Der Autorin dieser Zeilen wurde einmal in einer feucht-fröhlichen Runde gesteckt, dass Stürmer Stefan Maierhofer bei seinem Jugendverein einst für wunderliche Blicke gesorgt hatte, da er nicht einmal in der Lage war einen Ball vernünftig zu stoppen. Harte Arbeit und ein unerschütterlicher Glaube an sich selbst machten aus dem gelernten Koch jedoch einen 19-fachen ÖFB-Teamspieler, Premier-League- und Bundesliga-Legionär sowie Meister, Cupsieger und Torschützenkönig.
Der kometenhafte Aufstieg des Stefan M. begann jedenfalls mit seinem Engagement bei Rapid. Peter Pacult hatte den bei Greuther Fürth auf der Tribüne sitzenden Angreifer auf dem Radar und setzte seine Verpflichtung durch. Hop oder Drop? Maierhofer schlug voll ein. Erst vor wenigen Wochen erzählte der ehemalige SCR-Trainer, wie er es damals schaffte aus dem Langen das Beste herauszuholen: „Ich habe ihn gegen Ende der Saison nach der Zukunft gefragt und er hat mir allen Ernstes gesagt, dass er zu Greuther Fürth zurückgeht, wenn sie aufsteigen, weil dann spielen wir in der Bundesliga. Er hat aber nicht gewusst, dass ich schon mit Präsident Hack alles geklärt hatte und Trainer Labbadia sagte: „Wenn wir aufsteigen, ist Maierhofer Stürmer Nummer 5, sollten wir ihn nicht loskriegen, weil er hat noch Vertrag.“ Der listige Floridsdorfer verschwieg seiner Nummer Neun allerdings diese Tatsache. Stefan war mit zwei Toren im darauffolgenden Derby gegen die Austria der Matchwinner und Rapid winkte erstmals (mehr als nur andeutungsweise) der 32. Meistertitel der Geschichte.
Aufgrund der Tatsache, dass der gebürtige Gablitzer seine Profikarriere in Deutschland begann, war Maierhofer dem Durchschnittsfußballkonsumenten und vielen Rapidfans vor seiner Verpflichtung so gut wie unbekannt. So mancher Trainingskiebitz der unteren Klassen konnte sich aber an den markant großen Kicker erinnern, schließlich hatte der 2 Meter 2-Riese Mauerbach, Gablitz, Tulln, die Vienna und Langenrohr auf seinem Lebenslauf stehen. Viele waren anfangs perplex über die hölzerne Technik und ausbaufähige Ballbehauptung des Sturmtanks, doch spätestens mit den beiden angesprochenen Derby-Toren schoss sich Maierhofer in die Herzen der grün-weißen Fangemeinde. Dass er dem zukünftigen Meistertitel seinen Stempel aufgedrückt hatte, ahnte damals noch niemand. Spätestens mit der völlig verrückten Parte in Salzburg, als die Grünen die verängstigen Bullen mit 7:0 deklassierten, brach in Hütteldorf jedoch pure Extase aus. An diesem Kantersieg waren auch Mama Maierhofers Bananenschnitten nicht ganz unbeteiligt. Nach Siegen über den LASK, Wacker Innsbruck und Kärnten konnte Rapid im Heimspiel gegen Altach den Titel fixieren. Das Stadion im Westen Wiens war bummvoll. Die Rapid-Fans manifestierten mit grün-weißen Zielflaggen „Gemeinsam am Ziel“, auf der Tribüne herrschte ausgelassene Stimmung.
Dort saßen auch Ex-Rapid-Torwart Andreas Koch und der damalige Premiere-Presseverantwortliche Alexander Winheim. Koch war seit der U17 bei Rapid ausgebildet worden, konnte sich allerding nicht durchsetzen und wechselte im Jahrestakt die Klubs. Als 32-Jähriger beendete er wieder bei den Hütteldorfern seine aktive Laufbahn. Auch dem Mittelfeldspieler Winheim war keine große Karriere vergönnt, er kam über Rapids U19, Mauerbach, Würmla und die Vienna nicht hinaus. Das Engagement beim ältesten Fußballverein Österreichs verband die beiden mit Stefan Maierhofer, der ein unglückliches Jahr bei den Blau-Gelben verbracht hatte. Dem 20jährigen Major mit dem Pferdeschuss war bei der Vienna niemals zugetraut worden eines Tages mit dem Kicken Geld verdienen zu können. Schon beim Aufwärmen der Spieler an diesem Nachmittag wirkte Koch leicht irritiert: Der Riese da unten kam ihm bekannt vor. Als Stadionsprecher Marek die Aufstellung verkündete, horchte der Ex-Tormann auf: Maierhofer?! Dieser Name sagte ihm etwas. Er fragte Winheim: „Ist das der Bruder von dem Maierhofer, der mit uns bei der Vienna gespielt hat?“ Winheim musste grinsen: „Nein, das ist der Maierhofer!“ Koch blieb der Mund offen. Wie oft hatte er innerlich den Kopf geschüttelt, wenn der Lange mal wieder einen Ball verstolpert hatte oder im Match laut aufgejault, weil Stefan vorne eine glasklare Torchance verhaut hatte. In der Kabine hatte sich Andi oft das Lachen verkniffen, wenn der Stürmer lautstark seine Zukunftsfantasien beschrieben hatte: Niemals hätte er es dem Niederösterreicher zugetraut in der Bundesliga aufzulaufen. Tja, unverhofft kommt oft und nicht nur an diesem Tag hätte Andi Koch gerne mit Stefan Maierhofer die Plätze getauscht.
Marie Samstag, abseits.at
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