Am 13. Spieltag der österreichischen Bundesliga fand das Topspiel am Sonntag zwischen den beiden Traditionsvereinen des LASK und der Wiener Austria statt. Die Linzer... Analyse: LASK und Austria teilen sich erneut die Punkte

Am 13. Spieltag der österreichischen Bundesliga fand das Topspiel am Sonntag zwischen den beiden Traditionsvereinen des LASK und der Wiener Austria statt. Die Linzer wollten dabei ihren Aufschwung fortsetzten, nachdem man zuletzt gegen Klagenfurt und den FAC gewinnen konnte. Vor allem wollte man die Heimbilanz aufpolieren, da man vor eigenem Publikum gegen die WSG und Hartberg verloren hatte. Auch die Austria hatte auf der anderen Seite einiges wiedergutzumachen, nachdem man zuletzt im Cup gegen den Regionalligisten Wiener Sport-Club ausgeschieden ist.

Austria mit personell letztem Aufgebot

Die intensiven englischen Wochen der Wiener Austria nahmen also ihre Fortsetzung in Oberösterreich bei dem schwierigen Auswärtsspiel gegen den LASK, wo man nicht nur körperlich, sondern auch personell aus dem letzten Loch pfiff. Man musste nun auch mit Gruber und Jukic zwei weitere Offensivspieler ersetzen die kurzfristig ausfielen, wodurch mit Fitz nur noch ein Stammspieler im Angriff übrigblieb.

So mussten mit dem jungen Polster und Teigl zwei Notlösungen auf den offensiven Außenbahnen ran, während im Sturm erstmals Nikola Dovedan von Beginn an aufgestellt wurde. Dazu wurde auch Kapitän Mühl nicht rechtzeitig fit, womit nicht mal mehr die Bank der Violetten vollgemacht werden konnte und ein Platz freiblieb.

Dementsprechend sah in Anbetracht der Nachwirkungen des Ausscheidens im Cup auch die Erwartungshaltung aus und die Wiener gingen als Außenseiter in dieses Spiel. Es war auch in der Spielanlage von Beginn weg recht augenscheinlich zu sehen, dass man der ganzen Situation Tribut zollte und es etwas vorsichtiger als üblich angehen wollte. Die Pressinglinie wanderte einige Meter weiter zurück als gewohnt und man setzte auf eine kompakte und engstehende Formation, die den Gegner kommen ließ.

Der LASK seinerseits versuchte mit dem gewohnten 4-2-3-1 im Ballbesitz das Spiel maximal breit zu machen und verstärkt mit den beiden Pärchen am Flügel die Flanken zu bespielen, um Durchbrüche zu kreieren und Jungstar Ljubicic im Strafraum mit Flanken zu bedienen.

Die Gäste stellten sich aber gut auf die Linzer ein versuchten die strukturellen Schwierigkeiten im Ballbesitz anzubohren. Hier versuchen die Oberösterreicher mit sehr breitstehenden Innenverteidigern die erste Pressinglinie des Gegners auseinanderzuziehen, um dann über den tiefstehenden Außenverteidiger oder Sechser nach vorne zu kommen. Darauf waren die Austrianer allerdings gut vorbereitet und versuchten dies zu verhindern. So formierte man sich gegen den Ball zu einem 4-4-2/4-4-1-1, wobei die beiden Stürmer Fitz und Dovedan die Aufgabe hatten, sowohl den ballführenden Verteidiger, als auch den tiefstehenden Sechser zuzustellen. So standen die beiden nicht auf einer Höhe, sondern leicht versetzt zueinander und wenn der Pass zum anderen Innenverteidiger rüberkam, rückte etwa Fitz heraus, während Dovedan dessen Rücken absicherte und zurückwich.

Mit diesem Mechanismus und dem disziplinierten Anlaufen von Dovedan und Fitz, gelang es den Wienern, den Sechser des LASK, Jovicic, komplett aus dem Spiel zu nehmen und zu isolieren, wodurch den Linzern nur noch der Aufbau über die Außenverteidiger blieb.

Hier griff dann aber der zweite Teil des „Pressingplans“, denn sobald etwa Rechtsverteidiger Stojkovic den Ball bekam, war dies der „Pressingauslöser“ und rückte der linke Offensivspieler Polster sofort heraus und attackierte ihn im Vollspint, um ihn unter Druck zu setzen. Damit sollte entweder der Rückpass oder der hohe Ball erzwungen werden, um ein geordnetes spielerisches Vorkommen des LASK zu unterbinden.

Das gelang auch recht gut, wodurch die Gastgeber in der ersten Hälfte sich ungemein schwertaten, sauber und flach in die gegnerische Hälfte zu kommen. Stattdessen spielte man sehr viele Chipbälle ins Zentrum auf die physisch starken Zulj und Ljubicic, die allerdings von der Austria antizipiert und gut verteidigt wurden.

Ineffektive Offensivreihen hüben wie drüben

Dadurch war die Fehlerquote bei den Linzern recht hoch, was auch schon die letzten Wochen ein Problem der Oberösterreicher war. Dadurch bekam man die eigenen dribbelstarken Offensivspieler kaum in Szene gesetzt und wirkte alles nicht wirklich rund. Einzig nach Ballgewinnen entwickelte man über das Umschaltspiel so etwas wie Dynamik zu entwickeln und die Unordnung des Gegners auszunutzen, was ja ein typisches Merkmal von LASK-Trainer Kühbauer ist.

Doch auch hier scheiterte man oftmals am letzten Pass und war die Fehlerquote zu hoch. Und gegen den Ball? Da hatte der LASK auch so seine Schwierigkeiten. Man versuchte prinzipiell aus einem 4-1-4-1/4-3-3 die Violetten früh anzulaufen und unter Druck zu setzen, was aber einige Male im ersten Durchgang schieflief.

Die Austria überlegte sich nämlich etwas Spezielles und versuchte die beiden „Linksfüßler“ in der Innenverteidigung taktisch aufzufangen. So stand Rechtsverteidiger Ranftl tiefer als gewohnt und öfter auf einer Höhe mit den Innenverteidigung, um den Linksfuß Galvao als rechter Innenverteidiger eine sichere Anspielstation anzubieten. Gleichzeitig ließ sich in weiterer Folge Spielmacher Fitz auf die Position von Ranftl auf der Außenbahn fallen, um anspielbar zu sein und tauschte die Position mit Teigl, damit dessen fußballerischen Defizite nicht so zum Vorschein kamen und dieser in den Sturm vorrücken konnte. Dadurch gelang es der Austria, sich einige Male sauber aus dem Anlaufverhalten des LASK zu befreien und hier waren neben dem starken Fitz, der sehr viel auswich und mehr als Verbindungsspieler agierte, auch Kapitän Fischer entscheidend, der mit seiner Pressingresistenz viele Drucksituation löste und Angriffsaktionen initiierte.

So gab es recht viele Szenen, wo die Austria sauber aus dem Spielaufbau in die gegnerische Hälfte und in Richtung Strafraum vordrang. Das Problem? Man war absolut ungefährlich im letzten Drittel und vermochte es nicht, zwingende Torchancen zu erspielen. Hier war der Qualitätsabfall deutlich zu sehen, da man kaum Eins gegen Eins-Situationen suchte, geschweige denn gewann, es also an der Kreativität und individuellen Klasse haperte.

Da Fitz sehr viel unterwegs und dadurch weniger um den Strafraum herum präsent war, hätten die anderen Offensivspieler in die Bresche springen müssen. Vor allem von den beiden Flügelspielern kam hier zu wenig und es verwundert nicht, dass die Austria im gesamten Spiel nur sechs erfolgreiche Dribblings hatte, von denen alleine Rechtsverteidiger Ranftl vier (!) Stück zu verantworten hatte.

Die Folge war, dass sich sehr viel zwischen den Strafräumen abspielte, es aber kaum gefährliche Torchancen gab. Der LASK kam kaum in die Situationen, ihre gefährlichen Offensivspieler in Szene zu setzen, da man strukturell und gruppentaktisch zu statisch agierte und zu viele hohe Bälle spielte. Die Austria auf der anderen Seite zeigte ein gutes Positionsspiel und bespielten die Lücken der Gastgeber gut, hatte aber mit der Durchschlagskraft im letzten Drittel große Schwierigkeiten.

Dadurch hatte LASK hatte einen gefährlichen Distanzschuss, während die Austria nur nach einem Standard gefährlich wurde und es folgerichtig mit einem torlosen Remis in die Halbzeitpause ging.

Zweiter Durchgang nimmt dank Treffer ordentlich an Fahrt auf

Die violetten Gäste konnten mit ihrer Halbzeit sicherlich zufrieden sein, kam man doch in der Defensive kaum unter Bedrängnis und fand im Ballbesitz auch immer wieder Lösungen, um in die gegnerische Hälfte zu kommen. Der LASK auf der anderen Seite war gefordert, einen besseren Zugriff auf die Gäste zu erlangen, um mehr Ballgewinne zu erzielen und das Spiel in die gegnerische Hälfte noch stärker zu verlagern. Darauf lag auch augenscheinlich der Fokus, versuchte LASK-Trainer Kühbauer am Pressing- und Anlaufverhalten zu schrauben und hier einen besseren Zugriff auf die Austrianer zu erlangen, die sich immer wieder befreien konnten.

So stellten die Linzer nun auf ein 4-1-4-1 gegen den Ball um und speziell die Mittelfeld- und Angriffsreihe rückte noch weiter nach vorne, was vor allem für Zulj und Michorl im zentralen Mittelfeld galt. Die beiden waren nun angewiesen, ihre Gegenüber Fischer und Braunöder enger zu decken und unter Druck zu setzen, damit diese nicht mehr so einfach den Ball nach vorne tragen konnten und so auch die Pressinglinien aushebelten.

Auch die Außenverteidiger der Linzer rückten nun aggressiver nach vorne und speziell bei Chipbällen auf die gegnerischen Außenverteidiger, mussten sie nun nach vorne schieben. Dadurch bekam man einen besseren Zugriff auf das Ballbesitzspiel der Violetten und konnte das Spiel zunehmend in die Hälfte der Austria verlagern. So ähnlich entstand auch der Führungstreffer der Violetten, als nach einem schlechten langen Ball von Galvao der Ball erobert und blitzschnell in die Sturmspitze zurückgespielt wurde, wo Zulj geschickt den Laufweg von Galvao kreuzte, sich fallenließ und der Schiedsrichter auf diesen Täuschungsversuch hereinfiel.

Da auch die Stimme des VAR stumm blieb, nahm Zulj dieses Geschenk an und verwandelte zum 1:0 für den LASK. Der Führungstreffer und dieser Nackenschlag brachte die Austrianer ins Wanken und so erhöhte sich die Fehlerquote zunehmend, wodurch der LASK seine gefährlichen Umschaltsituationen bekam und Druck in Richtung gegnerische Tor ausübte.

Genau in dieser heiklen Phase, war es eine Einzelaktion der Violetten, die das Spiel wieder beruhigte. Ein herrlicher Pass des zurückfallenden Fitz durch die Schnittstelle der LASK-Abwehr, fand den in die Tiefe startenden Flügelspieler Polster, der mit einem tollen Flachschuss ins lange Eck den Ausgleich besorgte.

Dieser überraschende Ausgleich stabilisierte die Gäste und war die dringend benötigte Spritze für das Selbstvertrauen. So war es fortan wieder ein ausgeglichenes Spiel, wo beide Teams ihre Momente hatten, der LASK jedoch etwas präsenter in der gegnerischen Hälfte war. So hatten dann auch Jungstar Ljubicic nach einem erneuten Aufbaufehler bzw. Pressinggewinn des LASK die Großchance auf das 2:1, schoss allerdings den Ball über das Tor.

Die Violetten waren augenscheinlich mit dem Unentschieden zufrieden und wollten kein großes Risiko gehen, weshalb man lange Zeit auch darauf verzichtete, offensiv zu wechseln und der gleichen Mannschaft vertraute. Umso überraschender war dann auch der Führungstreffer, als erneut der starke Fitz nach einem Freistoß den Ball aus dem Halbfeld in den Strafraum beförderte und Linksverteidiger Martins mit einem sehenswerten Kopfball das umjubelte 2:1 besorgte. Nun war plötzlich der Sieg zum Greifen nahe für die Austria und galt es nun die letzten Minuten des Spiels noch zu überstehen.

Das gelang jedoch nicht, denn es dauerte nicht lange, ehe man den Ausgleich kassierte. Luckenender brachte eine der wenigen vertikalen Bälle aus dem Spielaufbau heraus in die Spitze auf Horvath, der sich toll aus dem Halbraum löste und ins Zentrum zog, um dann mit einem satten Schuss ins Eck das 2:2 zu besorgen. Hier fehlte es der Austria in dieser Situation an der Cleverness, hätte Braunöder doch die Chance gehabt Horvath mit einem taktischen Foul zu stoppen.

Beide Teams waren nach dem erneuten Ausgleich augenscheinlich mit dem Ergebnis zufrieden und so passierte auch nichts mehr, weshalb es beim 2:2 Unentschieden blieb.

Fazit

Es war trotz der ereignisreichen zweiten Halbzeit sicherlich kein Offensivspektakel der beiden Teams und beide hatten jeweils mit ihren eigenen Problemen im Spiel zu kämpfen, weshalb man sich folgerichtig auch die Punkte teilte. Der LASK hatte lange Zeit spielerische Probleme und bekam das Ballbesitzspiel nicht wirklich zum Laufen, weshalb man die individuelle Qualität in der Offensive kaum ausspielen konnte.

Erst in der zweiten Halbzeit kam man durch die bessere Pressingordnung zu mehr Ballgewinnen in der gegnerischen Hälfte und erarbeitete sich folglich gefährlichere Situationen, als es noch im ersten Durchgang der Fall war. Allerdings war man dann in der Defensive zu nachlässig, weshalb es nicht zum Sieg reichte.

Die Austria auf der anderen Seite kann mit dem Punkt sicherlich besser Leben und konnte die herbeigeschworene Reaktion nach der Blamage im Cup zeigen. Vor allem in Anbetracht der personellen Situation ist dieser Punktegewinn hoch einzuschätzen, spürte man doch in einigen Situationen die fehlende Qualität, was vor allem in der Offensive zu sehen war.

Dennoch stellte Austria-Trainer Schmid seine Mannschaft gut ein und gab ihr einen passenden Matchplan auf dem Weg, wodurch die Leistung den Umständen entsprechend recht ordentlich war. Damit konnte man sicherlich Mut schöpfen für das kommende wichtige Heimspiel in der Conference League gegen den polnischen Meister Lech Posen.

Dalibor Babic, abseits.at

Dalibor Babic