Am zehnten Spieltag der österreichischen Bundesliga kam es in der Bundeshauptstadt zum Duell zwischen der Wiener Austria und dem SK Sturm Graz. Dabei hatte... Analyse: Unglückliche Austria-Niederlage gegen Sturm

Am zehnten Spieltag der österreichischen Bundesliga kam es in der Bundeshauptstadt zum Duell zwischen der Wiener Austria und dem SK Sturm Graz. Dabei hatte dieses Aufeinandertreffen der beiden Traditionsvereine nicht nur aus sportlicher Sicht einiges an Brisanz, sondern auch aufgrund der Rückkehr von Christian Ilzer, der die Violetten in der letzten Saison noch betreut hat. Sportlich ging es für die Austria darum, den Anschluss an die Meistergruppe nicht zu verlieren und die sieglose Serie in der Liga zu beenden, während Sturm die Chance hatte, vorübergehend auf den dritten Tabellenplatz zu springen.

Vorsichtiges Abtasten beider Teams

Sturm Graz hat sich seit der Amtsübernahme von Trainer Christian Ilzer im Auftreten wesentlich stabilisiert und man hat nicht von ungefähr bislang nur eine einzige Niederlage in der Saison einstecken müssen. Dabei zeichnet die Grazer, wie man es von Teams von Ilzer gewohnt ist, speziell ihre Kompaktheit aus und dass man für die Gegner schwer zu knacken ist. Mit nur fünf Gegentoren stellt man die beste Defensive der Liga und die Neuzugänge der Grazer haben voll eingeschlagen. Doch diese Qualitäten würden gegen die Austria wohl nicht ausreichen, um einen Sieg einzufahren. Die Offensive würde gefragt sein, diese läuft allerdings bislang nicht immer sonderlich rund. Wenn man ins Umschaltspiel kommt, ist man meist wesentlich gefährlicher, als über ein kontinuierliches Kombinationsspiel. Gegen die Austria würde dies allerdings gefragt sein, sind die Violetten in dieser Saison nicht gewillt, selber ein dominantes Ballbesitzspiel aufzuziehen. Und von Anfang an bestätigte sich dieser Trend auch, denn die „Veilchen“ zogen sich in ihren bekannten 4-4-2-Block zurück und ließen die Grazer kommen.

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Daher waren die Gäste aus der Steiermark gefordert spielerische Lösungen zu finden. Zunächst hatte man einige gute Sequenzen im Spielaufbau, wo man an den beiden Stürmer der Wiener recht einfach vorbeikam und Sechser Gorenc-Stankovic anspielen konnte, der dann den Ball ins nächste Drittel beförderte. Die Austria passte sich jedoch nach einigen Minuten daran an und sorgte für eine bessere Staffelung bei den Stürmern, was zumindest bei den Violetten für einen positiven Effekt sorgte. Für Sturm war dies problematisch, gelang es doch der Austria, den Spielaufbau vermehrt auf die rechte Seite und auf den jungen Innenverteidiger Nemeth zu lenken. Dieser hatte in dieser Hinsicht einige Probleme und wackelte, wenn es darum ging über eine flache Spieleröffnung den Ball ins Mittelfeld zu befördern. Stattdessen griff er zumeist zu langen Bällen nach vorne, die jedoch eher selten ankamen. Das passte aber auch zum Ansatz von Sturm, gingen die Grazer in diesem Fall auch gezielt auf den zweiten Ball und war es generell nicht die oberste Prämisse, über ein flaches Kombinationsspiel nach vorne zu kommen.

Starke linke Achse sorgt bei Sturm für Akzente

Da die Austria jedoch über zwei kopfballstarke Innenverteidiger verfügt, konnten sich die Grazer nicht wirklich in der gegnerischen Hälfte festsetzen und verloren die Bälle recht oft. Dadurch mussten die Veilchen wiederum mit dem Ball etwas anfangen und für Lösungen sorgen. Einen kontinuierlichen Spielaufbau gab es dann doch hin und wieder auch bei der Austria zu sehen, mit einem klaren Ansatz, wie man gegen die 4-4-2 Raute von Sturm vorgehen wollte. Vor allem über Spielverlagerungen auf die ballfernen Außenbahnen, wollte man Sturm Probleme bereiten und dann über schnelle Flügelangriffe nach vorne kommen. Daher gab es speziell von Suttner immer wieder Spielverlagerungen auf seinen Außenverteidiger-Kollegen Teigl, was diesen Ansatz unterstrich. Das machte auch durchaus Sinn, spielt Sturm doch mit keinen klassischen Flügelspielern und muss in solchen Situationen ein „Achter“ herausrücken. Manchmal gelang es dadurch den Violetten ins letzte Drittel vorzudringen, oder zumindest eine Flanke aus dem Halbfeld in den Strafraum zu schlagen.

Dadurch kam etwa auch die erste Topchance in diesem Spiel von Wimmer zustande, der aus kurzer Distanz an Torhüter Siebenhandl scheiterte. Es folgten aber auch immer wieder Phasen, wo sich beide Mannschaften neutralisierten und speziell im Angriffsspiel fehleranfällig agierten. Das war sowohl bei der Austria der Fall, als auch bei Sturm, wobei die Grazer im Ansatz etwas sauberer ins letzte Drittel und vor den Strafraum kamen. Ausschlaggebend war dafür vor allem die linke Achse unter der Federführung von Rückkehrer Kiteishvili. Der dribbelstarke Georgier holte sich die Bälle immer wieder aus dem linken Halbraum ab und konnte mit seinen dynamischen Dribblings und Antritten, Tempo in das Spiel der Grazer bringen. Vor allem die Achse Kiteishvili, Ljubic und Jantscher baute immer wieder gute Dreiecke auf und kombinierte sich gefällig ins letzte Drittel, was der Austria einige Schwierigkeiten bereitete. Einzig der letzte Pass klappte oftmals bei Sturm nicht oder die Strafraumverteidigung der Austria hielt, weshalb man aus dieser Präsenz nicht noch mehr herausholen konnte.

Auf der anderen Seite musste Sturm bei Kontern der Austria auf der Hut sein und das Gegenpressing der Grazer griff nicht immer, was gegen den physisch präsenten Pichler zu einigen Problemen führte. So fand die Austria nach einer Ablage von Pichler eine weitere gute Möglichkeit durch Jukic vor, die jedoch im letzten Moment abgeblockt werden konnte. Statt einen Austria-Treffer, gab es jedoch dann ein Tor der Gäste, die nach einem Eckball kurz vor der Pause das 1:0 besorgten. Viele Chancen erspielten sich die Grazer bis dahin nicht, allerdings nutzte man diese Situation eiskalt aus. Friesenbichler hätte dann kurz darauf nachlegen können, scheiterte jedoch mit einem Fernschuss am formstarken Austria-Torhüter Pentz. So ging Sturm mit einer knappen Führung in die Halbzeitpause.

Austria baut Druck auf und schadet sich selbst

Für die Steirer war die Führung natürlich Wasser auf die eigenen Mühlen, denn so kommt die eigene Spielanlage noch besser zur Geltung. Nun konnte man verstärkt den Fokus auf die eigene Defensive legen und über Umschaltaktionen auf Chancen lauern, das 2:0 zu erzielen. Ergo war die Austria nun gefordert, selbst tätig zu werden und spielerische Akzente zu setzen. Das ging zunächst beinahe schief, kam Sturm doch zu zwei guten Situationen, die beide jedoch wegen knappen Abseitsentscheidungen zurückgenommen wurden. Die Austria tat sich zunächst recht schwer nach vorne zu kommen, was an der hohen Fehlerquote im letzten Drittel lag. Nach und nach biss man sich jedoch in die Partie hinein und beorderte vor allem die Außenverteidiger wesentlich weiter nach vorne, wodurch man die Flügelzonen der Grazer noch konsequenter bespielte. Man begann nun auch, immer öfter Dreiecke im Spiel aufzubauen und federführend war dabei Spielmacher Fitz, der die Flügel tatkräftiger unterstützte und so den Grazern Probleme bereitete.

Stöger nutzte dies dann auch bei seinem ersten Wechsel und beorderte Fitz auf den Flügel, wo er die Fäden zog und über kleinräumige Kombinationen die Problemzonen der Grazer zusätzlich destabilisierte. Dadurch konnte man sich zumindest in der gegnerischen Hälfte festsetzen und mehr Druck aufbauen, wodurch ein Treffer für die Violetten in der Luft lag. Durch die Einwechslung einer zweiten Spitze wollte man noch für mehr Präsenz im Strafraum sorgen, um Abnehmer für die Anspiele nach den Durchbrüchen auf den Flügeln zu haben. Interessant war auch die unterschiedlichen Rollen, denn durch das weite Aufrücken von Suttner etwa, konnte Jukic vermehrt ins Zentrum einrücken und dort zusätzlich spielerische Akzente setzen, was dem Spiel der Violetten ebenfalls Auftrieb gab. Es lag in dieser Phase ein Treffer der Austria in der Luft und man hatte das Gefühl, es würde nicht mehr lange dauern.

Doch genau in dieser Phase, schwächte sich die Austria selber. Spielmacher Fitz leistete sich eine Dummheit und flog nach einem Foul vom Platz, womit die Gastgeber in Unterzahl das Spiel drehen mussten. Dieses Vorhaben wurde wenige Augenblicke später noch schwieriger gemacht, denn der starke Kiteishvili krönte seine Leistung mit einem Treffer zum 2:0 und sorgte damit de facto für die Vorentscheidung. Die Austria brach defensiv in Unterzahl immer mehr auseinander und so kam Sturm noch zu einigen Gelegenheiten, wodurch man noch zwei weitere Treffer erzielen konnte. Die Gastgeber wehrten sich auch nicht mehr richtig, weshalb man letztlich mit 0:4 noch recht deutlich verlor.

Fazit

Insgesamt gesehen war das Spiel wesentlich enger, als es das Ergebnis vermuten lassen würde. Bis vor dem 1:0 hatte Sturm zwar leichte Feldvorteile, ohne jedoch zu großen Möglichkeiten zu kommen und man nutze eine Standardsituation eiskalt aus. Nach der Pause konnte die Austria einiges an Druck entfachen und die Umstellungen schienen zu greifen, weshalb der Ausgleichstreffer in der Luft lag. Doch Austrias Spielmacher Fitz leistete sich eine Dummheit und flog vom Platz, wodurch dieses Bestreben quasi beendet und die Niederlage damit besiegelt wurde. Sturm spielte sich noch in einen Rausch und sammelte zusätzliches Selbstvertrauen, was in den abschließenden Spielen im Herbst wichtig sein könnte. Die Grazer bewiesen erneut, dass sie in dieser Saison zurecht zu den unangenehm zu bespielenden Mannschaften zählen und wenn man sich in der Offensive noch entwickelt, könnte man in dieser Saison auch noch ein Wörtchen um den dritten Tabellenplatz mitreden.

Dalibor Babic

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