Der SK Rapid gewann gestern das Bundesliga-Spiel gegen den LASK mit 3:2 und verließ mit drei wichtigen Punkten zumindest bis zum kommenden Auswärtsspiel gegen... Analyse: Rapid überfordert aber glücklich gegen LASK

Der SK Rapid gewann gestern das Bundesliga-Spiel gegen den LASK mit 3:2 und verließ mit drei wichtigen Punkten zumindest bis zum kommenden Auswärtsspiel gegen den Wolfsberger AC das untere Playoff. Der LASK wiederum konnte sich für eine insgesamt starke Leistung aufgrund einer schwachen Chancenauswertung nicht belohnen und liegt damit weiterhin auf dem letzten Tabellenplatz. Alle Daten und Grafiken (bis auf das erste Foto) stammen von Wyscout S.p.a.

Beide Mannschaften mit großen personellen Problemen

Insbesondere in der Abwehrreihe mussten beide Teams auf wichtige Schlüsselspieler verzichten. Der SK Rapid musste neben dem Langzeitverletzten Dibon nun auch den formstarken Leo Greiml vorgeben, der in dieser Saison aufgrund einer schweren Knieverletzung nicht mehr zum Einsatz kommen wird. Da auch Kevin Wimmer nicht matchfit wurde, schützte Maxi Hofmann seine gebrochene Nase mit einer Maske und fing neben Aiwu in der Innenverteidigung der Grün-Weißen an.

Rapids Kapitän konnte in der zweiten Hälfte jedoch nicht mehr mitmischen, sodass Stojkovic von der rechten Abwehrseite ins Zentrum rückte und der eingewechselte Schick als Rechtsverteidiger auflief.

Einige Rapid-Fans erinnern sich mit etwas Bauchweh an diese Konstellation, die beim 1:1-Unentschieden gegen Hartberg in der Schlussphase alles andere als gut aussah. Speziell Schick beging unnötige Fouls und wirkte ein wenig von der Rolle. In den letzten Minuten der Partie kam der junge Moormann ins Spiel und die Hausherren brachten den Vorsprung in einem 5-4-1 über die Runden.

Auf der Gegenseite war die personelle Lage noch prekärer. Die Linzer mussten ohnedies mit Trauner, Ranftl und Andrade enorm schmerzhafte Abgänge in der Abwehrreihe verkraften und nach den Ausfällen von Wiesinger, Maresic, Filipovic, Letard und Kerkez sollte man meinen, dass die Oberösterreicher gar keine zentralen Abwehrspieler mehr aufbieten können. Mit Luckeneder und Boller fanden sich jedoch zwei Akteure für das Abwehrzentrum. Ein weiteres Problem war, dass auch Flecker ausfiel und Potzmann deshalb auf der ungewohnten rechten Seite in der Viererkette aushelfen musste. Neben den Ausfällen in der Defensive musste der LASK zudem noch Raguz, Schmidt, Monschein, Gruber und Balic vorgeben.

Rapid überfordert mit dominantem LASK

Angesichts der Personalsituation der Gäste wäre es nicht überraschend gewesen, wenn der LASK die Partie etwas vorsichtiger angegangen wäre. Immerhin war die Abwehrkette nicht eingespielt und eine hohe Durchschnittsposition der Spieler bedeutet, dass man leicht in gegnerische Konter laufen kann.

Es kam aber gänzlich anders, denn LASK-Trainer Wieland ließ seine Mannschaft sehr hoch und mutig spielen und setzte damit den überrascht wirkenden Gegner früh unter Druck. Diese Idee hatte zwei klare Vorteile gegenüber der defensiven Option:

1) Im Mittelfeld und in der Offensive war trotz der zahlreichen Ausfälle sehr viel Qualität vorhanden. Man wollte dies nutzen und sich auf die Stärken der eigenen Mannschaft konzentrieren.

2) Wenn der Ball weit weg vom eigenen Tor gehalten wird, entlastet das auch die eigene Abwehr. Rapid gelang es insbesondere in der Anfangsphase nicht sich aus der Umklammerung des Gegners zu befreien.

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte

Rund eine halbe Stunde nach dem Anpfiff hatte der LASK einen Eckball. Die Gäste führten 1:0 und dieses Bild drückt die Überzeugung der LASK-Mannschaft hoch agieren zu wollen gut aus. Es ist natürlich nicht unüblich, dass bei einem Eckball kein Spieler der verteidigenden Mannschaft auf einen Konter spekuliert, aber dass der gegnerische Tormann bei einer Führung in einem Auswärtsspiel so weit nach vorne aufrückt kann durchaus als Sinnbild für diese Partie gesehen werden.

Da aber eine Momentaufnahme natürlich nicht ausreicht um sich ein tatsächliches Bild über die Höhe der Formationen der beiden Mannschaften zu machen, sehen wir uns nun die Durchschnittshöhen der beiden Formationen im Ballbesitz an:

Speziell in der ersten Halbzeit ließen sich die Hütteldorfer tief in die eigene Hälfte hineindrücken. Während die LASK-Spieler in der Anfangsviertelstunde eine Durchschnittshöhe von 67 Metern aufwiesen, standen die Rapid-Spieler durchschnittlich auf einer Höhe von nur 41 Metern. Es wurde in den weiteren 75 Minuten zwar ein wenig besser, aber nur unwesentlich. Über die 90 Minuten kamen die Linzer auf eine Durchschnittshöhe von 63 Metern, während die Grün-Weißen im Schnitt auf 46,3 Meter standen. Man beachte auch, dass die Durchschnittshöhe der Heimmannschaft in den beiden Hälften praktisch ident war.

Kaum hohe Ballgewinne beim SK Rapid

Je höher man im Schnitt mit dem Ball agiert, desto höhere Ballgewinne resultieren etwa beim Gegenpressing. Dies ist ein Problem, dass beim SK Rapid in dieser Saison schon länger zu beobachten ist. Im Vergleich mit den Spitzenmannschaften Salzburg und Sturm beispielsweise, gewinnen die Grün-Weißen zu wenig Bälle im letzten gegnerischen Drittel und es unterlaufen zu viele Ballverluste im eigenen Drittel. Gegen den LASK war der erste Aspekt in der zweiten Hälfte besonders deutlich zu sehen. Hier sehen wir alle Ballgewinne des SK Rapid in den zweiten 45 Minuten:

Der SK Rapid gewann in den zweiten 45 Minuten nur fünf Prozent seiner Bälle im letzten gegnerischen Drittel. 53 Prozent aller Bälle wurden hingegen im eigenen Drittel gewonnen. Der LASK weist in der zweiten Hälfte keine großartige Statistik in dieser Hinsicht auf, kommt aber dennoch auf 14% gewonnener Bälle im letzten gegnerischen Drittel. Nur 30% der gewonnenen Bälle wurden im eigenen Drittel erobert.

 

Der SK Rapid hatte in dieser Saison oftmals viel Pech und würde, wenn es nach den Expected Points geht, so wie der LASK auch weiter vorne in der Tabelle stehen. Insofern ist es auch „legitim“ als schwächere Mannschaft einmal voll punkten zu können. Dennoch ist es ein wenig bedenklich, dass der SK Rapid zuhause gegen einen Gegner, der eine gesamte Mannschaft verletzungsbedingt vorgeben muss und auf dem letzten Tabellenplatz rangiert, so unter Druck gesetzt werden kann.

Expected-Goal-Werte eindeutig

Beide Mannschaften hatten zwar etwa die gleiche Anzahl an Tormöglichkeiten, doch die Qualität der Chancen war beim LASK deutlich höher, was die Expected-Goal-Werte auch spektakulär unterlegen. Die xG-Werte fallen nämlich mit 1.36:3.98 ganz klar zugunsten der Linzer aus. Lediglich bei der 0:2-Niederlage im Auswärtsspiel gegen RB Salzburg musste die Mannschaft von Didi Kühbauer in dieser Liga-Saison einen ähnlich hohen gegnerischen Expected-Goal-Wert (3.92) zulassen.

Die xG-dynamics-Grafik zeigt, dass der LASK eigentlich schon in der ersten Hälfte die Partie hätte entscheiden müssen:

Bei Rapid weisen Kara (0.6), Hofmann (0.35) und Fountas (0.23) die höchsten xG-Werte auf, bei den Gästen kommen Karamoko (0.98), Luckeneder (0.98) und Goiginger (0.71) auf die höchsten Werte.

Die Linzer spielten zudem fast doppelt so viele Schlüsselpässe (13:7) und waren auch mutiger was die Dribblings angeht. Sie gingen nicht nur öfters in Eins-gegen-Eins-Duelle, sondern kamen auch in gefährlicheren Zonen zu ihren Dribblings.

In der ersten Grafik sehen wir alle Eins-gegen-Eins-Aktionen des SK Rapid, unten jene des LASK. Kreise symbolisieren gewonnene Dribblings, Vierecke Ballverluste:

Werfen wir noch einen Blick auf die Pass-Statistik. Das obere Bild zeigt die häufigsten Pass-Muster beim SK Rapid, das untere jenes der Gäste aus Linz:

Auffällig ist hier vor allem, dass der SK Rapid weit mehr Pässe im eigenen Drittel fabrizierte. Während die Wiener 22%, also mehr als jeden fünften Pass, im eigenen Drittel spielten, machte diese Zone bei den Linzern nur rund 9% aus. Der LASK kommt dementsprechend auf mehr Pässe in den gefährlichen Zonen.

Fazit

Der SK Rapid wurde vom LASK sehr weit in die eigene Hälfte hineingedrückt und weist in den meisten Statistiken, insbesondere bei den Expected-Goals schlechtere Werte auf. Die Hütteldorfer wurden von der offensiven Spielanlage des ersatzgeschwächten Gegners überrascht und schienen in der ersten halben Stunde keine Antwort auf die gegnerische Dominanz zu finden.

Die Linzer scheiterten wie so oft in dieser Saison nur an ihrer eigenen Chancenauswertung. Dass die beiden Mannschaften weiter vorne in der Tabelle stehen müssten, sieht man anhand der Expected-Points-Tabelle, die besonders für die LASK-Fans sehr bitter anzusehen ist:

In der xPoints-Tabelle liegt der LASK auf Platz 3, die Hütteldorfer dahinter auf Rang 4 (entscheidend ist hier die letzte Spalte in der Grafik, die die xPoints zeigt).

Die LASK-Spieler haben nicht völlig unrecht, wenn sie in Interviews sagen, dass die Punkte zwangsläufig folgen müssen, wenn sie weiterhin solche Leistungen auf dem Spielfeld zeigen. Klar ist aber auch, dass die Zeit davonläuft und ein Erreichen des oberen Playoffs immer schwieriger wird.

Die Hütteldorfer dürfen sich auch als schlechtere Mannschaft über die drei Punkte freuen, denn man ließ oft genug Punkte als besseres Team liegen. In spielerischer und taktischer Hinsicht ist die Leistung jedoch nicht als Schritt nach vorne zu bewerten, in kämpferischer Hinsicht lässt sich die Mannschaft von Didi Kühbauer ohnehin nur selten etwas vorwerfen. Die beiden kommenden Auswärtsspiele in Zagreb und Wolfsberg werden jedenfalls richtig schwierig werden.

Stefan Karger, abseits.at

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Stefan Karger