Am 32. und damit letzten Spieltag stand für den FK Austria Wien ein großes Finale auf dem Programm. Im Heimspiel gegen den Vizemeister SK... Analyse: So sicherte sich die Austria Platz 3

Am 32. und damit letzten Spieltag stand für den FK Austria Wien ein großes Finale auf dem Programm. Im Heimspiel gegen den Vizemeister SK Sturm Graz hatten die „Veilchen“ die große Chance, mit einem Sieg den dritten Platz zu fixieren und damit in eine internationale Gruppenhase im Herbst einzuziehen. Zumindest der vierte Platz war den Austrianern schon sicher, wodurch der Druck nicht so groß wie zuletzt beim 2:1-Sieg gegen Klagenfurt war, wo man Nerven zeigte. Auf der anderen Seite wollte sich der SK Sturm nochmal von seiner guten Seite präsentieren, nachdem man zuletzt gegen den WAC vor vollem Haus relativ sang- und klanglos mit 1:4 verlor. Emotional wurde es aber für die Austria auch deshalb, da die beiden Legenden Alex Grünwald und Markus Suttner ihr letztes Spiel im violetten Trikot absolvierten.

Austria startet mit breiter Brust

Im Vergleich zum 2:1 Sieg in Klagenfurt, vertraute Cheftrainer Manfred Schmid erneut der gleichen Startelf und lief im gewohnten 4-2-3-1 auf. Gegen die Grazer war dies bislang nicht der Fall, da man in allen Duellen viel Respekt zeigte und das System und den Matchplan an die Spielweise der Blackies anpasste. Von Fünferkette, bis zur „spiegelnden“ Mittelfeldraute war taktisch alles dabei, wobei die Fünferkette zuletzt in Graz überhaupt nicht funktionierte. Diesmal wählten die Wiener also einen anderen Ansatz, vertrauten auf ihre Systematik und auf die eigenen Stärken. Diese Überzeugung und die breite Brust war dabei von Anfang an zu sehen und man wollte das Stadion und die Fans gleich hinter sich bringen.

Bei Sturm gab es keine Überraschungen und die beste Mannschaft wurde von Trainer Ilzer auf das Feld geschickt. Auf Schlüsselspieler Gorenc-Stankovic musste man verzichten, der durch Ljubic ersetzt wurde. Dafür kehrte Kreativgeist Kiteishvili zurück in die Startelf und durfte prompt als Kapitän auflaufen. Auch systemtechnisch gab es keine Überraschungen und die Steirer liefen mit einem 4-Raute-2 auf, wobei man ganz vorne auf Topscorer Jantscher setzte, der zum Spieler der Saison gewählt wurde. Die Austria wusste also was sie erwartet und man stellte sich auch der Intensität der Grazer. Von Anfang an wurden die Gäste aggressiv angelaufen und unter Druck gesetzt, damit sie nicht in ihren Spielrhythmus fanden.

Strategisch war dabei vor allem interessant, dass die Violetten diesmal eine aktive und dominante Haltung annehmen wollten. In den bisherigen Duellen reagierte man zumeist auf die Dinge und Ansätze von Sturm, doch in diesem Entscheidungsspiel war dies anders. Das konnte man daran erkennen, dass man den Fokus auf das eigene Ballbesitzspiel legte und die Gäste spielerisch knacken wollte. Der Spielaufbau wurde sehr breit gemacht und man wollte damit die „Raute“ des Gegners strecken, damit die Pressingwege für Sturm groß wurden. Dafür spielte man äußerst geduldig in der ersten Aufbaulinie und immer wieder wanderte der Ball quer und zurück. Man wollte im richtigen Moment für die Tempoverschärfung sorgen und da die Raute des Gegners speziell über den Flügel knacken.

Violette Flügelzangen tauschen Seiten

Das konnte man auch gut an den Ballkontakten im Spiel absehen, denn die beiden Außenverteidiger der Austria kamen auf die höchste Anzahl an diesem Nachmittag. So erfolgte der Spielaufbau meist über die Seite, wo man entweder den diagonalen Passweg ins Zentrum zu Grünwald/Ohio sorgte, oder den Rücken der gegnerischen Außenverteidiger mit langen Bällen attackiert. Das klappte recht gut und speziell Stürmer Ohio wurde immer wieder gut in die Tiefe geschickt, womit man das Spielfeld recht unkompliziert überbrücken konnte. Interessanterweise tauschten Fischer und Jukic in diesem Spiel die Seiten, denn normalerweise agiert Fischer auf der linken, und Jukic auf der rechten Angriffsseite. Der Gedanke dahinter war auf den ersten Blick nicht ganz zu erkennen, möglicherweise setzte man auf die bessere Synergie zwischen Suttner und Jukic, die im Derby gut miteinander harmonierten.

Die Austrianer erwischten auch einen guten Start und kamen in der Anfangsphase nicht nur auf einen Ballbesitzwert von über 60 Prozent, sondern auch zur Führung nach gut 20 Minuten. Ausgerechnet nach einer Standardsituation (was eines der großen Problemfelder in dieser Saison bei den Violetten war) erzielten die Gastgeber die Führung und Sechser Martel köpfte eine Suttner-Ecke zum 1:0 ein. Das gab den „Veilchen“ nochmal einen Schub und man belohnte sich für eine engagierte Anfangsphase. Allerdings wehrte die Führung nur kurz, denn nach einem abgefälschten Flankenball drückte der Spieler des Jahres Jantscher den Ball aus kurzer Distanz über die Linie.

Spätestens ab dem Ausgleich, waren die Grazer voll im Spiel und boten den Gastgebern ordentlich Paroli. Über die spielstarken Kiteishvili, Sarkaria und Jantscher kamen die Gäste immer wieder gut in den Zwischenlinienraum und stellten die Austria vor einige Probleme. Allerdings hatten die Violetten mit dem zweikampfstarken Duo Martel und Braunöder viel Kampfkraft im Zentrum und auch der herausragende Galvao zeigte sein gutes Timing beim Herausrücken und bereinigte so einige Situationen. Dieses Duo im Zentrum war dann auch für eine Balleroberung verantwortlich, in der anschließend Braunöder, Offensivspieler Fischer auf die Reise schickte, der Torhüter Siebenhandl überlupfte und zum 2:1 traf.

Damit waren die Violetten wieder auf Kurs und zeigten sich weiterhin hochkonzentriert. Immer wieder ließ man das Spielgerät gut und zügig in den eigenen Reihen zirkulieren und setzte in der Offensive einige Nadelstiche. Martel hatte eine gute Chance nach einer weiteren Ecke auf das 3:1, setzte den Ball allerdings knapp vorbei. So ging es mit einer verdienten, aber knappen 2:1 Führung in die Halbzeitpause.

Sturm übernimmt das Kommando und drückt

Nach dem Wiederanpfiff änderte sich die Charakteristik des Spiels doch erheblich. Von dem aktiven und dominanten Ansatz war nun wenig zu sehen und man wanderte mit den Mannschaftsteilen weiter nach hinten, um Sturm das Spiel zu überlassen. Die Gäste konnten nun in Ruhe das Spiel von hinten aufbauen und so schnellten auch die Ballbesitzzeiten der Grazer deutlich in die Höhe. Die Austrianer konzentrierten sich zunehmend auf die eigene defensive Kompaktheit und man wollte über den schnellen Ohio im Umschaltmoment für Gefahrenmomente sorgen. Das führte auch beinahe zum Erfolg, als Angreifer Ohio auf der linken Seite durchbrach, aber der Pass zum völlig freistehenden Fischer nicht durchkam. So blieb es für die Violetten ein Ritt auf der Rasierklinge.

In der Phase fehlte auch im Mittelfeld etwas der Zugriff und auch das Anlaufen war nicht wirklich sauber. Dadurch kam Sturm recht einfach ins Angriffsdrittel und war von der Defensive der Austria viel Konzentration gefragt, um die spielstarken und immer besser werdenden Gäste im Zaum zu halten. Vor allem das Zentrum wurde von den Gästen überladen und die beiden Sechser der Gastgeber sahen sich meist einer Unterzahl gegenüber. Zumeist konnte man allerdings im Verbund mit der starken Innenverteidigung um Galvao und Mühl, die Situationen in Strafraumnähe bereinigen, weshalb Sturm trotz der Dominanz nicht viele Chancen erspielen konnte. Austria-Trainer Schmid versuchte dann auch mit einem Doppelwechsel frischen Wind hineinzubringen und mit Fitz und Djuricin sollte auch das Anlaufen wieder präziser werden, damit Sturm nicht so einfach in die eigene Hälfte eindringen konnte.

Doch das Duo hatte auch einen anderen Plan im Sinn, nämlich für den nächsten Treffer zu sorgen. Nach einem Umschaltmoment bediente Djuricin seinen Kollegen Fitz, der aus der Distanz mit einem platzierten Flachschuss das 3:1 besorgte. Dieser Treffer war in dieser Phase absolut wichtig, da das Spiel zu kippen drohte und Sturm immer besser hineinfand. Das sorgte bei den Violetten wiederum für Sicherheit und Schärfe in den Zweikämpfen, wodurch man Sturm gut in Schach hielt. Man merkte auch bei den Gästen, dass der Glaube an den Ausgleich zunehmend abnahm und Gäste-Trainer Ilzer dementsprechend auch wechselte. So war nach dem 3:1 der Sieg der Austria die Luft auch draußen und die Violetten erzielten auch noch das 4:1, womit das Spiel endgültig entschieden war. Ex-Veilchen Sarkaria sorgte noch für das 4:2 und letztlich den Endstand, was in den Jubelgesängen der Austria-Fans beinahe unterging.

Fazit

Die Austria machte also die Sensation perfekt und sicherte sich im letzten Spiel den dritten Tabellenplatz. Dabei zeigten die Violetten ihre Qualitäten, die sie die letzten Monate schon auszeichneten und belohnten sich mit einer fixen Teilnahme an einer europäischen Gruppenphase. Dank eines schnörkellosen Flügelspiels und einer kompakten Defensive, konnte man den brav aufspielenden Vizemeister bezwingen und die drei Punkte einfahren. Anders als noch in Klagenfurt, zeigte man dabei keinerlei Nerven und war von der Atmosphäre eher zusätzlich angestachelt, weshalb man um jeden Preis das Spiel gewinnen wollte.

Das gelang auch letztlich, womit man dem Klub einen Millionenregen in die klammen Vereinskassen bescherte. Zu Saisonbeginn wäre dies noch undenkbar gewesen, galten doch die Violetten für nicht wenige Fachleute als Mannschaft für das Qualifikationsplayoff und den Abstiegskampf. Doch Austria-Trainer Schmid gelang es, die Mannschaft weiterzuentwickeln und eine Truppe zu formen, die die Fans begeisterte und wieder hinter sich scharrte. Für die Anhänger war dies nach den schwierigen letzten Jahren sicherlich Balsam für die geschundenen violetten Seelen, weshalb man diesen Erfolg auch noch mehr wertzuschätzen weiß. Daher hallte es auch folglich das violette Stadion: „Die Austria Wien ist wieder da“.

Dalibor Babic