Analyse: „Platter“ SK Rapid vergeigt Härtetest fürs Cup-Finale
Bundesliga 15.Mai.2017 Daniel Mandl 3
Red Bull Salzburg setzte sich in der 33.Runde gegen einen harmlosen SK Rapid durch und sicherte sich so zum vierten Mal in Serie den Meistertitel. Im Cup-Finale treffen die beiden Großklubs noch einmal aufeinander und das Ligaspiel gab klare Aufschlüsse über die Ausgangssituation.
Noch immer ist der Abstieg für Rapid rechnerisch nicht abgewendet – dabei wäre für die Grün-Weißen derzeit vor allem eines wichtig: Schonung. Rapid ist schlichtweg platt und war den Salzburgern nicht nur spielerisch, sondern vor allem athletisch deutlich unterlegen. Das Resultat daraus war eine Fehlerkette, die es verunmöglichte, die Meistersuppe der Bullen zu versalzen.
Miserabler Spielaufbau
Das Mittelfeld Rapids hatte in der Spielgestaltung diesmal die doppelte Arbeit, weil die Abwehrspieler eine schreckliche Leistung im Spielaufbau ablieferten. Vor allem die rechte Seite der Kette mit Sonnleitner und Pavelic präsentierte sich sehr schwach und auch der abkippende Sechser Schwab lieferte eine äußerst unpräzise Partie ab.
Salzburg lässt den Ball laufen
Die möglichen Kreativitätsgeber Rapids hingen somit in der Luft und man lief praktisch nur hinterher. Das machte den Nachzügler auch im Kopf müde. Salzburg ließ den Ball locker laufen, bewegte sich gut und spielte mit Rapid „such’s Balli“. Auch die Mannschaftsstatistiken sprechen eine klare Sprache: Rapid hatte nur 37% Ballbesitz, brachte gerademal 66% der Bälle an den Mann und gewann 45% seiner Zweikämpfe – wobei man in die meisten gar nicht erst kam.
Kein Glück, kein Lucky Punch
Mit derartigen Werten ist es schwierig gegen einen Klassegegner wie Salzburg einen Lucky Punch zu landen. Offensiv war man auf die Faktoren Zufall, Glück und Standardsituationen angewiesen. Aber nicht nur Rapid verteidigte gut gegen den Mann, auch Salzburg stellte hinten gut zu und machte die Schotten dicht. Rapid schoss kein einziges Mal aufs Tor von Alexander Walke.
Körperlich am Ende
Gründe für den körperlichen Zustand der Mannschaft gibt es zur Genüge. Zu Beginn der Saison weigerte sich Mike Büskens zu rotieren, ließ fast immer seinen Stamm auflaufen. Hinzu kamen Verletzungen, mangelnde Matchpraxis für einige wichtige Spieler und sicher auch die Doppelbelastung. Diese sollte aber im Frühjahr nicht mehr als Ausrede gelten und so ist es wohl unumgänglich auch die Athletik- und die Physioabteilung zu hinterfragen.
Nur mit tiefem Verteidigen beschäftigt
Am Ende gewann Salzburg glücklich, weil zu niedrig, aber der Sieg kam natürlich nicht von ungefähr. Rapid bekam die spritzigen Salzburger nicht in den Griff, konnte nie Kontrolle ins Passspiel bringen, verteidigte dadurch nur statisch gut und vor allem viel zu tief. Angriffspressing gab es de facto nicht. Salzburg hat nun den großen Vorteil, bis zum Cupfinale entspannen und rotieren zu können. Nötig haben es die körperlich starken Bullen allerdings nicht.
Falsches Spielermaterial, um den Bullen weh zu tun
Rapid hätte dies wiederum bitter nötig, darf sich aber weiterhin nicht hundertprozentig in Sicherheit wiegen. Zudem ist es unwahrscheinlich, dass die Hütteldorfer in knapp zwei Wochen das aufholen, was im Laufe der Seuchensaison 2016/17 ruiniert wurde. Auch das Spielermaterial, das Salzburg wehtun könnte, fehlt. Rapid konnte praktisch keine Konterspieler aufbieten, um mit Schnelligkeit für Nadelstiche zu sorgen. Ein Spieler wie Philipp Schobesberger fehlte den Hütteldorfern an allen Ecken und Enden.
Stamminnenverteidigung als Lichtblick für den Cup
Das wird sich auch im Cupfinale nicht ändern. Neben den zahlreichen Rapid-Fans, die am 1.Juni nach Klagenfurt pilgern werden, ist auch die Rückkehr der Stamminnenverteidigung mit Dibon und Wöber ein Strohhalm, an den sich Rapid klammern kann. Sonnleitner und Schösswendter sind im Aufbau schlichtweg zu schwach, um einen starken Gegner wie Salzburg zu bespielen. Das wird sich auch in Zukunft nicht ändern, weshalb sich Rapid im Sommer (auch) Gedanken um die Besetzung der Innenverteidigung machen muss.
Der Vertragshorror
Gleichzeitig würde eine Niederlage im Cupfinale bedeuten, dass Rapid vertraglich in einer Horror-Situation steckt. Kaum auslaufende Verträge, große Probleme Spieler anzubringen, gleichzeitig aber die vom Präsidium vorgegebene Notwendigkeit den Kader abzuspecken. Neuverpflichtungen sind da praktisch nicht drin. Das Exit-Szenario um die Sommertransferzeit doch noch interessant zu machen, wäre der Cupsieg. Aber auch wenn der Cup eigene Gesetze hat und in einem einzelnen Spiel viel passieren kann, sah der Härtetest gegen den Finalgegner alles andere als vielversprechend aus.
Die größte Außenseiterrolle
Noch nie zuvor war Rapid in einem entscheidenden Bewerbsspiel auf nationaler Ebene so klarer Außenseiter wie im bevorstehenden Cupfinale. Allerdings nicht wegen der übermächtigen Bullen, die aktuell zumindest ein wenig ihre Effizienz vermissen lassen, sondern einmal mehr wegen hausgemachter Probleme. Nicht, weil die Mannschaft des Rekordmeisters so schwach ist, sondern aufgrund des Zustands, in dem sie sich befindet. Rapid ist aktuell schlichtweg nur zu Hause gegen spielschwache Gegner konkurrenzfähig.
Daniel Mandl, abseits.at
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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