Vor drei Jahren spielte die Wiener Austria in der Champions League und empfing einen warmen Geldregen. Ab heuer wird das Stadion am Verteilerkreis saniert... BL-Vorschau: Starker erster Austria-Anzug, Probleme dahinter

FK Austria Wien - Wappen mit Farben_abseits.atVor drei Jahren spielte die Wiener Austria in der Champions League und empfing einen warmen Geldregen. Ab heuer wird das Stadion am Verteilerkreis saniert und ausgebaut, die Austria zieht in den Prater – und hat praktisch kein Geld mehr um die Mannschaft aufzurüsten. Die Veilchen stehen vor einer Saison, die nicht gerade einfacher wird, als die letzte.

Der Trainer

Thorsten Fink forderte eigentlich klare Verstärkungen, um die Mannschaft 2016/17 titelfähig zu machen. Während er dies tat, liebäugelte er mit anderen Vereinen, blieb dann aber trotzdem in Wien, zumal er mit der Austria noch einiges vorhätte. Und das obwohl die Mannschaft qualitativ und auch in der Breite geschwächt wurde. Der Vertrag des Deutschen läuft noch ein Jahr und es ist sehr wahrscheinlich, dass dieses Jahr – aus welchen Gründen auch immer – sein letztes als Austria-Trainer sein wird.

Das System

Das 4-2-3-1 der Veilchen scheint unumstößlich. Die Wiener haben auch exakt für dieses System die idealen Spieler: Es gibt zu wenige taugliche Innenverteidiger für eine Dreierkette, die Flügel sind flink und suchen den direkten Weg zum Tor, einzig der Stoßstürmer fehlt derzeit. Kvasina wird diese Rolle zwar zugetraut, aber weiterhin hat die Austria die Hoffnung nicht aufgegeben, Friesenbichler zu verpflichten. Die Austria ist dennoch dynamischer geworden, hat aber womöglich Probleme beim offensiven Verteidigen.

Der Torhüter

Über den Kapitän und Teamtormann Robert Almer muss man nicht viele Worte verlieren. Er war der Mann, der den späteren Europameister Portugal und vor allem Superstar Cristiano Ronaldo alt aussehen ließ und wird auch in der neuen Saison ein guter Rückhalt für die Veilchen sein. Man muss nur hoffen, dass Almer verletzungsfrei bleibt, denn Osman Hadzikic kann dem 32-Jährigen bisher deutlich nicht das Wasser reichen.

Die Abwehr

In der Verteidigung verlor die Austria ein wenig an Dichte. Vance Sikov wurde durch den stärkeren Petar Filipovic ersetzt, Fabian Koch ging nach Graz, wurde aber nur intern durch Gluhakovic nachbesetzt. Wenn Jens Stryger Larsen wieder mal in ein Formloch fallen sollte, ist zumindest die rechte Abwehrseite der Austria als Schwachstelle zu bezeichnen. Links spielt mit Christoph Martschinko einer der besten Außenverteidiger der Liga. Für die Innenverteidigung hat die Austria mit Filipovic, Windbichler, Rotpuller und notfalls Stronati vier Spieler. Hinzu kommt der erst 17-jährige Borkovic aus dem eigenen Nachwuchs. Insgesamt gilt: Viele Ausfälle dürfen in der Austria-Defensive im Laufe der Saison nicht passieren.

Die Mittelfeldzentrale

Die zentrale Personalie im Mittelfeld der Austria ist wie schon im Vorjahr Raphael Holzhauser. Der Ex-Stuttgarter ist der Spieleröffner bei den Veilchen und gab höhere Torgefährlichkeit als sein persönliches Ziel für die neue Saison an. Neben Holzhauser können Vukojevic oder Serbest spielen, bei offensiverer Ausrichtung auch Alexander Grünwald oder der junge Dominik Prokop, der heuer eine durchaus wichtige Rolle spielen könnte. Auf der Zehn ist Grünwald allerdings die wahrscheinlichere Variante – neben dem Israeli Roi Kehat, der in der neuen Saison aber wesentlich fordernder und auch dynamischer werden muss.

Die Außenpositionen

Die Flügelspieler sind aktuell das Herzstück der Austria, obwohl mit Alexander Gorgon der stärkste nicht mehr in Violett spielt. Venuto und Felipe Pires sollen mit Schnelligkeit punkten, Ismael Tajouri und eventuell auch noch David de Paula mit Technik. Zudem kann natürlich auch Larry Kayode auf der Außenbahn spielen. Wie auch in der Abwehr ist hier der zweite Anzug unverhältnismäßig schwächer als die erste Garnitur. Es ist also möglich, dass die Austria hier großen Schwankungen unterliegen wird.

Der Angriff

Momentan ist Kayode die Nummer Eins, Marko Kvasina die Nummer Zwei und eventuell der dauerverletzte bzw. unfitte Ronivaldo eine Notlösung. Noch fehlt der Austria ein Angreifer, um das Angebot abzurunden, aber Wohlfahrt scheint an einer fixen Verpflichtung von Kevin Friesenbichler zu basteln. Kayode ist aber natürlich eine gute Option für die Neunerposition. Seine Schnelligkeit und extrem unangenehme Spielweise kann jeder Abwehr wehtun und der Nigerianer ist natürlich für 15+ Tore in der heimischen Bundesliga gut. Ein physisches Pendant zum 23-Jährige wurde den Veilchen dennoch sehr gut tun.

Update: Kevin Friesenbichler wird für eine weitere Saison ausgeliehen und die Austria besitzt eine Kaufoption. Der Angriff sollte damit fertig geplant sein.

Die Transfers

Der Abgang von Gorgon wiegt am schwersten und auch die unklare Situation rund um Kevin Friesenbichler tut der Austria weh. Ansonsten verlor der Austria-Kader vor allem an Dichte, nachdem Sikov, Meilinger und Koch den Verein verließen. Den fünf tatsächlichen Abgängen aus der Kampfmannschaft stehen drei echte Neuzugänge gegenüber. Pires, Filipovic und Heimkehrer Tajouri sind fix, ob Friesenbichler der sechste Abgang oder der wichtige verbleibende Stürmer ist, bleibt abzuwarten. Insgesamt ist die Kaderzusammensetzung der Austria, auch in Bezug auf den Österreicher-Topf nicht ideal und man wird im Laufe der Saison Probleme mit der Dichte bekommen.

Ausblick auf 2016/17

Erstmals seit drei Jahren ruft der Europacup und die Austria will natürlich die EL-Gruppenphase erreichen. Wenn dieses Ziel erreicht wird, muss aber der Kader noch einmal verstärkt werden, denn eine Saison mit über 50 Spielen packt der aktuelle Kader wohl nicht ohne größere Leistungsschwankungen. In der Liga ist die Austria zu schwach für ganz oben, aber gut genug, um das breite Tabellenmittelfeld hinter sich zu lassen. Das zweijährige Gastspiel im Wiener Prater wird den Veilchen (trotz höherer Prater-Affinität als Lokalrivale Rapid) den einen oder anderen Punkt kosten, weil der Heimvorteil mehr oder weniger weg ist. Platz 3.

FK Austria Wien2016-17Zum Vergrößern klicken

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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