Bitter, aber logisch: Rapids Schlussstrich unter Alar und Mocinic
Bundesliga 3.Juli.2019 Daniel Mandl 0
Vergangene Woche beendete Rapids Sportchef Zoran Barisic zwei unbefriedigende Dienstverhältnisse. Deni Alar und Ivan Mocinic verlassen die Hütteldorfer und hinterlassen die Fans der Grün-Weißen mit einem weinenden Auge.
Was war denn nur mit Deni Alar los? Unter Peter Schöttel war der junge Steirer noch der Shooting Star beim SK Rapid und sorgte für Magic Moments, etwa gegen Vojvodina Novi Sad oder in Saloniki. 2012/13 erzielte Alar 15 Bundesligatore für Rapid, danach setzte ihn ein Achillessehnenriss außer Gefecht und der Stürmer mit kroatischen Wurzeln war nie wieder derselbe. Ein Mittelfußbruch im Sommer 2014 verkomplizierte die Lage zusätzlich und im Sommer 2016 gingen Rapid und Alar getrennte Wege.
In Graz voll funktionsfähig
Es zog den heute 29-Jährigen in die Steiermark, wo er ablösefrei beim SK Sturm Graz unterkam und zum Top-Torjäger und sogar Kapitän avancierte. In 82 Spielen für die Blackies erzielte er 41 Tore und profitierte dabei speziell von seiner Rolle im Sturm-System. Zwar lief Alar auch häufig als Mittelstürmer auf, aber vor allem seine Rolle im Stürmergespann mit dem heutigen Austrianer Bright Edomwonyi lief wie geschmiert. Alar ließ sich ein wenig zurückfallen, ohne einen großen Aktionsradius aufzubauen, gab Edomwonyi durch pointierte Aktionen die Chance auf Tiefenläufe und war am Ende auch derjenige, der um den Fünfmeterraum die Bälle über die Linie drückte. In seiner letzten Sturm-Saison erzielte nur Munas Dabbur mehr Bundesligatore als Alar und so wirkte seine recht günstige Rückkehr nach Hütteldorf – um 600.000 Euro Ablöse – wie ein Schnäppchen zum richtigen Zeitpunkt.
Langwieriges Formloch in Hütteldorf
Zu Saisonbeginn sammelte Alar noch ein paar Erfolgserlebnisse, traf im ÖFB-Cup gegen Kufstein doppelt, dann dreimal bis zum 6. Spieltag in der Bundesliga. Das nächste Mal traf der Angreifer aber erst acht Monate später – als Joker beim 2:0-Sieg in Innsbruck, als bereits längst klar war, dass er bei Rapid auf dem Abstellgleis steht. Seine Körpersprache nach dem Kontertreffer sprach Bände und der Ärger über seine massiv missglückte zweite Rapid-Zeit war ihm deutlich anzusehen.
Systemprobleme und mangelnder Einsatz
Alar wurde einerseits Opfer des viel zu starren Rapid-Spiels und andererseits seines eigenen spielerischen Naturells. 2018/19 spielte Rapid ausschließlich in 4-2-3-1-Formationen und ihren geringfügigen Abwandlungen. Als Neuner hing Alar in der Luft und es fehlten die Tiefenläufe in seiner Nähe, für die bei Sturm noch Edomwonyi sorgte. Gleichzeitig wirkte Alar aber auch verkrampft, war phasenweise unsichtbar und scheute Zweikämpfe, was beim traditionellen „Kämpferklub“ Rapid natürlich schwer ins Gewicht fällt, weil man gerade Speerspitzen in Hütteldorf gerne kämpfen, beißen und kratzen sieht. Alar tat dies definitiv nicht ausreichend und man hatte praktisch immer das Gefühl, dass er einige Prozente mehr aus sich herausholen könnte.
Unter Kühbauer wurde es noch schwerer
Unter Kühbauer wurde dies sogar zum noch größeren Problem für den Stürmer. Djuricin versuchte es noch mit Samthandschuhen, Kühbauer haute intern aber von Beginn an auf den Tisch und stellte gerade den kämpferischen Wackelkandidaten die Rute ins Fenster. Der Ton wurde rauer und auch die Konkurrenz schlief nicht. Mit der Verpflichtung des äußerst physischen Aliou Badji im Winter war sicher, dass Alar keine große Zukunft in Hütteldorf haben würde.
Der langfristige Vertrag ohne Not
Allerdings hat Alar in Hütteldorf noch einen langfristigen Vertrag bis 2022. Es ist wohl der Teil des Deals, den die wenigsten Beobachter verstanden. Nachdem es schon einmal aufgrund seiner eigenen Lethargie oder der Angst vor neuen schweren Verletzungen nicht bei Rapid klappte, wirkte ein Vierjahresvertrag überdimensioniert. Mögliche Folgeengagements in Ungarn lehnte der Spieler ab, um wenige Wochen später nach Bulgarien zu wechseln.
Keine einfachen Vorzeichen in Sofia
Levski Sofia wurde in der vergangenen Saison Dritter, spielt in der Europa-League-Qualifikation gegen den slowakischen Vertreter Ruzomberok und trat mit einer Ausnahme in der gesamten vergangenen Spielzeit in einem Ein-Stürmer-Systemen auf. Einen Grund etwas an seinem System zu ändern, hat Trainer Petar Houbtchev, der fließend Deutsch spricht, allerdings nicht. Gut möglich also, dass Alar auch in Sofia zu einem Systemopfer wird. Eine Kaufoption auf den Stürmer hält Levski, aber selbst wenn diese nicht gezogen wird, scheint eine Rückkehr nach Hütteldorf ausgeschlossen.
Mocinic: Königstransfer mit viel Gefühl
Ganz anders waren die Vorzeichen bei Ivan Mocinic, dessen Vertrag nun auch einvernehmlich aufgelöst wurde. Im Sommer 2016, also rechtzeitig zur Eröffnung des neuen Stadions, wechselte Mocinic um zwei Millionen Euro aus Rijeka zu Rapid. Neben dem Isländer Arnor Ingvi Traustason war er einer von Andreas Müllers Königstransfers. Bereits an seinen ersten Ballberührungen sah man, wie viel Gefühl der kroatische Sechser im Fuß hat. Gute Bewegungen ohne Ball, schnörkellose Ballweiterverarbeitung und sehr viel Ruhe. Mocinic sollte der ruhende Pol im Mittelfeld sein, den man seit der Top-Zeit von Markus Heikkinen schmerzlich vermisste.
Anfängliche Schwächen ohne Ball
Gegen den Ball wurden nach und nach auch einige Schwächen sichtbar. Mocinic geriet bei schnellen gegnerischen Angriffen zu schnell ins Hintertreffen, machte zu viele Fouls, auch in gefährlichen Zonen. Seine ausbaufähige körperliche Verfassung und die kurze Zeit bei der neuen Mannschaft wurden als Gründe herangezogen, die auf Dauer Verbesserung versprachen. Mit dem Ball sah man schließlich regelmäßig, welch feinen Kicker Rapid da an Land gezogen hatte.
Das Ende einer Halbsaison und eine verheerende Diagnose
24 Spiele bestritt Mocinic für Rapid in seinem ersten Halbjahr. Im vorletzten Spiel des Jahres 2016 kam es zur Halbzeit zu einem symbolträchtigen Doppeltausch. Beim Stand von 1:1 gegen Ried mussten mit Mocinic und Traustason die beiden teuersten Rapid-Spieler der Geschichte für die jungen Szánto und Thurnwald Platz machen. Dank eines Kvilitaia-Doppelpacks gewann Rapid noch mit 3:1 – einer der wenigen Siege der Grün-Weißen unter Canadi. Unmittelbar darauf wurde bei Mocinic ein Knorpelschaden im Knie diagnostiziert und der Kroate kehrte für die Kampfmannschaft nie wieder auf den Platz zurück.
Fünf Comebacks in der Regionalliga Ost
Seine Reha-Bemühungen führten Mocinic auch in seine kroatische Heimat. In der zweiten Mannschaft des SK Rapid feierte er gleich fünf Comebacks, immer wieder unterbrochen von neuen Knieproblemen und der Angst vor knackigen Zweikämpfen. Seine letzte Partie für die Regionalliga-Elf der Hütteldorfer bestritt er Anfang Juni gegen die Admira Juniors – es war sein einziges Spiel für die Jungrapidler über die vollen 90 Minuten. Drei Wochen später wurde sein Vertrag einvernehmlich aufgelöst.
Das Knie machte einfach nicht mit
Ein Missverständnis im eigentlichen Sinn war die Verpflichtung von Ivan Mocinic nicht. Der Kroate hätte gut ins Rapid-System gepasst und wäre als etwas filigranerer Sechser ein wichtiger Baustein neben physischeren Spielern wie Schwab gewesen. Es kam aber nie so weit, dass der heute 26-Jährige sein Spiel stabilisieren konnte und die hartnäckigen Knieprobleme taten ihr Übriges. Nach 2 ½ Jahren ohne Pflichtspiel für die Kampfmannschaft und einem langen Kampf ums Comeback wurde ein schmerzlicher Schlussstrich gezogen. Es blieb dabei, dass Mocinic nur 24 Spiele für Rapid absolvierte.
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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