Am 20. Spieltag der österreichischen Bundesliga fand das Topspiel der Runde diesmal in Wien-Favoriten statt, wo die Austria den amtierenden Meister Salzburg zum Duell... Analyse: Windfestspiele in Favoriten enden mit Remis

Am 20. Spieltag der österreichischen Bundesliga fand das Topspiel der Runde diesmal in Wien-Favoriten statt, wo die Austria den amtierenden Meister Salzburg zum Duell um die drei Punkte empfing. Dabei wollten die violetten Akteure die Restchance auf die Meistergruppe wahren, wofür allerdings eine Punktegewinn zwingend vonnöten war. Auf der anderen Seite stand auch Red Bull Salzburg unter Druck, befand man sich doch so etwas wie in einer kleinen Formkrise und verlor zuletzt die beiden Spiele gegen den LASK und Frankfurt. Vor allem die Niederlage in der Europa League schmerzte ungemein, weshalb man Wiedergutmachung leisten wollte.

Schwierige Bedingungen in der Luft und am Boden

Für beide Teams verlief der Saisonstart bekanntlich recht mäßig und man blieb jeweils unter den eigenen Erwartungen, weshalb die Mannschaften einen wichtigen Befreiungsschlag in diesem Spiel feiern wollten. Salzburg hatte wenige Tage zuvor eine schwere 1:4-Schlappe in Frankfurt zu verarbeiten, weshalb man auf die Reaktion gespannt war. Salzburg-Trainer Marsch entschied sich einige Veränderungen vorzunehmen und zumindest in Teilen die Rotationsmaschine anzuwerfen. Als System wählte man ein ähnliches wie in Frankfurt und man entschied sich mit dem bevorzugten 4-2-2-2 auf dem Feld aufzulaufen. Auf der anderen Seite gab es dagegen einige Überraschungen in der Aufstellung.

Austria-Trainer Ilzer schickte keinen klassischen Sechser in das Spiel, sondern drei nominelle Innenverteidiger, weshalb viele zu Beginn von einer Fünferkette bei den Violetten ausgingen. Doch die Gastgeber hatten andere Pläne und wollten die Salzburger scheinbar überraschen. Das gelang dann auch recht treffend, den Abwehrspieler Borkovic ordnete sich im Mittelfeld neben Kapitän Grünwald ein und gab einen klaren defensiven Mittelfeldspieler, weshalb das System das übliche 4-2-3-1 blieb. Diese Idee kupferte sich Ilzer vom letzten Salzburg-Gegner Frankfurt ab, wo Allrounder Hasebe im defensiven Mittelfeld aufgestellt wurde, um mehr Präsenz in den direkten Zweikämpfen zu gewährleisten. Diese war auch nötig, war aufgrund der Bedingungen ein geordnetes Fußballspiel doch nur schwer möglich.

Einerseits war der Rasen in Wien-Favoriten nicht im besten Zustand, andererseits zog ein Sturm durch die Hauptstadt, wodurch speziell die langen Bälle zum Teil unberechenbar wurden. Die Austria machte von Anfang an auch keine Anstalten, spielerische Lösungen zu forcieren und auf einen geordneten Spielaufbau zu setzen. Selbst wenn die Bullen nicht hoch anpressten, versuchten die Violetten lange Bälle auf ihren Zielspieler zu spielen und die Ketten der Gäste über die Luft zu überspielen. Die Rolle des Zielspielers fiel dabei nicht etwa auf den Stürmer, sondern kam dem großgewachsenen Flügelspieler Pichler zu. Dieser sollte seine Größenvorteile gegenüber seinem Gegenspieler einsetzen, um seine Kollegen – Fitz, Sarkaria und Monschein – in weiterer Folge ins Spiel bringen. So wollte man den Fokus klar auf den Kampf um den ersten und zweiten Ball verlegen und über die Zweikampfintensität den Bullen das Leben schwermachen, während man gleichzeitig die Salzburger nicht in ihr Pressing einladen wollte.

Wie reagierten die Bullen darauf? Zunächst versuchte man das eigene übliche Spiel durchzuziehen. Die 4-2-2-2 Grundordnung legte man sehr zentrumorientiert aus und versuchte über das liniendurchbrechende vertikale Spiel zügig nach vorne zu kommen. Die beiden Halbposition in der Offensive passte man dabei etwas an, da auf der rechten Seite Berisha stärker einrückte und sich hinter den beiden Spitzen bewegte, während auf der linken Seite Okugawa mehr Breite gab und oft ein Pärchen mit dem nachrückenden Ulmer bildete, um über die linke Seite Durchbrüche zu kreieren. Sofern dann mal der Ball verloren wurde, setzte man sofort nach und startete ins Gegenpressing, um sich das Spielgerät wiederzuholen.

Zu Beginn wirkten die Bullen auch sehr fokussiert und zielstrebig, kamen gut in die Zwischenräume hinein und stressten die letzte Abwehrlinie der Austria unaufhörlich mit Läufen und Pässen in die Tiefe. So kam man dann auch zu einem recht frühen Führungstreffer, den Daka nach schöner Vorarbeit von Vallci erzielte. Gegen den Ball setzte man zunächst auf einen Pressingauslöser auf der rechten Abwehrseite der Austria, welcher allerdings kaum zum Einsatz kam, da die Austria sowieso nicht vorhatte flach von hinten herauszuspielen.

Austria arbeitet sich über zweite Bälle ins Spiel

Die violetten Gastgeber wirkten zu Beginn etwas zu zurückhaltend und kamen nicht richtig in die Zweikämpfe hinein. Vorne konnte man die Bälle zu selten halten und verlor sie recht schnell, aber auch über das eigene Mittelfeldpressing bekam man kaum Druck auf Salzburg, geschweige denn zu Balleroberungen. Die Rechnung bekam man prompt in Form des frühen Rückstandes präsentiert, wodurch man einen Rückschlag verkraften musste. Es dauerte auch ungefähr zwanzig Minuten, bis die Austria besser in das Spiel fand. Das eigene Gegenpressing wurde stärker forciert und allgemein begann man noch ballorientierter zu verschieben, wodurch man den Druck auf den Gegner erhöhen konnte. Dadurch rückten auch u.a. die Außenverteidiger stärker ins Zentrum und versuchten, das Feld und die eigene Formation kompakt zu halten. Das begünstigte speziell den Kampf um den ersten und zweiten Ball, wo sich die Violetten Vorteile verschaffen konnten.

Die Gäste bekamen den kopfballstarken Pichler in den Luftduellen nicht in den Griff, weshalb der Offensivspieler die Bälle verlängern oder entscheidend ablenken konnte. So auch bei einer guten Möglichkeit von Grünwald, als Pichler das Luftduell gewann und Monschein in die Tiefe schickte, ehe der Stürmer auf den eigenen Kapitän mit der Ferse ablegte. Daher spielte sich das Geschehen hauptsächlich auf der rechten Außenbahn der Violetten ab und ging es zweikampftechnisch recht intensiv zur Sache. Salzburg ließ sich zunehmend auf das Niveau der Austria herunterziehen und verlor mit Fortdauer die eigene spielerische Linie. Einfache Fehler schlichen sich ein und auf einen kontinuierlichen Spielaufbau wurde oft verzichtet, was aber sicherlich auch dem schwierig zu bespielenden Rasen geschuldet war. So wurde es ein immer umkämpfteres Spiel und Zweikämpfe prägten das Spielgeschehen bzw. der Kampf um den ersten und zweiten Ball. Die Austria spielte ein Drittel ihrer Pässe lang und hoch nach vorne, was ein extrem hoher Wert ist und Bände spricht. Vereinzelt kam man auch dadurch zu Ausgleichschancen – die beste vergab Torjäger Monschein kurz vor der Pause, nachdem Abwehrchef Madl einen langen Ball auf den Stürmer mit dem Kopf verlängerte. Ansehnlich und geordnet war dies allerdings nicht.

Austria startet mit Druckphase, Salzburg wankt

Nach dem Wiederanpfiff zur zweiten Halbzeit, versuchte Salzburg-Trainer Marsch die Probleme bei den hohen Bällen auf Pichler besser in den Griff zu bekommen und Maßnahmen zu ergreifen. So rückte nun Innenverteidiger Wöber immer öfter auf den Flügelspieler hinaus und tauschte kurzfristig die Position mit Ulmer, damit man dem großgewachsenen Pichler Paroli in der Luft bieten konnte. Dies klappte allerdings nur in offensichtlichen Situationen wie z.B. bei Abstößen, weshalb Pichler weiterhin einige Duelle gegen den kleineren Ulmer bekam. Die Austria ihrerseits legte in den ersten Minuten nach dem Wiederanpfiff wie aus der Pistole geschossen los. Man konnte den Bullen einerseits mit den langen Bällen und dem Rückenwind Probleme bereiten, andererseits versuchte man auch über die Flügel und das Flankenspiel gefährlich zu werden. So waren vermehrt schnelle Spielverlagerungen zu sehen und „Zehner“ Fitz richtete nach dem Erhalt des Balles seinen Blick meist sofort auf die ballferne Seite, um einen Seitenwechsel zu spielen.

Das klappte auch einige Male und die Veilchen brachten gefährliche Hereingaben hinein und eroberte auch die zweiten Bälle, weshalb man sich in der gegnerischen Hälfte festsetzen konnte. Man kam dabei auch zu einigen Abschlüssen und die beste Möglichkeit vergab Sarkaria, der an Torhüter Stankovic scheiterte. Nachdem es ganz so schien, als würde sich das Spiel wieder beruhigen und die Salzburger die Kontrolle zurückerlangen, schlug die Austria doch noch zu. Nachdem man den ersten und zweiten Ball eroberte, spielte sich die Austria in den Strafraum, wo Fitz für Monschein ablegte und der Torjäger sehenswert zum 1:1 Ausgleich traf. Doch kaum war der Jubel verhallt, antworteten die Salzburger postwendend: Der eingewechselte Szoboszlai schickte Hwang auf die Reise, der dann auf Daka querlegte und dieser musste dann nur noch ins leere Tor einschieben.

Die Austria wirkte von diesem Tiefschlag sichtlich geschockt und verdaute den Gegentreffer nicht wirklich. Daher versuchte der violette Trainer Ilzer von der Seitenlinie einzugreifen und brachte neue Spieler und ein neues offensiveres System 4-4-2 auf den Platz. Aber auch die Bullen reagierten auf die Führung und brachten mit Farkas für Hwang einen Verteidiger, womit man fortan mit einem 5-3-2 agierte. So standen die Salzburger noch massiver in der eigenen Hälfte und wollten das Ergebnis über die Zeit bringen. Das klappte auch bis zur 88. Minute, ehe sich die Austria eine Ecke erarbeitete. Den folgenden Eckball verwertete Palmer-Brown zum 2:2 Ausgleich und verwandelte damit das violette Stadion zum Tollhaus. Die Fans peitschten in den letzten Minuten ihre Mannschaft nach vorne und die Spieler bekamen noch einmal die zweite Luft, wodurch die Gastgeber richtig Druck entfachen konnten. Speziell über Standards und Einwürfe bombardierte man den Strafraum der Bullen und die Gäste mussten einen kühlen Kopf bewahren, damit sie das Spiel nicht völlig aus der Hand gaben. Das taten die Salzburger dann auch und so blieb es letztlich beim 2:2 Unentschieden.

Fazit

Rundumbetrachtet ist das 2:2-Unentschieden zwischen den beiden Teams leistungsgerecht. Das Spiel war zwar kein Leckerbissen und von vielen Zweikämpfen und langen Bällen geprägt, allerdings entwickelte sich speziell im zweiten Durchgang eine kurzweilige Partie, mit Chancen auf beiden Seiten und einer hohen Intensität. Die Salzburger starteten stark und hatten einige gute Phasen im Spiel, konnten speziell über Berisha und Hwang gute Momente erzeugen. Doch auch die Austria arbeitete sich gut in das Spiel hinein und hatte phasenweise die Oberhand in dieser Partie, speziell im Kampf um den ersten und den zweiten Ball, wodurch man zu einigen Gelegenheiten kam. Dennoch ist für beide Teams der Punkt letztlich zu wenig. Einerseits für die Austria im Kampf um die Meistergruppe und andererseits für Salzburg um die kleine Krise zu durchbrechen.

Dalibor Babic