Austrias 4-1-4-1 reifer als das der Admira – Tabellenführer beendet sieglose Serie
Bundesliga 29.April.2013 Alexander Semeliker 0
Vier Spiele hintereinander war die Wiener Austria zuletzt ohne Sieg. Der Vorsprung auf den Tabellenzweiten Red Bull Salzburg schrumpfte nach dessen Sieg gegen Rapid auf drei Punkte zusammen. Gegen den FC Admira Wacker Mödling trotzte der Tabellenführer diesem Druck und gewann auswärts 2:0. Dank der Treffer von Florian Mader und Manuel Ortlechner führen die Veilchen nun fünf Runden vor Schluss mit sechs Punkten Vorsprung die Tabelle an.
In der Südstadt sahen knapp 8.000 Zuschauer eine über weite Strecken monotone Partie. Die Austria dominierte sowohl die Ballbesitz- (55:45 Prozent) als auch die Zweikampfstatistik (58:42 Prozent) und spielte sich bei 18:8 Torschüssen sowohl mehr, als auch klarere Chancen heraus. Der Sieg war für die Favoritner nie in Gefahr, was vor allem an der besseren Auslegung der Formation zu tun hatte. Beide Mannschaften setzen nämlich auf eine 4-1-4-1-Grundordnung.
Sperren und Verletzungen schwächen Admira
In der letzten Saison sorgte die Admira noch mit einer 4-4-2-Kontertaktik für Furore, mittlerweile scheint Trainer Dietmar Kühbauer hinsichtlich der Formationsfrage jedoch etwas ratlos. Gegen Wiener Neustadt begann man mit einem 4-4-2 in Rautenform, davor war es eines mit flachem Mittelfeld. Auch die 4-1-4-1-Grundformation sah man in dieser Saison schon öfter. Zudem wirkt das tiefe Stehen verbunden mit schnellem Kontern nicht mehr so strukturiert oder wird gar gänzlich verworfen. Gegen die Austria presste man phasenweise sogar weit über der Mittellinie.
Nach dem Spiel bemängelte Kühbauer allerdings, seinem Team fehlte die Aggressivität und man unterbrach die Kombinationen der Gäste zu selten, was 23 Fouls jedoch unverständlich erscheinen lassen. Bei den Maria Enzersdorfern fehlten vier Spieler – Jürgen Macho, Benjamin Sulimani, Stephan Palla und Daniel Drescher –gesperrt, drei weitere – Matus Mikus, Bernhard Schachner und Rene Seebacher – mussten verletzt passen. Daraus ergab sich ein 4-1-4-1, das besonders in der Zentrale – ohnehin das Prunkstück der Austria – unterlegen war.
Dilaver bekommt Vorzug
Bei den Violetten begann zentral das eingespielte Trio James Holland, Florian Mader und Alexander Grünwald, das wie gewohnt gestaffelt die Zentralachse in Griff hatte. Auf den Seiten bildeten Tomas Jun und Alexander Gorgon eine asymmetrische Flügelzange, da der Tscheche hoch und zentral stand, während Gorgon variabel agierte. Mal zog er von der Seite rein, mal ließ er sich diagonal nach hinten fallen oder rückte horizontal nach innen, um dann mit Tempo nach außen zu ziehen. Zudem war er sehr arbeitsam, bestritt 45 Zweikämpfe, 23 davon erfolgreich.
Die Viererkette bildeten bis auf eine Ausnahme ebenfalls die gewohnten Gesichter. Auf der rechten Abwehrseite bekam nämlich Emir Dilaver den Vorzug gegenüber Fabian Koch. Im Gegensatz zu diesem stand Dilaver nicht so extrem hoch im Spielaufbau, was der Austria mehr Sicherheit einräumen sollte.
Admira erzwingt lange Bälle
Wie oben erwähnt waren die Gastgeber zunächst stark bemüht, die Austria schon früh im Aufbausiel unter Druck zu setzen. Dementsprechend hoch schoben sie ihre Sturm- und Mittelfeldreihe. Besonders Zuspiele auf Mader wollte man durch eine lose Manndeckung verhindern. Die Reaktion der Austria war allerdings ungewohnt. Normalerweise gelten die Veilchen – vor allem im Zentrum – als sehr pressingresistent, was sie oft dazu nützen um sicher und schnell in die Spitze zu spielen. In diesem Spiel zogen sie sich allerdings etwas zurück und bauten das Spiel weiter hinten auf – wie man es etwa im linken Bild sieht.
Die Mittelfeldreihe stand hingegen weiter auf der gewohnten Höhe. Da in ihrer Nähe aber die Admiraner sehr eng am Mann standen und ein Anspiel dorthin mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Ballverlust bedeutet hätte, griffen die Innenverteidiger immer wieder auf lange Bälle zurück. Zwar kommt der Ball auch so schnell in die Spitze, allerdings fehlt die Kontrolle über ihn. Dementsprechend erfolglos war diese Taktik.
Platz hinter erster Pressingreihe
Nach dieser sehr rustikalen Anfangsphase erkannten die Gäste aber zusehends die Schwächen des Pressings der Niederösterreicher. Hinter der ersten Pressingreihe taten sich nämlich große Räume zwischen Mittelfeld und Abwehr auf. Richard Windbichler musste sie nämlich quasi alleine absichern, da die Viererkette in erster Linie von Philipp Hosiner und Jun zurückgedrängt wurde. Besonders Gorgon war aufgrund seiner flexiblen Spielanlage Nutznießer. So leitete er beispielsweise das 1:0 ein oder bereitete davor eine große Torchance für Hosiner vor. Zudem fanden auch die anderen Außenspieler bei Seitenwechseln immer wieder Räume vor, die man jedoch nicht konsequent ausspielte.
Bei der Austria klappte das Absichern des Pressing hingegen besser, was insbesondere mit der strukturierteren Staffelung der drei zentralen Spieler zu tun hatte. Admiras Lukas Thürauer war gegen den Ball besonders stark auf Mader fokussiert, rückte gegebenenfalls bis auf Höhe des Stürmers auf, weswegen neben Windbichler auch Schwab einen großen Raum abdecken musste. Die Gäste standen kompakter und orientierten sich mehr im Raum als am Gegner, was verbunden mit der überschaubaren individuellen Klasse der Admira im Aufbauspiel in deren Harmlosigkeit mündete.
Umstellung eröffnet neue Baustellen
Kühbauer erkannte die Probleme auf der Zentralachse offenbar schon recht früh, denn bereits in der 40. Minute tauschte er zum ersten Mal – und das nicht positionstreu. Mit der Einwechslung von Daniel Segovia stellte man nämlich auf ein 4-4-2 um, was vor allem die Halbräume schließen sollte. Zu unterlegen und anfällig war man in dieser Zone, was auch die Zweikampfwerte zur Halbzeit verdeutlichten. Grünwald gewann 12 seiner 16 Zweikämpfe, Mader 6 von 11 und Holland 10 von 13. Aufseiten der Admiraner hatte Schwab mit 10 aus 22 die beste Quote, denn Windbichler und Thürauer gewannen nicht mal ein Drittel ihrer Zweikämpfe.
Allerdings öffnete diese Umstellung andere Baustellen. So fehlte im Pressing ein Mann, weswegen der Ball ruhiger durch die Reihen der Austria zirkulieren konnte. Nachdem diese zu diesem Zeitpunkt bereits führte, sahen sie verständlicherweise keinen Anlass dazu unnötig Risiko zu nehmen und nach vorne zu streben. Im eigenen Ballbesitz klaffte zudem ein Loch im Zentrum, da sich weder Issiaka Ouedraogo (37 Ballkontakte) noch Segovia (27 Ballkontakte) entsprechend in Kombinationen einbrachten. So trudelte die Partie dem Ende entgegen und war mit dem 2:0, das bezeichnenderweise nach einem Eckball fiel, praktisch gelaufen.
Alexander Semeliker, abseits.at
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