Seit 2011 – also seit dem letzten Meistertitel – kam der SK Sturm Graz nicht mehr unter die Top-3 der heimischen Bundesliga. Die einst großen Grazer sind mittlerweile nur noch ein Bundesligapassagier bzw. längst im Mittelmaß angekommen. Punktetechnisch spielte man zuletzt die schwächste Saison seit zehn Jahren und die Attraktivität im Spiel der Grazer war schon mal höher.
Der Trainer
Wirklichen Kredit bei den Fans genießt der letzte Meistertrainer Franco Foda nicht gerade. Die zweite Amtszeit beim SK Sturm ist von seltsamen Personalentscheidungen geprägt und steht nicht unbedingt für die attraktivste Ära der Vereinsgeschichte. Da auch die neue Saison keine einfache wird, ist Fodas Stuhl 2016/17 nicht der sicherste in der Liga.
Das System
Sturm wird in einem 4-2-3-1/4-4-2-Hybrid auflaufen, der sich auch gegnerabhängig nicht groß ändern wird. Dabei spielt Alar eine Mischung aus Zehner und falscher Neun. Die Elf von Franco Foda ist relativ berechenbar und auch qualitativ nicht merklich stärker als letztes Jahr. Auch an Flexibilität gewann Sturm durch die Neuzugänge nicht – den Fans stehen also wiedermal mühsame Monate bevor.
Der Torhüter
Den Wunschtorhüter Filip Dmitrovic konnte Sturm nach dem Abgang des starken Michael Esser nicht bekommen. Deshalb kam mit Daniel Lück der Cottbus-Keeper, der hierzulande ein unbeschriebenes Blatt ist. Die Qualität des Michael Esser hat Lück nicht, ein solider, bundesligatauglicher Keeper ist er trotzdem.
Die Abwehr
Die Innenverteidigung der Grazer könnte heuer recht ausgewogen und gut sein. Mit dem deutschen Christian Schulz angelte man sich einen echten Routinier und würdigen Abwehrchef. Der junge Lukas Spendlhofer wird den kämpferischen Teil übernehmen, wobei man bei ihm hofft, dass er eher wie 2014/15 spielt, als wie 2015/16. Ersatzmann ist der physisch gute, aber teils unsichere Christian Schoissengeyr. Links hinten ist der Grieche Lykogiannis fix gesetzt, rechts dürfte Marvin Potzmann nur etwas bessere Karten haben, als Fabian Koch.
Die Mittelfeldzentrale
Für die zwei Positionen im zentralen Mittelfeld hat Sturm fünf Spieler. Simon Piesinger ist, sofern fit, gesetzt und viele Beobachter sind der Meinung, dass der hochtalentierte Sandi Lovric dringend forciert werden muss. Eher wird aber Uros Matic spielen, der leider nicht immer ein Antreiber ist. Stefan Hierländer ist ebenso wie James Jeggo eher ein Spieler für die Kaderdichte. Notfalls kann auch Kristijan Dobras als Achter auflaufen, was aber unwahrscheinlich, obwohl anzuraten ist.
Die Außenpositionen
An den Außenpositionen ist Sturm mittelmäßig besetzt. Möglicherweise sind mit Schmerböck und Gruber ausgerechnet zwei Eigenbauspieler die interessantesten Personalien, die sich um die Flügelpositionen streiten können. Marko Stankovic hat seinen Zenit nach zahlreichen Verletzungen überschritten, Philipp Huspek läuft Gefahr ein Fehlkauf zu werden und Kristijan Dobras ist als Linksaußen fehlbesetzt. Der nach Bern abgewanderte Thorsten Schick ist praktisch nicht zu ersetzen. Auch nicht von Supertalent Sascha Horvath, den wir eher zentral sehen.
Der Angriff
Die Spitze des SK Sturm muss in zwei Teile geteilt werden. Da wäre einerseits der spielende Neuner, der phasenweise eher wie ein Zehner agiert und außerdem der Brecher oder Zielspieler. Der antizipative Stürmer ist mit hoher Wahrscheinlichkeit Deni Alar, der jedoch seit seiner letzten Verletzung extrem ängstlich spielt und einiges an Dynamik einbüßte. Er könnte auch von Sascha Horvath ersetzt werden. Um den Platz in der Spitze streiten sich Bright Edomwonyi und Roman Kienast, wobei eher der Nigerianer spielen wird. Kienast wird eher die Rolle des Superjokers zukommen – aber einige wichtige Tore des 32-Jährigen werden auch heuer wieder dabei sein.
Die Transfers
Bei Sturm gab es zahlreiche Veränderungen im Kader, aber ob der finanziellen Lage der Grazer, konnte man nur reagieren und nicht agieren. Sturm verlor Kicker, ersetzte sie, nahm am Transfermarkt aber nie selbst das Heft in die Hand. Wirkliche Topverstärkungen blieben mit Ausnahme des routinierten Schulz aus und so wird die neue Saison nicht einfacher als die vorangegangene.
Ausblick auf 2016/17
Sturm zögert den großen Crash weiterhin heraus. Eigentlich sollte in Graz schon jetzt alles auf konzeptioneller Ebene durch- bzw. neugedacht werden. Die Fans prangern nicht erst seit gestern an, dass man mit klareren Strukturen und Konzepten eigentlich glücklicher wäre, aber der österreichische „Stern des Südens“ vegetiert weiter vor sich hin, wird auch 2016/17 keine große Rolle spielen und nicht in die Top-3 kommen. Platz 4 bis 6.
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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