Mit einer ausgesprochen beherzten und auch cleveren Leistung gegen Red Bull Salzburg tankte Rapid Selbstvertrauen fürs Cup-Finale am Sonntag gegen Sturm Graz. Die Hütteldorfer... Analyse: Intensive Rapid-Elf erkämpft sich Hoffnung fürs Cup-Finale

Mit einer ausgesprochen beherzten und auch cleveren Leistung gegen Red Bull Salzburg tankte Rapid Selbstvertrauen fürs Cup-Finale am Sonntag gegen Sturm Graz. Die Hütteldorfer zeigten sich ausgerechnet gegen den Serienmeister verbessert im Pressing und machten auch das Zentrum intelligent dicht.

Im Hinblick auf das Cup-Finale gab Rapid-Coach Barisic einigen Stammspielern eine Pause. Grüll und Strunz blieben auf der Bank und auch Oswald rutschte aus der Mannschaft. Auch formativ wusste Rapid durchaus zu überraschen, weil man Salzburg spiegelte.

Stärkere Gegneranpassung

Gegen den Ball formierte sich Rapid in einer 4-4-2-Pressingformation, in der Patrick Greil weit nach vorne schob und mit Guido Burgstaller die erste Pressinginstanz bildete. Allgemein war Rapids Pressing auch deshalb interessant, weil es sehr zentrumslastig war. Bereits Kühn und Bajic, also die zweite Pressingreihe, rückten im Spiel gegen den Ball weit ein und auch die Außenverteidiger schoben stark zur Mitte.

Da Salzburg derzeit nicht mit klassischen Flügelspielern agiert, sondern vor allem die Halbräume und das Zentrum dominieren will, ließ Rapid den Gästen durch diese Herangehensweise wenig Platz und zwang die Salzburger immer wieder zu ungewohnten Fehlern. Die Intensität, die Rapid auf den Platz brachte, war wahrscheinlich die höchste in der laufenden Saison und die Abläufe wirkten ganz plötzlich sehr homogen.

Sehr intensiv agierende Rapid-Elf

Erstmals seit längerer Zeit sah man schon früh, dass Rapid im Pressing einen Plan verfolgte und alle Spieler zumindest mental voll bei der Sache waren. Nur phasenweise wurden die Abstände noch etwas zu groß und Salzburg konnte sich vor allem dank des bärenstarken Nadelspielers Nicolas Seiwald befreien. Davon abgesehen konnte Rapid Intensität und auch Körperlichkeit aufrechterhalten und den Meister und Tabellenführer so vor eine schwierige Aufgabe stellen. Speziell wenn die Salzburger die Aufdrehbewegungen nicht schafften, hatten sie immer sofort einen Rapid-Spieler im Nacken und wurden sehr aktiv attackiert. Da bei Rapid fast die gesamte Mannschaft in Bewegung war, veränderten sich auch die Gegebenheiten regelmäßig und die „Roten Bullen“ mussten deutlich schneller schalten, als sie es erwartet haben.

In der Grafik mit den Durchschnittspositionen beider Mannschaften sieht man gut, wie Rapid die Salzburger spiegelte, den verstärkten Zentrumsfokus, aber auch die verhältnismäßig sehr offensive Herangehensweise der Grün-Weißen:

Die Variante, das Zentrum durch häufigere Einrückbewegungen zu stärken, war natürlich clever, zumal ebendieses Zentrum in letzter Zeit das große Problem der Hütteldorfer war. Dem wirkte man nun praktisch mit Quantität entgegen. Damit schaffte Rapid auch im Aufbau mehr Synergien, wobei der Spielaufbau diesmal auch dadurch entscheidend unterstützt wurde, dass die Antizipationsbewegungen besser waren. Rapid schaffte es immer wieder, Anspielstationen zu schaffen, weil man sich ohne Ball deutlich besser bewegte, als in den vorangegangenen Spielen.

Deutlich verbesserte „Grüppchen“ in Grün-Weiß

Durch die bessere Bewegung ohne Ball gab es in Rapids Spiel gute Synergien zwischen einigen Mannschaftsteilen, die in den letzten Wochen und Monaten sonst immer wieder fehlten. Besonders hervorzuheben ist dabei Thorsten Schick, der einerseits eine sehr gute Bindung zu Roman Kerschbaum aufbaute und zugleich seinem Vordermann Nicolas Kühn gut den Rücken freihielt. Da Schick sich aber auch immer wieder selbst in die Offensive einschaltete und sich zudem auch gut im defensiven Umschaltspiel präsentierte, wurde Salzburgs Linksverteidiger Bernardo weit zurückgedrängt und mit Defensivaufgaben eingedeckt, weshalb die Bullen über links nur wenig Gefahr aufbauen konnten.

Auf der anderen Seite gelang dies auch dem Duo Auer-Bajic, wenn auch mit teilweise etwas fahrigeren Mitteln. Der Dritte im Bunde war hier erneut Martin Moormann, der dem Aufbauspiel Rapids wieder viel Tiefe gab und eine staubtrockene Partie abspulte. Erneut suchte der linke Innenverteidiger immer wieder den tiefen Ball in Richtung Bajic, so wie er es schon in den letzten Spielen immer wieder in Richtung Grüll versuchte.

Durch diese guten Verbindungen wirkte auch Sollbauer im Aufbauspiel stärker. Schick nahm auf der rechten Seite viel Druck von Rapids aufbauschwachem Routinier und so schafften es die Wiener einen recht flexiblen Spielfluss aufzubauen, der sich nicht nur auf eine Seite beschränkte.

Kaum Leerläufe

Deshalb und weil Rapid gegen den Ball äußerst viele „Etappensiege“ einstreifen konnte, blieb man stets auf Betriebstemperatur und hatte praktisch keine Leerlaufphasen. Die Intensität, die Rapid hiermit aufrecht erhielt, hat die Mannschaft praktisch Aktion für Aktion weitermotiviert und so passte die Mentalität der Gastgeber fast durchgehend. Ebenfalls hervorzuheben ist hierbei Patrick Greil, der seine beste Partie im Rapid-Dress abspulte und im Pressing und vor allem im Gegenpressing nun das lieferte, was man sich von ihm erwartet.

Rapid hat Salzburg unruhig gemacht

Dass die Salzburger mit diesem giftigen Auftritt des Gegners nicht zurechtkamen, sah man auch daran, dass das Spiel Stück für Stück hitziger wurde. Zunächst waren es noch kleinere Gespräche mit dem Schiedsrichter oder das eine oder andere härtere Foul, danach uferte die aufgeheizte Stimmung aber in Sollbauers unnötiger Tätlichkeit und einer indiskutablen Anti-FairPlay-Aktion von Nicolás Capaldo aus. Letztere war ein Verstoß gegen das FairPlay-Agreement, das man als Bundesliga ruhig mal im Nachhinein mit einer Strafe ahnden könnte. Schule sollte diese (Un-)Art jedenfalls nicht machen…

Chancen auf den Cup-Sieg bei ähnlichem Kampf gegen Sturm

Unterm Strich stand ein leistungsgerechtes 1:1 nach einer hitzigen Partie, in der Schiedsrichter Altmann und auch sein Video Assistant Referee nicht immer das glücklichste Händchen hatten und schließlich auch eine Rapid-Mannschaft, die sich selber bewies, dass man sich in einen guten Gesamtzustand hineinkämpfen kann, wenn wirklich alle Akteure in Bewegung und konzentriert bleiben. Tugenden, auf die es auch am kommenden Sonntag gegen den SK Sturm Graz ankommen wird. Das Remis gegen Salzburg hinterließ die Rapid-Fans jedenfalls zurecht mit Hoffnung für das Finale.

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen