In der 29. Runde der österreichischen Bundesliga konnte die Wiener Austria ihre Niederlagenserie beenden und zurück auf die Erfolgsspur finden. Gegen das zweitbeste Frühjahrsteam... Analyse: So hielt die Austria dem Mattersburger Flanken-Festival stand

_Thorsten Fink - FK Austria Wien

In der 29. Runde der österreichischen Bundesliga konnte die Wiener Austria ihre Niederlagenserie beenden und zurück auf die Erfolgsspur finden. Gegen das zweitbeste Frühjahrsteam aus Mattersburg hatte man in der Anfangsphase zwar noch mit einigen Problemen zu kämpfen, steigerte sich jedoch nach dem Führungstreffer merklich und fuhr letztlich einen durchaus verdienten Auswärtserfolg ein.

Matchplan von Mattersburg fruchtet zu Beginn

Der Trainer der Gäste vertraute trotz der zuletzt negativen Ergebnisse auf seine bevorzugte Startaufstellung und änderte entgegen mancher Erwartungen wenig. Einzig der verletzte Däne Larsen wurde durch De Paula ersetzt. Bei den Gastgebern fehlte der gesperrte Kapitän Malic. Ansonsten gingen die Mattersburger mit der üblichen 4-2-3-1-Formation in das Spiel gegen die Wiener und mit einem klar ersichtlichen Matchplan zu Werke.

Man überließ den Gästen weitestgehend den Aufbau in der ersten Linie und konzentrierte sich vordergründig darauf, das Zentrum zu verschließen und den Spielaufbau in gewisse Zonen zu leiten. Man verteidigte in einem klaren 4-4-2 gegen den Ball, in dem der Mittelfeldspieler Perlak in die Spitze aufrückte und dort mit dem nominellen Stoßstürmer Bürger im engen Abstand zueinander versuchte Pässe ins Zentrum zu unterbinden.

Speziell Perlak behielt seinen Gegenspieler Serbest meist im Auge und versuchte diesen immer wieder in Deckungsschatten zu nehmen. Damit wollte man womöglich das Abkippen von Holzhauser neutralisieren, indem man ihm die Verbindungen nach vorne einfach kappte und diesem damit eine wichtige Anspielstation nahm.

Die Pressinglinie der Burgenländer wurde hingegen entgegen der üblichen Philosophie von Trainer Baumgartner ungefähr 30 Meter vor dem gegnerischen Tor gewählt und nur situativ bei Pässen in gewissen Zonen etwas weiter nach vorne verlagert.

Die Austria hatte zu Beginn durchaus einige Probleme gegen den Plan der Gastgeber. Man versuchte sich augenscheinlich mit einigen Anpassungen auf das Spiel der Mattersburger einzustellen. Gegen den Ball verzichtete man auf das hohe Angriffspressing und attackierte nur situativ nach Ballverlust.

Man konzentrierte sich vordergründig darauf sicher zu stehen und sich auf das Spiel bzw. den Kampf  um den zweiten Ball einzustellen. Im Spiel mit dem Ball zeigte man sich durchaus variabel und ausgestattet mit einigen Aufbauvarianten im Gepäck. Mal kippte der Spielgestalter Holzhauser zwischen die beiden Innenverteidiger ab, mal hinter dem Außenverteidiger Martschinko links hinten. Dadurch konnte dieser weit nach vorne schieben und die Anordnung der Violetten wurde asymmetrisch, wodurch Flügelspieler Pires eine freiere Rolle im Spiel einnehmen konnte und quasi freigeschoben wurde.

Diese Varianten wurden aber von den Gastgebern aus dem Burgenland zu Beginn gut neutralisiert und in Schach gehalten. Bei den Violetten mangelte es speziell im Zentrum immer wieder an Anspielstationen und  stabilen Verbindungen – daher wirkte diese Variante noch nicht wirklich ausgereift. So bewegte sich speziell Serbest oft allein auf weiter Flur im Zentrum und musste das schlechte Positionsspiel seiner Mitspieler quasi ausbügeln, die viel zu breit und zu weit auseinander standen, wodurch oft nur mehr der lange Ball als letztes Mittel blieb.

Ein Blackout des SVM bringt die Austria ins Spiel

Dementsprechend kamen die Mattersburger wesentlich besser ins Spiel hinein und die verunsicherte Austria konnte keinerlei Sicherheit bei der Ballzirkulation in höheren Zonen erlangen. Dadurch wurden viele Bälle zu leicht verloren und die Gastgeber versuchten immer wieder schnell und schörkellos nach vorne zu kommen, wodurch es ein ziemlich intensives Spiel mit vielen Zweikämpfen wurde.

Etwas überraschend verzichteten die Mattersburger dabei auf das durchaus vorhandene spielerische Potenzial in ihrer Mittelfeldreihe und beschränkten sich vordergründig auf Flanken und das Spiel auf den ersten und zweiten Ball. Dennoch schien der Plan durchaus aufzugehen und man konnte sich einige gefährliche Situationen herausarbeiten. Die beste Chance resultierte aus einem Ballgewinn im Zentrum, wo man die Austria dann mit einer zu gestreckten Formation erwischte und über Atanga rasch umschaltete, dieser jedoch aus der Möglichkeit zu wenig machte.

Nach etwa 15-20 Minuten wurde das Spiel der violetten Gäste zwar etwas besser, wobei es nach wie vor nicht wirklich gut war. Man verzichtete immer öfter auf das Abkippen von Holzhauser und dieser bewegte sich vermehrt hinter oder seitlich neben den beiden gegnerischen Sturmspitzen. Dadurch hatte man zwar eine stabilere Verbindung in der Aufbaulinie, jedoch blieb die Offensive zu weit auseinander und die Formation zu gestreckt, wodurch man kaum geordnet in höhere Zonen vordringen konnte.

Dieses Problem offenbarte sich auch beim Führungstreffer der Veilchen. Man spielte sich auf der Seite fest und Kapitän Grünwald musste wiederholt zum unkontrollierten langen Ball greifen, der bei den Burgenländern landete. Diese versuchten das Spiel danach geordnet aufzubauen und wurden dafür postwendend bestraft. Mahrer wurde durch das Anpressen des Gegners überrascht und schien auch kein Kommando von seinen Mitspielern erhalten zu haben, wodurch das Spielgerät im Anschluss an die Balleroberung von Grünwald bei Kayode landete und dieser eiskalt durchaus überraschend zur Führung vollendete.

Die Gastgeber wirkten daraufhin deutlich verunsichert in ihrem Spiel und teilweise völlig von der Rolle, was zu einem weiteren Fehler und beinahe zum nächsten Paukenschlag führte. Diese weitere Einladung wurde jedoch von den Gästen zu ihrem Glück leichtfertig vergeben. Im Gegenzug wirkte sich die Führung sichtlich positiv auf die Austria aus und die Wiener wurden insgesamt deutlich sicherer in ihrem Auftreten.

Das Spiel in Ballbesitz wirkte wesentlich flüssiger und man konnte endlich auch etwas geordneter in höhere Zonen vorstoßen. Auch das Gegenpressing griff immer besser, wodurch man einen guten Zugriff auf den Gegner bekam und auf dessen robuste Spielweise quasi mit der eigenen konterte. Man kam auch zu weiteren guten Gelegenheiten und hatte den Gegner in dieser Phase vollkommen im Griff. Die Veilchen schlug kurz vor der Halbzeit sogar noch ein weiteres Mal zu und so verwertete Kapitän Grünwald einen Freistoß in traumhafter Manier. So gingen die Gäste mit einer 2:0-Führung in die Pause, die aufgrund des Auftretens nach dem Führungstreffer nicht unverdient war.

Mattersburg packt die Brechstange aus

Die Charakteristik des Spiels änderte sich nach der Pause durchaus erheblich. Die Gastgeber aus dem Burgenland rückten jetzt weiter auf und gingen von Anfang an volles Risiko. Man besetzte den Strafraum einerseits wesentlich aggressiver und andererseits schlug man nur noch lange Bälle in den Strafraum. Speziell der aktive Außenverteidiger Höller machte keine Anstalten sich mittels Kombinationen nach vorne zu arbeiten, sondern schlug bereits vermehrt im Halbfeld die Flanken in den Strafraum.

Der Trainer der Mattersburger wechselte der Spielanlage entsprechend auch relativ bald den kopfballstarken Maierhofer ein, um für noch mehr Präsenz im gegnerischen Sechszehner zu sorgen. Dieses Mittel erwies sich jedoch als ineffektiv und die Gastgeber taten sich schwer aus den unzähligen Flanken zu wirklichen Torchancen zu kommen.

Die Austria stellte sich auf die Spielweise gut ein und ein Sechser blieb konstant in der Nähe der Innenverteidiger und machte so den Strafraum dicht. Jedoch blieb man zunächst zu unruhig im eigenen Ballbesitz und konnte dadurch nach Ballgewinn die aufgerückten Mattersburger nicht effektiv auskontern. Man verschenkte viele Bälle bereits voreilig, weil man auch etwas tiefer stand und dadurch kaum Anspielstationen nach vorne hatte, weshalb man wie bereits zu Beginn der Partie zu vielen langen Bällen greifen musste und die Geschwindigkeit in der eigenen Offensive nicht ausspielen konnte.

Nachdem man die Anfangsphase der zweiten Halbzeit unbeschadet überstand und der Gegner auch nicht den Eindruck erweckte, als könne er nochmal den Anschluss schaffen, trauten sich die Veilchen auch wieder vermehrt selber aktiv zu werden und kontrollierter nach vorne zu kommen. Man kam daraufhin immer wieder zu aussichtsreichen Kontersituationen, die man zunächst jedoch noch liegen ließ.

Es dauerte bis zur 75. Minute, bis man schließlich eine dieser Umschaltaktionen auch ausnutzen konnte und damit endgültig den Deckel auf die Partie daraufsetzte. Die Gastgeber versuchten zwar noch einen Ehrentreffer zu erzielen und gaben sich nicht auf, jedoch stemmten sich die Gäste dagegen und hielten bis zum Schluss die Null.

Fazit

Die Austria stoppte durch diesen Auswärtserfolg ihren Abwärtstrend und holte damit wichtige Punkte im Kampf um den Europacup. Zu Beginn war man zwar sichtlich verunsichert und nervös, was allerdings aufgrund der letzten Wochen durchaus verständlich zu sein scheint.

Nach dem wichtigen 1:0 wirkten die Wiener dann befreiter und fingen auch wieder vermehrt an Fußball zu spielen. Ausschlaggebend für den Erfolg war jedoch, dass man gegen die robusten Burgenländer den Kampf um den ersten und zweiten Ball annahm und die wichtigen Zweikämpfe für sich entscheiden konnte.

Die Mattersburger hingegen müssen sich vorwerfen lassen, zu wenig aus der guten Anfangsphase gemacht zu haben und die Gäste mit einer eigenen Unachtsamkeit auf die Siegerstraße gebracht zu haben. Danach konnte man dem Gegner zu wenig entgegensetzen und beschränkte sich vordergründig darauf, aus jeglicher Lage in den Strafraum zu flanken und auf den Lucky Punch zu hoffen.

Da in der österreichischen Bundesliga laut OPTA nur jede 55. Flanke zu einem direkten Torerfolg führt, verwundert es nicht, dass sich diese Spielweise als wenig effektiv erweist. So musste man sich letztendlich verdient geschlagen geben.

Dalibor Babic, abseits.at

Dalibor Babic

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