In den letzten drei Jahren holte Red Bull Salzburg jeweils das Double. Zwar liegt das Hauptaugenmerk der Red-Bull-Fußballinitiative jetzt auf Leipzig, allerdings ist der Titelverteidiger auch 2016/17 Quotenfavorit und absolut in der Lage die Meisterschaft wieder nach Salzburg zu holen.
Der Trainer
Óscar García ist einer, der cool bleibt, nicht poltert oder aneckt. Schon jetzt wirkt der Salzburg-Coach unantastbar. Der ruhige Spanier ist sicher einer der Trümpfe der Salzburger, die vor allem im Falle von negativen Ergebnissen Ruhe und Gelassenheit dringend benötigen. Die bekamen die Bullen in der Vergangenheit nicht immer.
Das System
Die Roten Bullen spielen in einem klassischen 4-3-3-System, können aber auch ein offensives 4-4-2 praktizieren, das in Vorwärtsbewegung zu einem 4-2-4 wird. Im 4-3-3 wird aber häufiger gespielt werden, da die Stärken der Salzburger klar in der Offensive liegen. Das Spielermaterial lässt im Grunde noch mehr Varianten zu, aber selbst in Salzburg wird es keine totale Rotation geben. Man darf davon ausgehen, dass etwa die Hälfte der Mannschaft aus Fixstartern bestehen wird und der Rest immer wieder durchgewechselt wird.
Der Torhüter
Alexander Walke holte sich in der vergangenen Saison seinen Stammplatz im Kasten der Bullen zurück und gab ihn bisher auch nicht her. Der routinierte 33-Jährige setzt sich damit gegen den zehn Jahre jüngeren Cican Stankovic durch. Ein klares Statement zu einer Nummer Eins Walke gab es allerdings auch nicht.
Die Abwehr
Salzburg verfügt über vier Innenverteidiger, die allesamt ihre Ecken und Kanten haben. Martin Hinteregger kam nach einem verpatzten Deutschland-Engagement diesen Sommer zurück an die Salzach. Bei ihm wird vieles von seiner Motivation abhängen, wieder in der österreichischen Liga zu spielen bzw. spielen zu „müssen“. Paulo Miranda stabilisierte sich im letzten Halbjahr, ist aber immer noch gelegentlich ein Unruheherd. Bis September wird Duje Caleta-Car spielen, der mit seinen 19 Jahren natürlich ebenfalls nicht komplett frei von Fehlern ist. Möglich ist aber auch, dass Dayot Upamecano nachrückt und neben Hinteregger spielt. Links dürfte Andreas Ulmer momentan die besseren Karten als Neuzugang Stefan Stangl haben, rechts setzt man auf Christian Schwegler und damit ebenfalls auf Routine. Stefan Lainer hat hier eher Außenseiterchancen auf einen Stammplatz.
Die Mittelfeldzentrale
Die große Entdeckung der letzten Monate ist der Brasilianer Bernardo, der in Zukunft den defensiven Mittelfeldpart bei den Salzburgern einnehmen soll. In Wahrheit haben die Bullen hier aber auch gar nicht so viele Alternativen. Einzig Diadie Samassékou ist auch ein klassischer Sechser. Sämtliche andere Kandidaten sind eher Achter: Marc Rzatkowski und Konrad Laimer haben gute Chance auf ein „Leiberl“ und auch Reinhold Yabo könnte ins Team rutschen, sobald er wieder fit ist. Altmeister Christoph Leitgeb spielt keine große Rolle mehr, Xaver Schlager vom FC Liefering noch nicht. Den offensivsten Part im Mittelfeld wird künftig wohl Valon Berisha einnehmen, der nach der Verpflichtung von Munas Dabbur von links in die Mitte rutscht.
Die Außenpositionen
In einem 4-3-3 sollte Munas Dabbur, mit sechs Millionen Euro Rekordeinkauf der Salzburger, als Linksaußen gesetzt sein. Rechts scheint Óscar García derzeit auf Valentino Lazaro zu bauen, dem man den Durchbruch nun endgültig zutraut. Aber der Spanier hat auch noch spektakuläre Alternativen: Takumi Minamino, Wanderson, Yordy Reyna und im Notfall Masaya Okugawa und Hee-Chan Hwang stehen für die beiden Flügelpositionen bei den Mozartstädtern bereit.
Der Angriff
Jonatan Soriano ist mehr als nur der Kapitän der Salzburger. Er ist weiterhin eine Galionsfigur, Retter in höchster Not und natürlich Toptorschütze. Daher ist er, sofern fit, natürlich unumstrittener Neuner. Der zweite Stürmer ist eigentlich Munas Dabbur, der aber vorerst als Linksaußen eingeplant ist. Mit dem Norweger Fredrik Gulbrandsen verfügt man über einen weiteren interessanten Stürmer, der auch gut mitspielen kann. Eine weitere Alternative wäre Smail Prevljak, der jedoch aufgrund eines Kreuzbandrisses erst im Oktober zurückkehrt.
Die Transfers
Es wirkte irgendwie wie eine Machtdemonstration, als die Salzburger sechs Millionen Euro für den Schweizer Schützenkönig Munas Dabbur auf den Tisch klatschten. Als wollte man sagen: „Nein, Leipzig ist uns nicht wichtiger. Wir sind noch immer voll da!“ Insgesamt investierten die Salzburger im bisherigen Transfersommer über zehn Millionen Euro, mehr als doppelt so viel wie Rapid, für fünf Spieler. Allerdings machte man alleine durch den Keita-Transfer 15 Millionen Euro klar. Somit relativiert sich die investierte Summe wieder ein wenig. Salzburg investierte ausreichend und höchstwahrscheinlich auch wieder gut, allerdings bleibt abzuwarten, ob die Kaderzusammenstellung nicht insgesamt etwas zu offensiv ist.
Ausblick auf 2016/17
So „einfach“ wie in den letzten drei Jahren wird es den Roten Bullen heuer nicht gemacht werden. Dennoch sind die Salzburger Favorit auf den Titel und haben auch den Anspruch das Double zu verteidigen. Fraglich ist jedoch, wie das Team den Abgang von Keita kompensieren kann und wer in diese enorm wichtige Rolle schlüpfen wird. Auch ob Berisha nach Keitas Abgang weiterhin so befreit aufspielen wird, steht in den Sternen. Zudem kann es naturgemäß während der Saison zu unerwarteten Fluktuationen in Salzburg kommen. Es ist anzunehmen, dass ein durchaus veränderter Kader die Saison beendet, als er jetzt gerade besteht. Meister oder Vizemeister.
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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