Am 21. Spieltag der österreichischen Bundesliga und damit in der vorletzten Runde des Grunddurchgangs, kam es für den FK Austria Wien gegen den Wolfsberger AC vor heimischer Kulisse zum Showdown um die Meistergruppe. Die Wiener hatten sich dank ihrer beiden Siege zum Auftakt in eine hervorragende Ausgangsposition gebracht und standen vor dem Spiel bereits kurz vor einem Einzug in die Meistergruppe, die man nun mit einem Sieg quasi fixieren könnte. Der WAC wiederum qualifizierte sich vor bereits vor einigen Wochen und wollte sich nun in eine bessere Ausgangslage für das Meisterplayoff bringen.
Zwei gut ausgewogene Mannschaften duellieren sich
Dabei zeigten die Kärntner bereits am vergangenen Spieltag, dass sie absolut im Saft sind und weiterhin ein hohes Level an Motivation mitbringen. Gegen den Liga-Krösus Salzburg wehrte man sich lange Zeit und hielt das Tor 90 Minuten lang sauber, ehe man in der Nachspielzeit durch einen Doppelpack doch noch verlor und die Heimreise mit leeren Händen antreten musste.
Um diesmal einen Punktegewinn zu bewerkstelligen, vertraute Trainer Robin Dutt weitestgehend auf die bewährten Kräfte und vor allem das mittlerweile bestens bekannte 4-Raute-2 System der Wölfe. Dutt gelang es hier, vor allem die Arbeit gegen den Ball zu stabilisieren und so seine Mannschaft zu entwickeln, ohne die spielerischen Vorzüge mit dem Ball aufzugeben.
Das war auch gegen die Austria von Beginn an gut zu sehen, wo man auf eine kompakte Formation setzte und aus dieser immer wieder ins höhere Pressing ging und versuchte, den Gegner unter Druck zu setzen. Zunächst ließ man die Austria herausspielen und formierte sich zu einem 4-3-1-2/4-Raute-2, wo man mit den drei vordersten Spieler mit einer „V“ Anordnung, die Passwege ins Zentrum verschloss. Dadurch blieben die Außenverteidiger der Gastgeber zunächst frei und anspielbar, wobei dies aus Kalkül geschah. Sobald dieser Pass nach außen erfolgte, rückte aus dem Zentrum der ballnahe Achter der Wolfsberger hinaus und stellte den gegnerischen Außenverteidiger, damit dieser nicht weiter nach vorne gehen konnte. Gleichzeitig versuchten die Stürmer die Passoptionen nach hinten zu versperren und damit zusätzlichen Druck auf den Ballführenden zu erzeugen.
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Mit dem Ball versuchte man auf einen kontrollierten Spielaufbau zu setzen, wobei hier Spielmacher Liendl sehr weiträumig agierte und sich situativ weit nach hinten fallenließ, um das Übergangsspiel nach vorne anzukurbeln. Sonst gab es vor allem den Versuch, im Zentrum eine Überzahl herzustellen durch die Raute und den Gegner dazu zu verleiten, sich zusammenzuziehen, um diese Überzahl zu kontern. In dem Fall standen nämlich die eigenen Außenverteidiger Jasic und Dedic bereit, die oftmals sehr hoch standen und weit nach vorne rückten, um angespielt zu werden und den Ball in die gegnerische Hälfte zu tragen. Hier war der WAC also gut strukturiert und ausbalanciert, weshalb auch mit einem guten Positionsspiel versucht wurde, den Gegner auszuspielen. Die einstudierten „Dreiecksbildungen“ und Gegenbewegungen in die ballfernen Räume waren zu sehen und sowohl gegen als auch mit dem Ball demonstrierte der WAC, warum man zurecht auf dem zweiten Platz stand und als kollektiv so gut funktioniert.
Aggressives Austria-Umschaltspiel sorgt für Unruhe
Und die Austria? Die hat die letzten Wochen ebenfalls eine bemerkenswerte Entwicklung hinter sich und ist eindrucksvoll in das Frühjahr gestartet. Daher war man auch gespannt, wie die Violetten gegen so einen starken Gegner performen würden und ob dieser Erfolgslauf weitergeht. Austria-Trainer Schmid hatte wenig Grund, großartige Veränderungen vorzunehmen und vertraute erneut auf die gleiche Elf und die 4-2-3-1 Systematik. Einzig der formstarke Innenverteidiger Handl musste angeschlagen passen, für ihn rückte Neuzugang Galvao in die Abwehr.
Wie sah der Matchplan der Violetten aus? Relativ ähnlich zu jenem vom Spiel gegen Hartberg, wobei einige Details natürlich angepasst wurden. Gleich war, dass man nicht ganz vorne attackierte, sondern die Innenverteidiger in Ruhe ließ und die Stürmer sich eher auf das Versperren der Passwege konzentrierten.
So stand Ohio oftmals zwischen den beiden Innenverteidigern, während sich hinter ihm eine Dreierreihe in Person von Grünwald, Fischer und Jukic positionierte und damit auch gegen den Ball ein echtes 4-2-3-1 entstand. Die Dreierreihe im Mittelfeld der Austria positionierte sich recht zentral und die beiden violetten Flügelspieler standen dadurch etwa in der gleichen vertikalen Linie wie die beiden Innenverteidiger des Gegners. Damit wollten die Gastgeber das Gleiche wie der WAC erreichen, nämlich das starke Zentrum und die „Raute“ des Gegners zu neutralisieren und ihn auf den Flügel zu zwingen, wo die Außenverteidiger der Kärntner quasi alleine die Breite gaben und strategisch nominell im Nachteil waren.
Dadurch standen die Außenverteidiger der Kärntner zunächst auch frei und konnten im Spielaufbau angespielt werden, jedoch rückten die eigenen Außenverteidiger der Austria sehr weit nach vorne und pressten ihre positionellen Kollegen an, damit diese nicht nach vorne marschieren konnten. Dieser Mechanismus und Pressing-Auslöser funktionierte recht gut und führte zu einigen Ballgewinnen der Austria. Das ganze „Defensivwerkl“ der Violetten wirkte sehr ausgefeilt und durchdacht, wodurch auch etwa Martel sehr intelligent immer wieder sich in die Abwehr fallen ließ und das Herausschieben der Defensivspieler ausbalancierte und die Abwehr quasi auffüllte, damit keine Lücken in der letzten Linie entstanden.
Die Austria brauchte zwar ein paar Minuten, um in das Spiel zu finden, jedoch war man nach gut 5-10 Minuten sehr präsent und lieferte dem WAC einen würdigen Kampf ab. Gegen den Ball gelang es, immer wieder den richtigen Pressingmoment zu finden und kollektiv zum Ball zu verschieben, wo man den Gegner in viele Zweikämpfe verwickelte. Speziell die beiden Sechser Martel und Braunöder spulten eine unglaubliche Menge an Kilometern ab, wobei auch Jukic und Fischer ihrem Beispiel folgten. So generierte man immer wieder gute Ballgewinne und versuchte anschließend, über den schnellen Ohio die Tiefe zu attackieren und schnell und direkt ins letzte Drittel einzudringen.
Austria gefährlicher, WAC ballsicherer
Dadurch kam man auch zu den ersten guten Möglichkeiten in diesem Spiel und hatte einige Male die Führung auf dem Fuß, wobei Fischer die Stange traf. Der WAC hatte den Spagat zu meistern, das Spiel mit den offensiven Außenverteidigern breit machen zu wollen, aber gleichzeitig nach Ballverlust auch sich schnell wieder zusammenzuziehen. Hier gab es hinter den Außenverteidigern der Gäste immer wieder Räume, die die Austria auch gezielt anvisierte. So war generell bei den Violetten oftmals zu sehen, dass man viel mit Spielverlagerungen arbeitete und strategisch versuchte, die Flügel zu attackieren und wie in den letzten Spielen hier Durchbrüche zu kreieren. Allerdings hat sich der WAC natürlich auch darauf vorbereitet und presste seinerseits ebenfalls aggressiv diese Zone an, um die „Dreiecksbildung“ der Violetten auf den Außenzonen zu neutralisieren.
Das verdeutlich sinnbildlich die Charakteristik dieses Spiels. Beide Teams beherrschen die verschiedenen Phasen des Spiels und treten so recht ausgewogen auf, weshalb es sehr schwer ist, sich einen klaren Vorteil in einem Gebiet, sei es in der Offensive oder der Defensive, bzw. ein Übergewicht herauszuarbeiten. Es entstand dadurch ein abwechslungsreiches Spiel mit guter Intensität, wo sich die beiden Teams aneinander abarbeiteten und es nicht langweilig wurde. Der WAC verstand es etwas besser, den Ball in den eigenen Reihen laufen zu lassen und das Mittelfeld zu überladen, jedoch auf Kosten der Präsenz im letzten Drittel, wo die Austria wiederum sehr diszipliniert verteidigte und kaum Räume, geschweige denn Chancen zuließ.
Die Violetten auf der anderen Seite taten sich im Ballbesitzspiel schwerer, sauber die Linien des WAC zu überspielen und in den Zwischenlinienraum vorzudringen. Man zeigte zwar situativ Ansätze und einige gute Kombinationen, allerdings agierte man nicht so sauber, wie die Wochen zuvor. Das liegt vermutlich auch daran, dass man gegen den Ball noch mehr Aufwand leisten musste, was auf Kosten der Konzentration und Sauberheit im Ballbesitz ging. Aber der WAC machte seine Sache natürlich auch gut und verengte im Gegenpressing immer wieder gekonnt die Räume. So ging es mit einem 0:0 in die Halbzeitpause.
Führung spielt der Austria in die Karten
Es bewahrheitet sich also, was man vor dem Spiel annehmen konnte, dass es ein enges Duell auf Augenhöhe sein würde, wo beide dem jeweilig anderen wenig anboten. Das Spielgeschehen änderte sich auch nach dem Wiederanpfiff zum zweiten Durchgang nicht großartig, wobei der WAC noch etwas aggressiver herauskam. Man versuchte nun einen Tick höher zu pressen und mehr lange Bälle der Violetten zu provozieren, während man selbst mit dem Mannschaftsverbund weiter aufrückte. Für die Austria bedeutete dies jedoch, mehr Rückraum für das (Umschalt)Spiel in die Tiefe, was für den pfeilschnellen Ohio natürlich optimal war. Für den ersten großen Aufreger sorgten dann die „Veilchen“, die nach einem Ballgewinn am Mittelkreis schnell umschalteten und Grünwald an der Strafraumgrenze freispielten, der mit einem satten Schuss ins kurze Eck das 1:0 erzielte und die violette Arena zum Tollhaus verwandelte.
Mit dieser Führung änderte sich dann die Charakteristik des Spiels doch gehörig, denn nun wurden die Ballbesitzphasen der Violetten noch kürzer und man fokussierte sich auf das Verteidigen. Allerdings fiel man nicht etwa zurück und parkte den Bus, sondern streute immer wieder ein höheres Mittelfeldpressing ein und versuchte so, den Rhythmus zu verändern und weiterhin aggressiv gegen den Ball zu bleiben. Das funktionierte auch gut und der WAC hatte weiterhin das Problem, zwar mit viel Aufwand gut in die gegnerische Hälfte zu kommen, aber im letzten Drittel kaum Lösungen gegen den dichtgestaffelten Abwehrverbund der Austria zu finden. Wenn es mal im Ansatz gefährlich wurde, war meist ein violettes Bein dazwischen oder war die Abschlussposition ungünstig.
Die Austria ihrerseits, hatte durch das erhöhte Risiko der Gäste natürlich noch einige Umschaltsituationen und durch Fischer die Topchance, die Führung auf 2:0 auszubauen. So blieb es bis zum Ende knapp, auch wenn der WAC nicht zu einer guten Ausgleichschance kam. Diese sollte allerdings noch folgen, nachdem sich der VAR einschaltete und ein Handspiel im Austria-Strafraum erkannte. Nach Betrachtung entschied der Schiedsrichter auf Elfmeter, was für die Violetten unglücklich war, drohte in dieser Situation doch keine Gefahr und bekam der WAC dennoch einen Elfmeter zugesprochen, weil der Abwehrspieler aus kurzer Distanz den Ball auf die Hand bekam. Ein weiteres Kapitel einer Handspiel-Regel, die nach wie vor eine Baustelle ist und für Bauchweh sorgt.
Noch unglücklicher wurde es, als Austria-Torhüter Pentz den fälligen Elfmeter parierte, jedoch die Mitspieler zu früh in den Strafraum rannten und dadurch der Strafstoß regeltechnisch korrekt wiederholt werden musste. Umso größer war dann der Jubel, als Pentz auch den zweiten Elfmeter von Liendl parierte und das Stadion zu einem Tollhaus verwandelte. Wie eng Freud und Leid im Fußball zusammenhängen können, zeigte sich wenige Sekunden später, als Teigl das Knie eines Gegenspielers mit voller Wucht ins Gesicht abbekam und bewusstlos zusammenbrach.
WAC-Verteidiger Lochoshvili reagierte jedoch geistesgegenwertig und verhinderte, dass Teigl seine Zunge verschluckte, womit er zum Helden avancierte und seinem Gegenspieler vor Schlimmeren bewahrte. Das sollte letztlich der Schlusspunkt in einer dramatischen zweiten Halbzeit werden – die Austria brachte die drei Punkte über die Runden.
Fazit
Drittes Spiel, dritter Sieg, die Austria ist wieder da! Die Violetten bewiesen dabei, dass dieser Erfolgslauf nicht von ungefähr kommt und das Ergebnis einer starken Vorbereitung ist, wo man viel Zeit in die Detailarbeit investierte und wodurch man nun die Früchte dafür erntet. Gegen eines der stärksten Teams der Liga lieferte man sich einen leidenschaftlichen Fight und agierte auf Augenhöhe, war dabei sehr gut eingestellt und demonstrierte jene Attribute, die das Team in den letzten Wochen bereits auszeichneten. Ein eingeschworenes Kollektiv, welches gemeinsam leidenschaftlich kämpft und einen guten Matchplan auf das Feld mitbekommt, diesen aber auch weiß präzise umzusetzen.
Selbst neue Spieler wie der Abwehrspieler Galvao, fügen sich auf einer schwierigen Position nahtlos in dieses Gebilde ein und bringen prompt ihre Leistungen, was für die mittlerweile ausgereiften Strukturen und Automatismen spricht. In dieser Verfassung wird den Violetten die Meistergruppe nicht mehr zu nehmen sein und selbst in dieser ist man absolut in der Lage, um den zweiten und dritten Tabellenplatz zu spielen – der eine direkte Qualifikation für den Europacup bedeuten würde. Setzt die Austria ihre Entwicklung weiter so fort, werden die Anhänger viel Freude in den nächsten Wochen mit der Mannschaft haben.
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Dalibor Babic
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