Als Peter Pacult im Sommer 2006 bei Rapid Wien anheuerte, herrschte dort eine ähnliche Krisenstimmung, wie zu jenem Zeitpunkt, als er die Grün-Weißen wieder... Anekdote zum Sonntag (252) –  Verhängnisvolle Heurigenpartie(n)

Als Peter Pacult im Sommer 2006 bei Rapid Wien anheuerte, herrschte dort eine ähnliche Krisenstimmung, wie zu jenem Zeitpunkt, als er die Grün-Weißen wieder verlassen sollte. In den viereinhalb Jahren dazwischen holte Pacult aber den bisher letzten grün-weißen Meistertitel, legte Ligakrösus Salzburg am Ostersonntag sieben „Eier“ ins Netz, zelebrierte die legendären „Villa-Actions“ und brachte millionenschwere Transfers über die Bühne. Irgendwann war der Zenit jedoch überschritten und es nistete sich Missstimmung im Wiener Westen ein. Nach schlechten Resultaten forderten die Fans einen Abgang des Duos Hörtnagl und Pacult. Das Verhältnis der beiden war damals ohnehin schon tiefgekühlt. Dass Sportdirektor Hörtnagl zuerst w.o. gab und seinen Posten quittierte, machte es für Pacult – entgegen der Erwartung – aber nicht leichter:

Im April 2011 versuchte der Meistertrainer von 2008 deshalb bei einer Heurigenpartie im noblen Döbling zu entspannen. Blöd nur, dass sein damaliger Arbeitgeber wenige Stunden später von diesem Abend erfuhr. Das Problem dabei war nicht der Besuch des bekannten Lokals an sich, sondern, dass neben Christine Vranitzky und ihrem Gatten, Hausherr und Eishockey-Klubpräsident Schmid, Gastronom Husar auch der Milliardär Dietrich Mateschitz mit Pacult am Tisch gesessen hatte. Die Grün-Weißen gingen davon aus, dass ihr Trainer den Absprung plante und setzten den Ex-Stürmer wegen eines „massiven Vertrauensbruch“ vor die Tür. Über ein Jahrzehnt ist seither vergangen, mittlerweile werkt Pacult wieder erfolgreich als Bundesligatrainer in Klagenfurt. Mit Rapid hat er sich noch vor dem Tod des damaligen Präsidenten Edlinger ausgesöhnt und war seither gelegentlich im Hütteldorfer Legendenklub zu Gast.

Der Heurige als Verhandlungsort hatte in der Beziehung Pacult und Rapid aber nicht nur 2011, sondern auch zu Beginn von Pacults Spielerengagement eine wesentliche Rolle gespielt: Im Sommer 1983 stürmte der Kicker gegen Ende seines Vertrages noch für den Wiener Sport-Club, verhandelte aber bereits mit der Austria. Nachdem sich die Violetten für eine Rückholaktion von Herbert Prohaska entschlossen hatten, war der Wechsel jedoch vom Tisch und Pacult blieb vorerst in Dornbach. Im Winter kam dem Nationalspieler dann zu Ohren, dass man bei Rapid die Fühler nach ihm ausgestreckt hatte. Deshalb traf er sich im Mai 1984 mit Erfolgstrainer Otto Barić beim Heurigen in Neustift. Begeistert hörte Pacult, was der Kroate mit ihm vorhatte und war von der Aussicht mit Hans Krankl zusammenzuspielen ganz verzückt. Was Pacult allerdings nicht wusste, war, dass auch sein Arbeitgeber in Person von Sportdirektor (und Rapid-Legende) Rudi Flögel mit der Hütteldorfer Klubführung Kontakt aufgenommen hatte: Flögel wollte Pacult gegen Christian Keglevits eintauschen.

Bei einer der letzten Spielerversammlungen des Sport-Clubs vor Saisonende traute Pacult daher seinen Ohren nicht: Nachdem sich Flögel bei den schwarz-weißen Kickern für die abgelaufene Spielzeit bedankte hatte und einige Verabschiedungen – neben Günther Happich wechselte u.a. auch Alfred Riedl den Verein – bekanntgegeben hatte, wandte er sich an den späteren SCR-Trainer und meinte: „Und dann verabschieden wir uns auch von Peter Pacult. Peter wechselt zu Rapid.“ Der so Angesprochene fiel aus allen Wolken: Pacult hatte keine Ahnung davon gehabt, dass sich die Vereine bereits geeinigt hatten und sein Abschied in Wien‑Hernals beschlossene Sache war. Für ihn war das Treffen mit Barić nur ein simpler Gedankenaustausch gewesen. Als hätte er seine Lektion nicht gelernt, sollte Pacult Jahrzehnte später erneut erfahren, dass nicht alles was beim Heurigen passiert, auch dort bleibt.

Marie Samstag, abseits.at

Marie Samstag

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