Die Saison 2013/2014 verlief für den FK Austria Wien nicht nach Wunsch. Zwar erreichte man die Gruppenphase der Champions League, allerdings schaffte man die... Baumgartners Handschrift erkennbar – So spielte die Wiener Austria gegen PSV Eindhoven

FK Austria Wien - Wappen mit FarbenDie Saison 2013/2014 verlief für den FK Austria Wien nicht nach Wunsch. Zwar erreichte man die Gruppenphase der Champions League, allerdings schaffte man die Qualifikation für die kommende Europacup-Saison nicht. Die Konsequenz: nicht nur Nenad Bjelica, sondern auch dessen Nachfolger Herbert Gager musste gehen.

Für die kommende Saison wurde Gerald Baumgartner als Trainer installiert. Der 49-Jährige sorgte in den letzten beiden Jahren vor allem im ÖFB-Cup für Aufsehen, indem er jeweils einen unterklassigen Klub ins Finale bzw. den Europacup führte. Gestern kam es zum ersten Härtetest, denn die Veilchen trafen in der Generali Arena auf PSV Eindhoven – gleichzeitig die Generalprobe für den Cup-Auftakt am Freitag bei der Vienna.

Nur ein Neuzugang in der Startelf

Auch am Spielermarkt gab es bei den Violetten viel Bewegung. Elf Spieler verabschiedeten sich vom Verteilerkreis, unter anderem Stürmer Philipp Hosiner, sechs Neuzugänge wurden bisher vorgestellt. Von diesen stand jedoch nur einer, Mario Leitgeb, in der Startelf. Die Grundformation der Austria war im Grunde genommen ein 4-3-3, das allerdings durchaus flexibel interpretiert wurde.

Im Zentrum gab es ein klare Staffelung, in der Leitgeb der tiefste und Alexander Grünwald der höchste Spieler war. Dazwischen pendelte David de Paula. Auf den offensiven Außenbahnen starteten Daniel Royer und Alexander Gorgon, im Sturmzentrum Ola Kamara. Der Norweger musste allerdings verletzungsbedingt früh runter. Für ihn kam Roman Kienast.

Variables und hohes Pressing

Ein ähnliches System wie Dortmund und Salzburg, so Baumgartner bei seinem Antritt, wolle er bei der Austria durchsetzen. Dass der Fokus auf ein möglichst hohes Pressing groß war, konnte man nicht übersehen. Die Veilchen versuchten schon früh zu stören und zeigten dabei interessante Ansätze. Sie hatte nicht eine einzige klare Ordnung, sondern variierten. Mal positionierten sich die Flügelspieler nahe am Stürmer und man sah eine 4-1-2-3-Anordnung, mal formierte sich die Austria in einem 4-3-2-1. Damit hatte man zwar weniger direkten Zugriff, dafür wurde der Gegner früh aus dem Zentrum auf die Außen gedrängt. Auch die Außenverteidiger rückten früh auf und gegebenenfalls auch ins Zentrum ein.

Starker Fokus auf Mannorientierungen

Unverkennbar im Spiel gegen den Ball war auch der hohe Mannfokus, weshalb Baumgartner die Fitness zu einer wichtigen Säule auserkoren hat. Ein solches mannorientiertes Angriffspressing sieht man vor allem bei Underdogs, beispielsweise eben Pasching oder St. Pölten, da es im Allgemeinen weniger taktisches Verständnis von den Spielern verlangt als andere Ansätze. Diese Herangehensweise hat allerdings auch Schwächen, die PSV in einigen Szenen auch offenlegte.

Die Austria kam nicht konsequent in die Zweikämpfe bzw. wurde durch die Mannorientierungen weggezogen, wodurch sich die Niederländer schnell über die Halbräume nach vorne kombinieren konnten. Des Weiteren ist die Unordnung nach Ballgewinnen ebenfalls höher. Erobert man den Ball in hohen Zonen ist dies weniger ein Problem, vielmehr in tiefen, da man sich für einen geordneten Spielaufbau erst formieren muss. Den Vorteil erkannte man beim zwischenzeitlichen 1:0, als man aufgrund der Mannorientierungen schnell eine hohe lokale Überzahl schaffen konnte.

Leitgeb als Fixpunkt im Zentrum

Wichtig dabei ist, dass man erkennt, wann man den Fokus auf den direkten Gegenspieler fallen lässt und sich in Richtung Ballführenden orientiert. Ein Spieler, der dies in besagter Szene extrem gut machte, ist Leitgeb. Im folgenden Video sieht man das 1:0 nochmal.

Leitgeb rückt zuerst mannorientiert auf den freien Gegenspieler heraus, lässt diesen dann aber laufen, da der Ballführenden in die Mitte dribbelt. Dann positioniert er sich so, dass der angespielte Niederländer nicht nach außen geht, sondern unkoordiniert in die Mitte prallen lässt. Es folgt der logische Ballgewinn und das Tor.

Leitgeb hatte aber auch im Kombinationsspiel gute Momente. Er kippte dabei teilweise sogar noch stärker als James Holland üblicherweise ab. In einer Szene stand er sogar linksversetzt hinter einem Innenverteidiger. Im Großen und Ganzen fehlte es dem Aufbauspiel aber Struktur, was jedoch nicht allein Leitgeb lag.

Zwei Gegentore in Hälfte zwei

Mit 1:0 ging es schließlich auch in die Halbzeitpause, die Austria konnte den Vorsprung letztlich aber nicht über die Runden bringen. Bevor man in der 90. Minute das 1:2 hinnehmen musste, traf zunächst mit Marcel Ritzmaier ausgerechnet ein Österreicher zum Ausgleich. Dabei sah man auch, dass das hohe Pressing nicht ideal auf die Innenverteidiger zugeschnitten ist. Manuel Ortlechner rückte nämlich im falschen Moment heraus und hinterließ eine zwei-zu-vier-Unterzahl. Nach einem achtfachen Wechsel sah man das gleiche Bild wie zuvor. Im Pressing zeigte die Austria gute Ansätze, dem Offensivspiel fehlte aber der Fluss.

Alexander Semeliker, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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