Der GAK ist wieder da! In der 26. Meisterschaftsrunde krönte eine Niederlage der SV Ried gegen die Vienna die Roten vorzeitig zum Zweitliga-Meister der... Anekdote zum Sonntag (234) – Neue Spieler braucht der GAK

Der GAK ist wieder da! In der 26. Meisterschaftsrunde krönte eine Niederlage der SV Ried gegen die Vienna die Roten vorzeitig zum Zweitliga-Meister der Saison 2023/24 und machte die schmerzhafte Niederlage auf der Birkenwiese ein Jahr zuvor, die den Grazern den Aufstieg verpatzte, vergessen. Jetzt schnuppert Sturms Erzrivale wieder Bundesligaluft und hat seine bewegte Geschichte um ein weiteres spannendes Detail angereichert.

Gegründet 1902 nach dem Vorbild des Wiener Athletiksportclubs etablierte sich der Verein in den Zwanzigern und ist bis heute Rekordsieger der steirischen Landesmeisterschaften. Legendäre Spieler und Trainer von Rudi Hiden über Toni Ehmann, Walter Schachner, Michael Liendl, Savo Ekmečić und – unvergessen – Adi Pinter gastierten über die Jahre an der Körösistraße bzw. den Folgespielorten. Der GAK gehört zu den Stehaufmännchen der österreichischen Fußballwelt; auf Höhenflüge folgte oft ein böses Erwachen: So spuckte der damalige Obmann Melcher 1975 große Töne und träumte von einem „kleinen Real Madrid“ mit Bodenhaftung. Diese Träume endeten für Melcher allerdings in einer Zelle des Straflandesgerichts: Verdacht auf Untreue. Zurück blieb der GAK mit Schulden in Millionenhöhe. Geldsorgen sowie Auf- und Abstiege prägten die Geschichte der Rotjacken. 1981 holte man mit dem Cuppokal 1981 den ersten Titel im Profifußball; nach Hin-und-Her zwischen Erster und Zweiter Liga wurde 2004 unter Schachner sogar der (bisher einzige) Meistertitel eingefahren. Drei Jahre später brach der Traditionsverein unter seiner Schuldenlast jedoch zusammen und musste in die Dritte Liga absteigen. Die Steirer kämpften – wieder einmal – ums Überleben, doch nach vier Konkursanträgen gingen in der Geschäftsstelle endgültig die Lichter aus.

Es musste ein Schnitt her: Mit der Gründung des Parallelklub „GAK 2012, Grazer Athletiksport Klub für Fußball“ wurde der Reset-Button noch im laufenden Insolvenzverfahren des Stammklubs gedrückt. Bei den Funktionären des „GAK alt“ stieß der Neuverein von Fischl, Hoyos, Zwischenberger und Koleznik nicht gerade auf Gegenliebe, mehrheitlich war dieser als „der“ GAK jedoch rasch anerkannt. Daran änderte auch die Unterlassungsverpflichtung, die aus dem GAK 2012 kurzfristig den GAC machte nichts. 2013 suchte der GAC/GAK neu um Aufnahme in den steirischen Landesverband an, als sich folgende Geschichte zutrug:

Um in der Ersten Klasse Mitte A zu starten, benötigte man sechzehn Gründungsspieler, die vorher nicht als Spieler bei einem Fußballverein gemeldet sein durften. Matthias Dielacher, heute Geschäftsführer der Akademie und Klubsprecher, war damals mit an Bord. Dielacher, der selbst nie Fußball im Verein gespielt hatte, stand schnell als Gründungsspieler fest. An jeder Ecke wurden in der Folge weitere Spieler für das „rote Projekt“ gecastet. Überzeugt, dass sie sechzehn Herren ohne Kluberfahrung zusammen hatten, meldete sich der GAC/GAK schließlich beim Fußballverband an. Doch einen Tag vor dem Stichtag erhielten die Neofußballer die Nachricht, dass einer der sechzehn Kicker einst als 8-jähriger beim SV Hausmannstätten, einem Grazer Vorstadtklub, als Spieler angemeldet war. Der Herr war von seiner Mutter angemeldet worden und hatte selbst keine Ahnung von seiner einstigen Mitgliedschaft gehabt. Bei den Gründungsvätern herrschte nun helle Aufregung: In der „Körösistube“, einem Fantreff, Ecke Lange Gasse/Körösistraße, beratschlagte man bei ein paar Bieren, wie man weiter vorgehen wollte. Die Zeit drängte und irgendwo musste man einen sechzehnten Spieler hervorzaubern.

Plötzlich ging die Tür des Wirtshauses auf und ein Unbekannter trat ein. Einer, der Herrenrunde, deutete dies als Wink des Schicksals und fragte den Mann – eher formal; schließlich war es ein Fanlokal -, ob er GAK-Anhänger sei. Als dieser bejahte, lautete die nächste Frage, ob er jemals bei einem Fußballklub gemeldet war. „Nein.“; sagte der Mann und schüttelte den Kopf. Daraufhin setzten die Gründungsväter den Unbekannten, der nicht ganz nüchtern war, mit seinen Kontaktdaten als Spieler Nr. 16 ins Formular ein. Fristgerecht konnte der Aufnahme in den Verband nun doch entsprochen werden und der GAK-Fan sicherte sich als Gründungsmitglied seinen Platz in der roten Fußballhistorie. So schnell kann’s gehen. Sechs Aufstiege später kickten die „Rotjacken“ wieder im Profifußball und seit 2024/25 auch wieder in der obersten Spielklasse. Neue Spieler werden jetzt nicht mehr zufällig gefunden, sondern gescoutet und gekauft.

Marie Samstag