Peter Schöttel war über 20 Jahre lang treuer Rapidler. Als Zwölfjähriger wechselte er in den grün‑weißen Nachwuchs und blieb fast dreißig Jahre durchgehend mit dem SCR verbunden. Für den gebürtigen Wiener hatte ein Auslandswechsel nicht die notwendige Priorität: „Ich habe meine Eltern und meine Freunde hier. Das ist alles wichtig für mich und wahrscheinlich auch wichtiger als außerhalb Österreichs zu spielen und mehr Geld zu verdienen.“, erklärte Schöttel 1998.
Der Rapidler galt als verlässlicher Innenverteidiger und werkte nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Sport als Nachwuchs- und Amateurtrainer sowie als Sportmanager im Wiener Westen. „Schötti“ genoss Kultstatus und erlebte vom Europacupfinale bis zur frustbedingten Bierdusche die ganze grün-weiße Gefühlsklaviatur. In seiner späteren Trainerkarriere konnte er bis heute jedoch keine dauerhaften Erfolge erzielen; aktuell ist der dreifache österreichische Meister Sportdirektor des ÖFB.
Als Protagonist der heutigen Anekdote trägt Schöttel ebenfalls das ÖFB-Trikot. Die Geschichte spielt im Frühjahr 1988, als der Libero erstmals ins A-Nationalteam eingeladen wurde. Hickersberger holte den fast 21-jährigen in den Kader für ein Freundschaftsspiel gegen die Schweiz in Monaco ins ÖFB-Aufgebot; bei einem Teamlehrgang in Frankreich sollte sich der Rapidler präsentieren können.
Selbstverständlich war Schöttel aufgeregt. Generell galt er als ruhiger und gescheiter Kicker. Sein späterer Nationalteamtrainer Herbert Prohaska bezeichnete ihn später sogar als „sehr sensiblen Spieler“. Der Innenverteidiger konterte und meinte, er habe es sich mit der Zeit abgewöhnt seine Gefühle jedem gegenüber zu zeigen. Vor seinem Teamdebüt hielt ihn die Nervosität aber so fest im Schraubstock, dass ihm knapp vor seinem ersten Training ein folgenschwerer Fauxpas passierte: „Schötti“ vergaß seine vom Zeugwart in der Hotelhalle bereitgehaltenen Fußballschuhe mitzunehmen.
Erst im Bus auf dem Weg zum Platz fiel Schöttel plötzlich siedendheiß ein, dass er seine „Bock“ nicht dabeihatte. Postwendend wurde ihm übel. Der Super-GAU war eingetreten: Wie in aller Welt sollte er ohne Schuhe trainieren? Zudem war ein solcher „Einstand“ für seine Zukunft im Nationalteam sicher alles andere als förderlich und würde ihn schnell zum „Vergissmeinnicht“ abstempeln. Am Trainingsgelände angekommen verließ der Teamneuling also mit Leichenbittermine den Bus, während seine Kollegen locker plauderten und lachten. Die ÖFB-Spieler machten sich daran, die Trainingseinheit vorzubereiten und luden Wasserflaschen, Bälle und Co. aus; nur Schöttel wusste, dass er noch vor dem ersten Pfiff seinen Canossa-Gang anzutreten hatte.
Folglich ging er auf Hickersberger zu und setzte zu einer theatralischen Beichte an: „Trainer, es tut mir wirklich leid. Es ist mir irre peinlich. Aber ich muss leider gestehen, dass ich meine Fußballschuhe im Hotel vergessen habe!“ Statt der erwarteten Standpauke blickte „Pepi“ den Rapid-Kicker aber nur fragend an. Schließlich deutete er mit ausgestrecktem Arm auf das Spielfeld hinter diesem. „Und wem gehören diese Patsch’n?“, fragte der ÖFB-Teamchef – übrigens Sohn eines Sandalenfabrikanten – den zerknirschten Defensivmann. Schöttel drehte sich um und erkannte seine Schuhe, die mutterseelenallein im Mittelkreis standen. „Aja!“, entkam dem jungen Mann, ehe er erleichtert auf sein vermisstes Zubehör zustürmte. Lucky Schuh!
Als Retter in der Not hatte sich damals ein gewisser Andy Ogris erwiesen: Der Erz-Violette wollte seinem etwas jüngeren Kollegen eine kleine Lektion erteilen. Letztendlich sind Disziplin und Ordnung für einen Sportler äußerst wichtig. Indem „Ogerl“ Schöttel die vergessenen Schuhe nicht diskret zugesteckt hatte, sondern ihn öffentlich daran erinnert hatte, auf seine Habseligkeiten achtzugeben, mahnte er den Jungspund zu mehr Ernsthaftigkeit. Peter begriff und war Ogris dankbar. Sein Einstand in der Nationalmannschaft war damals gerettet; kein Schuh drückte ihn mehr.
Marie Samstag, abseits.at
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