Am 15. Spieltag der österreichischen Bundesliga kam es bei der Begegnung zwischen der Wiener Austria und der WSG Tirol zu einer Partie mit fast... Analyse: Spektakuläres Remis zwischen der Austria und WSG Tirol

Am 15. Spieltag der österreichischen Bundesliga kam es bei der Begegnung zwischen der Wiener Austria und der WSG Tirol zu einer Partie mit fast vorentscheidendem Charakter. Der Abstand zwischen den beiden Teams betrug vor dem Spiel sechs Zähler, was bedeutete, dass die Austria mit einem Sieg den Rückstand auf den fünften Rang hätte verkürzen können, während die WSG mit einem Sieg de facto den Einzug in die Meistergruppe hätte fixieren können. Hinzu kam auch noch, dass beide Teams blendend ins Frühjahr starteten und jeweils das Punktemaximum herausholten. Es war also einiges an Spannung in dem Spiel und die Begegnung sollte auch halten, was sie letztlich versprach.

Pressende Teams bringt Würze in das Spiel

Die Wiener Austria hätte sich wohl keinen besseren Start in die Rückrunde erwarten können, zumindest aus punktetechnischer Sicht. Im Spiel der Violetten gab es nach wir vor noch einige Probleme, wobei man sich dennoch nach der kurzen Winterpause in einigen Bereichen verbessert zeigte. Das galt vor allem im Defensivverhalten, wo man nun öfter zu Rhythmusänderungen greift und sich nicht nur ausschließlich zu einem tiefen Mittelfeldpressing zurückzieht, sondern mittlerweile auch mal weiter vorne angreift. Das sollte auch im Matchplan gegen die WSG Tirol eine wichtige Rolle einnehmen, und das aus gutem Grund. Die Tiroler sind nicht umsonst so weit vorne in der Tabelle angesiedelt und Trainer Thomas Silberberger gelang es in dieser Saison, seine Mannschaft nicht nur erheblich zu verjüngen, sondern ihr vor allem im Ballbesitz ein frisches und aktives Gesicht zu verpassen. Vollgepumpt mit Selbstvertrauen, versucht man mit einem kontinuierlichen Spielaufbau Akzente zu setzen und spielerische Lösungen zu forcieren.

Das Prunkstück ist dabei zweifellos die Mittelfeldzentrale mit Petsos und Celic, wo man über zwei spielstarke Sechser verfügt, die mit ihren Pässen Linien überspielen können und die beiden schnellen Spitzen auch mal in die Tiefe schicken können. Generell ist dabei die Aufbaustruktur der WSG sehr interessant, denn man baut mit einer „asymmetrischen Viererkette“ das Spiel auf, wodurch in der Abwehr beim Spielaufbau eine Dreierkette entsteht. Neben den beiden Innenverteidiger, verbleibt Rechtsverteidiger Koch tiefer in seiner Positionierung und bleibt auf einer Höhe mit seinen Kollegen. Damit will man vor allem den durchschlagskräftigen Linksverteidiger Schnegg eine höhere Rolle ermöglichen, der dadurch sehr weit im Spielaufbau vorrücken kann und quasi den Flügelstürmer mimt. Doch nicht nur das, durch dieses weite Aufrücken, kann wiederum der nominelle linke Flügelspieler Florian Rieder eine stark inverse Rolle einnehmen, da dieser seine Stärken bekanntlich im Zentrum und in engen Räumen hat. Verbunden mit den beiden Stürmern, schafft es die WSG dadurch viele Rochaden in die Offensive zu bekommen und sehr beweglich und flexibel zu agieren.

Zusammen mit den beiden Sechsern, haben die Tiroler dadurch eine sehr interessante Aufbaustruktur, die nicht einfach zu bespielen ist. Was überlegte sich die Austria dagegen? Grundsätzlich blieb man bei der gleichen Formation der letzten Spiele und wählte auch eine ähnliche Vorgehensweise. Der zuletzt gesperrte Sechser Martel kehrte in die Startelf zurück und bildete mit Ebner das Zentrum, während die Offensive um Fitz, Sarkaria, Teigl und Pichler erneut das Vertrauen geschenkt bekam. Man bildete sich gegen den Ball zu einem 4-4-2 und Fitz rückte in dem Fall auf eine Höhe mit Stürmer Pichler. Von Anfang an liefen die Violetten dabei die Gäste hoch an und versuchten damit, den Spielaufbau der WSG zu unterbinden und sie nicht in ihren Rhythmus kommen zu lassen. Die beiden Stürmer orientierten sich dabei im Anlaufverhalten an den Innenverteidigern, wobei sie auch immer wieder geschickt etwas versetzt zueinander attackierten. Wenn also der Ballführende attackiert wurde, verblieb der Partner nicht auf einer Höhe, sondern ein paar Schritte weiter hinten, damit ein Pass ins Zentrum zu den Sechsern erschwert wurde. Diese Praxis ist im Anlaufverhalten sehr wichtig, denn gerade wenn der Gegner mit einer Doppelsechs im Zentrum aufbaut, muss man versuchen, die Passwege dahin zu unterbinden.

Neben dieser Praxis, rückte zumeist auch mindestens ein Sechser der Austria sehr weit nach vorne und unterstützte die Offensive, damit die WSG nicht durch das Zentrum aufbauen konnte. Das schlug bereits in der ersten Pressingszene Früchte, wo Innenverteidiger Behounek von Stürmer Pichler in Bedrängnis gebracht wurde, nicht zum Torhüter zurückpassen wollte und beinahe den Ball verlor. In der nächsten Aufbausequenz der WSG kam es zu einer ähnlichen Situation, diesmal spielte der Innenverteidiger den Torhüter an, der unter Druck zu einem schlechten Abschlag forciert wurde. Die Austria eroberte den Ball Tief in der Hälfte, Teigl flankte in den Rückraum und der durch das Pressing aufgerückte Sechser Martel vollendete mit einem schönen Abschluss zum 1:0. Der Plan der Austria ging in dieser Situation perfekt auf und führte zur frühen Führung der violetten Gastgeber.

Umschaltstarke Austrianer durch Ausfälle behindert

Das war natürlich Wasser auf den Mühlen der Wiener, denn durch die Führung konnte man wie zuletzt den Gegner zum Ballbesitz einladen und selber auf Umschaltaktionen lauern. Man presste weiterhin immer mal wieder, veränderte aber auch mal den Rhythmus und ließ die WSG kommen. Die Gäste hatten allerdings Probleme, an der Pressinglinie der Austria vorbeizukommen und spielten sich immer wieder fest. Entweder schlug man lange Bälle nach vorne, die gegen die kopfballstarke Innenverteidigung der Gastgeber natürlich kein geeignetes Mittel waren, oder sofern man es doch schaffte, traf man in den Anschlussaktionen oftmals die falsche Entscheidung und folgte der Ballverlust. Durch die Ballgewinne hatte die Austria immer wieder die Möglichkeit umzuschalten und nutzte dies auch, wobei vor allem der formstarke Pichler in diesen Situationen brillierte. Immer wieder setzte er sich geschickt aus dem Zentrum ab und wich auf den Flügel aus, wo er mit Steilpässen der Seitenlinie entlang in die Tiefe geschickt wurde. Aus diesen schwierigen Situationen befreite sich der großgewachsene Pichler immer wieder geschickt und bereitete der WSG Probleme, wobei er auch oftmals abdrehte, den Ball gut festmachte und an die Kollegen weiterleitete. Pichler verrichtete dabei de facto die Arbeit von zwei Stürmern, da er dennoch auch immer wieder gefährlich im Sturmzentrum zum Abschluss kam und quasi überall zu finden war.

Doch auch die beiden Flügelspieler Teigl und vor allem Sarkaria waren gut aufgelegt und speziell letzterer löste viele Dribblings gut auf und brachte Kreativität in das Offensivspiel der Austria. Dadurch waren die Umschaltaktionen der „Veilchen“ schnell und direkt und man konnte immer wieder die schlechte Absicherung der WSG attackieren und dadurch mit Tempo in die gegnerische Hälfte eindringen. Einzig der nominelle Spielmacher Fitz erwischte einen rabenschwarzen Tag und blockierte viele Angriffe, wodurch die Austria nicht noch mehr Kapital daraus schlagen konnte. Dennoch hatten die Gastgeber einige Möglichkeiten auf das 2:0, die man ausließ.

Nach ungefähr 20 Minuten kam dann ein Bruch im Spiel der Wiener und damit auch generell in dieser Partie. Die Austria musste innerhalb kurzer Zeit gleich beide zentrale Mittelfeldspieler verletzungsbedingt auswechseln, die bis dahin eine tadellose Vorstellung ablieferten. Dadurch waren die Violetten zu Umstellungen gezwungen, und so musste Rechtsverteidiger Zwierschitz ins Zentrum neben Grünwald, während Handl die ungewohnte Rechtsverteidiger-Position bekleidete. Damit ging etwas die Linie im Spiel der Violetten verloren, vor allem in den Ballbesitzphasen, wobei man dennoch einige gefährliche Konter fuhr. Die WSG konnte auf der anderen Seite aber nicht wirklich großartig Kapital daraus schlagen, auch wenn man einige interessante Muster im Ansatz zeigte. So lockte man in einigen Szenen die Austria im Aufbauspiel nach rechts, verlagerte dann das Spiel und riss mit Diagonalpässen von Gugganig das Mittelfeld der Austria auf. Doch in der gegnerischen Hälfte blieb man weiterhin oftmals zu fehlerhaft und konnte sich dadurch kaum Chancen auf den Ausgleich erarbeiten, weshalb es beim 0:1-Pausenrückstand blieb.

Vogelwildes Spiel nimmt die Fahrt auf

Nach dem Seitenwechsel brachte WSG-Trainer Silberberger eine neue Offensivkraft in die Partie, um den Angriff seiner Mannschaft zu beleben. Doch statt neue Impulse in der Offensive setzen zu können, hatten die Gäste plötzlich alle Hände voll mit der Defensive zu tun. Die Austria kam sehr gut aus der Kabine und durch Doppelchancen von Sarkaria und Pichler hatte man gleich vier (!) Hochkaräter, um die Führung weiter auszubauen und sich in eine komfortable Situation zu bringen. Doch man scheiterte am gegnerischen Torhüter und einmal konnten die Tiroler gerade noch auf der Linie klären. Dadurch mussten die Tiroler den Druck nach vorne nochmal erhöhen und mit Dedic brachte man eine weitere Offensivkraft in das Spiel hinein. Dadurch hatte man nun eine erhöhte Präsenz im entscheidenden Drittel und das sollte sich sofort positiv auf das Spiel der Wattener auswirken. Des Weiteren kamen weitere Anpassungen zum Tragen, wie etwa jene, dass ein Sechser immer wieder abkippte und man zu verschiedenen Aufbauformationen griff. Die Austria wurde dadurch im Anlaufverhalten fahriger und man bekam vor allem auf die beiden Sechser der Tiroler nicht mehr so einen guten Zugriff, wie es noch im ersten Durchgang der Fall war. Vor allem Celic nahm bei der WSG eine immer dominantere Rolle ein, spielte einige feine Bälle in die Spitze und kam langsam zur Entfaltung.

Celic war es dann auch, der nach einem schlimmen Ballverlust in der Vorwärtsbewegung der Austria durch Zwierschitz an den Ball kam, einen wunderbaren Lochpass spielte und so den 1:1 Ausgleichstreffer vorbereitete. Dass alles passierte in den ersten 15 Minuten nach Wiederanpfiff und zeigt die hohe Schlagzahl, die es in diesem Spiel gab. Und nach dem Ausgleich ging es in der gleichen Tonart weiter, denn die WSG konnte weiterhin in der Offensive Akzente setzen und man kam immer wieder durch die mangelnde Kompaktheit der Austrianer im Mittelfeld gefährlich in den Zwischenlinienraum, wodurch die Abwehr der Gastgeber alle Hände voll zu tun hatte und immer wieder gefordert war. Daher nahm Austria-Trainer Stöger auch Kapitän Grünwald nach seiner Einwechslung wieder heraus, da er mit dem Tempo der Partie überfordert war. Doch nicht nur die Violetten offenbarten Löcher, die WSG bekam weiterhin kaum eine Absicherung zustande und ging ein hohes Risiko ein, wodurch die „Veilchen“ zu einigen tollen Konterchancen kamen, die man aber beinahe fahrlässig liegen ließ. In dieser Phase war die Intensität auf dem höchsten Niveau und es ging permanent rauf und runter, ohne jegliche Zeit zum Verschnaufen.

Beide Teams hatten die Möglichkeiten auf das 2:1, wobei der Austria ein glasklarer Elfmeter vorenthalten wurde. So kam die WSG zu ihrem Lucky-Punch kurz vor Schluss und nach einem Fehler des sonst so starken Pentz, drückte der aufgerückte Behounek den Ball zum 2:1 über die Linie. Man hatte das Gefühl, das wäre die Vorentscheidung, doch dieses verrückte Spiel hatte noch mehr zu bieten. Die Austria baute ein tolles „Dreieck“ auf der rechten Seite auf, wodurch der eingewechselte Jukic freigespielt werden konnte und mit seiner Hereingabe Pichler bediente, der zum 2:2 traf. Die WSG entschied sich danach, den Punkt mitzunehmen und wechselte einen zusätzlichen Innenverteidiger ein, während die Austria weiterhin auf das 3:2 drängte. Doch bis auf ein, zwei gefährliche Situationen passierte nichts mehr und so blieb es beim 2:2-Unentschieden.

Fazit

Nach der Partie mussten die Spieler, die Verantwortlichen und die Zuseher kräftig durchatmen, nach diesen hochintensiven und spannenden 90 Minuten, die man zu sehen bekam. Und das nicht zu Unrecht, denn es war zweifellos eines der besten Spiele in dieser Saison! Beide Teams schenkten sich nichts, hatten ihre guten und schlechten Momente und konnten vor allem mit der Offensive einander wehtun, weshalb beide letztlich auf einen hohen„Expected-Goals“ Wert kamen. Die Austria musste dabei mit einigen Widrigkeiten und der eigenen schlechten Chancenverwertung fertigwerden, wobei vor allem der Ausfall der gesamten Mittelfeldzentrale den Gastgebern zu schaffen machte, was vor allem im zweiten Durchgang offensichtlich wurde. Dennoch wehrte man sich nach Kräften und warf alles in dieses Spiel hinein, weshalb man dennoch das Spiel hätte gewinnen können. Vor allem der nicht gegebene Handelfmeter ärgerte die Violetten, da dies in der Schlussphase wohl das 2:1 bedeutete hätte. Doch trotz dieser Entscheidung und dem zwischenzeitlichen Rückstand, kämpften sich die Violetten zurück und erzielten noch den umjubelten Ausgleich. Letztlich geht dieses Unentschieden wohl in Ordnung, auch wenn es der WSG Tirol mehr hilft, als der Wiener Austria.

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Dalibor Babic