Das spektakuläre Derby war für den SK Rapid zwar gut für die Moral und riss auch das Publikum mit, auf personeller Ebene war es aber ein teurer Punkt für die Grün-Weißen. Gleich drei Spieler aus dem Abwehrverbund und Kapitän Guido Burgstaller werden nun kurz- bis mittelfristig ausfallen.
Bei Guido Burgstaller und Rechtsverteidiger Thorsten Schick ist klar, dass man die Ausfälle nur kurzfristig kompensieren muss. Beide Spieler erhielten gegen den Erzrivalen ihre fünfte gelbe Karte. Anders sieht es allerdings bei Denso Kasius, der für zwei Spiele gesperrt wurde und vor allem Leopold Querfeld aus. Für das 19-jährige Abwehrtalent ist die Saison aufgrund eines Seitenbandrisses im Knie vorbei.
Aufbauprobleme werden neu definiert
Speziell im Abwehrverbund der Hütteldorfer wird dies in den nächsten Wochen einiges an Improvisation notwendig machen. Schon in den letzten Wochen analysierten wir immer wieder die Probleme im Spielaufbau Rapids und wie man mit dem dünnen Zentrumspersonal entgegenwirken könnte. Mit Querfelds Ausfall wird diese Baustelle für den Rest der Saison zumindest nicht kleiner. Das Aufbauspiel Rapids könnte sich jedoch nun auf die andere Seite verlagern, was die Synergien auf vorgelagerten Positionen verändern könnte.
Sollbauers Aufbauschwäche schwer abzufedern
Zuletzt war es meist so, dass Querfeld den rechten Innenverteidiger gab und Michael Sollbauer die linke Position in der Innenverteidigung einnahm. Die Schwachstelle im Spielaufbau war hier eindeutig Sollbauer, der kaum progressive Pässe spielte und demnach das Spiel auch nur selten in höhere Zonen trug. Die Hoffnungen im Spielaufbau lagen somit eher auf Querfeld bzw. einem abkippenden zentralen Mittelfeldspieler, was aber aufgrund mangelnder Qualität ebenfalls nur selten und wenn dann gegen schwächere Gegner gut funktionierte.
Unmoderne Mittel als Antwort
Rapid griff somit in letzter Zeit häufig auf lange Bälle zurück und versuchte an der Nahtstelle des zweiten zum dritten Drittel auf zweite Bälle zu gehen. Die wesentlich riskantere Option, nämlich der Spielaufbau über die Außenpositionen, war nicht nur wenig erfolgsversprechend, sondern auch kein systematisches Mittel, sondern aus der Not heraus geboren. Der kurze Pass von Sollbauer auf Auer auf Rapids linker Seite war für viele Gegner ein Pressingauslöser und setzte nicht nur Auer, sondern die gesamte Innenverteidigung und auch das Mittelfeld unter Druck.
Moormann rückt in die Abwehrzentrale
Nach Querfelds Verletzung ist nun aber zu erwarten, dass Martin Moormann für den Rest der Saison relativ fix in die Innenverteidigung rückt. Die Alternativen wären Hofmann, Dibon und Wimmer drei Routiniers, wobei einer verletzt, einer praktisch chronisch angeschlagen und einer auf dem Abstellgleis ist. Damit wäre auch klar, dass Sollbauer nach rechts rückt, weil der Linksfuß Moormann wohl die Position neben Jonas Auer einnehmen wird.
Mehr Bindung im Aufbau über links
Dies hat nun Vor- und Nachteile für Rapid: Auf der einen Seite ist anzunehmen, dass der Spielaufbau über die linke Innenverteidigerposition etwas flüssiger wird und an Tiefgang gewinnen kann. Bereits im Spiel gegen Klagenfurt war Moormanns Aufbau-Bindung mit seinen Vorderleuten besser gegeben, als es bei Sollbauer der Fall war. Immer wieder versuchte er direkte Bälle in den Zwischenlinienraum im Mittelfeldzentrum, oder sogar direkt in Richtung Marco Grüll (in dieser Partie sogar der häufigste Pass!) zu spielen.
Entlastung für teilweise überforderten Auer
Eine Folge daraus wird sein, dass Jonas Auer entlastet wird. Der 22-Jährige war in den letzten Partien stets der Rapidler, der die meisten Ballaktionen abspulen musste, weil der Spielaufbau immer wieder auf ihn gelenkt wurde. Anders als beispielsweise Ranftl bei der Austria, der ebenfalls sehr viele Ballaktionen hat, waren bei Auer die meisten aber in ungefährlichen bzw. eher sogar in für Rapid gefährlichen Zonen. Durch die größere Zentrumslastigkeit von Moormanns Spielaufbau könnte Auer somit durchschnittlich höherschieben und in weniger brenzlige Lagen kommen.
Verlagerung des Problems nach rechts
Da nun aber Sollbauer auf die rechte Innenverteidigerposition wechseln dürfte, könnte sich das Aufbauproblem auf die rechte Seite verlagern. Speziell in den nächsten Partien könnte das zu einem Problem für Rapid werden, weil die Rechtsverteidigersituation prekär ist:
Gegen den LASK sind sowohl Schick, als auch Kasius gesperrt. Es wird daher entweder Martin Koscelnik zu seinem Comeback nach fünf Monaten kommen (sofern er seine Bänderverletzung bereits voll überstanden hat) oder Moritz Oswald nach außen rücken. Auch im nächsten Heimspiel gegen Salzburg wird Kasius noch gesperrt ausfallen, hier dürfte aber klar sein, dass Schick wieder ins Team rutscht. Im Cup-Finale gegen Sturm Graz am 30. April sind dann wohl wieder alle Rechtsverteidiger mit von der Partie.
Rechte Seite steht vor intensiveren Partien
Rapid wird zwar versuchen das Aufbauspiel über Moormann zu lenken, allerdings werden die Gegner Rapid so anlaufen, dass Pässe auf Sollbauer notwendig werden. Wenn dieser das Spiel dann auch rechts auf die Seite lenkt, könnte das jeweilige Gegenüber von Jonas Auer in dieselbe Bredouille kommen, wie dieser sonst auf der linken Seite. Auch wenn Auer immer noch zu viele einfache, teils unerzwungene Fehler macht, ist er die ungünstige Situation im Spielaufbau auf seiner Seite bereits gewöhnt. Das könnte bei den rechten Verteidigern anders sein – speziell, wenn es ohne Schick und Kasius am kommenden Sonntag gegen den LASK geht. Eine Möglichkeit dieses Problem abzufedern: Möglichst intensive Abkippbewegungen von Roman Kerschbaum, um eine einfache, zentrale Anspielstation für Sollbauer zu schaffen.
Linkslastigkeit von Nöten
Der Ausfall Querfelds ist für Rapid zwar eine Schwächung, könnte aber vor allem im Spielaufbau von Moormann abgefangen werden. Allerdings ist zu erwarten, dass sich die Aufbauprobleme Rapids durch Sollbauers Rochade in der Innenverteidigung schlichtweg auf die andere Spielfeldseite verlagern. Für die Gegner bringt das nur eine geringfügige Änderung im Pressing mit sich, bei Rapid verändert sich die Ent- und Belastungssituation aber stark. Die linke Seite (Auer, Grüll, ggf. Greil) könnte von den Veränderungen profitieren, während die rechte Seite (Rechtsverteidiger + Kerschbaum, Strunz, ggf. Pejic) in den nächsten Wochen vor eine schwierigere Aufgabe gestellt werden wird. Wenn Rapid die Möglichkeit hat und sich nicht dem Pressing der Gegner unterwerfen muss, wäre es also geschickter, in den nächsten Partien eine Linkslastigkeit im Spiel aufzubauen. Speziell, was den Übergang vom ersten ins zweite Drittel betrifft. Die Gegner werden allerdings versuchen, dies per Pressing zu verhindern…
Daniel Mandl, abseits.at
Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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