Die unruhige politische Situation in der Türkei zwang die „Veilchen“ die türkische Riviera zu verlassen. Anstelle von Belek fungiert nun das Amendoeira Golf Resort... Bericht: Das Wintertrainingslager der Wiener Austria

Training2_abseits.atDie unruhige politische Situation in der Türkei zwang die „Veilchen“ die türkische Riviera zu verlassen. Anstelle von Belek fungiert nun das Amendoeira Golf Resort in der Nähe von Alcantarilha als Trainingsdestination. Doch auch das „Ausweichquartier“ lieferte sehr gute Dienste. Trotz des kurzfristigen Ortswechsels konnte mit dem ukrainischen Topteam Shakhtar Donets ein großes Testspielkaliber an Land gezogen werden.

Die Austria pflegte seit Jahren das Wintertrainingslager im türkischen Badeort Belek durchzuführen. Aufgrund der angespannten politischen Lage war es dieses Jahr den „Veilchen“ nicht möglich, die Vorbereitung für die Frühjahrssaison an der türkischen Riviera zu absolvieren. Die Entscheidung wurde sehr lange herausgezögert, am 13. Januar und damit erst eine Woche vor Abflug war klar: Heuer geht es vom 20. – 28. Jänner zur Vorbereitung nach Portugal! Ein Grund für die lang hinausgezögerte Entscheidung war laut Finanzvorstand Markus Krätschmer jener, dass eine Kooperation zwischen dem FK Austria Wien und dem Titanic Deluxe Hotel in Belek bestehe.

Wer durfte aller mit?

Insgesamt 25 Spieler durften in den Flieger steigen. Selbstverständlich waren alle fitten Leistungsträger mit dabei in Portugal. Nicht anwesend war Kapitän Robert Almer, der nach dem Kreuzbandriss noch immer auf Physiotherapie ist. An seiner Stelle rückte der junge Torhüter Tino Casali nach. In der Verteidigung waren alle verfügbaren Spieler der Kampfmannschaft mit von der Partie. Borkovic, Gluhakovic und Michael Blauensteiner wurden im Verlauf dieser Saison von den Amateuren hochgezogen und waren damit auch ein fixer Bestand des Trainingslagers. Ein paar Tage zuvor wurde der Wechsel von Richard Windbichler nach Südkorea publik. Er wechselte zu Ulsan Hyundai in die 1. Liga. Im Mittelfeld gab es keine Überraschungen. Allerdings wurde im Vorfeld etwa der Vertrag von Tarkan Serbest bis 2021 und damit um vier weitere Jahre verlängert. Im Sturm blieben lediglich Frank und Ronivaldo zuhause. Die beiden sind bei der Vorbereitung der Amateure im Einsatz.

Torwart: Osman Hadzikic, Partick Pentz, Tino Casali

Verteidigung: Petar Gluhakovic, Petar Filipovic, Mohammes Kadiri, Jens Stryger Larsen, Michael Blauensteiner, Patrizio Stronati, Alexandar Borkovic, Christoph Martschinko, Lukas Rotpuller

Mittelfeld: Ognjen Vukojevic, Ismael Tajouri Shradi, Alexander Grünwald, Lucas Venuto, Tarkan Serbest, Dominik Prokop, David de Paula, Thomas Salamon, Raphael Holzhauser

Sturm: Larry Kayode, Kevin Friesenbichler, Felipe Pires, Marko Kvasina

1.Tag (20.01.)

Noch vor dem Abflug aus Wien Schwechat gab es für den gesamten Verein Grund zum Jubeln. Der derzeitige Mannschaftskapitän Alexander Grünwald unterschrieb kurz vor dem Abheben der Maschine einen neuen Vertrag, der ihn bis 2021 an den Verein bindet. Die Nummer 10, die schon 2003 im Alter von 14 Jahren in der Akademie für die Veilchen kickte, lehnte damit wider vielen Erwartungen ein finanziell besseres Angebot aus dem Ausland ab. Nach dreistündigem Flug erreichte der Großteil der 42-köpfigen Delegation den Flughafen der Hauptstadt Lissabon. Beim Hotel wurde man bereits von Cheftrainer Thorsten Fink und seinen engsten Vertrauten empfangen. Diese kleine Abordnung reiste schon einen Tag zuvor an, um sich besser auf die erste Trainingseinheit vorzubereiten.

2. & 3. Tag (21.01.-22.01.)

Am ersten Trainingstag lag der Fokus auf dem Akklimatisieren. Der Trainingsplatz wurde in zwei Trainingseinheiten auf eine harte Probe gestellt. Der Fokus am Montag, dem 21.01. lag auf dem Einprägen und dem Trainieren von Offensivtaktiken. Eine Schrecksekunde gab es für den Sechser Raphael Holzhauser. Bei einem internen Trainingsspiel bekam er den Fuß eines Gegenspielers zu spüren. Nachdem er anfangs vom Platz humpelte, konnte er anschließend aber wieder weitermachen.

Der Schwerpunkt am zweiten Trainingstag lag auf dem Defensivverhalten der Mannschaft. Die Mannschaft wurde in zwei Gruppen aufgeteilt. Eine übte das Verteidigen mit Cheftrainer Thorsten Fink. Die andere Gruppe bekam in der Kraftkammer den Ehrgeiz von Fitnesstrainer Nikola Vidovic zu spüren. Der Ex-Kickboxer kannte mit den Kickern keine Gnade, wie Videos diverser Spieler auf ihren Social-Media-Kanälen belegen.

4. Tag (23.01.)

Am Mittwoch stand das erste Testspiel an der portugiesischen Algarve an. Die Wiener Austria trat gegen den Gwangju FC aus Südkoreas 1. Liga an, ein zukünftiger Gegner von nun Ex-Veilchen Richard Windbichler. Im Spiel gegen den Tabellensechsten der K-League traten die Veilchen in der 1.Halbzeit größtenteils mit der „Einser-Garnitur“ an. Nur in der Verteidigung gab es mit Gluhakovic und Stronati zwei Nicht-Stammspieler zu sehen. Das Match konnte mit 2:1 gewonnen werden. Das 1:0 für die Wiener erzielte Alexander Grünwald. Die Nummer 10 konnte nach einer Seitenverlagerung von einer guten Flanke von Außenverteidiger Christoph Martschinko Profit schlagen, indem er den Ball nur noch per Kopf verlängerte. Der Ausgleichstreffer zum 1:1 von Gwangju erfolgte knapp 20 Minuten später, in der 35. Spielminute. Ein Offensivspieler des Vereins aus Südkorea zog ungehindert aus etwa 25 Metern ab und traf flach ins Eck. Das letzte Tor des Spiels fiel ebenfalls in der ersten Spielhälfte. In der Nachspielzeit eroberten die Veilchen den Ball in der eigenen Hälfte. Dieser wurde sofort mit einem langen Pass auf Venuto weitergeleitet. Der Brasilianer spielte einen Pass vor den Strafraum auf den heranstürmenden Landsmann Felipe Pires. Dieser schloss nach einem Haken, von ihm aus ins linke untere Eck, ab. In der Pause und während der zweiten Spielhälfte, wechselte Thorsten Fink zehn neue Spieler ein. Einzig und allein Torhüter Osman Hadzikic durfte die gesamten 90 Minuten auf dem Platz stehen. Ansonsten gab es in der 2.Halbzeit wenig Spannendes zu berichten.

5. & 6. Tag (24.01.-25.01.)

Am Vormittag des 24.01. standen Stabilisationsübungen auf dem Plan. Außerdem wurden auf kleinem Raum kleine Matches mit höchstens drei Spielern pro Team durchgeführt. Dies sollte wohl eine Übung zum Kombinationsspiel und dem Abschluss auf engem Raum darstellen. Den Nachmittag gab Cheftrainer Thorsten Fink trainingsfrei. Der Schwerpunkt lag auf der Regeneration nach dem Spiel am Vortag und der Trainingseinheit am Vormittag.

Der 6. Tag an der Algarve stand im Zeichen eines Testspiels gegen den portugiesischen Drittligisten Lusitano. Was heuer auffällt, sind die wenigen Verletzten im Kader des FK Austria Wien. Beim 2. Testspiel des Trainingslagers fehlte nur Alexandar Borkovic. Er fiel nach einer Verletzung während eines Trainings aus. Gegenüber der Startformation aus dem ersten Testspiel wurde auf sehr vielen Positionen etwas verändert. Die Veilchen legten einen Blitzstart hin. Bereits in der zweiten Minute durfte erstmals gejubelt werden. Nach einer guten Kombination im Mittelfeld kam Dominik Prokop an den Ball. Dieser überspielte einen Verteidiger sehenswert und drang so in den Strafraum ein. Es folgte ein Schuss aus ungefähr 15 Metern, den der Tormann von Lusitano nur nach vorne abprallen ließ. Der heranstürmende Ismael Tajouri nützte diese Chance und schoss den freiliegenden Ball hoch ins Tor. Wie auch im ersten Spiel wurde zur Pause und im Laufe der zweiten Hälfte wieder ordentlich durchgewechselt. Auch in diesem Spiel blieb einzig und allein der Torhüter (Patrick Pentz) über 90 Minuten auf dem Platz. Das 2:0, und damit den letzten Treffer, erzielte Stürmer Kevin Friesenbichler kurz vor Schlusspfiff. Nachdem der Kapitän Alexander Grünwald im Mittelfeld ein wichtiges Kopfballduell gewann, schickte Marko Kvasina seinen Stürmerkollegen in den Raum. Dieser überlupfte den Torhüter sehenswert, obwohl er zuvor von einem Gegenspieler bedrängt wurde.

7. & 8.Tag (26.01.-27.01.)

Am Vormittag des 26.01. wurde bei leichtem Regen nach einem ausführlichen Aufwärmprogramm zum wiederholten Male die Kraftkammer angesteuert. Danach gab es wieder ein Training zum Verinnerlichen taktischer Elemente. Der Schwerpunkt lag auf der Defensive. Wie auch schon am 5.Tag bekamen die Spieler den Nachmittag nach einem Match am Vortag frei. Genutzt wurde diese Zeit zur Regeneration.

Am 8. Tag des Trainingslagers stand der mit Sicherheit schwierigste Test des ganzen Trainingslagers gegen Shakhtar Donezk an. Der derzeitige Tabellenführer der 1. ukrainischen Division ist noch im Sechzehntel-Finale der UEFA-Europa-League vertreten. Thorsten Fink bot die beste Elf auf. Kayode fehlte wegen einer Entzündung des Nagelbettes, er wurde durch Friesenbichler ersetzt. Aber auch die Ukrainer stellten mit Spielern wie Bernard, Taison oder auch Darijo Srna keine B-Elf aufs Feld. Die Veilchen gingen in Minute 18 mit 1:0 in Führung. Nach einer Drangphase der Ukrainer wurde der Ball im Strafraum erobert und schnell weiter zu Felipe Pires auf den linken Flügel gespielt, dieser gewinnt das Laufduell gegen Innenverteidiger Oleksandr Kucher und zog auf das Tor. Der Versuch eines Stanglpasses auf Friesenbichler misslang, der Ball fand allerdings nochmal den Weg zum Brasilianer, der den freistehenden Grünwald sah und bediente. Dieser musste den Ball nur noch platziert einschieben. Zehn Minuten später folgte aber schon der Ausgleich zum 1:1. Nach einem Stanglpass von der rechten Seite des Strafraumes staubte in der Mitte Leschuk ab und traf Goalie Osman Hadzikic, im zweiten Versuch fand der Ball allerdings den Weg in die Maschen. Abermals in Führung ging die Austria in Minute 41. Bei diesem Treffer benötigten die Veilchen vom Hinausspielen aus der eigenen Hälfte bis zum Torabschluss nur vier Ballberührungen. Holzhauser passte auf den rechten Flügel in den Lauf von Lucas Venuto. Dieser schickte per erstem Kontakt den Rechtsverteidiger Stryger Larsen. Der Däne spielte den Ball ideal in den Lauf von Friesenbichler, der vor dem Torhüter auftauchte und im Rutschen eiskalt verwandelte. Wie auch in den anderen Partien wurde auf beiden Seiten durchgewechselt. In der 78. Minute erzielte Shakhtar Donezk zum zweiten Mal in diesem Spiel den Ausgleich. Nach einer schnellen Kombination über die Mitte, einem Pass auf die rechte Außenbahn und einem anschließenden Zuspiel an die Strafraumgrenze erzielte Tankovskye per Flachschuss ins Eck das 2:2. So lautete auch der Endstand der Partie.

9.Tag (28.01.)

Früh aufstehen hieß es für das gesamte Team. Die Abfahrtszeit für die dreistündige Busfahrt war nämlich halb 5 in der Früh. Am Flughafen in Portugals Hauptstadt musste man noch auf den Abflug warten. Nach einer Flugzeit von 3 Stunden kam man dann gegen 14.00 gut in Wien-Schwechat an.

Fazit

Trotz des erst kurzfristigen Destinationswechsels schaffte es der Klub und das Trainerteam, gute Rahmenbedingungen für abwechslungsreiche Trainingseinheiten zu schaffen. Im Vorhinein waren nur die ersten beiden Testspiele fixiert. Das Spiel gegen das Topteam aus der Ukraine kam wohl sowohl für Spieler als auch für den Trainer recht überraschend. Mit den zwei Siegen bzw. dem Remis an der Algarve kann also auch der Austria-Fan zufrieden sein und voller Hoffnung auf das nächste Meisterschaftsspiel blicken. Dieses steigt am 12.Februar im Wiener Ernst-Happel-Stadion, wenn im 320. Wiener Derby der SK Rapid Wien zu Gast ist.

J.G. abseits.at

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