Der SKN St.Pölten steigt als Aufsteiger fast schon traditionsgemäß als eine Art Geheimtipp in die neue Saison, allerdings gibt es bei den Niederösterreichern dennoch viele Fragezeichen. Wir schauen uns den Aufsteiger vor Beginn der neuen Saison genauer an.
Der Trainer
Karl Daxbacher ist ein alter Haudegen, wird in der Bundesliga „Sir Karl“ gerufen und darf nun nach dem LASK und der Austria bereits mit dem dritten Bundesligaklub ran. Bereits mehrfach konnte der Coach beweisen, dass er das gewisse Etwas hat, ein Gespür für eine gute Mischung. Auch in St.Pölten hielt Daxbacher das Werkl ordentlich am Laufen. Das zeigte die Aufstiegssaison ganz eindeutig. Daxbacher ist eindeutig nicht gefährdet einer der ersten arbeitslosen der neuen Saison zu sein und könnte mit St.Pölten sogar überraschen.
Das System
Ein defensives 4-2-3-1 ist die Grundausrichtung der Niederösterreicher. Defensiv deshalb, weil der taktisch nicht komplett ausgereifte David Stec, selbst ein Außenverteidiger, vor Rechtsverteidiger Andreas Dober spielen wird. Wie defensiv die andere Seite ausgerichtet sein wird, hängt noch von einer Neuverpflichtung in der linken Verteidigung ab. Das defensive Mittelfeld ist eine klassische Sechser-Achter-Variante, der Zehner mit Kapitän Thürauer ebenfalls kein rein offensiv orientierter Akteur, auch wenn ihm natürlich von Mader und Ambichl ordentlich der Rücken freigehalten wird.
Der Torhüter
Christoph Riegler ist nun schon seit sechs Jahren ein verlässlicher Rückhalt für die St.Pöltner, der sich mit hoher Wahrscheinlichkeit auch gegen die Neuverpflichtung Thomas Vollnhofer durchsetzen wird. Ob er auch in der Bundesliga konstante Leistungen bringen kann, muss er dennoch erst beweisen.
Die Abwehr
Links muss St.Pölten aufgrund der schweren Verletzung von Marcel Holzmann noch nachrüsten. Rechts ist der routinierte Andreas Dober gesetzt, der in der Bundesliga dennoch wieder vor eine schwierigere Aufgabe gestellt wird, die höhere taktische Disziplin erfordert. Dies betrifft bei ihm vor allem die Positionstreue. Innen wird man wenig überraschend auf den routinierten Michael Huber vertrauen, was sicher in Ordnung, aber auch keine Ideallösung ist. Der neue Niederländer Kai Heerings könnte gegen stärkere Gegner ernsthafte Probleme bekommen. Das Prunkstück der Niederösterreicher ist die Abwehr mit Sicherheit nicht.
Die Mittelfeldzentrale
Ambichl – Mader – Thürauer. Das zentrale Mittelfeld der St.Pöltner stellt sich quasi von alleine auf, geizt nicht mit Routine und ist zudem ziemlich fluid. Einzig mit der Dynamik könnte es Probleme geben und auch wenn Ambichl in der Vorsaison der beste Einfädler der sky go Erste Liga war, gibt es einige Zweifler, ob er der Bundesliga gewachsen ist.
Die Außenpositionen
Rechts spielt mit David Stec ein „Scheissmirnix“, der sicher auch in der Bundesliga für Furore sorgen kann. Der unbekümmerte 22-Jährige sollte, so er verletzungsfrei bleibt, seine letzte Saison in St.Pölten spielen, ehe es zu einem größeren Klub geht. Defensiv und taktisch muss er sich allerdings noch verbessern. Links spielt mit Manuel Hartl ein wesentlich torgefährlicherer, einrückender Flügel, der interessanterweise nur zwei Bundesligaspiele mit dem SV Pasching auf seiner Visitenkarte hat. Hinter den beiden stehen bundesligaerprobte Spieler wie Christopher Drazan oder Daniel Schütz bereit. Hinzu kommt Jeroen Lumu, auf den wir uns bereits freuen und von dem wir erwarten, dass er zumindest in Heimspielen an Stec oder Hartl vorbeikommt. Die Flügel sind also grundsätzlich nicht schlecht besetzt.
Der Angriff
Der Sturm ist die große Wundertüte im Team. Daniel Lucas Segovia hatte schon einmal in der Bundesliga Probleme, passt aber offenbar nur nach St.Pölten. In der Südstadt und beim WAC funkte Segovia nicht. Diesmal muss der spanische Routinier aber sofort funktionieren, denn der Niederländer Kevin Luckassen ist einfach kein Einserstürmer und wird auch noch ein bisschen brauchen, um in der Liga Fuß zu fassen. Im Notfall kann auch Jeroen Lumu im Angriff spielen.
Die Transfers
Sechs Neue stehen zahlreichen Abgängen gegenüber. Ein weiterer Neuer soll noch folgen. St.Pölten verstärkte sich zwar recht gut und gezielt, aber auch nicht gerade mit hoher Planungssicherheit. Gerade bei Heerings, Luckassen und Lumu muss man auf einen Volltreffer hoffen, kann sich aber nicht sicher sein. Bei Drazan muss der SKN ebenfalls auf einen zweiten Frühling hoffen, andernfalls wird er auch hier floppen. Am schwersten wiegt sicher der Abgang von Cheikhou Dieng, den man nicht gleichwertig nachbesetzen kann.
Ausblick auf 2016/17
St.Pölten wird gut in die neue Saison starten, die NV Arena immer wieder füllen und insgesamt eine Bereicherung für die Liga sein. Anders als bei anderen Aufsteigern wird aber irgendwann der Einbruch kommen, auch weil die Kader- und Leistungsdichte nicht ausreichend gegeben ist und so tippen wir darauf, dass sich die St.Pöltner am Ende im gesicherten Mittelfeld einpendeln werden. Platz 5 bis 7.
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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