Der SK Rapid verliert zu Hause gegen Sturm Graz mit 1:2 und hat damit eine denkbar schlechte Ausgangsposition für das Rückspiel am Sonntag in Graz. Im letzten Strohhalm um Europa ging den Hütteldorfern die Luft aus.
Nur 44 Stunden Pause zwischen dem Abpfiff beim 2:0 über Mattersburg und dem Anpfiff zum Spiel gegen Sturm Graz. Die wettbewerbsverzerrende Terminorganisation war im Vorfeld des Spiels ein heißes Thema. Schon vor der Partie zog man es auch vonseiten Rapids als prophylaktische Ausrede heran, falls am Donnerstag gegen Sturm etwas schiefgehen sollte. Gleichzeitig betonte man vorher und nachher, dass man keine Ausreden suchen wolle. Wenn dem wirklich so ist, hätte es auch ein einzelner Satz zur Thematik getan und dann zurück in die Schublade damit…
Bundesliga muss Terminchaos beenden
Selbstverständlich war diese kurze Ruhepause ein wichtiger Grund dafür, dass das Heimspiel gegen Sturm Graz schieflief. Auch aus sportmedizinischer Sicht ist diese kurze Pause mehr als bedenklich. Ab der nächsten Saison muss die Bundesliga diesen Termin anders ansetzen, daran führt schlichtweg kein Weg vorbei.
Wenigstens kurzzeitig war mehr drin
Aber die viel zu kurze Pause ist für sehr viele Aspekte in Rapids Spiel keine Ausrede. Etwa dafür, dass Rapid fast in keiner Phase des Spiels ein derart intensives Pressing aufzog, wie zwei Tage zuvor gegen Mattersburg. Natürlich ist es unmöglich, dies auf Dauer zu machen, aber Rapid gab Sturm nach wenigen Minuten guten Phasen immer sehr schnell wieder Luft. Die Grazer erlangten nach und nach mehr Ballsicherheit und bekamen das Spiel so unter Kontrolle, ohne gefährlich zu werden. Rapid gelang es hie und da Druck aufzubauen, aber die Hütteldorfer ließen diesen Druck nach nur wenigen Minuten wieder abflauen, anstatt etwas länger die Intensität hochzuhalten.
Bewegung ohne Ball diesmal mangelhaft
Auch die Bewegung ohne Ball glich in keiner Phase der starken Vorstellung vom Mattersburg-Spiel. Auch hier gilt: Auf Dauer hätte Rapid das gar nicht aufrechterhalten müssen, aber zumindest in Phasen, speziell in der ersten Halbzeit, wäre es nötig und möglich gewesen. Stattdessen schien sich vor allem die offensive Mittelfeldreihe auf der guten Leistung vom Mattersburg-Spiel ausruhen zu wollen. „Ausruhen“ ist hier angesichts der Umstände natürlich ein harter Begriff – aber man hatte trotz des Selbstvertrauensschubs vom Dienstag nie das Gefühl, dass man unbedingt noch ein Schippchen drauflegen wollte, um das große Ziel zu erreichen.
Vermeidbare Kopflosigkeiten
Auch völlig unnötige, technische und taktische Fehler sind nicht mit der hohen Belastung der letzten Tage zu entschuldigen. Etwa ein unbedrängtes, blind gespieltes Ferserl des gerade erst eingewechselten Dejan Ljubicic, der damit einen Sturm-Konter einleitete. Oder das laxe Attackieren vor der Szene, die zum Elfmeter führte, als sich etwa Thomas Murg darauf verließ, dass schon nichts passieren wird, wenn Gideon Mensah mit Druck in die gegnerische Hälfte vorstößt.
Seltsamer Offensivwechsel bei 1:2
Auch Kühbauer war im Laufe der zweiten Hälfte nicht frei von Schuld, denn anstatt den ganz offensichtlich platten Murg auszuwechseln, nahm er Schobesberger aus dem Spiel und brachte nicht etwa mit Pavlovic eine zweite Spitze oder mit Wunsch eine junge, hungrige Alternative, sondern ausgerechnet Andrei Ivan, der mit den Gedanken wohl schon ganz woanders ist, nachdem sein Vertrag ohnehin nicht verlängert wird.
Leichtfüßigkeit statt Kampfkraft
Dass Kühbauer den jungen Greiml statt des verletzten Sonnleitner brachte, war trotz des unglücklichen Verlaufs des Debüts des 17-Jährigen sicher kein Fehler. Auch eine Variante mit Müldür anstelle von Sonnleitner und einer Auer-Einwechslung für die Außenverteidigerposition wäre eine Option gewesen. Viel mehr wäre es aber noch eine Alternative gewesen, unmittelbar nach dem 1:0 nicht den leichtfüßigen und überspielten Ljubicic, sondern den komplett ausgeruhten und kampfstarken Auer als zusätzlichen Sechser neben Grahovac zu bringen und Schwab nach vorne zu ziehen. Kühbauers zweiter Wechsel stand faktisch im krassen Gegensatz zum so häufig betonten Hauptproblem, der kurzen Pause zwischen den ersten beiden Playoff-Partien.
Dennoch war Badjis Sitzer die Schlüsselszene
Aber man kann die Analyse dennoch ein wenig vereinfachen, denn wenn Aliou Badji den Sitzer zum 2:0 verwertet, gewinnt Rapid vermutlich das Spiel. Nur weil er das nicht tat, sorgte eine Verkettung von vermeidbaren Umständen und ein neuerlicher Mentalitätseinbruch für die bittere Niederlage. Im Auswärtsspiel am Sonntag ist Rapid zuzutrauen, dass sie einmal mehr ihre beste Saisonleistung raushauen und das heimschwache Sturm doch noch ins Wanken bringen können. Allerdings würde ein unglücklicher Verlauf, etwa ein 1:0-Sieg oder gar eine Niederlage in der Verlängerung oder im Elfmeterschießen wie die Faust aufs Auge zur nun bald endlich abgelaufenen Seuchensaison in Grün-Weiß passen…
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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