Nach seiner ersten Saison für den SK Rapid war man in der grün-weißen Geschäftsstelle nicht hundertprozentig vom Auftreten des heute 25-jährigen Mario Sonnleitner überzeugt.... Auf dem Weg zur Stütze: Mario Sonnleitners Aufstieg dank Rapids neuer Spielanlage

Nach seiner ersten Saison für den SK Rapid war man in der grün-weißen Geschäftsstelle nicht hundertprozentig vom Auftreten des heute 25-jährigen Mario Sonnleitner überzeugt. Der ehemalige Sturm-Spieler war regelmäßig für Schnitzer gut und so sah man sich im Sommer 2011 nach einem neuen Innenverteidiger um.

Wohlgemerkt nicht STATT Sonnleitner, sondern zusätzlich zum 14-fachen U21-Nationalspieler. Jemand sollte Druck auf ihn ausüben, ihn so möglicherweise zu stärkeren Leistungen zwingen. Sonnleitners Probleme schienen jedoch hausgemacht: Der Steirer hatte Schwierigkeiten im Spielaufbau, machte nicht selten unnötige Fouls in Strafraumnähe und war an einigen Gegentreffern direkt beteiligt. An der allgemeinen Skepsis konnten auch seine offensiven Qualitäten nichts ändern – immerhin erzielte er in seiner ersten Saison für Rapid vier Pflichtspieltreffer, unter anderem den Ausgleich beim 3:2-Auswärtssieg gegen Aston Villa.

Duo Sonnleitner-Pichler mit Vor- und Nachteilen

Als im Sommer 2011 Harald Pichler zum SK Rapid stieß, schienen die Zeiten als Stammspieler für Sonnleitner gezählt. Man erwartete ein Duo Pichler-Soma in der Innenverteidigung – eine Mischung aus Dynamik und Routine. Doch da Soma nach schwachen Leistungen zum Saisonstart auf die Ersatzbank degradiert wurde, hieß die Innenverteidigung plötzlich Sonnleitner-Pichler. Dieses Experiment hatte positive und negative Seiten. Die positiven Seiten waren die Zweikampfstärke, Schnelligkeit und das Engagement der beiden recht jungen Abwehrspieler, die negativen Seiten konnte man nicht nur beim 0:0 gegen die Austria im Happel-Stadion beobachten. Uninspiriertes Ballgeschiebe, kein Mut zum Herausspielen, technische Mängel in Ballbesitz.

Überraschung zum Saisonstart: Sonnleitner statt Pichler neben Gerson

Mario Sonnleitner entpuppte sich im Sommer 2012 erneut als Stehaufmännchen, denn nach der Verpflichtung von Gerson wurde ein Duo des Brasilianers mit Pichler für die Saison 2012/13 erwartet. Pichler zeigte sich in der Vorsaison als kompletterer der beiden Innenverteidiger und wies im Vergleich zu Sonnleitner vor allem spielerische Vorteile auf. Doch Sonnleitner durfte die Saison neben dem gesetzten Gerson beginnen – und er nutzte seine Chance bisher auf eindrucksvolle Art und Weise.

Starke Zweikampf- und Passwerte

Sowohl Pass- als auch Zweikampfstatistiken sprachen plötzlich eine deutliche Sprache für Sonnleitner. Bereits in den ersten vier Saisonspielen gewann Sonnleitner über 75% seiner Zweikämpfe und brachte 90,5% seiner Pässe an den Mann. Seine starken Leistungen – das Derby ausgenommen – prolongierte er mit dem Spiel gegen den SK Sturm, bei dem er neben Steffen Hofmann, Gerson und Muhammed Ildiz einer der stärksten Spieler auf dem Platz war.

Veränderte Spielanlage kommt Sonnleitner entgegen

Doch was sind die Gründe, dass es für den 25-Jährigen derzeit wie am Schnürchen läuft? Einerseits sind seine starken Leistungen auf eine veränderte Spielanlage Rapids zurückzuführen. Die Innenverteidiger platzieren sich breiter, sind weiter voneinander entfernt und werden stärker vom Mittelfeld unterstützt. So ist Sonnleitner nicht gezwungen technische Meisterleistungen zu vollbringen, sondern hat auf einfachem Weg mehr Anspielstationen als noch in der letzten Saison. Weiters steht die Viererkette Rapids allgemein höher, was einem schnellen Verteidiger wie Sonnleitner gleich mehrfach entgegenkommt: Zum Einen muss Sonnleitner keine weiten Wege zurücklegen, um einen Spieler zu attackieren, der mit dem Rücken zu ihm steht (mannschaftlich kompaktere Spielweise), zum Anderen hat Sonnleitner mit seiner Schnelligkeit stets einen Vorteil, wenn der Gegner weite Bälle hinter die Abwehr spielt. Als einer der schnellsten Spieler der Liga kann er wohl jeden Gegenspieler ablaufen oder in ein Laufduell zwingen.

Selbstvertrauen versetzt Berge

Die banalste Veränderung ist jedoch das gesteigerte Selbstbewusstsein des Defensivmannes. Pässe und Haken, die letzte Saison oft zum Husarenritt wurden, funktionieren plötzlich wie von alleine. Auch das Zusammenspiel mit dem ebenfalls sehr selbstsicheren Gerson scheint tadellos zu klappen. Auch wenn Harald Pichler 2011/12 der stärkere Rapid-Verteidiger war, wird er Mario Sonnleitner in dessen derzeitiger Form nicht aus der Mannschaft spielen können. Und Rapid hat plötzlich eine weitere, etwas unerwartete Stütze im immer sicherer werdenden Defensivverbund…

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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