Am achten Spieltag der österreichischen Bundesliga empfing die Wiener Austria den SCR Altach. Dabei wollten die Violetten den Schwung nach dem ersten Saisonsieg gegen... Analyse: Risikolose Austria beißt sich an Altach die Zähne aus

Am achten Spieltag der österreichischen Bundesliga empfing die Wiener Austria den SCR Altach. Dabei wollten die Violetten den Schwung nach dem ersten Saisonsieg gegen den LASK mitnehmen und gleich den ersten Heimsieg nachfolgen lassen, um sich weiter nach oben zu orientieren. Einfach sollte dies jedoch nicht werden, spielen die Vorarlberger doch bekanntlich sehr defensiv und legen ihren Fokus auf die Organisation und das Spiel gegen den Ball. Ein Geduldspiel lag in der Luft und die Frage war, ob die „Veilchen“ in der Lage wären, einen tiefstehenden Gegner zu knacken.

Schmid vertraut auf gleiche Startelf

Nach dem Auswärtssieg beim LASK, bei dem man auf eine Fünferkette zurückgriff, war man auf Seiten der Austria nun gespannt, wie die Vorgehensweise aussehen wird, wenn es nicht gegen einen nominell stärkeren Gegner geht, sondern man die Favoritenrolle innehat. Etwas überraschend entschied sich Austria-Trainer Manfred Schmid keinerlei Veränderungen vorzunehmen und erneut die gleiche Mannschaft auf das Feld zu schicken. Das war insofern unerwartet, da die Altacher ja bekanntlich auf ein 5-3-2 setzen, äußerst defensiv agieren und man hier eigentlich mehr Offensivpower bräuchte, um Lösungen zu kreieren. So bot die Austria de facto nur drei Offensivspieler auf, wovon zwei eher zentral angesiedelt sind und so ein 5-2-2-1 zustande kam. Gut möglich, dass man hier eher den jungen Rechtsverteidiger Ivkic etwas entlasten wollte und ihm noch nicht zutraute, die Seite „alleine“ zu verteidigen. Mit einer Fünferkette fällt ist die Absicherung natürlich etwas leichter und etwaige Stellungsfehler können ausgeglichen werden.

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Natürlich ist es auch legitim, nicht von Anfang an ein zu hohes Risiko einzugehen und dieses, je nach Spielverlauf, kontinuierlich nach und nach zu erhöhen. Allerdings strahlt der Gegner schon von Haus aus nicht gerade eine große Gefahr aus.Die Altacher sind zwar nicht einfach zu bespielen, aber auch ausrechenbar. Altach-Trainer Canadi setzt bekanntlich sein Augenmerk auf eine gute defensive Organisation, weshalb dementsprechend viele Ressourcen darauf verwendet werden. Mit der Fünferkette und den drei zentralen Mittelfeldspielern davor, wird die Mitte des Feldes versperrt und sollen die Angriffe des Gegners verzögert und in weiterer Folge im Keim erstickt werden. Im Umschaltspiel in die Offensive sind die Vorarlberger allerdings ziemlich limitiert, da man in der Offensive nicht wirklich über eine hohe Geschwindigkeit bzw. Kreativität verfügt und mit Nuhiu einen physisch starken Wandspieler hat, der allerdings im Konterspiel nicht der große Faktor ist.

Gegen die Austria überraschten die Altacher in der Anfangsphase mit einem höheren Anlaufverhalten und versuchten durchaus, die Wiener früh zu attackieren und zuzustellen. Im Pressingverhalten wurde die Formation zu einem 5-2-1-2 und versuchte man den Gegner zu „spiegeln“, um mit klaren Mannorientierungen, Zugriff auf die Austrianer zu bekommen. Das klappte allerdings nicht ganz, denn die Gastgeber verstanden es, sich gut von hinten heraus zu kombinieren und die Altacher in Bewegung zu bringen.

Austria lässt Ball ordentlich laufen, auf Kosten der „Tiefenpräsenz“

Das lag auch daran, dass die Violetten mit der Fünferkette und den vier zentralen Mittelfeldspielern davor sehr viele Ressourcen zur Verfügung hatte, um im ersten und zweiten Spielfelddrittel den Ball laufen zu lassen. Vor allem über die zentrale Achse konnte man immer wieder eine Überzahl kreieren und sich so dem Zugriff der Altacher entziehen, die mit Fortdauer dann auch die Pressingmomente zurückfuhren und die Sicherheitsvariante wählten. Ab da an wurde es dann für die Austrianer auch schwieriger, nach vorne zu kommen und Lösungen gegen die tiefstehenden Gäste zu finden. Solange die Altacher vorne attackierten, konnte man die Vorteile dieser gewählten Formation halbwegs noch ausspielen. Wenn das nicht der Fall war, wurden die Probleme bei der Austria größer und größer.

Fortan war es dann für die Wiener sehr mühsam, sich von hinten heraus nach vorne zu arbeiten und den Riegel der Altacher zu knacken. Oftmals versuchte man es durch das Zentrum und wartete geduldig auf die Lücken, wobei man hier Jukic und Fischer im Zwischenlinienraum immer wieder suchte. Da die Vorarlberger allerdings das Zentrum gut verdichteten, war hier viel Präzision und Übersicht vonnöten, die nicht immer da war. Meist war es eher so, dass selbst wenn man einen Passweg nach vorne fand, die Altacher schnell zur Stelle waren und der Rückpass nach hinten erfolgte, da es an Anspielstationen nach vorne mangelte. Hier merkte man schlicht, dass die Austria zu wenig offensive Präsenz in der Mannschaft hatte und den Ball dadurch nur in ungefährlichen Zonen bewegte. Für den Gegner macht es natürlich einen Unterschied ob man statt fünf nur drei Offensivspieler verteidigen muss, da hier rein nummerisch auch weniger Gefahr droht.

Da die Flügelverteidiger der Violetten auch nicht wirklich weit hochschoben und aggressiv agierten, hatte man aufgrund der massiven Absicherung zwar wenig Gefahr ausgekontert zu werden (was gegen Altach allerdings nicht gerade schwer ist), allerdings auch wenig Ressourcen in der Offensive, um den Gegner auszuspielen. Wenn es mal im Angriff gefährlich wurde, dann meist nach schnellen Umschaltaktionen nach Ballgewinnen, wo man die Altacher nicht organisiert erwischte. So resultierte auch die beste Chance im ersten Durchgang durch eine Balleroberung und schnellen Pass in die Tiefe, wo Djuricin in weiterer Folge am Torhüter Kobras scheiterte. Abgesehen davon war die offensive Vorstellung jedoch mager und brauchte es dringend Impulse von der Trainerbank, um das violette Offensivspiel zu beleben.

Neuer Stürmer schwächt die Anbindung nach vorne

Austria-Trainer Schmid entgingen die Probleme ebenfalls nicht und es war klar, dass man in der Offensive nachlegen wird müssen. So kam nicht überraschend ein weiterer Stürmer in das Spiel, um damit die Präsenz nach vorne zu erhöhen und mehr Anspielstationen zu bieten. Doch überraschenderweise wurde nicht etwa einer der beiden Sechser – etwa der gelb vorbelastete Demaku – aus dem Spiel genommen, sondern mit Jukic einer der wenigen Offensivspieler, was an der Balance des Spiels nicht viel änderte. Die positiven Elemente konnte man auch in der ersten Phase des zweiten Durchgangs sehen, denn speziell im Umschaltspiel hatte die Austria nun zwei Stürmer als Anspielstationen und konnten so mehr Gefahr für die Abwehrspieler erzeugen. So kreierte man auch einige gefährliche Momente, die jedoch meist unsauber zu Ende gespielt wurden.

Wenn es allerdings darum ging, einen organisierten, tiefstehenden Gegner auszuspielen, wurden die Probleme durch diesen Wechsel sogar noch größer. Durch die Auswechslung von Jukic, ging dem Offensivspiel die Struktur verloren und fehlte es nun nahezu völlig an der Bindung zwischen Mittelfeld und Sturm. Hier war meist Fischer alleine auf weiter Flur im Zwischenlinienraum, was für die tiefstehenden Altacher natürlich einfach zu verteidigen war. Der eingewechselte Ohio fehlte auch die Bindung zum Spiel, da er auch nicht den Raum vorfand, um seine Geschwindigkeit und Dynamik auszuspielen und der Raum recht eng war. So flaute das Spiel der Austria zunehmend ab und eine Drangphase kam nicht wirklich auf.

Hier stellt sich auch die Frage, warum Austria-Trainer Schmid nicht mehr Risiko einging und die Probleme im Offensivspiel versuchte zu beheben. Von den Altachern kam de facto keine Gefahr im Angriff und verbrachten die Abwehrspieler einen ruhigen Nachmittag. Hier hätte es ein Signal von der Trainerbank der Austria gebraucht, um der Mannschaft zu zeigen, dass man hier auf einen Sieg gehen will und auch bereit ist mehr Risiko zu gehen. Doch dieses Signal kam schlichtweg und so plätscherte das Spiel nur so vor sich hin und die beiden Mannschaften neutralisierten sich. Altach kam sogar teilweise zu längeren Ballbesitzzeiten, da die Austria auch auf ein Angriffspressing verzichtete und hier versuchte, die Gäste herauszulocken. Die Vorarlberger ließen sich allerdings kaum aus der Reserve locken und in der Absicherung verblieben immer mindestens vier bis fünf Spieler.

Jeglichen Wind aus den violetten Segeln nahm dann auch der Platzverweis für Demaku, womit de facto klar war, dass für die Austria ein Unentschieden das Höchste der Gefühle an diesem Nachmittag sein. Für die Altacher war dies scheinbar auch in Ordnung, da man selbst in Überzahl nicht das Risiko erhöhte und auf den Sieg ging. So blieb es letztlich beim torlosen Unentschieden.

Fazit

Wer Hoffnung bei der Austria darauf hatte, dass nach dem ersten Sieg der „Knoten“ endlich platzen würde und die Violetten nun ins Rollen kommen, der wurde an diesem Nachmittag eines besseren belehrt. Dabei konnte man schon anhand der Aufstellung davon ausgehen, dass die Austria nicht wirklich gewillt war, viel Risiko einzugehen und stattdessen lieber auf Nummer sicher ging. Dementsprechend sah dann auch das Spiel auf dem Feld aus, denn es fehlte hier schlicht an der nötigen Präsenz und den kreativen Akteuren in der Offensive, um einen tiefstehenden Gegner zu bespielen und zu knacken. Man kann natürlich auch mit einer Fünferkette offensiv auftreten, aber selbst hier verhielten sich die Flügelverteidiger zu verhalten und schoben zu selten bis in die letzte Linie nach vorne, um Druck über die Außenbahn zu entfachen.

Noch überraschender war es, dass Austria-Trainer Schmid selbst im Verlauf des Spiels nicht reagierte und das Risiko erhöhte, und das obwohl der Gegner nicht den Eindruck erweckte, gefährlich werden zu können. Noch dazu nahm Schmid mit Jukic einen gut spielenden Akteur raus und schwächte so die Struktur im Mittelfeld nachhaltig. Dementsprechend bleibt nach dieser Partie letztlich ein fader Beigeschmack, denn wenn der Wille größer ist, nicht zu verlieren, statt gewinnen zu wollen, zeugt das nicht gerade von großem Vertrauen in die Mannschaft und verheißt auch nix gutes für die nächsten Wochen. Schafft man es nämlich in Zukunft nicht einen tiefstehenden Gegner zu knacken, wird man in der Tabelle auch keinen Sprung nach vorne machen können und noch länger auf den ersten Heimsieg warten müssen.

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Dalibor Babic