Analyse: „Kleiner“ WAC dominiert „große“ Austria
Bundesliga 6.November.2018 Dalibor Babic 1
In der 13. Runde der österreichischen Bundesliga empfing die Wiener Austria nach dem Aufstieg ins Cup-Viertelfinale den Wolfsberger AC. Dabei wollten die Wiener endlich wieder drei Punkte holen und die Serie von drei sieglosen Spielen in der Liga durchbrechen. Auf der Gegenseite kamen die Kärntner mit einem Negativerlebnis in die Hauptstadt, nachdem man gegen den Erzrivalen der Austria mit 0:3 in heimischen Gefilden unterging. Speziell aufgrund Tabellensituation versprach dieses Duell Spannung, denn beide Teams hatten die Chance mit einem vollen Erfolg an die höheren Regionen der Tabelle anzuschließen und sich etwas abzusetzen.
Blitzstart der Austria
Bevor man in diesem Duell der beiden Mannschaften noch Schlüsse von strategischer Ausrichtung und systemtischer Anordnung ziehen konnte, fiel bereits nach 25 Sekunden der Führungstreffer der Austria. Matic brachte einen Abpraller mit einem Volley aufs Tor und Innenverteidiger Rnic lenkte den Ball unglücklich ins eigene Tor ab. Damit startete die Austria denkbar günstig und konnte mit der Führung im Rücken etwas beruhigter agieren. Doch zunächst versuchte man noch die Unsicherheiten beim Gegner auszunutzen und übte weiter Druck aus, weshalb auch Friesenbichler alleine auf das Tor ziehen konnte, eher er wegen seiner schlechten Ballmitnahme diese aussichtsreiche Torchance liegen ließ.
Dass die Austria zunächst viel Druck auf den Gegner entfachen konnte, hing auch damit zusammen, dass man im Gegenpressing gut nachsetze und so für einige Ballgewinne sorgen konnte. Der Trainer der Austria Thomas Letsch entschied sich für die Rückkehr zur Raute und dem 4-3-1-2, um das gegnerische System vom WAC quasi zu spiegeln und damit besseren Zugriff im Spiel gegen den Ball zu erhalten. Das klappte wie gesagt zunächst auch ganz gut, da man mit der 2-1 Staffelung die Verteidigung und den Sechser des WAC abdecken konnte und sie so zu langen Bällen zwang. Durch das zunächst erfolgreiche Gegenpressing konnte sich kurz nach der Führung Sechser Jeggo den Ball erkämpfen und Monschein bedienen, der mit einem Schuss Kofler zu einer Parade zwang. Doch in der Anfangsphase konnte man bereits sehen, dass es speziell im Spiel nach vorne bei der Austria nicht beim 4-3-1-2 blieb, sondern man versuchte durchaus flexibel zu agieren. Dies hing vor allem mit der Positionierung von Sax zusammen, der sehr oft auf den linken Flügel tendierte und sich aus dem Zentrum fallen ließ, um von dieser Zone aus das Spiel nach vorne zu tragen und der Deckung von WAC-Sechser Leitgeb zu entgehen. Dadurch war oft auch eine 4-3-3 Staffelung zu sehen und damit de facto drei Angreifern ganz vorne in der Spitze, wie man dies beim ersten Bild sehen kann:
Die Austria im Ballbesitz, durch das Herauskippen aus dem Zentrum von Sax entsteht de facto eine 4-3-3 Staffelung der Austria, die man immer wieder im Spiel sah. Auch gut zu sehen die Formation der Kärntner, die im 4-3-1-2 verteidigten.
Die Austria kam in der Anfangsphase speziell über den spielstarken Sax gut nach vorne, der sich immer wieder als Kombinationspartner anbot und dank seiner starken Technik viele enge Situationen auf der linken Seite auflösen konnte. Der WAC hatte da noch einige Probleme den richtigen Zugriff zu finden und konstante Ballgewinne zu erzielen, da man auch auf ein tieferes Mittelfeldpressing setze und die Austria sich dadurch relativ einfach nach vorne spielen konnte. Doch nach einigen Minuten erfingen sich die Gäste etwas und kamen besser in das Spiel, wobei sie speziell im Umschaltspiel immer wieder ihre Gefährlichkeit andeuteten. Nach gut zehn Minuten hatte der WAC dann die große Ausgleichschance, als nach einem schönen Konter Stürmer Gschweidl alleine vor dem Torhüter an Pentz scheiterte. Kurze Zeit später war es dann aber soweit, Leitgeb stand nach einem Freistoß goldrichtig und erzielte den Ausgleich, wobei der Treffer wegen einer Abseitsstellung nicht hätte zählen dürfen.
Der WAC witterte ab da an Morgenluft und versuchte nun die Gastgeber hoch anzupressen, allerdings reagierte der Sechser der Austria Jeggo darauf richtig und zeigte in der Situation seine Spielintelligenz, indem er zwischen die Innenverteidiger abkippte und so die Aufbaulinie streckte, wodurch die klare Zuteilung der Kärntner ausgehebelt wurde und sie sich wieder zum Mittelfeldpressing zurückzogen. Wenig später schlug nun auch die Austria wieder zu und erzielte nach einem schönen Kopfballtreffer das 2:1. Danach konnten die Veilchen wieder etwas die Oberhand über die Partie erlangen und ließen den Ball recht gut in den eigenen Reihen zirkulieren, wobei man von hinten immer wieder gut in die gegnerische Hälfte vorstoßen konnte, da speziell Igor gute Vertikalpässen nach vorne spielte und auch Jeggo das Spielgerät oft in die gegnerische Hälfte brachte. Dadurch hatte die Austria nach ungefähr 25 Minuten auch knapp zwei Drittel Ballbesitz und man schien die Kontrolle über das Spiel zu haben. Doch dies änderte sich recht schlagartig.
WAC wird im Ballbesitz mutiger und übernimmt die Kontrolle
Diese Phase war dann wohl der Knackpunkt in dieser Partie, als der WAC darüber hinaus der Austria auch zeigte, wie man die Raute im Ballbesitz mittels eines guten Positionsspiel erfolgreich und druckvoll ausführen kann. Die Austria attackierte nun einerseits nicht mehr ganz vorne und ließ speziell Torhüter Kofler in Ruhe, der dadurch mehr Zeit hatte seine Zuspiele vorzubereiten. Andererseits rückten aber auch die beiden Außenverteidiger der Wolfsberger noch aggressiver nach vorne, spielten teilweise wie Flügelstürmer und gaben allgemein oft maximale Breite. Sie wurden nachfolgend von Torhüter Kofler immer wieder mit Abschlägen gesucht und gefunden, weshalb der WAC relativ zügig in die gegnerische Hälfte kam und nicht über die aufbauschwachen Innenverteidiger das Spiel eröffnen musste. Interessant waren allerdings die unterschiedlichen Rollen der beiden Außenverteidiger. Linksverteidiger Schmitz rückte in etwa wesentlich weiter auf, als es Novak tat, da er spielerisch wesentlich stärker ist und viel Druck über die Seite entfachen kann, was er auch im gesamten Spiel über tat und so auf über 100 Ballkontakte kam. Novak war dafür eher als Balancegeber im Spiel und als sichere Anspielstation zuständig, weshalb er stark ins Zentrum tendierte und immer wieder im Halbraum auftauchte, was man bei den nächsten beiden Bildern gut erkennen kann:
WAC im Ballbesitz, die Außenverteidiger sind für die Breite im Spiel zuständig (gelber Kreis) und rücken aggressiv und mutig nach vorne, wobei die beiden AV noch jeweils spezifischere Rollen zugeschnitten bekamen…
..da Schmitz quasi wie ein Flügelstürmer agierte und entsprechend seiner individuellen Fähigkeiten konstant als Breitengeber fungierte, agierte Novak eben als Balancegeber und rückte oft ins Zentrum und den Halbräumen ein – in dieser Szene diesmal in einer sehr extremen Ausprägung.
Dass diese Praxis des WAC kein Zufall und gezielt einstudiert war, konnte man auch daran sehen, dass speziell die jeweiligen Achter ihre Positionierung danach ausrichteten, wo die beiden Außenverteidiger standen. So kippte Ritzmaier oft hinter Schmitz ab, sobald dieser weit aufrückte und sicherte ihn quasi ab, während Wernitznig auch mal auf den rechten Flügel auswich oder in die Spitze stieß, während Novak in den Halbraum rückte. Doch diese Vorgehensweise war alles andere statisch, denn die Spieler wechselten sich in der Besetzung der Räumen immer wieder ab und Schmitz tauchte auch mal im Zentrum auf, während Ritzmaier oder Schmerböck auf den linken Flügel auswichen. Dies zeigt wiederum eindrucksvoll den Einfluss und das Bewusstsein für die Prinzipien des Positionsspiels der Spieler, was Trainer Christian Ilzer seiner Mannschaft erfolgreich vermitteln konnte. Der WAC fürchtete sich dabei auch nicht, mit allen Spielern in die gegnerische Hälfte aufzurücken und damit „Risiko“ einzugehen. Doch das Risiko war in Wirklichkeit nicht hoch, denn durch die gute Struktur hatte man nach Ballverlust sofortigen Zugriff im Gegenpressing und vereitelte damit oft bereits frühzeitig die Konterchancen des Gegners.
Neben einem gut ausgeführten Positionsspiel und einer passenden Struktur ist es natürlich auch hilfreich, Spieler in den eigenen Reihen zu haben, die im Ballbesitz die Fäden ziehen können und nicht nur das Tempo diktieren, sondern auch entscheidende Sachen initiieren können. Mit Michael Liendl hat der WAC genau so einen Spieler und daher übernimmt der Mittelfeldspieler auch eine wichtige Funktion. Nominell als „Zehner“ aufgestellt, taucht der Routinier in der Offensive überall auf und fungiert als Verbindungsspieler und Kombinationspartner. Dabei ist es egal, ob er aus einer tieferen Zone das Spiel nach vorne trägt oder vor dem Strafraum versucht den tödlichen Pass zu spielen, Liendl ist das Um und Auf im Spiel der Wolfsberger und übernimmt verschiedene Rollen. Dass die Gäste nach 25 Minuten besser und dominanter wurden, hing auch mit dem Ex-Austrianer zusammen. Davor gelang es dem Sechser der Austria (Jeggo) ihn noch öfters zu stellen und auf den „Füßen“ zu stehen und in Zweikämpfe zu verwickeln, da er sich oft in seiner üblichen Position aufhielt und der direkte Gegenspieler war. Nach und nach setze sich Liendl jedoch immer weiter von Jeggo ab, verließ seine Position öfters und driftete durch alle möglichen Räume, um als Kombinationspartner zu fungieren. Dabei war er quasi jener Spieler in der Mitte, der die beiden Flügeln „verband“ und oft als Anspielstation bereit stand, um die jeweiligen Dreiecksbildung zu unterstützen und das Spiel in eine andere Zone zu verlagern. Dies war vor allem auf der linken Flügelzone der Fall, da der WAC vom Matchplan her den strategischen Fokus auf diese Seite verlegte und es gab dadurch immer wieder eine spannende „Diamantenstruktur“ bei den Gästen zu sehen, während Liendl auf rechts eher für die klassische Dreiecksbildung zuständig war. Dies kann man bei den nächsten beiden Bildern gut sehen:
WAC im Ballbesitz, Ritzmaier kippt hier hinter Schmitz ab, der stattdessen nach vorne schiebt, Schmerböck lässt sich aus der Spitze zurückfallen und Liendl kommt als Unterstützung (gelber Kreis), wodurch beim WAC eine „Diamantenstruktur“ entsteht, mit der sich die Kärntner bis ins letzte Drittel kombinieren.
Hier weicht Spielmacher Liendl mal auf die rechte Seite aus, um ein Dreieck zu bilden und steht vollkommen frei.
Dass Liendl der entscheidende Mann in dieser Partie war, konnte man auch daran erkennen, dass er mit 113 Ballkontakten die meisten auf dem Feld hatte. Wie reagierte die Austria auf die mutige Spielweise der Gäste? Unzureichend bis gar nicht.
Austria schläfert sich ein und bekommt keinen Zugriff
Die violetten Gastgeber ließen sich mit Fortdauer der Partie und dem Aufkommen der Gäste immer weiter nach hinten zurückfallen. Teilweise stand man ständig mit der Abwehrlinie an der Sechszehnerkante und rückte überhaupt nicht nach, weshalb man allgemein mit der Defensivformation sehr tief stand und der Gegner viel Platz im zweiten Drittel zum kombinieren hatte. Das lag auch u.a. daran, dass die Austria laufend vom WAC mittels Spielverlagerungen auf die linke Seite aufgerissen wurde und man speziell über diese Seite nahezu keinen Zugriff erhielt, weshalb man nach hinten zurückwich und den Strafraum zustellte. Mit Fortdauer musste durch die offensive Spielweise von Schmitz Achter Ebner weit aus dem Zentrum herausrücken und nach außen attackieren, weshalb das zentrale Mittelfeld vor dem Problem stand, schieben wir nach oder bleiben wir im Zentrum? Tatsächlich probierte man beides, doch egal ob sie nachschoben oder im Zentrum blieben, man bekam dennoch gar keinen Zugriff auf die Ballzirkulation des Gegners. Die meiste Zeit verteidigte die Defensive der Austria folgendermaßen:
Man konzentrierte sich sichtlich darauf, nur den Strafraum zu verteidigen und ließ sich oft dementsprechend tief fallen, um dem Gegner keinen Rückraum zu geben. Dadurch hatte der WAC rundum den Strafraum oft alle Zeit der Welt den Ball zirkulieren zu lassen und ihre Ballbesitzzeiten dementsprechend in die Höhe zu schrauben. Erschwerend hinzu kam allerdings, dass die Violetten nie aggressiv aus ihren Positionen auf den Gegenspieler herausstachen um Druck auszuüben, sondern oft eher im Raum verblieben aus Angst, man würde beim herausrücken Löcher hinterlassen. Die Austria konnte aber auch nach Ballgewinn keinen richtigen Konter fahren, da die Gäste sofort ins Gegenpressing gingen und sich die Bälle rasch wieder zurückholten. Ebenfalls problematisch war allerdings, dass nicht alle Feldspieler der Austria in einem kompakten Block gemeinsam verteidigten, sondern Friesenbichler und Sax öfters bewusst weiter vorne gelassen wurden, um vermutlich im Konter für Entlastung zu sorgen. Daher eilten sie öfter erst nach längeren Angriffssequenzen des Gegners zurück, allerdings wurde es dadurch nicht wesentlich kompakter, geschweige denn, dass man dadurch Zugriff erhielt. Immer mal wieder hatte der WAC sogar beinahe eine nummerische Gleichzahl rundum den gegnerischen Strafraum und konnte dadurch problemlos den Ball in den eigenen Reihen halten. Auch wenn der WAC etwas tiefer den Ball hatte, bekam die Austria keine Kompaktheit zustande, da man oft zu weit auseinander stand und speziell die Abwehrlinie zu tief postiert wurde. Das Verschieben und Nachschieben aller Mannschaftsteile funktionierte nur unzureichend und wirkte oft nicht stimmig und synchronisiert.
Daher kippten die Ballbesitzzeiten auch völlig, nachdem sie ja wie erwähnt nach ca. 25 Minuten bei über 60 Prozent auf Seiten der Austria lagen, um nach Ende der Halbzeit bei genau 50:50 zu liegen. Wie reagierte der Trainer der Austria darauf, dass die Partie auf Seiten des Gegners zu kippen drohte?
Austria ergibt sich ihrem Schicksal
Tatsächlich gab es vorerst keinerlei Reaktion in Form von einer systematischer oder taktischen Anpassung, zumindest waren sie nicht ersichtlich oder wurden einfach nicht befolgt. Das lässt sich auch relativ leicht mit zwei Bildern belegen:
Nach wie vor beteiligen sich oft nur sieben Spieler an der Defensivarbeit und man steht extrem tief in der eigenen Hälfte. Der Gegner kann dadurch auch weiterhin den Ball nach Belieben in den eigenen Reihen laufen lassen und sich die Austria quasi zurechtlegen.
Der Gegner hat in der Nähe des Mittelkreises den Ball, die Austria denkt dennoch nicht daran von hinten herauszurücken und nachzuschieben, weshalb sich riesige Räume im Mittelfeld auftun und Matic dadurch quasi eine „Ein-Mann Armee“ in Ballnähe darstellt. Kompaktheit und Druck auf den Gegenspieler? Fehlanzeige.
Gerade das letzte Bild zeigt im Vorfeld das übliche Angriffsmuster der Wolfsberger: Ballannahme im Mittelfeld – viel Zeit zum Aufdrehen – eine Spielverlagerung auf die linke Seite- Außenverteidiger Schmitz findet viel Raum und Zeit vor und der WAC ist dadurch im letzten Drittel. Die Austria fand dagegen einfach keine Lösung, weil die strukturellen Nachteile der Raute entblößt wurden bzw. das praktizierte Defensivverhalten aus dieser Anordnung heraus einfach katastrophal war. Die Flügelzonen bekam man gar nicht in den Griff und selbst obwohl Ebner nach außen rückte, bekam man dennoch keinen Zugriff ,da man oft schlecht gestaffelt war und eben kaum nachrückte und Druck auf den Ballführenden ausübte.
Diese Defensivproblematik für sich wäre schon problematisch genug gewesen, doch der Austria reichte dies scheinbar nicht. Mindestens genauso schwerwiegend war es nämlich, dass man trotz der offensiven Spielweise des Gegners und des mutigen Aufrückens mit vielen Spielern in die gegnerische Hälfte, für keinerlei Entlastung in Form von Kontern sorgen konnte. Sobald man nämlich das Spielgerät eroberte, feuerte man entweder den Ball sofort blind nach vorne oder verlor ihn umgehend wieder an den Gegner. So oder so landete der Ball meistens prompt wieder beim WAC und das obwohl man teils bewusst drei Spieler für Konterangriffe abstellte aber dies nicht nutzen konnte, weshalb die Austria permanent unter Druck und tief hinten drin. Besonders erschütternd dabei ist die Passquote der Violetten in der zweiten Halbzeit gewesen, die lange Zeit bei nur etwas mehr als 50 (!) Prozent lag, womit jedes zweite Zuspiel zu einem Fehlpass führte. Daher kann man auch die Dominanz des WAC als absolut beschreiben, denn die Austria rannte nur hinterher und hatte weder mit, noch gegen den Ball Zugriff auf das Spiel.
Austria-Trainer Letsch versuchte daher mit zwei frischen Offensivkräften das Angriffsspiel wieder zu beleben und für die dringend benötigte Entlastung zu sorgen. Doch verpuffte diese Maßnahme weitestgehend, denn sowohl Prokop, als auch Ewandro taten sich gegen den aggressiven Gegner schwer und leisteten sich wie die Kollegen unter dem Druck viele Ballverluste und Fehler. Es schien daher nur eine Frage der Zeit, bis der WAC den Ausgleich erzielen würde und man kam auch zu einigen guten Gelegenheiten, die man jedoch nicht nutzen konnte. Es dauerte daher bis in die späte Schlussphase, ehe die Kärntner den verdienten Ausgleich erzielten. Nach einem Eckball stand Leitgeb erneut goldrichtig und erzielte seinen zweiten Treffer im Spiel. Als wäre dies nicht genug gewesen, kassierte die Austria in der Nachspielzeit sogar noch den dritten Treffer. Erneut traf Leitgeb zum dritten Mal nach einer Standardsituation und stach somit einen Dolch mitten in das Herz seiner ehemaligen Mannschaft, die nach dem Spielende von den eigenen Fans mit einem lauten Pfeifkonzert und Unmutsbekundungen verabschiedet wurde.
Fazit
Um die Leistung der Austria ab Minute 25 in Worten zu beschreiben muss man schon recht tief in die „Wortschatzkiste“ blicken und lange überlegen, um den passenden Terminus zu finden. Unweigerlich landet man dabei bei den Wörtern „blamabel“, desaströs“ oder „Bankrotterklärung“. Der „kleine“ WAC spielte die „große“ Austria in ihrem eigenen Stadion fast 70 Minuten an die Wand und legte dabei ein Lehrbeispiel ab, wie man eigentlich als Favorit und einer der erfolgreichsten Klubs des Landes auftreten sollte. Die Austria fand gegen das dominante und mutige Ballbesitzspiel, welches bedingt war durch das kluge Positionsspiel und der stimmigen Bewegungen der Spieler in der Besetzung der Räume, keinerlei Antworten und rannte förmlich nur hinterher, weshalb der WAC am Ende der Partie auswärts auf fast 60 (!) Prozent Ballbesitz kam. Dabei bekam man weder in der Mitte des Feldes, noch auf dem Flügel Zugriff und konnte dem Gegner etwas entgegensetzen, da man keine geschlossene Kompaktheit zustande brachte und meist zu tief und viel zu passiv agierte. Von der von Austria-Trainer Letsch oft geforderten „Intensität“ im Spiel war nur in der Anfangsphase etwas zu sehen, danach reagierte ausschließlich nur die Passivität und der WAC konnte sich die Violetten quasi zurechtlegen.
Viel schlimmer ist es jedoch, dass die Austria im Ballbesitz, vor allem mit ihrem Anspruch, so schwach agierte. Dabei spricht nicht nur die Torschussstatistik Bände (5:24), sondern auch die Art und Weise. Der WAC, der nur ein Bruchteil der finanziellen Mittel hat, führte die Austria regelrecht vor und zeigte mit ihrer Spielanlage, dass Mut zum Risiko nicht immer gefährlich sein muss. Durch die gute Struktur im Ballbesitz und das saubere Positionsspiel, hatte man nämlich sofortigen Zugriff bei Ballverlust und konnte trotz des Aufrückens mit der gesamten Mannschaft die meisten Konterangriffe frühzeitig abfangen. Die Spieler des WAC waren sehr gut vorbereitet und jeder wusste sichtlich über seine Aufgabe genauestens Bescheid, was für ein gutes Coaching spricht. Bei der Austria hingegen zeigt die Entwicklung in den letzen Wochen deutlich nach unten. Nicht nur, dass man in der Offensive weiterhin harmlos agiert und kaum zu Torchancen kommt, nun ist man auch gegen den Ball immer anfälliger und baut ab. Es nutzt sogar wenig, dass man sich gnadenlos effizient zeigte und das von Letsch geforderte frühe Tor erzielte, um den Knoten zu durchbrechen. Daher wird es auch für den Austria-Trainer immer ungemütlicher und die Rufe nach Veränderung werden in Wien-Favoriten immer lauter und lauter, da die Argumente für den Deutschen auch weniger und weniger werden. Mit einer weiteren Niederlage am kommenden Sonntag gegen Meister Salzburg, könnte seine Amtszeit bei den Violetten bereits frühzeitig zu einem jähen Ende kommen.
Dalibor Babic, abseits.at
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Dalibor Babic
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