Es war ein langes Hin und Her, aber am Ende unterschrieb der Niederländer Ferdy Druijf nun doch noch einen Fixvertrag beim SK Rapid. Der... Analyse: Warum Ferdy Druijf für Rapid ein wichtiger Baustein sein wird!

Es war ein langes Hin und Her, aber am Ende unterschrieb der Niederländer Ferdy Druijf nun doch noch einen Fixvertrag beim SK Rapid. Der Alkmaar-Stürmer war zuletzt nur ausgeliehen, Rapid ließ die Kaufoption verstreichen und verhandelte – schlussendlich erfolgreich – nach.

Nach den ersten Auftritten war man in der Rapid-Community zunächst skeptisch, was den 24-Jährigen betrifft. Es schieden sich die Geister, ob Druijf der richtige Mann wäre oder nicht. Rein spielerisch und in Bezug auf die Leistungsdaten erhielt man mit Druijf tatsächlich das, was man erwarten durfte. Die Unentschlossenheit unter einigen Fans war jedoch einer Art „Systemfehler“ geschuldet.

Als Mittelstürmer gekommen, doch dann „gewandert“

Nach dem Abgang von Ercan Kara und dem drohenden Transfer von Taxiarchis Fountas war klar, dass Rapid einen neuen Mittelstürmer brauchte. Doch dann dauerte es nur wenige Partien, bis Druijf plötzlich nicht mehr Zielspieler an vorderster Front war, sondern im Zehnerraum agierte. Es war eine Variante, mit der man womöglich im Voraus auch intern nicht rechnen konnte, aber es spielten einige Dinge zusammen, die dann Druijfs „Positionswechsel“ ausuferten.

Zimmermann rutscht als Zielspieler und „Erstpresser“ ins Team

So zum Beispiel die überraschend starke Debütphase von Bernhard Zimmermann. Der 20-Jährige, den vor der Frühjahrssaison niemand auf der Rechnung hatte, machte seine Sache in der Spitze sehr gut, gab Rapid Tiefgang. In seinem Fall war es jedoch klar, dass er klassisch auf der Neun spielen musste. Einerseits weil er dadurch deutlich weniger Defensivaufgaben verrichten musste als beispielsweise am Flügel, wo er auch bei den Amateuren immer wieder spielte. Andererseits wegen seines Anlaufverhaltens im Pressing.

Neuner als erste Pressinginstanz am einfachsten

Das energische Anlaufen Zimmermanns war eine wichtige Facette im hohen Spiel gegen den Ball der Hütteldorfer. Diese Anlaufbewegungen waren jedoch im Kollektiv einfacher organisierbar, wenn sie formativ aus der Mitte heraus stattfinden und nicht etwa durch einen Flügelspieler. Somit benötigte es keine situativen Positionswechsel in der Pressingformation und Unordnung im eigenen Team konnte abgewendet werden.

Druijf rutschte zuerst in die zweite Pressinglinie…

Weil bei Rapid aber zumeist Grüll in die höchste Pressinglinie hinzu rutschte, wurde Druijf quasi in eine tiefere Position „gezwungen“. Er gehörte plötzlich zur zweiten Pressinglinie, was aber ebenfalls von Vorteil war, weil er direkt hinter der lästig anlaufenden, schnellen Einserlinie mit Physis aufwarten und die Gegner so etwas intensiver unter Druck setzen konnte. Für gewöhnlich war dies anderen Zehnern, etwa Knasmüllner vorbehalten, was aus offensichtlichen Gründen nicht energisch genug funktionieren konnte.

Ein zehn Meter tiefer spielender Kara

Und so rutschte Druijf auf die Zehn und spielte praktisch das, was Ercan Kara zuvor bei Rapid spielte, nur im Schnitt zehn Meter tiefer. Während Kara als Speerspitze die Bälle festmachen musste, war Druijf stets auf der Höhe von Nebenspielern wie Grüll links oder Arase/Schick rechts und hatte vor sich auch noch den Tiefengänger Zimmermann. Weiters war es im Fall des technisch guten Druijf von Vorteil, dass auch die Doppelacht durchschnittlich näher an ihm positioniert war, als es bei Kara der Fall war.

Physische Komponente für die Zehn und einfachere Verarbeitungen

Kara musste sich demnach extrem aufopfern und Bälle sehr lange halten bzw. sichern, bevor ausreichend nachgeschoben werden konnte. Druijf hingegen hatte bei erfolgreichen Ballsicherungen aufgrund seiner etwas defensiveren Position wesentlich mehr Verarbeitungsoptionen. Und Rapid erhielt dadurch den zusätzlichen Vorteil, mehr Physis in den Zehnerraum – einen der wichtigsten Räume für zentrales Gegenpressing – zu bekommen.

Reine Torstatistik sorgte für Skepsis

Das ging auf Kosten der Torbilanz des Niederländers – auch wenn diese dennoch nicht schlecht war. Sechsmal traf Druijf in 13 Spielen für Rapid. Durchschnittlich benötigte er etwa 170 Minuten pro Tor. Diese simple Statistik feuerte die Skepsis bei einigen Fans und Beobachtern an, denn man erhoffte sich nach Karas Abgang eher einen Spieler, der wesentlich mehr Treffer erzielen würde. Dass Druijf allerdings als „Zehner“ sehr viele Wege für Tore seiner Mitspieler aufmachte, kann in einer solchen Statistik nicht abgebildet werden.

Gutes Passspiel

Wir betrachten nun die wichtigsten Aspekte in Druijfs Daten in seinen ersten 13 Partien für die Hütteldorfer. Positiv – und angesichts der Leistungen bei seinen vorherigen Klubs erwartbar – waren seine Passwerte. Durchschnittlich war Druijf natürlich nicht so stark ins Kombinationsspiel eingebunden, wie ein klassischer „Spielmacher“, aber von seinen 23 Pässen im Schnitt pro Partie brachte er 75% an den Mann. Das ist für die Zone, in der er hauptsächlich spielte, ein guter Wert und zeugt von einfachem, aber zielgerichtetem Passspiel. Auch bei etwas längeren Pässen weist er gute Werte auf.

Gut im Gegenpressing, danach verlagernd statt direkt

Positiv zu bewerten ist auch das bereits erwähnte Gegenpressing. Was die Balleroberungen und Rückeroberungen im letzten Drittel betrifft ist Druijf wiederum im oberen Drittel der Bundesliga angesiedelt. Hier ist speziell seine Physis ausschlaggebend für den Erfolg und auch wenn Knasmüllner per 90 Minuten einen ähnlichen Wert aufweist, konnten Druijfs Eroberungen eher in klare Torchancen umgemünzt werden. Hier ist weiters auffällig, dass Druijf kaum den direkten Pass in die Spitze suchte, sondern eher verlagerte. Das ist auch der Grund, warum er in dieser Saison keinen Assist machte und in der xG-Statistik per 90 Minuten nur bei 0.01 liegt.

Über Erwartung vs. Die schwierigen Tore

Andererseits ist Druijfs „Conversion Rate“ ausgezeichnet. In seinen 13 Spielen für Rapid hatte er einen xG-Wert von nur 3.14, erzielte aber sechs Tore. Man könnte einerseits argumentieren, dass er „über Erwartung“ performte, andererseits, dass er schwierige Treffer aus undankbaren Situationen macht. So etwa sein Fallrückzieher gegen Austria Klagenfurt. Druijf kam durch seine tiefere Position zumeist nicht in die glückliche Lage, die „Einfachen“ serviert zu bekommen. Demnach spricht diese Statistik ebenfalls für ihn.

Mehr Balance im Zweikampf notwendig

Einige Werte sind für die Zukunft definitiv noch ausbaufähig. Die Zweikampfführung Druijfs ist noch nicht so dominant, wie die von Kara. 38% gewonnene Zweikämpfe sind natürlich verbesserungswürdig, 46% gewonnene Kopfballduelle hingegen in Ordnung. Druijf bringt seinen Körper zwar teilweise gut ins Duell, hat aber noch koordinative Schwächen, wegen denen er phasenweise etwas zu spät kommt und auch noch etwas zu viele Fouls begeht. Hier müssen allerdings verschiedene Umstände bedacht werden. Beispielsweise die Mängel in Rapids Gruppentaktik, die erst noch wachsen muss. Möglicherweise funktionieren auch die Zweikampfabläufe in einer stark veränderten Mannschaft besser.

Neue Synergien durch neue Mitspieler?

Apropos stark veränderte Mannschaft: Da bei Rapid kein Stein auf dem anderen bleibt, dürften sich auch spannende neue Synergien für Druijf auftun. Das positionsversetzte Zusammenspiel mit Bernhard Zimmermann lief bereits richtig gut, aber Druijf wird einige andere Akteure rund um sich bekommen, die mit ihren teils untypischen Laufwegen gut zu seinem Spiel passen würden. Das betrifft beispielsweise Guido Burgstaller oder auch Nicolas Kühn.

Ausbalanciertes Rochieren könnte spannend werden

Ein Burgstaller-Druijf-Gespann wäre allgemein sehr interessant, zumal beide in ihren Ausweichbewegungen stark rechtslastig agieren. Wenn sich die beiden mit diesen Bewegungen nicht auf den Zehen stehen, sondern die Rochaden gut orchestrieren, könnte das große Vorteile in der Strafraumbesetzung mit sich bringen. Würde Rapid beispielsweise in einem 4-2-3-1 mit Druijf auf der Zehn und Burgstaller im Sturmzentrum spielen, hätte man gleich zwei etatmäßige Stürmer mit enormen Aktionsradien auf dem Platz, was für die Gegner schwer zu verteidigen wäre.

Flexibel einsatzbar, am besten mit Speed um ihn herum

Damit sind wir beim Thema „System“ angekommen. Einer der größten Vorteile von Ferdy Druijf ist seine für einen etatmäßigen Mittelstürmer große Polyvalenz. In einem 4-Raute-2-System kann er in einer offensiven Variante auf der Zehn spielen, in einer klassischen Variante als antizipative Spitze oder situationsabhängig wegen seiner Größe auch als Zielspieler. Im 4-2-3-1 ist er als Zehner oder Spitze denkbar. Allgemein ist Druijf in einem Einser- und Zweiersturm einsetzbar – wichtig ist jedoch, dass er keinen ähnlichen Nebenspieler hat, sondern eher einen wendigen schnellen Kollegen wie Zimmermann. Rapid würde zwar aufgrund der Antizipationsfähigkeit Druijfs nicht Gefahr laufen, ein Loch hinter der Spitze zu reißen, wie es in Pacults Endphase phasenweise mit Nuhiu und Vennegoor of Hesselink der Fall war, allerdings funktioniert Druijfs Spielweise am besten, wenn er neben oder vor sich Speed vorfindet.

Über der Schmerzgrenze

Einen der wichtigsten Aspekte, die für die Verpflichtung von Ferdy Druijf sprachen, haben wir uns für den Schluss aufgehoben. Der Niederländer ist ein Siegertyp und geht offensichtlich auch über seine Schmerzgrenze. Als er sich in der Anfangsphase beim Auswärtsspiel gegen Sturm Graz übel das Knie verdrehte, befürchtete man bereits wieder eine Auswechslung. Aber der 190cm-Mann biss die Zähne zusammen, spielte nicht nur das Spiel fertig, sondern auch danach noch zwei Partien, in denen er dann insgesamt drei Treffer erzielte. Erst als die Schmerzen dann größer wurden, wurde eine recht seltene Art von Prellung erkannt, wegen der er den Rest der Saison pausieren musste.

Wichtiger Baustein für Feldhofers Konzept

Dies ist eine Facette seines Typs, die auch sein Trainer Ferdinand Feldhofer sehr schätzt. Druijf ist nicht wehleidig, geht voran, ist ein positiver Typ und schlussendlich wollte er unbedingt zu Rapid wechseln. Das Feilschen um seinen Kauf sollte die Mühe wert gewesen sein, denn mit Druijf bekommt Rapid Polyvalenz, Physis und Mentalität. Das bisher Gezeigte ist auf den ersten, oberflächlichen Statistikblick vielleicht diskussionswürdig, bei genauerem Hinschauen aber ein Zeichen dafür, dass dieser Spieler für verhältnismäßig wenig Geld ein „No-Brainer“ für Rapid ist.

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen