Rapid gelang zu Hause gegen Wolfsberg der dritte Sieg in Serie, womit sich die Wiener auf dem zweiten Platz festsetzten. Wie schon gegen den LASK kam der Sieg glücklich zustande, allerdings überzeugte Rapid vor allem defensiv und im teilweise verbesserten Aufbauspiel durch die Mitte – und das ohne sieben potentielle Stammspieler. Probleme gab’s hingegen bei Ballverarbeitungen im Zwischenlinienraum.
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Stefan Schwab fehlte den Hütteldorfern aufgrund einer Gelbsperre, aber am neu entdeckten Lieblingssystem von Didi Kühbauer änderte dies nichts. Petrovic und Grahovac bildeten die Doppelsechs, Ljubicic gab zwischen Greiml und Hofmann den inneren Innenverteidiger in der Dreierkette, die situativ zu einer pendelnden Viererkette wurde. Knasmüllner gab diesmal einen klassischen Zehner, die Außenverteidiger standen durchschnittlich deutlich höher als in Pasching, Fountas und Kitagawa bildeten einen dynamischen Doppelsturm.
Two Lucky „Lucky Punches“
Zum zweiten Mal hintereinander gelang Rapid der jeweilige Lucky Punch mit einer großen Portion Glück. Gegen den LASK war es ein Geschenk der Linzer Abwehr, gegen den WAC ein Abseitstor. Das gehört dazu und die Zeitpunkte der entscheidenden Tore beweisen, dass Rapid wieder wacher ist, bis zum Ende auf Chancen lauert und sie teilweise auch erzwingen kann, was zumeist als Qualitätsmerkmal zu werten ist. Wesentlich beeindruckender ist aber die defensive Stabilität im eigentlich aus der Not geborenen Abwehrverbund.
Rapid lässt praktisch nichts zu
Dibon, Sonnleitner und Barac sind verletzt, dazu steht mit Knoflach anstelle des weiterhin angeschlagenen Strebinger der zweite Keeper zwischen den Pfosten. Und dennoch schaffte es Rapid, in den beiden Spielen gegen den LASK und Wolfsberg praktisch nur zwei ernsthafte Torchancen für den Gegner zuzulassen. Gegen den LASK hielt man die Null, gegen Wolfsberg musste man nach einer der gefährlichen Liendl-Standards den zwischenzeitlichen Ausgleich hinnehmen, auch weil der für Shon Weissman eingeteilte Maximilian Hofmann von Michael Novak leicht (und somit clever) gefoult wurde und dadurch den Israeli nicht mehr verteidigen konnte.
Gutes Verschieben: Viel Druck auf gegnerische Flügel
Apropos Freistoßflanken. Man muss kein Taktikexperte sein, um zu wissen, dass man gegen den WAC tunlichst Fouls, die zu ebensolchen Flanken genutzt werden können, vermeiden sollte. Rapid schaffte es zuletzt durch die Ausrichtung der Abwehrkette sehr gut, Druck auf den Gegner auszuüben, wenn dieser am Flügel in Ballbesitz ist. Der Außenverteidiger attackiert, der ballnahe Innenverteidiger rückt hinaus, der ballferne Außenverteidiger rutscht nach innen in die Kette, um das Zentrum zu verdichten.
Abwehrverbund Rapids sehr schwierig zu bespielen
So konnten die letzten Gegner der Hütteldorfer nur selten gezielt flanken, wenn sie nicht schon vor der Flanke entscheidend gestört wurden. Sowohl die Konstellation mit Greiml und Stojkovic auf rechts, als auch das Duo Hofmann und Ullmann auf der linken Seite lösten diese Doppel-Aktionen sehr gut. Zumeist kippte auch noch Petrovic oder Grahovac in den neuralgischen Raum ab, was Rapid gegen den Ball in Flügelzonen sehr kompakt machte. Durch das Pendeln der Kette verliert man zeitgleich keine Stabilität in der Zentrale, was ein Grund dafür ist, dass die letzten Gegner Rapid mit Flügelspiel praktisch nicht knacken konnten. Geht der Gegner durch die Mitte, ist durch die Dreierinnenverteidigung und leicht einrückende Außenverteidiger ohnehin kaum Platz.
Geringe Abstände ermöglichen Entstehung zum 1:0
Verbesserungspotential gibt es aber natürlich immer und so kommen wir in der Argumentation zurück zu den Freistoßflanken. Auch wenn Rapid diese defensiven Flügelüberladungen sehr gut organisierte, fabrizierte man zu viele Fouls, die zu ruhenden Bällen für Liendl führten. Durch das noch konsequentere Pendeln der Sechser zum Ball hin, könnten diese Fouls vermieden und in Balleroberungen umgewandelt werden. Die Wichtigkeit einer noch kompakteren Überzahlsituation in diesen Situationen sah man vor dem 1:0, als sich Rapid aufgrund der geringen Abstände zwischen den Spielern perfekt durchkombinieren konnte. Ausgangspunkt war eine starke Aktion von Grahovac und das Zusammenspiel mit Fountas bzw. Knasmüllner. Am Ende verlor Gollner in seinem Rücken Kitagawa aus den Augen und Rapid führte.
Knasmüllner derzeit mit schwachem „Tempomanagement“
Knasmüllners Assist-Assist auf Fountas war bis dahin die beste Aktion des Rapid-Zehners. Unmittelbar darauf hätte der Edeltechniker mit seiner besten Aktion im Spiel das 2:0 nachlegen können, vergab aber knapp. Davon abgesehen war Knasmüllner einmal mehr die Schwachstelle im Rapid-Mittelfeld, weil ihm momentan die Selbstverständlichkeit und auch der spielerische Esprit fehlen. Schon in der Anfangsviertelstunde hätte Rapid mehrere Chancen auf schnelle Umschaltmomente gehabt, die Knasmüllner aber verschleppte. Auch sein lineares, kaum abwechslungsreiches Pressing wirkt im Vergleich zur sonst konsequenter anlaufenden Offensivreihe ein wenig fremd.
Psychisch schwierige Rolle für Rapids „Zehner“
Diese insgesamt doch über längere Phasen auffallende Schwäche tut Rapid durchaus weh und dünnt den Spielfluss aus, lässt Rapid am Ende schwächer aussehen, als man eigentlich war. Immerhin sorgt Ljubicic als Aufbauspieler aus der Dreierkette heraus für deutlich mehr gute Vertikalbälle, teilweise direkt in den Zwischenlinienraum. Dort fehlt es Rapid durch Knasmüllner aber an Dynamik und explosiven Aufdrehbewegungen. Stattdessen wirkt man vorsichtig und langsam, obwohl man bereits eine absolut essentielle Linie des Gegners überspielte. Knasmüllner hat psychisch keine einfache Aufgabe zu bewältigen, weil man von ihm in derartigen Situationen praktisch immer eine möglichst direkte, kreative Aktion erwartet. Seine vergebenen Torchancen der letzten zwei Wochen beweisen aber auch, dass er zumindest aktuell mit diesen Erwartungen hadert und womöglich würde ihm Kühbauer einen Gefallen tun, wenn er seine Stammposition auch einmal als Joker einnehmen dürfte.
Unbekümmert: Greiml und Demir leiten Siegtor ein
Als alles bereits auf ein 1:1 hinauslief, nahm sich schließlich Leo Greiml ein Herz, der ebenso wie sein linksseitiges Pendant Maximilian Hofmann und der überragende Dejan Ljubicic eine blitzsaubere Partie spielte. Greimls Vorstoß durch die Mitte riss die Ordnung beim WAC völlig auseinander, das nötige taktische Foul am Rapid-Innenverteidiger blieb aus. So konnte Greiml den Ball in die Tiefe auf den eingewechselten Yusuf Demir weiterspielen, der wiederum mit der Unbekümmertheit seiner Jugend direkt auf Ercan Kara durchsteckte und damit den zweiten entscheidenden Move in der Entstehung der Torchance machte. Kara hatte bei seinem Stangenschuss Pech, doch das Glück kam ohnehin Sekunden später zu Maximilian Ullmann zurück, der den Abstauber verwertete, wenngleich Kelvin Arase Wolfsberg-Verteidiger Baumgartner behinderte und somit eigentlich im Abseits stand.
Abwehrverbund „organisierte“ den Heimsieg
Ullmann avancierte somit zum Matchwinner in einer Partie, in der jeder der fünf Abwehrspieler dieses Prädikat verdient hätte. Rapids starkes Verteidigungskonzept und das gute Spiel über Flügel und Halbpositionen machten den Sieg am Ende insgesamt verdient, obwohl auch ein Punktgewinn der Wolfsberger gerecht gewesen wäre. Diese bissen sich aber bei aller Feldüberlegenheit und einer zweiten Halbzeit, in der man Rapid mit deutlich höherer Intensität begegnete, an Rapids Defensivverbund die Zähne aus. Dass das 2:1 aus einer eigeninitiativen Aktion über Greiml (18) und Demir (17) fiel, ist ein gutes Zeichen für Rapid und ein Symbol für eine langsam entstehende Scheissmirnix-Mentalität, die in der Vergangenheit, aber phasenweise auch immer noch im Spiel gegen den WAC, viel zu oft fehlte.
Daniel Mandl, abseits.at
Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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