Anekdote zum Sonntag (261) – „Hicke“ und die schwachen Männer
Bundesliga 9.Februar.2025 Marie Samstag
Josef Hickersberger ist der vorletzte Meistertrainer des SK Rapid; bis heute erfreut er sich großer Beliebtheit im Westen der Hauptstadt: So wird ihm auch die Ehre zuteil von einem Großteil der Hardcore-Fans gefeiert zu werden, obwohl der 1948 geborene vor seinem Engagement in Grün-Weiß eigentlich als Austria-Legende galt.
Sieben Jahre lang arbeitete Hickersberger als Trainer im Nahen Osten ehe ihn 2002 der Ruf Rapids ereilte. In Hütteldorf hatte man gerade das Experiment mit Lothar Matthäus für gescheitert erklärt, nachdem der Rekordmeister die Saison auf dem desaströsen achten Tabellenplatz beendet hatte. Um zu den Vertragsverhandlungen nach Wien fliegen zu können, griff „Pepi“ zu einer List: Mittels einer Traueranzeige gaukelte er seinem damaligen katarischen Arbeitgeber vor, er müsse zum Begräbnis eines guten Freundes nachhause fliegen. In Wahrheit traf er sich mit dem SCR-Präsidium. Mitte Mai unterschrieb der Ex-ÖFB-Teamchef schließlich einen Zwei-Jahres-Vertrag bei Rapid.
Dass drei Jahre später ein gewisser Steffen Hofmann den Meisterteller in die Höhe strecken sollte, hätte sich Hickersberger zu diesem Zeitpunkt nicht träumen lassen. Für ihn war Rapid „nur“ eine riesige Herausforderung: „Ich möchte rund um einige Routiniers junge österreichische Spieler in die Mannschaft einbauen.“, sagte er anlässlich seiner Präsentation. Heute denkt der gebürtige Niederösterreicher gern an seine drei Jahre in Hütteldorf zurück. Zum Gewinn der Meisterschaft 2004/05 meinte „Hicke“ in der Retrospektive: „Wir sind verdient Meister geworden. Ich hatte eine hervorragende Mannschaft und großartige Einzelspieler. Der Meistertitel war eine logische Folge.“ Zu jenen großartigen Einzelspielern gehörten aber nicht alle Spieler, die Hickersberger coachte. Tatsächlich griff der passionierte Golfer insbesondere am Beginn seines Engagements bei einigen Legionärsverpflichtungen daneben:
Um Rapid aus dem Tabellenkeller zu befreien, ließ Hickersberger zunächst seine Kontakte nach Katar spielen und holte zwei Kicker für die, die Wiener nur die Prämien berappen musste. Verteidiger Saoud Fath und Stürmer Adel Jadoua sollten jedoch ausschließlich als grün-weiße Transferflops in Erinnerung bleiben: Fath, der immerhin katarischer Teamspieler war, machten beim Publikum zwar durch seine kämpferische Art durchaus Eindruck, er sollte es jedoch nur auf fünf Einsätze in der Bundesliga bringen. Bei der medizinischen Abteilung sorgte das Verhalten des Arabaers für Kopfschütteln: Als gläubiger Moslem aß und trank Fath im Fastenmonat zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang nichts, konsumierte aber – als es Zeit fürs „Iftar“ war – gleich zehn Dosen eines bestimmten Energydrinks. Die plötzliche und hohe Koffeinzufuhr löste bei dem Profi derartige Kreislaufprobleme aus, dass er sogar eine Nacht im Krankenhaus verbringen musste. Auch sein Landsmann und Nationalteamkollege Jadoua sorgte für Kopfschütteln: Jadoua traf einmal für Rapid, fiel dann aber längere Zeit aus, weil er während des Joggens auf dem Wiener Ring mit seiner Familie in der Heimat telefonierte und aufgrund seiner Unaufmerksamkeit mit einem Hydranten kollidierte. Der Stürmer musste anschließend wegen einer Knochenabsplitterung operiert werden. Im Frühjahr 2003 schickte Rapid die beiden Katarer – im wahrsten Sinne des Wortes – wieder in die Wüste.
Auch ein weiterer Legionär, dessen Verpflichtung Hickersberger durchsetzte, war kein sportlicher Volltreffer: Jacob Thaysen-Laursen, 31-jähriger Ex-Nationalspieler Dänemarks mit Premier-League-Vergangenheit, kam als Leihspieler im November 2002 von Aarhus nach Wien. Zunächst frohlockte man bei Rapid und fragte sich, wann „Danish Dynamite“ endlich explodieren würde; tatsächlich brachte Laursen aber nur andere zur Explosion:
Der Däne zeigte keinerlei Interesse an einer Integration in die Mannschaft und legte seine überhebliche Attitüde nie ab. Nach einer 0:3-Niederlage gegen Pasching, strich ihn Hickersberger bis zum Ende seines Leihvertrages entnervt aus dem Kader. Handfesten Ärger verursachte Laursen außerdem beim Autosponsor des Rekordmeisters: Er tankte einmal Benzin statt Diesel und ließ seinen Wagen, als der Motor auf der Tangente abstarb, einfach am Pannenstreifen ausrollen. Der Verteidiger rief ein Taxi, machte sich mir-nichts-dir-nichts aus dem Staub und verschwendete keinen Gedanken mehr an sein auf der Autobahn „geparktes“ Fahrzeug. Nicht gerade die feine dänische Art.
Marie Samstag, abseits.at
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