Am 15. Spieltag der österreichischen Bundesliga kam es in der Südstadt beim Aufeinandertreffen zwischen der Admira und der Austria zum Duell zweier Tabellennachzügler.... Analyse: Austria verpasst den Anschluss nach oben

 

Am 15. Spieltag der österreichischen Bundesliga kam es in der Südstadt beim Aufeinandertreffen zwischen der Admira und der Austria zum Duell zweier Tabellennachzügler. Die Wiener riefen dabei dieses Spiel als „Halbfinale“ aus, da es gegen den Tabellenletzten Admira elementar war, drei Punkte einzufahren, um den Anschluss an die Meistergruppe nicht zu verlieren. Auf der anderen Seite war das Spiel für die Admira mindestens ebenso wichtig, da man die rote Laterne unbedingt abgeben wollte, um sich im Abstiegskampf etwas Luft zu verschaffen.

Spiegelgleiche Systeme im Mittelpunkt

Nachdem die Austria in der Vorwoche einen wichtigen Heimsieg über Mattersburg einfuhr, hofften die Violetten klarerweise, den zweiten Erfolg nachlegen und eine Serie starten zu können. Der ausschlaggebende Faktor für den Sieg war dabei die vollzogene Systemumstellung, zu der sich Austria-Trainer Ilzer entschloss. Zum ersten Mal in der Saison agierte man aus einer klaren 4-2-3-1-Formation heraus und mit einer Doppelsechs im Mittelfeld. Die Ziele dieser Adaption waren dabei klar: Die Abräumer vor der Abwehr sollten die defensive Rückwärtsbewegung der Veilchen stabilisieren und eine Schlüsselrolle in der Absicherung einnehmen, während man in der Offensive vermehrt auf ein klassisches Flügelspiel setzen wollte.

Das ist für die Austria gar nicht so einfach, verfügt man doch nur über wenig personelle Ressourcen auf der Flügelposition und kommen zwei der drei klassischen Flügelspieler im Kader meist bei der zweiten Mannschaft zum Einsatz. Durch die Umstellung schlug jedoch die große Stunde von Flügelspieler Sarkaria, der aus der Amateurmannschaft direkt in die Startelf rutschte und sich prompt mit einem guten Auftritt gegen Mattersburg dafür revanchierte. Bis auf die letzten 20 Minuten, ging der Plan von Trainer Ilzer auch recht gut auf und man legte damit die Basis, um die drei Punkte einzufahren. Daher gab es für die Austria auch wenig Grund, Veränderungen vorzunehmen und man lief mit der gleichen Startelf auf.

Mit der Admira traf man auf einen Gegner, der unter Trainer Schmidt auf einen ähnlichen Plan vertraut. Das 4-2-3-1 ist auch hier die bevorzugte Formation und die starke Doppelsechs der Südstädter soll dem Team die nötige Stabilität geben. Bitter war für die Niederösterreicher jedoch, dass der formstarke Angreifer Bakis kurzfristig passen musste und sich für das Spiel abmeldete. So musste die Admira umdisponieren und sich etwas einfallen lassen. Man versuchte dabei den Matchplan so zu gestalten, dass man verschiedene Phasen des Spiels überstehen konnte. Gegen den Ball agierte man von der Pressinghöhe her etwas tiefer und versuchte stattdessen eher, durch ein gutes Anlaufverhalten und Stellungsspiel die Passwege für die Austria einzuengen. So stellte man sich meist in einem 4-4-2 auf und bildete dabei einen kompakten Block, der sehr engmaschig verteidigte und die Abstände kurzhielt. Die beiden vordersten Spitzen der Admira orientierten sich dabei vordergründig an den Sechserraum und sollten mithilfe ihres Deckungsschatten diesen Bereich abdecken, um den Gegner auf den Flügel zu leiten. Sobald die Gäste dann versuchten, über die Außenverteidiger nach vorne zu kommen, rückten die eigenen Flügelspieler der Gastgeber nach vorne und versuchten dies zu unterbinden. Dadurch wollte man die Austria dazu forcieren, immer wieder auf Rückpässe zurückgreifen zu müssen und in keinen Rhythmus in der Ballzirkulation zu finden.

Das zeigte dann auch tatsächlich Wirkung und man konnte durch diese Vorgehensweise in der Defensive einen wichtigen Teil des Feldes abschneiden. Die Austria tat sich unheimlich schwer, durch das Zentrum spielerisch nach vorne zu kommen und war immer wieder zum Rückpass gezwungen. Das waren zum Teil auch hausgemachte Probleme, denn mit einer Doppelsechs bestehend aus Jeggo und Ebner hat man klarerweise nicht die nötige spielerische Qualität und Ruhe am Ball, um sauber die Linien des Gegners zu überspielen und unter Druck Situationen aufzulösen. Dementsprechend viel musste die Austria über den Flügel kommen und dort versuchen, die Flügelspieler ins Spiel zu integrieren.

Viele Zweikämpfe und wenig Räume auf dem Spielfeld

Doch auch das war ein schweres Unterfangen, weil die Admira diese Region als Pressingzone definierte. Sobald die Flügelspieler der Austria an den Ball kamen, sahen sie sich häufig einer Überzahl an Gegenspielern gegenüber. Das war speziell auf der rechten Seite gut zu sehen und Offensivspieler Sax wurde sehr oft sogar in eine „Dreifachdeckung“ genommen. Die Folge daraus war, dass sich die Austria über die Flügel kaum durchspielen konnte, obwohl die Mehrzahl der Angriffe über die Außenbahnen initiiert wurde. Einzig Sarkaria konnte im Ansatz für Gefahr sorgen und seine Fähigkeiten im Dribbling zeigen. Die Admira agierte allerdings sehr aufmerksam und diszipliniert, weshalb die Offensive der Violetten auch ein laues Lüftchen blieb. Wenn sich die Austria doch mal durchspielen konnte, war der starke Innenverteidiger Aiwu meist zur Stelle, da er dank seiner Schnelligkeit Topstürmer Monschein gut in Schach halten konnte.

Zwar konnte die Austra offensiv wenig zwingendes Abliefern, dafür stand man aber in der Defensive recht sicher. Die Admira versuchte zwar das Spiel flach aufzubauen und spielerische Lösungen zu finden, allerdings konnten die Wiener die meiste Zeit die Admira zu langen Bällen zwingen, die die Verteidigung der Austria meist eroberte. Dabei versuchte man mittels des „Zahlenspiels“ einen Vorteil zu generieren, denn die drei Spieler an der vordersten Front sollten in Unterzahl die Südstädter zu langen Bällen zwingen. Die Austria verteidigte meist aus einem 4-2-3-1/4-4-1-1 heraus, was jedoch situativ auch zu einem 4-3-3-ähnlichen Konstrukt wurde. Kapitän Grünwald verfolgte Sechser Lackner mannorientiert und nahm auch dessen Abkippbewegung zwischen die Innenverteidiger auf. Aber auch Sax rückte auf der rechten Seite immer wieder aus seiner Flügelposition in den Sturm und übernahm Innenverteidiger Aiwu bzw. lief diesen im Bogen an. Dieser Mechanismus war auch ein kluger Schachzug der Austria, denn der Rechtsfuß Aiwu war als linker Innenverteidiger klarerweise meist dazu gezwungen, aufgrund seiner ballführenden Körperstellung das Spielgerät in Richtung Zentrum zu führen. Das nutze die Austria geschickt aus und erschwerte damit den Spielaufbau des Gegners erheblich.

Die Folge aus den beiden Defensivkonzepten war eine erste Halbzeit, die viele Zweikämpfe und hohe Bälle zu bieten hatte, jedoch mit spielerischen Highlights sparsam umging. Durch die beiden spiegelgleichen Systeme gab es viele Duelle Mann gegen Mann und nur wenig offene Räume, da beide mit kompakten Formationen agierten und das Feld engmachen wollten. Es wurde also mehr Fußball gearbeitet, als gespielt, weshalb es auch mit einem torlosen Remis in die Halbzeitpause ging.

Unverändertes Bild wird erst durch Wechsel verändert

Nach dem Wiederanpfiff zum zweiten Durchgang, fand eine spürbare Verbesserung der Qualität der Partie nicht wirklich statt. Auch weiterhin gab es in erster Linie einen Abnützungskampf zu sehen und keiner der beiden Mannschaften gelang es, sich erfolgsstabil aus engen Situationen zu lösen. Diese Qualität in engen Räumen hätte es allerdings gebraucht, um die kompakten Strukturen der beiden Teams aufzubrechen und gefährliche Situationen zu kreieren. Und selbst wenn es mal doch gelang, folgte dann meist ein Fehlpass und kam das letzte Zuspiel beim Mitspieler nicht an. Die Austria versuchte über den nach links abkippenden Jeggo so das (spielerische) Problem mit den beiden Sechsern zu lösen, um die Außenzonen damit noch zusätzlich zu überladen.

Die Admria verlegte ihren Fokus dagegen verstärkt auf die linke Seite und versuchte, die höhere Positionierung von Sax auszuhebeln und eine Überzahl gegen Rechtsverteidiger Klein zu kreieren. Beides funktionierte nur mangelhaft, weshalb es vordergründig bei der Schonkost blieb. Erst mit den ersten Spielerwechseln in dieser Partie, kam etwas Schwung in das Spiel hinein. Vor allem der eingewechselten Pichler brachte der Austria zusätzliche Physis in das Spiel, was sich vor allem im letzten Abschnitt des Spiels bezahlt machen sollte. In dieser Phase wurden aufgrund des großen Kraftaufwandes der beiden Mannschaften die Räume immer größer und es gelang nicht mehr konstant, die Räume zuzulaufen.

Davon profitierte speziell die Austria, die vor allem von der Bank noch frische Durchschlagskraft nachliefern konnte. Die eingewechselten Pichler und Fitz brachten frischen Wind ins Spiel und beide hatten mehrere Matchbälle, mit der sie das Spiel für ihre Mannschaft hätten entscheiden können. Die Austria kam vor allem über den erneut starken Sarkaria immer wieder gut in das letzte Drittel und allgemein funktionierte nun das Flügelspiel deutlich besser, weshalb man den Gegner unter Dauerdruck setzen konnte. Doch auch die Admira schielte noch auf einen Sieg und lauerte auf ihre Konterchance, die auch in einigen Situationen da waren. Der eingewechselte Hoffer kam zu zwei guten Gelegenheiten und hätte damit das Spiel zugunsten der Admira kippen können. Da jedoch beide Teams nicht in der Lage waren, ihre Chancen zu nutzen, blieb es letztlich beim torlosen 0:0-Unentschieden.

Fazit

Man ist fast geneigt zu sagen, dass es irgendwie klar war, dass beim ersten 0:0 in dieser Bundesligasaison die Austria involviert sein würde. Das wäre allerdings nicht nötig gewesen, fand man doch vor allem in der Schlussphase eine Vielzahl an guten Möglichkeiten vor, um den Sieg und die wichtigen drei Punkte einzufahren. Davor tat man sich allerdings lange Zeit schwer, spielerische Lösungen gegen den kompakten Gegner zu finden. Da zeigten sich die Schattenseiten des neuen Systems, denn mit einer spielerisch limitierten Doppelsechs, sind die Offensivspieler noch mehr gezwungen, teils in Unterzahl ins Rampenlicht zu steigen. Das gelang der Austria über weite Strecken nur unzureichend, weshalb man sich mit dem Punkt begnügen musste. Damit rückt allerdings die Meistergruppe in weite Ferne und am kommenden Wochenende wartet ein wirkliches „Endspiel“ gegen die Hartberger, welches ohne Wenn und Aber gewonnen werden muss.

Dalibor Babic