Blau-Weiß Linz: Die Überraschungsmannschaft der bisherigen Saison
Bundesliga 9.Oktober.2024 Andreas Nachbar
Länderspielpause bedeutet für die Spieler eine kurze Ablenkung vom Liga-Alltag. Eine Mannschaft, die nach neun Spielen die Fans überrascht, ist Blau-Weiß Linz. Die Oberösterreicher konnten nicht nur das Stadtderby gegen den LASK für sich entscheiden, sondern gehen als Drittplatzierte hinter dem SK Sturm Graz und dem SK Rapid in die Länderspielpause. Eine Tatsache, die Grund genug ist, sich eingehend mit den Blau-Weißen zu beschäftigen.
Mit Ruhe und Leidenschaft zum Erfolg
2022/23 durften sich die Fans von Blau-Weiß Linz zum ersten Mal über den Aufstieg in die erste Bundesliga freuen. Unter dem Geschäftsführer Christoph Peschek und Trainer Gerald Scheiblehner entwickelte sich bei Blau-Weiß Linz auf dem Platz sowie abseits des Spielfelds ein gut funktionierendes Gesamtkonstrukt. Sportlich schafften es die Stahlstädter in der ersten Saison im Oberhaus, den Klassenerhalt zu fixieren. Abseits schaffte es Peschek, der bereits für den SK Rapid für Finanzen zuständig war, gemeinsam mit Sportdirektor Christoph Schösswendter eine gelungene Wachstumsstrategie zu entwickeln. Diese wurde durch die Eröffnung des neuen Hofmann Personal Stadions sowie Transfereinnahmen begleitet. Wichtig für die Verantwortlichen war dabei, Ruhe zu bewahren und an das Ziel zu glauben. Bei Blau-Weiß Linz sieht man sich im Verein als große Familie, die zusammenhält und mit Leidenschaft Rückschläge und Niederlagen nutzt, um daran zu wachsen.
Niederlagen gab es zu Beginn der vergangenen Spielzeit einige zu verschmerzen. Zum gleichen Zeitpunkt waren die Linzer nach neun Spieltagen mit neun Punkten in der Qualifikationsgruppe zu finden. Den ersten Sieg feierten die Oberösterreicher in der sechsten Runde gegen die WSG Tirol (4:2) und dennoch verfiel man nicht in Panik. Für den Geschäftsführer ist eine klare Analyse und Schlussfolgerung der Schlüssel zum Erfolg. „Das heißt, wir wollen uns nicht leiten lassen von irgendwelchen Emotionen oder Unruhe, die möglicherweise in einem Umfeld entstehen kann. Sondern uns ist es wichtig im Erfolg wie auch im Misserfolgsfall die Dinge richtig und ordentlich einzuordnen“, analysiert Peschek den klaren Plan. Der Verein verfolgt mit den Verantwortlichen ein klares Ziel, das auf konzentrierter und stetiger Entwicklung beruht.
Weiterentwicklung durch Kontinuität
Eine Weiterentwicklung ist besonders in der Defensive festzustellen. Die Mannschaft weist eine hohe Laufbereitschaft und Zweikampfstärke auf. Das Teamgefüge ist unter der Leitung von Scheiblehner zusammengewachsen und jedes einzelne Glied steht für den anderen ein. Der Zusammenhalt wird auch durch die Tatsache deutlich, dass Scheiblehner noch vor der Saison einen möglichen Wechsel zu Austria Wien ausschlug. Den Weg, den er mit der Mannschaft gehen möchte beruht auf Kontinuität und Konstanz. Eine sichtbare Folge der Arbeit mit den Spielern ist dabei die defensive Stabilität. In sechs von wettbewerbsübergreifenend zwölf Spielen blieb die Mannschaft ohne Gegentor. Einzig gegen den FC Red Bull Salzburg in der zweiten Runde der Bundesliga offenbarte die Defensive große Schwächen und musste gleich fünf Gegentreffer hinnehmen. Mit viel Energie und Willen gelingt es den Linzern eine stabile Defensive vorzuweisen.
Im 3-4-3-System setzt Scheiblehner auf ein kompaktes Mittelfeld, welches den Gegnern das Leben schwermachen soll. Durch situatives Pressing, welches die flexible Formation ermöglicht, gelingt es den Blau-Weißen immer wieder den Gegner unter Druck zu setzen und vom eigenen Tor fernzuhalten. Ballbesitz spielt in der Spielidee nur eine untergeordnete Rolle. Mit 37 Prozent ist das Team aus Oberösterreich am wenigsten aller Teams in Ballbesitz. Daraus lässt sich die Strategie für die Offensive erkennen. Hier kommt es auf ein schnelles Umschalten aus der kompakten Defensive heraus an, welches bevorzugt über die Außenbahnen stattfinden soll. Verlassen können sich die Linzer heuer besonders auf Ronivaldo, der mit sechs Toren der treffsicherste Akteur ist und damit die Hälfte der Tore erzielte.
Die zwei Gesichter von Blau-Weiß Linz
Die Defensivreihe funktioniert besonders vor den Augen der eigenen Fans. Zu Hause stellt Blau-Weiß mit lediglich zwei Gegentreffern die zweitbeste Abwehr. Nur Red Bull Salzburg, das bei seinem 5:1-Erfolg über die Linzer zuhause den einzigen Treffer hinnehmen musste, ist vor heimischem Publikum in der Defensive schwerer zu bezwingen. In vier Heimspielen konnte das Team von Scheiblehner drei Partien für sich entscheiden und musste sich nur dem amtierenden Meister SK Sturm geschlagen geben. Auswärts hingegen läuft es für die Stahlstädter noch nicht. Ein Sieg gegen den SCR Altach, sowie je ein Unentschieden gegen die WSG und Tabellenschlusslicht GAK stehen hier auf dem Konto. Mit elf Gegentreffern sind die Linzer mit dem GAK das anfälligste Team der Liga. Dieser Tatsache ist sich auch der 47-jährige Cheftrainer bewusst. „Wir haben die drei Heimspiele verdient gewonnen, auswärts treten wir noch nicht so gut auf…Wir sind stabil in der Defensive und haben durch unsere neuen Spieler im Ballbesitz Qualität in der Offensive dazugewonnen“, zeigt er sich dennoch zufrieden mit den bisherigen Leistungen seiner Mannschaft.
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