Das abendliche Topspiel der Runde fand zwischen der Wiener Austria und dem LASK statt, auch wenn dem Label „Topspiel“ in Wirklichkeit bislang nur einer... Analyse: Wie es der Austria gelang, dem LASK zu trotzen

Das abendliche Topspiel der Runde fand zwischen der Wiener Austria und dem LASK statt, auch wenn dem Label „Topspiel“ in Wirklichkeit bislang nur einer der beiden Mannschaften gerecht geworden ist. Der LASK präsentiert sich auch in dieser Saison bärenstark und zeigte nicht nur international erneut auf, sondern war bis zur vergangenen Runde noch Tabellenführer. Dank des Ausrutschers von Meister Salzburg, hatten die Linzer die große Chance, den Platz an der Sonne als Winterkönig wiedereinzunehmen und die Tabellenführung zurückzuerobern. Auf der anderen Seite und aufgrund der Ergebnisse der Konkurrenz, war auch die Austria zum Siegen verdammt, sofern man den Anschluss an die Meistergruppe nicht völlig verlieren wollte. So war viel Brisanz in dieser Partie gegeben.

Stöger überrascht mit Aufstellung

Der LASK reiste mit einigen Personalproblemen in die Bundeshauptstadt, da insgesamt sieben nominelle Stammkräfte den Stahlstädtern nicht zur Verfügung standen. Vor allem der Ausfall der beiden Flügelflitzer Balic und Gruber schmerzte die Linzer und dadurch war man in der Offensive extrem dünn aufgestellt. Daher sollte es Werder-Leihgabe Eggestein in der Offensive richten und seine Torjägerqualitäten beweisen. Der LASK war allerdings nicht dazu gezwungen, das System umzustellen und man lief in der bekannten 3-4-3-Formation auf.

Und die Austria? Die überraschte mit einigen Personalien und der generellen Aufstellung. Monschein fehlte verletzungsbedingt, Turgeman und Kapitän Grünwald mussten auf der Bank Platz nehmen und auch Handl fand sich ebendort wieder. Überraschend rückten Routinier Schößwendter, Ebner und Wimmer in die Mannschaft, was die spielerische Qualität nicht gerade erhöhte. Damit musste man sich bereits im Vorfeld als Austria-Fan darauf einstellen, dass es eine Abwehrschlacht von violetter Seite geben würde.

Noch überraschender war allerdings die Aufteilung der Personalien und welche Positionen sie einnahmen. Zwierschitz in etwa kehrte auf die rechte Abwehrseite zurück, während Youngster Jukic erstmals im Zentrum ran durfte und gemeinsam mit Fitz und Ebner die Mitte besetzte. Das bedeutete, dass die Austria nach langer Zeit mal wieder mit nur einer Spitze und einem 4-5-1 auflief, da Wimmer und Teigl die Außenbahnen besetzten. Pichler sollte als Alleinunterhalter in der Spitze die Abwehr der Linzer beschäftigten.

Von der ersten Minute an bekam man auch zu sehen, worauf die Austria den Fokus legen würde, nämlich auf die Defensive. Das war so zu erwarten, was aber überraschend war, war dass man in einigen Punkten das eigene Verhalten und die Spielanlage änderte. Angriffspressing gab es klarerweise weiterhin nicht zu sehen, doch das Mittelfeldpressing wurde wesentlich aggressiver praktiziert und die Spieler stachen aktiver aus der Kette heraus, um die Gegenspieler zu stellen und unter Druck zu setzen, statt auf den Gegner zu warten und nur von links nach rechts zu verschieben.

Das Auf- und Nachrücken war bislang eines der großen Problemfelder der Defensive der Austria, wodurch man es dem Gegner durch die eigene Passivität oftmals leicht machte, in die eigene Hälfte vorzudringen und die Violetten hinten einzuschnüren. Gegen den LASK änderte sich der Ansatz und vor allem die drei zentralen Mittelfeldspieler stachen immer wieder aus ihren Positionen heraus und attackierten aggressiv ihre Gegenspieler. Dabei war auch der Einfluss von Routinier Schößwendter zweifellos zu erkennen, denn endlich rückte die Abwehr nach Rückpässen des LASK von hinten heraus und verengte so nicht nur den Raum, sondern zwang die Gäste oftmals zum Rückwärtsgang und zum Neuaufbau. Das war augenscheinlich der Effekt von Schößwendter, der mit seinen lautstarken Anweisungen die Abwehr organisierte.

Gezielte defensive Anpassungen machen es dem LASK schwer

Darüber hinaus gab es immer wieder Veränderungen im Rhythmus zu sehen, wie hoch man den LASK attackierte. So gab es auch immer wieder Sequenzen bei der Austria, in denen man weiter aufrückte und den Spielaufbau der Linzer zustellte, um in weiterer Folge den langen Ball zu erzwingen. Das zeigte Wirkung bei den Oberösterreichern und man war augenscheinlich von dieser Tatsache überrascht, weshalb selbst der so ballsicherer Kapitän Trauner sich einige Schnitzer und Leichtsinnigkeiten leistete.

Doch darüber hinaus gab es noch einige weitere interessante Punkte, wie sich die Austria auf den Gegner einstellte. So stellte Spielmacher Fitz gezielt den linken Halbraum zu, womit man auf LASK-Spielgestalter Michorl abzielte und diesen nicht zur freien Entfaltung kommen lassen wollte. Das zeigte ebenfalls Wirkung und mit Fortdauer der Partie tauchte Michorl in ungewohnten Räumen auf und wechselte etwa die Seite, wodurch er aber kaum in seinen gewohnten Rhythmus fand. Ebenso gesellte sich Pichler zu LASK-Kapitän Trauner, womit der Spielaufbau den Halbverteidigern auferlegt werden sollte.

Auch weiter hinten hat sich die Austria etwas überlegt. Man verblieb nicht konstant in einer 4-5-1-Anordnung und immer wieder wurde daraus ein 5-4-1, was nicht überraschte, spielten auf dem rechten Flügel mit Zwierschitz und Teigl doch zwei nominelle Außenverteidiger. So rückte Teigl immer wieder situativ in die Abwehr zurück und verstärkte diese zusätzlich, was vor allem balancetechnische Gründe hatte. Das sollte das Herausstechen von Innenverteidiger Palmer-Brown ausgleichen, der in diesem Spiel oftmals sehr aggressiv aus der Abwehr ins Mittelfeld stach und vor allem den gegnerischen Torjäger Eggestein verfolgte. Dieser lässt sich im Offensivspiel des LASK auch sehr gerne in den Zwischenlinienraum fallen und bietet sich dort als Anspielstation im Übergangsspiel an. Das sollte mit diesem Kniff unterbunden werden, ohne dass gleichzeitig Löcher in der Abwehr entstanden.

Es war offensichtlich, dass bei der Austria im Defensivverhalten vieles zum Besseren verändert wurde. Obwohl der LASK wesentlich mehr Ballbesitz hatte, bekam man nicht das Gefühl, dass die Oberösterreicher das Spiel dominierten. Im Gegenteil, die Gäste taten sich trotz zwei Drittel Ballbesitz schwer, Lösungen gegen die gut organisierte Defensive der Austria zu finden und immer wieder rannte man sich fest. Spielgestalter Michorl fand kaum ins Spiel, die Verteidiger leisteten sich immer wieder Fehlpässe im Spielaufbau und das Flügelspiel entwickelte nicht die gewohnte Durchschlagskraft, da vor allem von der rechten Seite kaum Gefahrenmomente kreiert wurden. Auch das Gegenpressing und die Konterabsicherung waren nicht auf dem gewohnt hohen Niveau, welches man ansonsten vom LASK gewohnt ist. Dadurch boten sich der Austria immer wieder Gelegenheiten, Umschaltsituationen zu starten und in gefährliche Zonen zu kommen. Hier zeigte vor allem Spielmacher Fitz seine Klasse und war eine wichtige Durchgangsstation, um die restlichen Offensivspieler in Szene zu setzen.

Das klappte bereits in der Anfangsphase und Fitz leitete den Führungstreffer mit einem Pass auf Teigl ein, der in weiterer Folge Pichler einsetzte und dieser sehenswert zum 1:0 für die Violetten traf. Dieser Treffer war natürlich Wasser auf die Mühlen der Austria und sollte Auftrieb geben. In weiterer Folge setzte man immer wieder Nadelstiche in der Offensive, auch wenn die Fehlpassquote erneut recht hoch war und sich vor allem die beiden Flügelspieler Teigl und Wimmer damit schwertaten, sich sauber aus Drucksituationen zu befreien. Auf der anderen Seite tat sich auch der LASK in der Offensive schwer und kam zunächst trotz optischer Überlegenheit kaum zu guten Möglichkeiten. So war Flügelspieler Goiginger in Eigenregie dafür verantwortlich, den Ausgleich mit einem sehenswerten Schlenzer zu besorgen. Im Vorfeld gelang es der Austria wie bereits in Wolfsberg nicht, einen bereits gewonnenen Ball zu klären und so besorgte der LASK das 1:1.

Bis zur Halbzeit änderte sich in weiterer Folge wenig am Bild. Der LASK wollte, aber konnte nicht, während die Austria zu fehlerhaft blieb, um noch mehr Kapital aus den Kontermöglichkeit zu schlage. So ging es mit dem 1:1 in die Kabine.

LASK legt einen Gang zu

Nach dem Wiederanpfiff änderte sich zunächst am Spielgeschehen weiterhin wenig, wobei die Austria in der Defensive noch etwas mutiger wurde. Man stellte nun noch öfter den Spielaufbau des LASK zu und versuchte damit, lange Bälle der Gäste zu erzwingen. Die Linzer hatten damit Probleme und konnten sich nicht wirklich spielerisch befreien, da man die beiden Sechser nicht passend im Übergangsspiel einbauen konnte und die Flügelverteidiger sehr oft zu hoch standen.

Erst nach 60 Minuten gab es die erste Möglichkeit, als Zwierschitz den Ball im Aufbauspiel verlor und Renner auf links durchbrach, jedoch im Abschluss versagte. Quasi im Gegenzug schickte Fitz den eingewechselten Sarkaria auf die Reise, der mit seinem Abschluss knapp den Kasten verfehlte. Wenige Minuten später setzte sich Pichler stark im Eins gegen Eins gegen Trauner durch, legte sich allerdings alleine vor dem Tor den Ball ein Stück zu weit vor und ließ so die große Gelegenheit liegen.

Doch die Konterchancen der Austria wurden nach und nach seltener, stattdessen fand man sich immer öfter in der Defensive wieder. Die Kräfte der Violetten ließen augenscheinlich nach rund 70 Minuten nach und man stand mit dem Block immer tiefer in der eigenen Hälfte und de facto nur noch im eigenen Strafraum. Dadurch wurde der Druck des LASK größer, da es den Gastgebern an Entlastung mangelte. Die Linzer probierten es weiterhin viel über den Flügel, speziell mit Flankenbällen und schnellen Kombinationen, um so das 2:1 zu erzwingen. Man kam zwar zu einigen Gelegenheiten, aber „Sitzer“ waren darunter kaum dabei.

Die Austria auf der anderen Seite hatte durch Teigl die Großchance, das 2:1 zu erzielen, jedoch setzte der Offensivspieler seinen Abschluss knapp neben den Kasten. Als es so schien, als würde es auf ein leistungsgerechtes Unentschieden hinauslaufen, leistete sich die Austria wie bereits in Wolfsberg einen Aussetzer und verursachte in der letzten Sekunde unnötigerweise einen Strafstoß. Damit drohte man erneut sich um die Lorbeeren zu bringen und den ganzen Aufwand umsonst betrieben zu haben. Doch Torhüter Pentz parierte quasi mit dem Abpfiff den Elfmeter und sicherte so seiner Mannschaft den einen Punkt.

Fazit

Die Austria erkämpfte sich also gegen die klar favorisierten Linzer einen nicht unverdienten Punkt. Zwar erwischte man den LASK in einem passenden Moment durch die vielen Ausfälle, dennoch war für den Punktegewinn ausschlaggebend, dass man sich selbst in vielen Bereichen verbessert zeigte. Vor allem in der Defensive ging man wesentlich aktiver zur Sache, setzte den Gegner besser unter Druck und konnte so insgesamt mehr Ballgewinne kreieren. Auch die Nominierung von Routinier Schößwendter zeigte Wirkung, der als Sprachrohr die Abwehr organisierte und die Höhe der Linie kommandierte, wodurch man die Räume insgesamt besser verdichtete und kompakter stand. Aber auch die gegnerspezifischen Anpassungen waren klug gewählt und zeigten Wirkung, wodurch man dem LASK einigen Sand ins Getriebe werfen konnte. Daher fragt man sich nach dem Spiel nicht zu Unrecht, warum es bis zum letzten Spieltag im Herbst gedauert hat, bis man Veränderungen in der Spielanlage vornahm und zu diesen Maßnahmen griff? Sei es wie es sei, mit dem Punkt geht man nun mit einem positiven Gefühl ins die Pause, auch wenn die Situation auch sportlich weiterhin angespannt bleibt.

Dalibor Babic, abseits.at

Dalibor Babic