Balleroberungsmonster 2.0: Die erstaunliche Entwicklung von Naby Keita im Frühjahr
Bundesliga 27.April.2015 Alexander Semeliker 0
Der FC Red Bull Salzburg steht in der österreichischen Bundesliga vor einer erfolgreichen Titelverteidigung. Während Hauptkonkurrent Rapid Wien gegen Admira patzte, setzten sich die Mozartstädter gegen die SV Ried mit 2:1 durch. Ein wichtiger Spieler dabei war Naby Keita, der an beiden Toren direkt beteiligt war und seit der Winterpause eine erstaunliche Entwicklung zeigte. Mit eben dieser wollen wir uns in diesem Artikel auseinandersetzen.
Im Sommer kam Keita vom französischen Zweitligaabsteiger FC Istres und bekam bei den Bullen von Anfang an das Vertrauen, wenngleich man ihm die eine oder andere Unsicherheit noch ansah. So kreiden ihm manche das Ausscheiden im Champions-League-Playoff an. Mittlerweile gilt der Guineer aber als feste Stütze im System von Adi Hütter.
Der beste Balleroberer der Liga
Keita, so Salzburgs Sportchef Ralf Rangnick nach dessen Verpflichtung, sei ein „junger, entwicklungsfähiger Spieler, der sehr gut zu unserem Anforderungsprofil und unserer Philosophie passt.“ Das zeigte der 20-Jährige bereits in seinen ersten Spielen für die Bullen. Trotz seiner geringen Körpergröße von nur 1,72m ist er der beste Balleroberer der Liga. Im Schnitt verzeichnet er pro 90 Minuten Einsatzzeit 4,9 abgefangene Bälle und 4,3 Tacklings – also unterm Strich über neun direkte Balleroberungen.
Keita positioniert sich im Spiel gegen den Ball meist zunächst eher abwartend hinter der ersten Pressinglinie, sorgt für die Absicherung dieser. Damit hält er sich mehrere Optionen offen, wie und in welche Richtung er attackieren kann. Verlässt der Ball den Fuß des Ballführenden geht Keita dann explosiv auf den entsprechenden Gegner. Diese Dynamik hilft ihm, seine physischen Defizite zu minieren und sorgt beim Gegner für großen Druck bzw. in weiterer Folge zu technische Fehler. Auch im Gegenpressing ist dieses extrem nach vorne gerichtete Verteidigen ein wichtiger Faktor für den Zugriff.
Bessere Offensivwerte im Frühjahr
Andererseits bringt Salzburgs Nummer acht sein gutes Stellungsspiel mittlerweile auch verstärkt ins Offensivspiel ein und bewegt sich häufiger in den hohen Zonen. Ein passendes Beispiel dafür ist das 2:1 gegen Grödig, als Keita zwischen den Linien lauerte und den vom Stürmer geöffneten Raum annahm um vorzustoßen. Sein Tor gegen SC Wiener Neustadt war gar eine Mischerscheinung aus beiden Faktoren. Zuerst lief er gut mit, positionierte sich dann für ein etwaiges Gegenpressing und schloss dann im Strafraum ab. Mittlerweile hält er bei fünf Ligatoren und zwei Assists.
Die verstärkte und bessere Einbindung ins Offensivspiel erkennt man auch in diesem Diagramm, das Keitas 90-Minuten-Werte im Vergleich mit den in der jeweiligen Kategorie besten Spielern ligaweit zeigt. Herausstechend ist dabei selbstverständlich der Ausschlag bei Torschuss- und Torbeteiligungen. Aber auch ins Kombinationsspiel wird Keita nun aufgrund seiner situativ höheren Position häufiger eingebunden. Im Herbst spielte er pro 90 Minuten 50 Pässe, mittlerweile sind es elf mehr. Die Art und Qualität seiner Zuspiele hat sich aber nicht merkbar geändert.
Gute Balance, enge Ballführung und saubere Technik
Ein anderes Merkmal seiner Spielweise ist seine gute Balance, die er ebenfalls defensiv wie offensiv gut einbringt – insbesondere im Dribbling. Verbunden mit seiner extrem engen Ballführung und dem tiefen Körperschwerpunkt ist er nur sehr schwer vom Ball zu trennen. Auch in diesem Punkt gibt es eine interessante Entwicklung seit der Winterpause. Im Herbst 2014 bestritt er 3,2 Dribblings pro 90 Minuten, im Frühjahr sind es 5,7. Zählt man erlittene Fouls zusätzlich als Dribblingsversuch sind es sogar fast doppelt so viele.
Die Erfolgsquote seiner Dribblings inklusiver erlittener Fouls ist mit 74,6% außerordentlich hoch. Als Vergleich sei an dieser Stelle Philipp Schobesberger genannt, der auf 56,9% kommt und dessen Dribblingstil wir vor kurzem unter die Lupe genommen haben. Während der Rapid-Flügelspieler für seine Dribblings erst eine gewisse Spieldynamik braucht, um sie effizient einzusetzen, kann Keita dank seiner engen Ballführung und sauberen Technik mit seinen Dribblings auch aus dem Stand heraus diese Dynamik erzeugen.
Taktische und individuelle Vielfalt
Interessant in der obigen Radar-Grafik ist zudem, dass sich die Art der Balleroberungen verschoben hat und Keita 2015 mehr Tackles als abgefangene Bälle hat. Auch das hängt mit der leicht veränderten Rolle zusammen. Dadurch, dass er nun etwas höher spielt, attackiert er oft als erster Spieler anstatt abzusichern. Aufgrund der taktischen und individuellen Vielfalt seiner Qualitäten ist er praktisch mit jedem Spielertyp an seiner Seite kompatibel, was man in einigen Spielen auch gut sehen konnte.
Stefan Ilsanker ist beispielsweise ein eher statischer Akteur, dessen Passspiel verlagernd aber nicht in die Tiefe gerichtet ist. Spielte Keita neben ihm, holte er sich den Ball und pendelte dann nach vorne oder bot sich passend im zweiten Drittel an. In den letzten Spielen agierte er meist mit Christoph Leitgeb, was enormes Dynamik- und Kombinationspotenzial bietet. So wurde zum Beispiel der SK Rapid vor allem dadurch auswärts 45 Minuten an die Wand gespielt.
Das Zusammenspiel mit Konrad Laimer haben wir ebenfalls bereits näher erläutert. Von den Fähigkeitsprofilen scheint dies das am besten passende Duo zu sein. Interessant wird vor allem die Frage, wie lange die beiden hochbegabten Youngsters zusammenspielen können, ehe sie von größeren Klubs abgeworben werden.
Alexander Semeliker, abseits.at
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Alexander Semeliker
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