Aspektanalyse: Wie ersetzt die Austria den gesperrten Ranftl im Wiener Derby?
Bundesliga 17.März.2023 Dalibor Babic
Mit Reinhold Ranftl muss die Wiener Austria im großen Wiener Derby einen ihrer wichtigsten Akteure gelbgesperrt vorgeben. Einen Ersatz für den dynamischen Flügelverteidiger zu finden ist dabei alles andere als einfach. Es gibt zwar einige Optionen, die hier zur Verfügung stehen, allerdings auch jeweils Bauchschmerzen und negative Entwicklungen verursachen könnten. Auf diese wollen wir nun etwas genauer blicken.
Ranftl als tragende Säule im violetten 3-4-3 System
Kenner der österreichischen Bundesliga ist Flügelverteidiger Reinhold Ranftl hinlänglich bekannt und der 31-Jährige gehört schon seit seiner Zeit beim LASK zu den besten Außenverteidigern der Liga. Seine Wichtigkeit zeigt Ranftl nun auch bei der Austria, wo er alleine im bisherigen Frühjahr in drei der fünf Liga-Spiele die meisten Ballaktionen seiner Mannschaft verbuchte.
Mit seinen gefürchteten Tempovorstößen und seiner Dynamik sorgt er für viel Präsenz über seine Seite und ist in der Lage, ein Spiel an sich zu reißen. Ranftl nimmt daher auch einen wichtigen Part im Spielaufbau der „Veilchen“ ein, weshalb er nahezu in jeder Partie unter den Spielern mit den meisten Ballaktionen gehört. Doch auch defensiv ist er aufgrund seiner Laufstärke und Aggressivität im Pressing enorm wichtig, zumal der Flügelverteidiger durch sein gutes Timing im Herausrücken besticht.
Wie man bereits erahnen kann, deckt Ranftl viele Bereiche des anvisierten intensiven Austria-Spiels ab, weshalb sein Nachfolger in große Fußstapfen treten muss. Als logischer Ersatz würde Georg Teigl bereitstehen. Aufgrund seiner Schnelligkeit und Dynamik ähnelt der Blondschopf auch Ranftl in einigen Aspekten, weshalb dessen Nominierung naheliegend wäre.
Teigl hat sich jedoch erst kürzlich von einer Knochenmarksschwellung erholt und ist letzte Woche wieder ins Training eingestiegen, weshalb er im bisherigen Frühjahr noch gar nicht im Kader der Austria stand. Diese mangelnde Spielpraxis wäre schon für sich ein großes Fragezeichen, da Teigl anders als die meisten Feldspieler nicht voll im Saft steht und seit Ende Oktober (!) kein Pflichtspiel mehr bestritt. Doch auch leistungstechnisch konnte der Außenspieler in dieser Saison noch nicht überzeugen und seine Auftritte waren eher unterdurchschnittlich, weshalb es sehr überraschend wäre, wenn Teigls auslaufender Vertrag verlängert werden würde.
Krempelt Wimmer die Austria-Abwehr völlig um?
Im letzten Jahr wäre diese positionelle Nachbesetzung kein großes Thema gewesen, hat man doch mit Marvin Martins einen nominellen Rechtsverteidiger in den eigenen Reihen, der noch in der vergangenen Saison in dieser Rolle gesetzt war. Doch unter dem neuen Trainer hat Martins ein neues Aufgabengebiet zugewiesen bekommen und gibt seit dem Frühjahrsstart den Abwehrchef in der neu formierten Dreier/Fünferkette der Austria. Dies füllt der Teamspieler von Luxemburg sogar so exzellent aus, dass er sich zum Fels in der Brandung der Abwehr gemausert und mittlerweile selbst Kapitän Mühl von seiner angestammten Position verdrängt hat. Martins ist in dieser Rolle deshalb so wichtig, da er von allen Verteidigern wohl die beste Athletik mitbringt und dazu in der Lage ist, die Geschwindigkeitsdefizite im Abwehrverbund zu kaschieren.
Das ist speziell in einem pressingorientierten System unheimlich wichtig, wird doch von den Verteidigern stetig verlangt, aggressiv nach vorne zu verteidigen und viel Raum abzudecken. Das versteht Martins unheimlich gut und läuft so nicht nur viele Bälle ab, sondern sticht auch immer wieder aggressiv aus der Kette heraus und attackiert bereits vor oder bei der Ballannahme seine Gegenspieler. Daher stellt sich nun für Austria-Trainer Wimmer die Frage: Will ich ein so wichtiges Puzzleteil wirklich aus einem funktionierten Konstrukt herausnehmen?
Einige Aspekte würden sicherlich dafürsprechen. Nicht nur, hat Martins schon bewiesen, dass er die Rolle als Außenverteidiger spielen kann, auch als Ersatz stünde mit Lukas Mühl eine sehr gute Option als Abwehrchef zur Verfügung. Der Kapitän ist zwar nicht so athletisch wie der Luxemburger, dafür allerdings noch einen Tick zweikampfstärker und mit einem besseren Stellungsspiel ausgestattet.
Ein weiterer positiver Nebeneffekt wäre, dass man damit eine Schwachstelle im Spielaufbau ausmerzen könnte. Dadurch, dass Kapitän Mühl als halblinker Innenverteidiger spielen muss, wird er vom Gegner gerne als „Pressingopfer“ ausgewählt, da er als Rechtsfuß eine unvorteilhafte Körperstellung im Spielaufbau hat. Sofern der Austria-Kapitän allerdings nach Innen rücken kann, würde das Platz für einen Linksfuß schaffen, in dem Fall entweder für den Israeli Baltaxa oder für Matteo Meisl. Beide hätten in Sachen Körperstellung eine einfachere Aufgabenstellung und es stünden dadurch bessere Passwinkel im Spielaufbau zur Verfügung.
Hier muss Michael Wimmer also Abwegen, ob die Vorteile dieser Variante überwiegen würden und die möglichen negativen Erscheinungen aufzufangen wären. Das hängt sicherlich auch ein stückweit vom Gegner ab und wie man den Erzrivalen Rapid erwartet. Klar ist aber auch, niemand nimmt gerne seinen besten Abwehrspieler heraus, um ihn als Flügelverteidiger aufzubieten, da die Rolle als zentraler Innenverteidiger sicherlich eine höhere Priorität einnimmt, als jene auf dem Flügel. Keine einfache Entscheidung also wie man sieht.
Oder doch eine überraschende Variante?
Es gäbe sicherlich noch einige weitere Optionen, wie dass man Polster oder Leidner auf die rechte Seite stellt oder für das Derby zu einer Viererkette zurückkehrt und das System komplett umstellt. Eine interessante Möglichkeit wäre es aber auch, den Vize-Kapitän Manfred Fischer auf dieser Position aufzubieten. Der Mittelfeldspieler bringt nominell alle Attribute mit, um auf dieser Position reüssieren zu können: Er ist laufstark, scheut keinen Zweikampf und besticht durch seine Aggressivität, ist aber auch technisch beschlagen und in der Lage fußballerische Lösungen zu liefern. Viele Eigenschaften also, die ihm in dieser Rolle wertvoll machen könnten und für das intensive Spiel prädestinieren.
Durch diese Maßnahme würde noch dazu eine Position im Mittelfeld freiwerden, die der wiedergenesene Austria-Spielmacher Dominik Fitz einnehmen könnte. Nichtsdestotrotz wäre es allerdings das erste Mal, dass Fischer diese Rolle einnehmen würde, was in so einem wichtigen Spiel – wo vermutlich Kleinigkeiten entscheiden werden – immer ein Risiko darstellt. Allerdings hätte man hier auch einige Vorteile und würde nicht nur die Innenverteidigung intakt halten, sondern auch elf topfitte Spieler aufbieten, die körperlich voll im Saft stünden. Egal wie man es dreht und wendet, Austria-Trainer Michael Wimmer hat keine einfache Entscheidung zu treffen und muss viele Aspekte in seiner Entscheidungsfindung berücksichtigen. Daher wird auch die Adaptionsfähigkeit des Teams gefragt sein, als kollektiv diesen Ausfall zu kompensieren und die Last auf mehrere Schultern zu verteilen.
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