseits.at

Dalibor Babic