Anekdote zum Sonntag (251) – Katerstimmung
Bundesliga 1.Dezember.2024 Marie Samstag
Helmut Kronjäger liebte den Fußball bis zu seinem Tod, obwohl ihn das System krank machte. Als Sportdirektor des Steirischen Fußballverbandes musste er feststellen, dass es auslaugt, wenn man seine Ideen nicht umsetzen kann. Er kritisierte die fehlende Entwicklungsmöglichkeit in Österreichs Fußballlandschaft bis in den Breitensport und die Ellbogenmentalität. Für Kronjäger, der als Trainer in Bhutan und auf den Salomonischen Inseln die Wurzeln des Fußballs – Kameradschaft, Zusammenhalt, Spielfreude – wiederentdeckte, ein schrecklicher Zustand.
Schon mit 26 Jahren erkrankte „Petz“, wie ihn viele nannten, an Blutkrebs; als er knapp über 40 war wurde ihm ein Tumor in der Brust entfernt. Zweieinhalb Jahre kämpfte der gebürtige Streirer schließlich gegen Lymphknotenkrebs, ehe er 2014 in seiner Heimatstadt verstarb.
Kronjäger, der 1953 in Graz geboren wurde, etablierte sich nach seiner Spielerkarriere als Nachwuchstrainer und begleitete viele Kicker von A wie Alaba über Daniel Beichler, Florian Kainz oder Manuel Ortlechner. „Petz“ Verständnis vom Profisport blieb dabei stets bodenständig: „Fußballer ist ein Beruf wie Architekt, Schuster oder Zahnarzt.“, versucht er seinen Spielern mitzugeben. Er nahm „seine“ Buben stets in Schutz; kritisierte den medialen Umgang mit Arnautović und wünschte Knasmüllner mehr Führung.
Nur ein knappes Jahr werkte Kronjäger als Cheftrainer eines Bundesligisten. Bei der SV Ried ersetzte er den entlassenen Heinz Hochhauser und startete mit drei Siegen in die Saison 2000/01. Nach der Hinrunde standen die Innviertler auf dem 7. Tabellenplatz und ein Trainingslager am Gardasee stand an. Am Ende desselben fragte der damalige Kapitän Oliver Glasner Kronjäger vorsichtig, ob die Mannschaft den letzten Abend vor der Heimfahrt zum Fortgehen nützen könne: „Wir haben doch wirklich gut gearbeitet.“, argumentierte der heutige Crystal Palace-Chefcoach. Kronjäger war einverstanden: „Ja, sicher. Nach dem Frühstück gibt es aber noch ein Training.“ „Können wir bis Mitternacht wegbleiben. Wir wollen eh nur etwas essen gehen.“, erkundigte sich Glasner vorsichtig. Kronjäger war das egal. Er zuckte mit den Schultern: „Training ist um 9:30 Uhr; Frühstück wie immer ab 7:00 Uhr.“ Der Innenverteidiger war ratlos. Verstand ihn sein Trainer richtig? Glasner fragte erneut nach, ob der Zapfenstreich auf 0 Uhr verlegt werden könne. „Petz“ schmunzelte: „Oliver, niemand legt sich auf die Lauer und schaut, wann ihr heimkommt. Wir trainieren um halb zehn, da müsst ihr am Platz sein. Was bis dahin ist, ist mir egal.“ Nicht nur Glasner, sondern auch Ried-Co-Trainer Fredl Tatar und Teammanager Sepp Kaiser machten große Augen. Kronjäger blieb ungerührt.
Am nächsten Morgen verirrten sich nur zwei Spieler der Kampfmannschaft in den Frühstücksraum des Hotels. Zu Trainingsbeginn waren aber alle Rieder vollzählig am Rasen angetreten. „Petz“ erklärte die erste Übung: Kopfballtechnik. Die Bälle wurden paarweise oder im Dreieck gespielt; für die Kicker eine echte Tortur. Kronjäger forderte Einsatz. „Gemma!“, spornte er seine verkaterte Truppe an. Als die Schädel der Rieder bereits brummten, rief der Steirer schließlich die nächste Einheit aus: Koordinatives Training – Rolle vor, Rolle rückwärts, Kopfball. Der Super-GAU für die bleiernen Köpfe und gereizten Mägen der Profis. Tatar und Kaiser lachten sich ins Fäustchen; die Spieler stöhnten. Kaiser raunte Kronjäger schließlich verschmitzt zu: „Trainer, du bist ein ganz böser Hund!“
Die anschließende Busfahrt zurück nach Ried verlief sehr ruhig, das gesamte „Wikinger“-Team schlummerte erschöpft der Heimat entgegen. Boshaftigkeit kann man Trainer Kronjäger jedoch nicht unterstellen. Im Gegenteil: Der Grazer wollte seinen Spielern eben jene Berufsethik nahebringen, die er als essentiell für Profispieler empfand: Ein Fußballer muss gesund leben und seinen Körper pflegen, damit er Leistungen erbringen kann, zu denen ein Handwerker oder Bürohengst nicht verpflichtet ist. Um es mit Max Merkels Worten zu sagen: „Fußballspieler sind Artisten und müssen sich quälen können.“
Marie Samstag, abseits.at
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