Der 24-jährige Allrounder Marvin Potzmann ist Rapids zweite Neuverpflichtung ab Sommer. Der Sturm-Akteur kommt bis Sommer 2021 und kostete Rapid keine Ablöse. Auf dem... Analyse: Darum holte Rapid Allrounder Potzmann!

Der 24-jährige Allrounder Marvin Potzmann ist Rapids zweite Neuverpflichtung ab Sommer. Der Sturm-Akteur kommt bis Sommer 2021 und kostete Rapid keine Ablöse.

Auf dem Papier ist Potzmann der Ersatzmann für Mario Pavelic, der sich bereits vor langer Zeit mit dem HNK Rijeka einig war, aber erst im Sommer wechselt, weil Rijeka in schweren finanziellen Zeiten nach dem Nichterreichen der Champions League, nicht willig war, Ablöse für den Rechtsverteidiger zu bezahlen. Tatsächlich ist Potzmann aber mehr als nur ein Rechtsverteidiger mehr im Kader des SK Rapid.

Mattersburg-Debüt mit 17

Potzmann ist gebürtiger Wiener, zog aber mit seiner Familie früh ins Burgenland und wurde im östlichsten Bundesland fußballerisch geprägt. Kurz vor seinem 15.Geburtstag wechselte er aus der Akademie Burgenland zum SV Mattersburg, wo er zunächst in der zweiten Mannschaft zum Einsatz kam, aber schon mit 17 in der Kampfmannschaft debütierte. Nur eine Saison später, praktisch mit seinem 18.Geburtstag avancierte er zum Stammspieler und spielte zumeist als linker Mittelfeldspieler in einem 4-4-2-System.

Wegen Röcher zurückgezogen

Auch in der Folgesaison 2012/13 spielte der junge Allrounder zumeist als linker Mittelfeldspieler, wurde aber auch immer wieder als Linksverteidiger gebracht, um hinter dem immer stärker werdenden Röcher Stabilität ins Defensivspiel der Mattersburger zu bringen.

Beidseitiger Außenverteidiger in Grödig

Von Sommer 2013 bis Sommer 2015 spielte Potzmann in Grödig und lieferte dort nach und nach mehr Talentproben ab. Zudem flexibilisierte sich der mittlerweile 153-fache Bundesligaspieler immer mehr: In Grödig spielte Potzmann ausschließlich als Außenverteidiger, allerdings fast abwechselnd rechts und links. Einen Leistungsabfall auf der linken Seite konnte man beim Rechtsfuß nicht erkennen.

Leidenszeit wegen Schambeinentzündung

In Grödig hatte Potzmann mit seiner ersten schweren Phase aufgrund einer Verletzung zu kämpfen. Bereits ab Februar 2014 begann Potzmanns Problem  mit der Schambeinentzündung, die ihn zunächst für fast acht Wochen außer Gefecht setzte. Im Laufe des Jahres 2014 folgten etappenweise weitere Ausfälle und insgesamt versäumte der Defensivspieler 18 Partien – 3 ½ Monate lang war er mit einer der tückischsten Verletzungen, die bereits Fußballerkarrieren beendete, out. Aber die hartnäckige Verletzung kam nach dem Jahr 2014 nicht mehr zurück – seitdem ist Potzmann verletzungsfrei.

Überraschend stark in Graz

Als Potzmanns Vertrag in Grödig auslief und man in der kleinen Salzburger Gemeinde immer weniger Ambitionen für Profifußball verspürte, wechselte der damals 21-Jährige zum SK Sturm. Was zuerst wie ein Transfer für den erweiterten Kader wirkte, entpuppte sich als Glücksfall, denn der schnelle und spielintelligente Potzmann konnte sich auch in der damals noch starren Viererkette von Franco Foda etablieren – erneut sowohl links als auch rechts. In der ersten Saison noch weitgehend Stammspieler, fristete er 2016/17 eher ein Dasein als Bankdrücker und bestritt nur 416 Bundesliga-Minuten.

Laufende Saison als wichtiger Sattelpunkt

Interessant wurde es aber ohnehin erst in der laufenden Saison 2017/18. Foda rückte im Herbst von seinen alten Ideen ab, installierte eine Dreierkette. Dies war der Moment, in dem Potzmann bei all den Talentproben der letzten Jahre erst richtig im „Erwachsenenfußball“ ankam. Der heute 24-Jährige spielte beidseitig als offensiver Flügelverteidiger und bekleidete auch die linke und rechte Mittelfeldposition stark, wenn das System der Grazer situativ umgestellt wurde. Zum Beginn des Frühjahrs spielte Potzmann – in den ersten Partien unter Heiko Vogel – sogar im zentralen Mittelfeld neben Stefan Hierländer, wurde aber nach einigen schwachen Partien in Serie wieder in die Kette zurückbeordert.

Verbesserung in jeder Statistik

Dass Potzmann talentiert ist, war schon länger klar. Die Frage, die sich bis dato stellte war nur, ob er den Sprung vom Talent zum gestandenen Bundesliga-Kicker schaffen wurde. Nach der Saison 2017/18 stellt sich auch diese Frage nicht mehr. Auch ein Blick auf die Leistungsdaten bestätigt das, denn Potzmann hat in der laufenden Saison eine Passquote von 79,5%, in der gegnerischen Hälfte immerhin auch noch 70,68%. Er gewann 55,7% seiner Zweikämpfe und verbuchte als Defensivspieler 27 Torschüsse, von denen in der laufenden Saison zwei drin waren. Im Vergleich zu den vorangegangenen Saisonen verbesserte sich Potzmann heuer in jeder Statistik.

Rolle bei Rapid: Außenverteidiger beidseitig

Potzmanns Rolle bei Rapid ist relativ klar. Der 24-Jährige ist als Rechtsverteidiger in einer Viererkette eingeplant. Im Falle eines Abgangs von Boli Bolingoli, der allerdings aufgrund dessen Verletzung eher unwahrscheinlich ist, wäre Potzmann eine Alternative für links. Bickels Luxus wäre dann, dass er sich um einen Bolingoli-Ersatz umsehen könnte, der Links- oder Rechtsverteidiger ist. Im aktuell relativ klar strukturierten 4-2-3-1 von Goran Djuricin kommen nur diese beiden Positionen für Potzmann in Frage. Eine Option wäre er durchaus auch im zentralen Mittelfeld, etwa anstelle von Ljubicic neben dem kampfstarken Schwab. Dies ist aber nur im Falle großer Personalsorgen denkbar, weil die Gewichtung für Potzmann klar an den defensiven Flügeln liegt.

Direkteres Spiel mit Pendelbewegungen zur Mitte

Spielerisch hat die Verpflichtung ebenfalls Auswirkungen. In erster Linie würde eine Konstellation mit Bolingoli als Links- und Potzmann als Rechtsverteidiger mehr Symmetrie ins Spiel bringen. Genau wie Bolingoli zieht auch Potzmann trotz breiter Position gerne zur Mitte, um auf der Halbposition zu vorderlaufen oder die Ordnung des Gegners zu stören. Bei den Alternativen auf der rechten Seite, also Thurnwald, Auer oder dem scheidenden Pavelic ist eher der klare Flügelfokus zu beobachten. Potzmann spielt zielgerichteter und feuert dadurch auch mehr Flanken in den Strafraum als die aktuellen Rapid-Spieler, die eher das kurze Zusammenspiel mit ihrem vorgelagerten Mittelfeldspieler suchen. Da Potzmann aber in der gegnerischen Hälfte allgemein eine gute Passquote aufweist, sollte auch dies mit ihm möglich sein. An der Zahl der geschlagenen Flanken gemessen, zählt Potzmann aber klar zur Ligaspitze.

Ziel: Effizienter und zwingender werden

Zum Abschluss werfen wir einen Blick auf seine Leistungsdaten: In der laufenden Saison hält der Wiener bei zwei Toren, drei Assists und zwei Assist-Assists, wobei letztere Statistik sicher noch verbesserungswürdig ist (auch wenn er bisher in keiner Saison mehr als zwei Assist-Assists beisteuerte). Für diese sieben direkten und indirekten Torbeteiligungen benötigte Potzmann 2.168 Minuten. Der nächste Schritt wird für Potzmann also die Effizienz sein, wie sie die richtigen Klasse-Außenverteidiger wie Ulmer oder auch Bolingoli präsentieren. Rapid ist die logische nächste Station für ebendiesen Schritt.

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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