Am dritten Spieltag der Qualifikationsgruppe kam es zum Gipfeltreffen zweier heißer Anwärter auf den Gruppensieg. Die Wiener Austria empfing dabei den SCR Altach zum Duell und es stand die Tabellenspitze auf dem Spiel. Die Austria startete dabei ergebnistechnisch recht ordentlich in die Qualifikationsgruppe und holte vier Punkte aus zwei Spielen, allerdings ließen dabei vor allem die spielerischen Leistungen deutlich zu wünschen übrig. Auch auf der anderen Seite war der Start für Altach alles andere als unproblematisch, denn man holte gegen klar schwächer einzuschätzende Gegner nur zwei Punkte und drohte damit den Rückstand nach oben größer werden zu lassen.
Altacher Blitzstart schockt die Austria
Nach dem mageren Auftritt in St. Pölten, wo man speziell im Offensivspiel überhaupt nicht zu gefallen wusste, wollte die Austria eine Reaktion und eine Leistungssteigerung in diesem wichtigen Spiel zeigen. Das wäre auch dringend notwendig, denn man kann von Glück reden, dass man mit so einem lauen Angriffsspiel überhaupt ein Tor erzielen und einen Punktegewinn einfahren konnte. Besser sollte es mit den vorgenommenen Veränderungen werden, denn de facto kehrte die „Startelf“ der Violetten zurück auf den Platz. Überraschungen gab es daher keine und man lief im gewohnten 4-2-3-1-System auf. Auch bei Altach gab es keine Überraschungen, wobei man mit Wiss und Zwischenbrugger das zentral-defensive Mittelfeld vorgeben musste. Daher änderte man das eigene Grundsystem auf ein „offensiveres“ 4-1-4-1, bei dem Fischer und Tartarotti die „Achter“ gaben.
Bevor man jedoch irgendwelche taktischen Erkenntnisse und Matchpläne erkennen konnte, führte Altach bereits. Es dauerte knapp 20 Sekunden und schon schob Solostürmer Nussbaumer den Ball zum frühen 1:0 ins Netz. Ausschlaggebend dafür war der Gewinn des zweiten Balles, wonach man dann im Anschluss mit einer schnellen Direktkombination bis vor das Tor kam. Für die Austria war dies natürlich ein großer Schock. Man ging mit hohen Erwartungen ins Spiel und bereitete sich penibel darauf vor, ehe dann alles in kürzester Zeit über den Haufen geworfen wurde.
Und so traten die Veilchen in der Anfangsphase auch auf. Man sah den Gastgebern die Schockstarre deutlich an und man hatte große Probleme, passenden Zugriff zu finden. Die Austria versuchte durchaus aggressiv zu attackieren und den Gegner in Zweikämpfe und Duelle zu verwickeln – ergo über das kämpfende Element ins Spiel reinzukommen. Doch das klappte nicht wirklich, da man in vielen Situationen zu Beginn schlicht zu spät kam. Immer wieder als es so schien, als hätten die Wiener die Gäste am Flügel festgesetzt und könnten jetzt für einen Ballgewinn sorgen, befreiten sich die Altacher und fuhren gefährliche Angriffe fort. Speziell die linke Seite der Austria wackelte gehörig und hing in erster Linie mit der Personalie Sidney Sam zusammen. Der deutsche Ex-Nationalspieler fand immer wieder Eins-gegen-Eins-Situationen gegen Martschinko vor, die er in der Anfangsphase ausnutze. Durch das versuchte Pressing, war das Mittelfeld klarerweise vorgerückt und sofern sich Altach befreien konnte, musste die Unterstützung für Martschinko zurücklaufen und war nicht sofort zur Stelle. Gegen einen dribbelstarken Kreativspieler wie Sam ist das natürlich gefährlich und so kreierte der Deutsche einige gefährliche Szenen und gute Torchancen.
Auffällig war aber auch, wie sehr der Fokus der Altacher auf Rhythmusveränderungen lag. Immer wieder wechselte man zwischen einem kompaktstehenden, abwartenden Block und intensiven Pressingsequenzen ab und versuchte so, dem Gegner verschiedene Aufgabenstellungen vor die Füße zu werfen. Wenn man kompakt stand, formierte man sich zu einem klaren 4-1-4-1-System, bei dem Stürmer Nussbaumer sich an Grünwald bzw. am ballnahen Sechser orientierte, während das Mittelfeld dahinter die Passwege ins Zentrum zustellen sollte und somit eher raumorientiert agierte. Ergänzend dazu hatte man auch immer wieder Sequenzen im 4-4-2 in petto, in denen Rechtsaußen Sam neben Stürmer Nussbaumer rückte und diesen unterstützte. Der Grund lag darin, dass man mit diesem Kniff den Sechserraum der Austria besser kontrollieren und wie erwähnt verschiedene Aufgabenstellungen dem Gegner auferlegen wollte.
Beachtlich war aber auch, wie gut und sauber die Vorarlberger nach den Ballgewinnen agierten. Man ließ das Spielgerät gut in den eigenen Reihen laufen und hielt die Kontaktzeiten kurz, wodurch eine flotte Ballzirkulation zustande kam. Vor allem der Fokus auf viele Verlagerungen war klar ersichtlich, womit man die ballorientierte Vorgehensweise der Violetten ausnutzen und aushebeln wollte. Das führte dazu, dass die Altacher zu einigen guten Abschlüssen kamen und die erste Viertelstunde kontrollierten.
Austria arbeitet sich langsam in das Spiel
Die violetten Gastgeber hatten also in der Anfangsphase speziell in der Defensive mit Problemen zu kämpfen. Diese Schwierigkeiten sollte man zumindest nach und nach etwas abdämpfen, was vor allem am eigenen Ballbesitzspiel lag. Man fand langsam in die Spur und besann sich auf den eigenen Matchplan zurück. Dieser sah vor, dass man Torhüter Pentz aktiv in den Spielaufbau einbauen wollte und dieser etwas weiter vor dem Kasten stand, um das Anlaufverhalten der Altacher durcheinanderzubringen und zahlentechnisch auszuhebeln. Das gelang auch zunehmend und man konnte sich dadurch in einigen Situationen über die Sechser im Spielaufbau lösen und flüssig in die nächste Spielzone eindringen. Das gelang auch immer wieder indem man hinter die gegnerischen Achter kam, wo sich in den Halbräumen Möglichkeiten auftaten. Das führte dann auch dazu, dass Altach-Trainer Pastoor vermehrt auf ein klares 4-3-3 gegen den Ball umstellte, um da besseren Zugriff gegen den Spielaufbau der Austria zu bekommen.
In höheren Zonen sollte vor allem der Zehner Dominik Fitz eine Schlüsselrolle bei der Austria einnehmen und für Lösungen sorgen. Der Kreativspieler tendierte sehr stark in Richtung Flügel und sollte dort mit seiner Präsenz als Kombinationspartner für Überzahlsituationen sorgen, um dann in weiterer Folge Durchbrüche zu kreieren. Dafür war Flügelspieler Sarkaria in den Halbräumen etwas präsenter als üblich, um so für Balance und Variabilität zu sorgen.
Doch das mittlerweile alte Lied der Austria ist es, in aussichtsreiche Räume zu kommen, um sich dann immer wieder Fehler zu leisten und im Ansatz gute Möglichkeiten durch Ungenauigkeit im Keim zu ersticken. Das betraf alle Offensivspieler auf dem Feld, was vor allem bei der Passgenauigkeit zu sehen war, denn es war erschreckend, wie oft in den Rücken gespielt wurde oder schlichtweg unbedrängt das Spielgerät beim Gegner landete.
In vielen Situationen fehlte schlicht die Klarheit und Sauberkeit bei den durchführenden Aktionen, um auch mal die vorhandenen Räume ausnutzen zu können. So kam man u.a. auch dadurch erst besser in das Spiel, da man sich Ballverluste leistete und infolgedessen in Gegenpressing-Situationen kam. Das schmeckte den Altachern nicht und vor allem von hinten heraus geriet man immer wieder in Hektik, was zur Folge hatte, dass die Gäste vermehrt lange Bälle spielten.
Ausschluss killt aufkeimende Austria
In dieser Phase hatte dann auch die Austria die große Möglichkeit auf den Ausgleichstreffer, als Kapitän Grünwald nach einer Ecke zum Abschluss kam und die Stange traf. Die violetten Gastgeber schienen nun endgültig im Spiel angekommen zu sein und witterten ihre Möglichkeit. Doch erstens kommt es meist anders und zweitens als man denkt. Nur wenige Augenblicke später leistete sich Offensivspieler Sax eine Dummheit und fing sich in einer Szene gleich zweimal die gelbe Karte ein, womit er des Feldes verwiesen wurde. Somit musste die Austria nun in Unterzahl einen Rückstand drehen, was die Aufgabe nicht gerade einfacher machte.
Ilzer stellte die Mannschaft nicht auf ein defensives 4-4-1 um, sondern versuchte mit einem 4-3-2 weiterhin Altach vorne anzulaufen und den Ausschluss mit erhöhter Laufarbeit von Rechtsverteidiger Klein und das stärkere Nachrücken von Palmer-Brown aufzufangen. Zunächst blieb man im Pressing auch recht gut beisammen und erzwang einige lange Bälle bei den Altachern, was den Trainer der Gäste an der Seitenlinie furchtbar ärgerte. Dieser wollte nämlich durch einen kontinuierlichen Spielaufbau das Tempo aus der Partie nehmen und es etwas beruhigen. Stattdessen blieb es ein intensiver Schlagabtausch und beide versuchten durchaus nach vorne zu spielen. Die Vorarlberger begannen dann erst gegen Ende der ersten Hälfte die größeren Freiräume bei der Austria auszunutzen und mit gefährliche Umschaltaktionen für Gefahr zu sorgen.
Im zweiten Durchgang nahm dann das Tempo und die Spannung in der Partie deutlich ab. Das lag einerseits am recht frühen 2:0 für die Altacher, was aus einem Eigentor der Austria resultierte, andererseits aber auch an der Spielweise der Gäste. Altach gelang es nun die Ballzirkulation zu stabilisieren, die Breite des Feldes noch besser auszunutzen und mit zahlreichen Spielverlagerungen die violetten Gastgeber zu viel Laufarbeit zu zwingen. Dadurch fehlte es der Austria in den Umschaltmomenten an der passenden Nachrückbewegung, da man zu tief stand und die Wege nach vorne zu lange wurden. Das machte sich im Offensivspiel deutlich bemerkbar, da der letzte Punch oft fehlte und nie wirklich ein Aufbäumen zu sehen war. Altach konnte dadurch das Spiel relativ unspektakulär in trockene Tücher bringen und den Auswärtsdreier fixieren.
Fazit
Es war ein Abend zum Vergessen für die Austria und was schief laufen konnte, lief auch letztlich schief. Man startete die Partie de facto mit einem „Handicap“ wie man im Wettjargon sagen würde, was natürlich ein ordentlicher Ballast ist. Viel schlimmer wiegt jedoch die Tatsache, dass man sich dadurch in eine Schockstarre stoßen ließ und länger brauchte, um wieder in die Spur zu finden. Und als es so aussah, als würde das langsam gelingen und man auch zu einer großen Ausgleichsmöglichkeit kam, schadete man sich selbst mit einem dummen Platzverweis und fügte damit das nächste Handicap hinzu.
Dadurch wurde die Aufgabe noch schwieriger und Altach ließ in der zweiten Halbzeit dann auch keine Fragen mehr aufkommen, wer als Sieger vom Platz gehen würde. Für die „Veilchen“ bedeutet diese Niederlage, dass man nun hinter den Vorarlbergern liegt und sich in der „Jäger-Rolle“ wiederfindet. Klar ist, die Wiener werden sich in den nächsten Wochen deutlich steigern und vor allem damit anfangen müssen, Lösungen gegen tiefstehende Gegner zu entwickeln. Ansonsten müssen sich einige Akteure die Qualitätsfrage gefallen lassen und ob sie in Zukunft ein Bestandteil der Austria sein können.
Dalibor Babic, abseits.at
Dalibor Babic
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