Auf Dynamik muss Technik folgen: Diese Spielertypen braucht Rapid, um besser in die nächste Saison zu gehen!
Bundesliga 31.Mai.2012 Daniel Mandl 2
Die Kaderplanungen beim SK Rapid Wien laufen auf Hochtouren – darf man zumindest annehmen. Denn nach außen dringt beim Rekordmeister derzeit wenig, was jedoch auch schon vor den Transfers von Markus Heikkinen oder Nikica Jelavic nach Wien-Hütteldorf der Fall war. Eine wichtige Frage stellt sich jedoch nach der Priorisierung der bevorstehenden Transferaktivitäten.
Nach den Abgängen von Patocka, Soma und Gartler stehen Innenverteidiger und Angreifer ganz oben auf der grün-weißen Einkaufsliste. Nachdem einer von Peter Schöttels möglichen Wunschkandidaten, Michael Madl, zum SK Sturm Graz wechselte, gibt es weitere Kandidaten, beispielsweise in Tschechien, der Slowakei und Rumänien. Namen kursieren reichlich, die Präferenzen des Klubs sind aber weiterhin unklar. Immerhin standen Sonnleitner und Pichler immer sicherer – Pichler verbesserte sich im Laufe der Saison 2011/12 auch merklich im Spielaufbau, was wiederum Sonnleitners größtes Manko ist. Ein Spieler wie es einst Mario Tokic war, würde ideal neben Harald Pichler passen. Die Transferlösung dürfte jedoch nicht auf eine Toplösung, sondern lediglich eine Aufwertung im Vergleich zu Soma/Patocka hinauslaufen. Als vierter Innenverteidiger wird ein Amateur hochgezogen: Brian Behrendt (20) hat dabei bessere Karten als Maximilian Hofmann (18).
Terrence Boyd in aller Munde
Im Angriff ist man auf der Suche nach einem flexiblen Spieler der „spielerischen Marke Jelavic“. Ein Typ wie Patrick Bürger würde ins Konzept passen, doch Mattersburg-Obmann Martin Pucher wird es keinem Ligakonkurrenten leicht machen, den 24-Jährigen aus seinem Vertrag loszueisen. Immer öfter fällt nun der Name Terrence Boyd. Der 21-jährige US-Boy erzielte in der Vorsaison 20 Saisontreffer für die B-Elf von Borussia Dortmund in der deutschen Regionalliga West, netzte davor für Hertha BSC II in der Regionalliga Nord 13-mal. Der frischgebackene Teamspieler bringt den Vorteil mit, sowohl in einem System mit einem Stürmer, als auch mit einem antizipationsintensiven Zweistürmersystem (vor allem ein 4-1-3-2-System bietet sich an, wenn einer der Angreifer energisch nach hinten arbeitet) zu Recht zu kommen.
Viele Flügelflitzer, wenige Organisatoren
Innenverteidiger und Stürmer hin oder her: Bei Rapid steht und fällt alles mit einer Veränderung im Mittelfeld. Die Hütteldorfer brauchen einen Mittelfeldspieler, der die Bindung zwischen Defensive und Offensive organisiert, selbst das Spiel aufbauen kann. Nach momentanem Stand würde der SK Rapid mit einem Mittelfeld in die neue Saison gehen, das gefährlich wenige Organisationstalente beinhaltet. Mit Drazan, Grozurek, Trimmel und Burgstaller verfügt man zwar über dynamische Spieler für die Flügel, jedoch vermag es keiner von ihnen, das Mittelfeld durch cleveres Spiel mit Raum und Zeit zu organisieren.
Mögliche Starter im zentralen Mittelfeld
Dies sind die möglichen Starter auf einer der zwei bis drei zentralen Mittelfeldpositionen:
- Steffen Hofmann. Der Kapitän ist natürlich gesetzt, muss jedoch auf Unterstützung von der Qualität eines Branko Boskovic warten.
- Stefan Kulovits. Der 29-Jährige erweist sich immer mehr als wichtiger Ergänzungsakteur, ist jedoch auch kein Spieler, der als „tiefer Spielmacher“ agieren kann.
- Thomas Prager. Zeitweise spielte der Ex-Luzern-Legionär akzeptabel, oft aber zu wenig einnehmend. Prager ist ein braver Baustein eines Fünfermittelfelds, aber kein Spieler, der ein solches organisieren und das Tempo bestimmen kann.
- Markus Heikkinen. Der Finne steht vor seiner sechsten und voraussichtlich letzten Saison als Rapid-Spieler und ist trotz zeitweiser guter Auftritte nicht mehr konstant genug, um die Fäden hinter Steffen Hofmann zu ziehen.
- Boris Prokopic. Der Vertrag des 24-Jährigen wurde zuletzt um ein Jahr verlängert – eine Good-Will-Aktion des Vereins, der den schwer verletzten Prokopic lobenswerterweise nicht fallen ließ. Bis er jedoch wieder ernsthaft ins Mittelfeldgeschehen eingreifen wird, werden wir 2013 haben…
Hochveranlagter Wydra als Fragezeichen
Das Zünglein an der Waage in Rapids Mittelfeldzentrale könnte der 18-jährige Dominik Wydra sein. Der Eigenbauspieler, der in der letzten Meisterschaftsrunde gegen Wacker Innsbruck erstmals von Beginn an spielte, gilt als technisch hochveranlagter Spieler, der auch knifflige Situationen auf technischem Weg lösen möchte. Wydra beherrscht das Box-to-Box-Spiel, zeigt eine gute Körpersprache und elegante, intelligente Bewegungsabläufe. Im Gegensatz zu anderen zentralen Mittelfeldspielern in Grün-Weiß orientiert sich Wydras Passspiel sehr häufig nach vorne, statt nach hinten oder in die Breite. Auch wenn der Jugendspieler erst vor zwei Monaten 18 Jahre alt wurde, ist er einer der modernsten und technisch cleversten Spieler, die Rapid für die wichtigen Positionen im zentralen Mittelfeld zur Verfügung stehen. Wydra braucht allerdings möglichst bald Spielpraxis, um seine größten Mängel in den Griff zu bekommen. Dazu gehört etwa das Verschieben in die Breite in Rückwärtsbewegung. Mit Kristijan Dobras könnte ein anderer junger Box-to-Box-Mittelfeldspieler demnächst leihweise beim First Vienna FC landen.
Mehr Technik fürs Mittelfeld
Sicher ist jedoch auch, dass Rapid investieren und mindestens einen weiteren Spieler für die Position des 6ers und/oder 8ers holen muss, um den Kader nicht nur ausgewogener zu gestalten, sondern auch vor einer schweren Saison inklusive Europa League Qualifikation zu verbessern. Die Stärken eines solchen Spielers sollten im technisch-taktischen Bereich liegen, denn während Rapid über einige Spieler verfügt, die brav ihre defensiven Zweikämpfe gewinnen und nach vorne nur das Nötigste machen, fehlt ein echtes Bindeglied zwischen den ersten spielaufbauenden Spielern (Viererabwehrkette), Kapitän Hofmann und den offensivsten Akteuren. Kandidaten für diese Position gibt es etwa in Kroatien, Slowenien oder Israel. Nun ist jedoch schnelles Handeln angesagt, denn es wäre nicht das erste Mal, dass Rapid am Ende durch die Finger schaut, weil man sich in entscheidenden Phasen zu viel Zeit ließ.
Daniel Mandl, abseits.at
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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