Roland Linz trägt zwar den Namen der oberösterreichischen Hauptstadt ist aber ein waschechter Steirer. Sein Zuhause fand er Anfang der 2000er in Wien-Favoriten und mutierte dort zu einer Legende der jüngeren Veilchen-Vergangenheit. Der heute 43-jährige galt einmal als einer der besten Stürmer des Landes. Seit 2014 ist Linz vereinslos, hat seine Karriere aber nie offiziell beendet.
Geboren wurde der spätere Profi im August 1981 in Leoben, wo er als Knirps beim DSV mit dem Kicken begann. Schon als Teenager wechselte der Kindheitsfreund von Marko Stanković ins Jugendinternat von 1860 München. Der Durchbruch in Deutschland blieb dem Stürmer allerdings verwehrt und so kehrte Linz zum DSV zurück. 2001 ging er zur Wiener Austria und wurde noch als Ergänzungsspieler erstmals fürs Nationalteam nominiert. Der damalige Teamchef Hans Krankl war begeistert: „Mit diesen jungen Stürmern habe ich eine Riesenfreude, um die wird uns vielleicht in einigen Jahren ganz Europa beneiden.“, orakelte die Rapid-Legende über Linz und seinen Kollegen, den eineinhalb Jahre jüngeren Wallner. Doch wie auch seinem steirischen Landsmann – Wallner ist Grazer – blieb Roland Linz die ganz große Karriere verwehrt. Keine Frage, der Stürmer mit dem charakteristischen Vorbiss verfügte über großes Potenzial: „Roli“ war ein echter Knipser, an guten Tagen traf er mit links, rechts und mit dem Kopf aus den unmöglichsten Positionen. Aber da waren eben auch Einstellungsprobleme, Egoismus, fehlender Biss und letztendlich Linz „veraltete“ Spielweise.
Im österreichischen Mini-Fußballkosmos, in dem „ewigen Talenten“ gern Zucker in den Hintern geblasen wird, anstatt Tacheles zu reden, war der 39-fache Teamspieler einer der wenigen, der öffentlich kritisiert wurde. Das begleitete Linz Karriere von Beginn: Schon als er Anfang 20 war und nicht zu seinem Stammverein zurückkehren wollte, fragte der damalige Austria-Manager Kraetschmer, warum der Angreifer den Konkurrenzkampf in Wien X scheue. In eine ähnliche Kerbe der Kurzzeit-Veilchen-Trainer Vastić: „Linz ist zu schnell mit etwas zufrieden.“, sagte der Austro-Kroate. Vastić‘ Vorgänger Daxbacher hatte den gebürtigen Leobener zuvor gar aus „erzieherischen Gründen“ zum Kapitän gemacht. Am besten brachte es Peter Stöger auf den Punkt: Er erklärte, dass es bei Linz immer Luft nach oben gebe. Immer. Von Anfang an.
Der Mittelstürmer, der fast alle seine Tore im Strafraum erzielte, war sich für Laufwege oft zu schade, agierte egoistisch oder bockig. Letztendlich war sein Typus à la Toni Polster im modernen Fußball nicht mehr gefragt und Roland Linz wurde zum Weltenbummler, der in Nizza, Braga, Zürich und nahe Bangkok kickte. Ein Königstransfer zum FC Porto, der die Karriere des Goalgetters in unbekannte Höhen katapultiert hätte, kam kurz vor der EM 2008 nicht zustande, genauso wenig wie der „90% sichere Transfer“ (O-Ton Linz‘ Onkel Hans) zum großen FC Barcelona im Jahr 2001. Damals zerplatzte der Traum nach einem mehrtägigen Trainingslager und einem Testspiel der B-Elf; Roland Linz wurde stattdessen Austrianer.
Der Steirer war damals erst 19 Jahre alt und noch etwas verträumt. Er wohnte in Mödling – südlich von Wien – in einer schlichten Wohnung, von welcher er zum Training der Veilchen pendelte. In seiner ersten Woche hatte Linz den morgendlichen Verkehr noch auf der Südosttangente unterschätzt und ehe er sich versah befand er sich im nervigen „Stop-and-Go“ zahlreicher Blechschüsseln deren Insassen an ihre Arbeitsplätze wollten. Die Gedanken des Torjägers schweiften kurz ab und da war es geschehen: Bumm! Linz touchierte seinen Vordermann. Es war zwar nur ein zartes Anfahren, ein „Buserer“ – wie man in Wien sagt – aber der am Unfall Beteiligte fand die Sache gar nicht komisch. Linz und er fuhren auf den Pannenstreifen. Dort forderte der Fahrer den Profikicker auf sich auszuweisen, um den Unfallbericht auszufüllen. Roland Linz suchte fieberhaft nach seiner Brieftasche, bis ihm siedendheiß einfiel, dass diese noch in der Mödlinger Wohnung lag. Kein Führerschein, kein Personalausweis, nichts. Als letzten Rettungsanker kam ihm plötzlich der Gedanke, dass er bereits einige Autogrammkarten von seinem neuen Arbeitgeber bekommen hatte. Diese lagen zum Teil im Handschuhfach. Etwas verschämt reichte der Stürmer seinem Gegenüber nun den violetten Karton auf dem nicht nur sein Name und Geburtsdatum, sondern auch Lieblingsessen und Körpergewicht vermerkt waren. Das Unfallopfer fand das gar nicht lustig. Nachdem sich Linz nicht ordentlich ausweisen konnte, rief der Geschädigte die Polizei. Die einschreitenden Beamten der Funkstreife brummten Linz eine zusätzliche Geldstrafe für das Fahren ohne Führerschein auf. Während der Unfall aufgenommen wurde, dachte der Offensivspieler ans Mannschaftstraining, das längst ohne ihn begonnen hatte. Geknickt erinnerte er sich später: „Das war ein gelungener Einstand für mich in Wien und bei der Austria.“ Die Quittierung auf dem von der Polizei erstellten Unfallbericht, sollte das einzige Autogramms Linz sein, das die anwesenden Personen an diesem Morgen akzeptieren wollten.
Marie Samstag, abseits.at
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