Austria-Fans nach Investoren-Einstieg zwischen Euphorie und Skepsis
Bundesliga 19.Januar.2022 Stefan Karger
Die Austria-Mitglieder waren einstimmig für den Einstieg von Investoren und die Viola Investment GmbH sicherte sich im erster Schritt 40% der Anteile. Weitere 9.9% sollen demnächst um rund 2.5 Millionen Euro verkauft werden und sollte die 50+1 Regel fallen, könnten weitere 0.2% über den Ladentisch gehen – wobei die Austria ein Vorkaufsrecht haben soll und die Investoren auszahlen kann. Insgesamt befinden sich 17 Personen in der GmbH, unter anderem Jürgen Werner, Raimund Harreither, Frank Hensel, Martin Schlaff, David Alaba und Sebastian Prödl.
Zunächst lassen wir tifoso vero die Situation zusammenfassen:
tifoso vero: „Nach der Pressekonferenz, wo ich erneut erstaunt war, wie wenig die Journalisten informiert waren und wie wenig nachgefragt wurde, würde ich folgendes resümieren: 40% wurden an die Viola Investment GmbH verkauft, 9,9% sind noch zu verkaufen, wobei es bereits Interessenten gibt. Eine Million muss zusätzlich erwirtschaftet werden. 13,5 Millionen sind bis Ende 23 aufzubringen, um die Fortbestandsprognose zu erreichen. Davon sind 10 Millionen bereits erreicht. Der Rest soll durch Einsparungen (Lohnbereich u.a.) bzw. Mehreinnahmen durch Ticketverkauf, Sponsoren (auch wenn von diesen nicht die Rede war, dies nehme ich an) rekrutiert werden. Das alles hieße, das Eigenkapital, welches derzeit bei – 19 Millionen liegt, zu verbessern (Minus zu verringern) und ab 23/24 (?) will man wieder positiv abschließen. Schuldenstand aktuell anscheinend 69 Millionen. Die 0,2% können vom Investor gekauft werden, aber Vorkaufsrecht hat die Austria. So habe ich es verstanden. Insgesamt sage ich JA zu diesem, für mich eigentlich unvermeidlichen, Projekt und hoffe auf die sportliche Kompetenz von J. Werner. Und dass der Aufsichtsrat gut aufsieht“
veilchen27: „Ich bin euphorisch und skeptisch. Zuversichtlich und in Zweifel. Optimistisch und pessimistisch. In erster Linie bin ich mal froh, dass es eine Lösung gibt, Gewissheit herrscht, Ruhe einkehrt (so zumindest der Plan) und nun einfach gearbeitet werden kann. Am Papier scheint es auch eine vernünftige Lösung zu sein, mit sichtbaren Vorteilen gegenüber anderen Varianten, jedenfalls mit sehr viel sportlicher Kompetenz und viel Austria-Bezug. Beides große Pluspunkte.
Wie schon geschrieben, plagen mich aber auch noch Zweifel. Sind es nicht zu viele Köche, die diesen Brei nun kochen? Sind es nicht zu viele Ex-Spieler und Spielerberater, um in sportlichen Fragen immer auf einen Zweig zu bekommen? Können so viele handelnde Personen überhaupt an einem einzigen Strang ziehen, z.B. wenn es mal nicht läuft und da 10 Personen mit sportlicher Kompetenz sind, um den Trainer zu diskutieren? Gelingt so die dringend nötige Verschlankung der Entscheidungswege und Strukturen? Ist es gut, wenn gesamtes Präsidium Teil der Investorenpartie ist?
Bin überzeugt, dass sich alle Fragen gut beantworten können (wohl teils noch nicht jetzt), nichts unüberwindbar ist. Nur eines verstehe ich noch immer nicht und geht mir einfach nicht ein: Man will 49,9% verkaufen. Wieso verkauft man aber jetzt nur 40% und sagt, die 9,9% schnellstmöglich loswerden zu wollen? Warum nicht gleich 49,9%? Weil die Investorengruppe nicht genug Geld dafür hat und es eine externe, weitere Lösung für die 9,9% braucht? Der KURIER bringt hierfür einmal mehr Ivan Bravo ins Spiel. Wenn für die 9,9% noch eine weitere, ganz andere Lösung kommt, kann ich endgültig nicht mehr ruhig schlafen in Bezug auf viele Köche, schlanke Strukturen und schnelle Entscheidungen.“
and111: „Ich sehe den Deal eher positiv. Natürlich wäre es mit lieber, der Verein wäre weiterhin unabhängig und bräuchte keinen Investor, aber da muss man sich einfach bei Markus Kraetschmer und Co bedanken, die den Verein in den Ruin getrieben haben. Finanziell ist das Angebot kein Brüller und die finanziellen Sorgen sind damit auch nicht vorbei, aber ich denke mit dem Deal hat man viel sportliche Kompetenz in den Verein geholt und das ist langfristig mehr Wert, als ein paar Millionen mehr am Konto.“
t.m.: „Ganz sachlich betrachtet hat sich eine zusammengeschlossene Investorengruppe mit Beteiligung von Violetten äußerst günstig 40% bzw. 49,9% eines Traditionsvereins geschnappt. Aus Vereinssicht sind zwei Dinge vorherrschend. Erstens der unmittelbare kurzfristige finanzielle Überlebenskampf ist hiermit gewonnen, und zweitens die Lücke der obersten sportlichen Kompetenz soll geschlossen werden um in Zukunft profitabel und erfolgreich zu werden. Ich denke den zweiten Punkt hätte man auch anders lösen können. Bei dem ersten waren wir offensichtlich bei der hineinmanövrierten Situation nunmehr nur mehr Passagier und haben den Rettungsanker unmittelbar benötigt. Ergebnis der Vergangenheit, aber wir müssen in die Zukunft blicken. Ich hoffe auf eine erfolgreiche.“
Gizmo: „Also eigentlich so wie befürchtet. Man vertickt 50,1 zum Schleuderpreis in der größten Krise (Preis auf 2 Jahre gebunden). Nein, eigentlich noch schlimmer: die Investoren sichern sich quasi 50,1 zum Dumpingpreis, müssen aber vorerst nur mal 80% bezahlen. In zwei Jahren gibts halt dann um zwei Mille die absolute Mehrheit an der AG. Da hat der Verein sicher beinhart verhandelt.“
01er Veilchen: „Ohne jetzt groß auf Summen eingehen zu wollen, aber: Der Verein hängt seit geraumer Zeit an der Beatmungsmaschine, entsprechend viel ist er auch wert und das alles mündet in einer katastrophalen Verhandlungsposition, der sich auch jeder mögliche Investor bewusst ist. Ein astronomischer Schuldenberg, aufgeblasene Strukturen und träge Organe machen leider unsexy.“
Südveilchen: „Also je länger ich darüber nachdenke, umso mehr taugt es mir, dass Jürgen Werner Teil der Investorengruppe ist und auch sein Fachwissen einbringen wird, ob als Berater oder Sportvorstand. Und nein, ich habe ihn in der Zeit beim LASK nicht beschimpft, sondern gesehen, dass er dort sehr gute Arbeit geleistet hat in Summe, bzw. der LASK ohne seine Hilfe nie diese sportliche Entwicklung erlebt hätte. Und ja, um etwas zu erreichen, muss man manchmal ein Schlitzohr sein, was vielleicht nicht immer symphytisch wirkt und man manchmal über das Ziel hinaus schießt. Ein Ulli Hoeneß ist auch nicht gerade der Sympathieträger gewesen, aber juckt es jetzt die Bayern bzw. ihre Fans?“
Rübezahl: „Solange es um Geld geht, gibt es in der heutigen Zeit leider keine Loyalität mehr und ich vertraue da nicht auf schöne Worte und auf unklare Aussagen und Zahlen…Ich persönlich hoffe, dass der Verein noch länger bestehen bleibt und die Nebengeräusche zumindest bis 2023 in den Hintergrund geraten.“
Weitere Fanmeinungen zum Einstieg der Viola Investment GmbH findet ihr im Austrian Soccer Board.
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