Fünfzehn Jahre ist es her da schalt Peter Pacult seinen Stürmer René Gartler medial mit den Worten: „Er soll hinterfragen, warum er nicht fit... Anekdote zum Sonntag (214) – Alles wurscht

Fünfzehn Jahre ist es her da schalt Peter Pacult seinen Stürmer René Gartler medial mit den Worten: „Er soll hinterfragen, warum er nicht fit wird. Wenn man sich mit McDonald‘s und Cola ernährt, klappt das nicht.“ Knappe zwei Jahre später erklärte der damalige SCR-Trainer dann, dass er nicht wisse, ob Gartler mittlerweile gesund esse. Sicher war für PP nur: „Die Wahrheit liegt immer draußen auf dem Platz.“ Und dort schien er nur bedingt auf den gebürtigen Wiener zu setzen. Dennoch verließ René erst 2012 (unter Pacults Nachfolger Schöttel) seinen Stammverein in Richtung Innviertel. Folgende Geschichte soll jedoch zeigen, dass sich auch Peter Pacult als aktiver Spieler nicht gerade vorbildhaft ernährte, seiner Leistung tat das jedoch keinen Abbruch:

Pacults turbulentes Leben begann 1959 in Jedlesee – einem Ortsteil des Wiener Gemeindebezirks Floridsdorf. Er diente sich beim hiesigen FAC von allen Nachwuchsteams bis in die Kampfmannschaft hoch. Als er in der Wintersaison 1980 in 13 Spielen 17 Tore erzielte, fragten die beiden Wiener Großklubs und die Admira an. Pacult – dessen Nachname damals noch „Pazult“ ausgesprochen wurde – entschied sich aber für einen Wechsel zum traditionsreichen Wiener Sportklub. Ausschlaggebend dafür war ein persönliches Gespräch mit Trainer Karl Schlechta, der zum damaligen Postboten meinte, wenn er es nicht schaffen würde den sieben Jahre älteren Pepi Larionows aus der Ersten zu verdrängen, dann hätte er in der Bundesliga sowieso nichts verloren. Pacults Ehrgeiz war geweckt. Tatsächlich konnte er sich rasch behaupten und spielte 1982 erstmals im österreichischen Nationalteam.

Doch neben dem Sportler gab und gibt es auch noch den Menschen Peter Pacult. Bis heute charakterisiert sich Rapids Meistermacher von 2008 als jemand, der sich nicht verstellt, nicht zu verbiegen ist. PP hat seinen eigenen Kopf, ist widerspenstig und bis heute manchmal unverbesserlich. Die Hartnäckigkeit des langjährigen FC Tirol-Spielers sorgte mitunter für Staunen bei seinen Mitspielern; davon konnte z.B. Hans Krankl ein Lied singen, der machtlos dabei zusehen musste, als sich der Floridsdorfer vor dem Europacup-Finale ’85 grundlos weigerte, ein mysteriöses Elektrolyt-Getränk einzunehmen. Gleichzeitig verfügt der ehemalige 1860-Kicker auch über viel Humor und gilt mitunter als äußerst gesprächig. Ein gewisses Quantum an Dreistigkeit ist dem Ex-Profi dabei ebenfalls nicht abzusprechen.

Als PP für den Sportklub kickte war einmal ein Auswärtsmatch gegen die Wiener Austria auf der Hohen Warte angesetzt. Trainer Johann „Waschi“ Frank ließ den Angreifer jedoch zunächst auf der Bank schmoren. Das schmeckte Pacult gar nicht. Obwohl er „angfressen“ war, knurrte ihm irgendwann der Magen und er beschloss – zum Gaudium seiner Teamkameraden – eine amüsante Aktion zu starten: Während „Waschi“ engagiert an der Seitenlinie coachte, drehte sich Pacult zu einem Zuschauer um und bat ihm eine Knackwurst mit Semmel zu bringen. Ob sein Trainer etwas bemerkte war dem Floridsdorfer in diesem Augenblick – im wahrsten Sinn des Wortes – wurscht. Der Fan gehorchte, brachte Wurst und Semmel auf einem schmalen Papierteller und Pacult schickte sich – zum Erstaunen seines Mitspielers Alfred Tatar an – die Wurst zu verspeisen. „Ich hab‘ gerade den Mund vollgehabt, als sich der Waschi zu mir dreht und mich zum Aufwärmen schickt. Schnell hab‘ ich die Wurst in der Jacke verschwinden lassen.“, erinnert sich der heutige Klagenfurt-Trainer. Die Knacker blieb in der Trainingsjacke zurück und der gestärkte Pacult sprintete aufs Feld. In seinem „Wurst-Rausch“ erzielte er das 3:0. Tatar und die Sportklub-Bank jubelten. Frechheit siegt! Mit einem Blitzen in den Augen grinste ihnen Pacult zu. Nochmals sollte er auf diese Diät aber nicht zurückgreifen. Er wusste eben schon immer: Alles hat ein Ende nur die Wurst hat zwei. Das gilt auch für solche Schmähs, denn die sind meistens nur lustig, wenn man nicht erwischt wird.

Marie Samstag, abseits.at

Stefan Karger

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