Im ersten Spiel der 23. Bundesligarunde empfing die Wiener Austria den SV Mattersburg und wollte Wiedergutmachung für die 0:3-Derbyniederlage betreiben. Dabei kamen die Veilchen... Ausschluss als Knackpunkt: Der SV Mattersburg und der Verlust des Zugriffs

Adnan Mravac (SV Mattersburg)Im ersten Spiel der 23. Bundesligarunde empfing die Wiener Austria den SV Mattersburg und wollte Wiedergutmachung für die 0:3-Derbyniederlage betreiben. Dabei kamen die Veilchen jedoch schwer in die Gänge, hätten zum Zeitpunkt des Ausgleichs höher als 0:1 zurückliegen können. Ein umstrittener Ausschluss ließ die Partie dann kippen. Dem SVM gelang jedoch kurz vor Schluss noch der Ausgleich.

Während der Woche stand Austrias Larry Kayode im violetten Fokus, nachdem Thorsten Fink mit den Anschuldigungen gegen seinen Stürmer konfrontiert wurde. Dass dann ausgerechnet ein Foul gegen den Nigerianer zum Ausschluss von SVM-Verteidiger Nedeljko Malic führte, erhitzt die Diskussionen zusätzlich. Wir wollen uns in diesem Artikel aber nicht mit der Auslegung dieser Situation auseinandersetzen, sondern mit ihren Folgen. In der ersten halbe Stunde hatten die Burgenländer das Geschehen nämlich in Griff, nach der gelb-roten Karte nicht mehr.

Rautenpressing vor dem Ausschluss

Nach dem Wechsel von Karim Onisiwo nach Mainz stellte SVM-Coach Ivica Vastic die Grundformation seines Teams auf ein 4-4-2 mit Mittelfeldraute um. Der Schwerpunkt des Spiels wurde somit vom Flügel ins Zentrum gelegt. Schon vergangene Woche gegen Altach konnte man damit vor allem im Spiel gegen den Ball sehr gut den Rhythmus kontrollieren und über Konter gefährlich werden. Die Austria fand ebenfalls kein Mittel dagegen.

Die Stürmer der Mattersburger fokussierten sich weniger darauf, den Ball zu erobern, sondern sie verstellten lediglich die strategisch wichtigen Räume ins Zentrum. Die Aufbauspieler der Gastgeber spielten dann meist auf die Außenverteidiger bzw. zurückfallenden Mittelfeldspieler, die jedoch schlecht positioniert waren, um direkt in die Angriffslinie spielen zu können. Die Mattersburger Raute zog sich nämlich schnell zusammen und staffelte sich so, dass diese Wege versperrt waren.

Hier sieht man eine Beispielszene. Alexander Grünwald fällt für den Ballführenden als Anspielstation weg, weil er sofort von Thorsten Röcher und dem rückwärtspressenden Stürmer attackiert werden könnte. Roi Kehat bietet sich zwar gut als Nadelspieler zwischen den Linien an, ein direkter Pass auf ihn ist aber nur sehr schwer zu bewerkstelligen, weil Sven Sprangler ihn im Deckungsschatten hat. Zudem müsste der Pass sehr genau sein, da neben dem ohnehin äußerst gut antizipierenden Jano auch der Linksverteidiger des SVM auf ihn wartet. Manuel Prietl positioniert sich als ballferner Mittelfeldspieler tiefer und spielt damit bei der Balleroberung nach dem folgenden Wechselpass eine wichtige Rolle.

Röcher und Holzhauser als Schlüsselspieler

Eine wichtige Rolle beim Mattersburger Pressing nahm auch Röcher ein. Der 24-Jährige spielte als nomineller Zehner und hatte einen extrem großen Aktionsradius. Überwand die Austria die erste Pressinglinie fiel er schnell zurück, war der Ball in der gegnerische Hälfte orientierte er sich an Raphael Holzhauser. Dieser ist bekanntlich der Schlüsselspieler im violetten Aufbauspiel. Nachdem er zugestellt war versuchte die Elf von Thorsten einige Varianten um diese Mannorientierung zu ihrem Vorteil auszunützen. Eine interessante Rochade sieht man im folgenden Bild.

Holzhauser ist hier auf die Position des Rechtsverteidigers gegangen, während Grünwald und Christoph Martschinko die Positionen getauscht haben. Die Mattersburger springen auf diese Rochade jedoch nicht an. Röcher hält weiterhin das Zentrum geschlossen, Alexander Ibser orientiert sich ballfern lose an Holzhauser und Markus Pink sorgt dafür, dass der Ballführende nicht vertikal nach vorne spielen kann. Es bleibt wieder nur der Weg über die Seiten.

Tiefes 4-4-1 nach dem Ausschluss

Dass die Austria nach dem Ausschluss das Kommando übernahm und ihr gewohntes Spiel aufziehen konnte, lässt sich vor allem an den Passdaten der drei zentralen Spieler ableiten. Während das Trio hinsichtlich der absoluten Anzahl in der ersten Halbzeit in etwa gleich auf lag (Grünwald 26, Holzhauser 25, Kehat 20), konnte Holzhauser nach dem Seitenwechsel wieder als Ballmagnet wirken. In der ersten Halbzeit spielte er alle 1,8 Minuten einen Pass, in der zweiten lag dieser Wert bei 1,1. Zum Vergleich: Grünwald 1,4 und Kehat 4,3.

Dass dies in diesem Ausmaß möglich war, lag daran, dass Mattersburg tiefer stand. Vastic brachte Patrick Farkas und Vitalijs Maksimenko für Sprangler und Ibser, sodass die Grün-Weißen nach dem Seitenwechsel in einer 4-4-1-Grundordnung auftraten. Man wollte zunächst offenbar kein allzu großes Risiko eingehen, ließ dabei aber nicht nur das situative Angriffspressing fallen, sondern positionierte sich so flach, dass man jeglichen Zugriff verlor.

In diesem Bild sieht man ein beispielhafte Szene. Anstatt sich ballnah zu formieren, stehen die beiden Viererketten breit aufgefächert auf einer Linie. Davor klafft eine große Lücke, da der Stürmer auf einen etwaigen Konter zockt. Genau von diesem Raum aus konnte die Austria das Spiel bestimmen. Die technisch starken Spieler, vor allem der quirlige Lucas Venuto, konnten somit für viel Dynamik sorgen.

Beschränktes Offensivspiel

Der Ausschluss hatte allerdings nicht nur für das Spiel gegen den Ball negative Folgen, auch die Angriffsversuche der Mattersburger versandeten früh. Das Problem dabei war dasselbe, wie jenes, das wir oben ausgeführt haben. Pink ist ein Spieler, der sich stark auf das Angriffszentrum fokussiert, wenn er als Solostürmer agiert. Durch den großen Abstand zum Rest der Mannschaft fehlte die nötige Anbindung bzw. Unterstützung. Der umjubelte Ausgleich fiel schließlich nach einer Standardsituation – ebenso wie der Führungstreffer. Damit haben die Mattersburger fünf der sieben Tore im Frühjahr nach ruhenden Bällen erzielt. Ein Gefühl, das der Gegner an diesem Tag ebenfalls sehr gut kennt.

Alexander Semeliker, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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