Am fünften Spieltag der österreichischen Bundesliga empfing die Wiener Austria den Liga-Krösus Red Bull Salzburg zum Duell. Dabei wollten die Violetten ihre gute Form gegen die Bullen prologieren und einen Punktegewinn einfahren, wobei es dafür in allen Bereichen eine Topleistung brauchte. Die Statistik sprach dabei gegen die Wiener, war in den letzten Jahren für die Austrianer in diesem Duell wenig zu holen. Das wusste natürlich auch Salzburg, wobei man sich nicht auf Statistiken, sondern klarerweise die eigene Qualität verlassen wollte. Wichtig war für die Bullen dabei, eine passende Belastungssteuerung zu gewährleisten, fand dieses Spiel doch zwischen den Champions League-Spielen statt. Darauf spekulierte auch die Austria und hoffte einen müden Gegner zu erwischen und so die eigenen Chancen zu erhöhen.
Austria parkt den Bus
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Im Vergleich zur Champions-League-Partie gegen Lok Moskau, rotierte Red Bull Salzburg auch kräftiger und nahm einige Stammkräfte nicht mit auf die Reise in die Bundeshauptstadt. Gleich sechs neue Spieler rückten neu in die Mannschaft und sollten damit frischen Wind in das physisch anspruchsvolle Spiel der Bullen bringen. Vom System her blieb man dabei der eigenen Linie treu und setzte auf eine 4-4-2/4-2-2-2 Formation. Die Austria musste auf der anderen Seite auf Abwehrchef Madl verzichten, der sich eine Knieverletzung zuzog und mehrere Wochen fehlen wird. Für ihn rückte der wiedergenesene Handl in die Mannschaft, der nach einem Jahr wieder in der Bundesliga ran durfte. Vom System her gab es bei den Veilchen auch keine Überraschung, wobei es kleine Umstellungen bei der Positionierung gab. So rutschte Pichler aus dem Sturmzentrum auf den rechten Flügel, während Sarkaria neben Monschein aufrückte. Platz gab es nun auch für Kapitän Grünwald, der neben Ebner im Mittelfeldzentrum aufgeboten wurde.
Gespannt war man natürlich, mit welchem Ansatz und welcher Spielanalage die Violetten gegen die starken Salzburger agieren würden. Die Bullen bringen natürlich eine geballte Offensivpower auf das Feld und sind in dieser Saison bislang nicht von ungefähr ungeschlagen geblieben. Daher konnte man im Vorfeld schon davon ausgehen, dass die Austria äußerst defensiv zu Werke gehen wird, da das eigene Offensivspiel bislang auch nicht überzeugend genug gewesen ist, um zu versuchen, es gegen den Liga-Krösus durchzubringen. Das war von Anfang an auch prompt zu erkennen und die „Veilchen“ investierten ihre gesamten Ressourcen in die Defensive. Man formierte sich zu einem tiefen 4-4-2 Block und versuchte dabei, mit einigen strategischen Kernpunkten die Offensive des Gegners einzudämmen. Die oberste Devise lautete dabei: „Mitte dichtmachen“. Die violetten Gastgeber wollten um jeden Preis das Zentrum verschließen und in dieser Region den Salzburgern keine Räume gewähren. Dementsprechend verhielten sich schon die beiden Stürmer der Austria beim Anlaufen, denn Monschein und Sarkaria stellten sich im Zentrum auf und orientierten sich dabei an den gegnerischen Sechsern, um so Pässe auf die beiden zentralen Mittelfeldspieler und in die Mitte zu unterbinden. Salzburg sollte im Spielaufbau schon auf den Flügel geleitet werden, wobei man hier auch „gelockt“ sagen könnte.
Hinter den beiden violetten Stürmern standen zwei engmaschige Viererketten, die mit kurzen Abständen zueinander einen kompakten Block gewährleisten sollten, um so die Passwege ins Zentrum so klein wie möglich zu halten. Durch diese Vorgehensweise ließ man bewusst Räume auf den Flügeln frei, da man sich scheinbar sicher war, die Flankenangriffe des Gegners besser verteidigen zu können. Das Pressing war dabei ein absolut tiefes Abwehrpressing, wobei man mit einer geringen Intensität zu Werke ging. Meist war man darauf bedacht, überlegt und vorsichtig in die Zweikämpfe zu gehen, um nicht durch ein Herausrücken beim attackieren Räume im Rücken für die Bullen zu öffnen. Dadurch verbrachte man die meiste Zeit in der eigenen Hälfte und ordnete dem Defensivspiel quasi alles unter.
Salzburg mit Problemen im letzten Drittel
Die erste Viertelstunde war von beiden Teams dann auch recht durchwachsen, da kaum ein Spielfluss aufgrund vieler Unterbrechungen und Fehlpässe aufkam. Daran hatte auch Salzburg einen Anteil, da man durch die Umstellung sichtlich eine gewisse Zeit brauchte, um eine passende Abstimmung untereinander zu finden. Nach und nach wurde dies allerdings besser, da man auch Szoboszlai besser in das Spiel brachte und dieser anfing sich freier auf dem Feld zu bewegen. Die Bullen brauchten aber klarerweise auch einige Zeit, um den Plan des Gegners zu lesen und sich entsprechend darauf einzustellen. Nach der Viertelstunde wurden die beiden Außenverteidiger noch weiter nach vorne geschoben, nachdem man durch das Zentrum kaum einmal durchkam und sich immer wieder festlief. Durch diese Maßnahme, kam man durch den Spielaufbau relativ einfach in die gegnerische Hälfte und das letzte Drittel, da die Austria die Flügelzonen komplett offenließ.
Die Salzburger versuchten mittels Dreiecksbildung für kombinative Flügeldurchbrüche zu sorgen und in den Strafraum einzudringen. Für die Austria war dies ein schmaler Grat, auf dem man sich bewegte. Man stand dadurch laufend unter Druck und ließ dem Gegner quasi bewusst einen einfachen Weg ins eigene Abwehrdrittel zu. Für die Violetten war dies schlicht ein bewusstes Risiko, welches man einging, da man eben vor den Angriffen über das Zentrum mehr Angst hatte. Wie berechtigt diese Annahme war, sah man in vereinzelten Situationen, als Flügelspieler Wimmer ein paar Schritte breiter als üblich stand, um schneller auf den Außenverteidiger herausrücken zu können. Die Gäste bespielten sofort diese kleinen Lücken und attackierten den Halbraum, was prompt das defensive Gefüge der Austria durcheinander brachte. Daher mussten die violetten Gastgeber das geringere Übel nehmen und den Flügel offenlassen, in der Hoffnung, dass man dies besser verteidigt bekommt.
Und das war auch meist der Fall im ersten Durchgang. Vereinzelt gab es gefährliche Hereingaben und Halbchancen, aber im Großen und Ganzen ließ die Austria keine Großchancen über die Flügelzonen zu und verteidigte die Situationen recht ordentlich. Auffällig war bei den Salzburgern, dass man eine hohe Präsenz rundum des Strafraums aufbaute – auch bedingt durch die Dreiecksbildung und breite Spielanlage-, allerdings die Strafraumbesetzung zu wünschen übrigließ. Oftmals waren nur zwei, maximal drei Leute als Abnehmer der Flanken im Strafraum anzutreffen, was die Austria allerdings mit ihrem massiven Abwehrverbund natürlich vor keine großen Probleme stellte und man so viele Situationen klären konnte. Daher konnte Salzburg trotz eines Ballbesitzes von zeitweise 80(!) Prozent kaum Kapital aus dieser Überlegenheit schlagen.
Dass die Bullen auf eine so absurd hohe Ballbesitzzeit kamen, lag auch zu einem gehörigen Teil an der Austria. So gab es im ersten Durchgang durch die geringe Intensität beim Attackieren kaum Ballgewinne zu verbuchen und wenn doch, dann war dies rundum des eigenen Strafraums, wo der Weg nach vorne natürlich dementsprechend weit und kompliziert durch das Gegenpressing von Salzburg war. So folgten meist lange unkontrollierte Befreiungsschläge nach vorne, die die Gäste relativ einfach aufsammelten. Allerdings war auch die Fehlerquote bei der Austria schlicht viel zu hoch, da man einerseits extrem hohes Risiko in den eigenen Aktionen nahm und sofort die Tiefe suchte, andererseits die technischen Unzulänglichkeiten oftmals zu sehen waren und vor allem die beiden Flügelspieler der Violetten weder sich lösen konnten, noch sauber im Passspiel waren. Dadurch verloren die Wiener spätestens nach dem zweiten oder dritten Zuspiel das Spielgerät und mussten wieder hinterherlaufen. Dennoch hatte man die beste Möglichkeit im ersten Durchgang, nachdem Pichler aus einer guten Position nach einem Fehler der Bullen zum Abschluss kam, jedoch den Ball über das Tor setzte. So ging es mit einem torlosen Unentschieden in die Kabine.
Austria erhöht Risiko, Spiel wird offener
Die Austrianer konnten natürlich darauf hoffen, dass man mit 80 Prozent Ballbesitz des Gegners irgendwie einen Punkt ergattern kann, doch es war klar, dass die Wahrscheinlichkeit dafür recht gering war. Es gibt für einen Fußballer wohl nichts Schlimmeres, als 90 Minuten dem Spielgerät nachlaufen zu müssen und sich nur auf das Verteidigen zu konzentrieren. Das liegt vor allem daran, dass man über diesen Zeitraum kaum die Konzentration aufrechterhalten kann, da irgendwann die Müdigkeit einsetzt und sich Fehler in der Defensivarbeit häufen. Das war auch scheinbar die Ansicht von Austria-Trainer Stöger, denn nach der Halbzeitpause kam eine wesentlich mutigere violette Mannschaft auf das Feld zurück. Direkt nach dem Anstoß brachte man auch prompt eine schöne Kombination über mehrere Stationen zustande, die mit einem Distanzschuss von Wimmer endete. Es war zwar danach auch weiterhin der Fall, dass die Bullen hohe Ballbesitzzeiten hatten, allerdings ging die Austria in ihrem Spiel mit dem Ball gewissermaßen mehr Risiko ein bzw. wurde schlicht mutiger.
Statt dass man jeden Ball blind nach vorne spielte, versuchte man nun sich spielerisch zu lösen, auch mal ein Dribbling zu versuchen und vor allem in Umschaltsituationen als Mannschaft konsequenter nachzurücken. In der ersten Halbzeit war es noch oftmals so, dass man nur mit zwei bis drei Spielern die Konterangriffe fuhr, nun schalteten sich wesentlich mehr Akteure in die Umschaltsituationen ein, wodurch man prompt mehr Gefahr ausstrahlte und zu gefährlichen Situationen und Torchancen kam. Allerdings öffneten sich auch für die Bullen dadurch Räume, wodurch die Gäste einige Male plötzlich kontern und mit Tempo auf den gegnerischen Kasten zulaufen konnten. Dadurch kam mehr Tempo in das Spiel hinein und es wurde abwechslungsreicher. Die Salzburger nahmen ihrerseits auch einige Änderungen vor, wobei die größte mit der eigenen Strafraumbesetzung zusammenhing. Auch Salzburg-Trainer Marsch entging diese Thematik nicht und so versuchte man weiterhin über die Flanken zum Erfolg zu kommen, allerdings nun mit wesentlich mehr Spielern im Strafraum, die als Abnehmer fungieren sollten.
Es war dann auch eine der Flanken der Bullen und die verbesserte Strafraumbesetzung, der Ausgangspunkt für den ersten Treffer in diesem Spiel. Salzburgs-Spielmacher Szoboszlai fand mit einer gefühlvollen Flanke die Stirn von Berisha, der mit dem Kopf das 1:0 für die Gäste besorgte. Danach brachte Salzburg-Trainer Marsch mit einem Dreifachwechsel frischen Wind von der Bank und vor allem Torjäger Daka ins Spiel, wodurch man den Druck hochalten wollte. Die Austria versuchte weiterhin im Rahmen ihrer Möglichkeiten gefährlich zu werden, wechselte mit Edomwonyi einen zusätzlichen Stürmer ein und versuchte so den Ausgleich zu erzwingen. Allerdings wartete man trotz des Rückstandes gegen den Ball weiterhin ab und ließ die Salzburger im Ballbesitz gewähren, wodurch die Bullen das Spiel beruhigen und kontrollieren konnten. Hier hätte man sich schlicht mehr Risiko der Austria gewünscht, statt erst in den Schlussminuten der Partie die Bullen etwas stärker anzupressen.
So spielten die Salzburg den Sieg relativ locker nach Hause und die Austria kam nur nach einem guten Distanzschuss von Monschein zu einer Ausgleichsmöglichkeit. Auf der anderen Seite machten die Bullen mit dem 2:0 in der Nachspielzeit durch Torjäger Daka den Deckel auf die Partie drauf und sicherten sich so die drei Punkte.
Fazit
Was kann man als Austria nach dieser Partie mitnehmen? Klar, der Gegner war trotz der Rotation stark bestückt und die Bullen gut drauf, weshalb die Herausforderung groß war. Allerdings bleibt es dennoch zu hinterfragen, wie es sein kann, dass ein Gegner weite Strecken der Partie in einem Heimspiel über 75 Prozent des Balles verzeichnen kann. Natürlich hängt das auch mit den technischen Unzulänglichkeiten der violetten Offensivspieler zusammen, die viele Situationen in Keim ersticken lassen und die Bälle nicht halten können. Dennoch hätte man strategisch auch mehr Mut beweisen können, indem man den Rhythmus verändert, auch mal weiter vorne attackiert und so versucht, den Gegner vor Probleme zu stellen. Stattdessen hatte man oftmals das Gefühl, dass die Violetten im Ballbesitz und auch gegen den Ball ängstlich agierten. In kleinen Phasen und in Ansätzen zeigte man im zweiten Durchgang was möglich wäre, insgesamt aber war dies dennoch zu wenig und deshalb verlor man letztlich auch verdient. So muss man konstatieren, dass Salzburg schlicht zwei bis drei Klassen über der Austria anzusiedeln und der Abstand gewaltig groß ist.
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Dalibor Babic
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