„Pfeift’s die Saison am besten gleich wieder ab“ – nach dem 6:1 über den SK Rapid Wien wurden Red Bull Salzburg Rosen gestreut. Dem... Breiter aufgestellte Salzburger: Hütters Feinschliffaufgabe und ein Ausblick auf den FK Qarabag

Red Bull Salzburg - Wappen mit Farben„Pfeift’s die Saison am besten gleich wieder ab“ – nach dem 6:1 über den SK Rapid Wien wurden Red Bull Salzburg Rosen gestreut. Dem Meister sei die Titelverteidigung wohl kaum zu nehmen. Und tatsächlich sieht es gut aus, was derzeit in Salzburg gebastelt wird. Die Truppe ist noch breiter aufgestellt als letzte Saison und möchte erstmals in die Champions-League-Gruppenphase.

Die Salzburger verloren in der bisherigen Sommertransferzeit keinen einzigen Stammspieler. Die fünf heißesten Aktien – Hinteregger, Kampl, Mané, Alan und Soriano – laufen weiterhin für den Meister auf. Einige Spieler, bei denen die Entwicklungskurve eher nach unten zeigt, wurden größtenteils ins Ausland abgegeben. Mit Stefan Hierländer verstärkt sogar einer die Red-Bull-Filiale in Leipzig.

Breiter aufgestellt

Hinzu kamen jedoch Spieler, von denen andere Bundesligaklubs nur träumen können. Für den 20-jährigen Belgier Massimo Bruno nahm Red Bull neun Millionen Euro in die Hand. Eine Summe, die höher ist, als das Jahresbudget vieler anderer Bundesligaklubs. Der Kauf Marcel Sabitzers schwächt nicht nur einen direkten Konkurrenten, sondern ist bereits Red-Bull-interne Vorbereitung auf eine mögliche, baldige Teilnahme an der deutschen Bundesliga mit der Leipziger Mannschaft. Und auch Spieler wie Peter Ankersen und Naby Keita wären für die meisten Teams der Liga wohl nicht erschwinglich gewesen.

Hütter als logischer Nachfolger

Der Kader der Bullen wurde aber nicht größer und so ist es möglich, punktuell junge Talente wie Nils Quaschner oder Nikola Dovedan ins Training der Kampfmannschaft einzubauen. Den wichtigsten Wechsel der bisherigen Transferzeit gab es ohnehin auf der Trainerbank. Mit Adi Hütter übernahm ein äußerst analytischer, intelligenter und zukunftsorientierter Trainer den Posten von Roger Schmidt, der zur „Werkself“ nach Leverkusen abwanderte.

Meisterelf zu Saisonbeginn auf dem Platz

Hütter hat klare Ziele vor Augen: Titelverteidigung, aber davor noch Qualifikation zur Champions-League-Gruppenphase. Das Material, das er dafür zur Verfügung hat, ist der Traum jedes österreichischen Trainers. Und auch das taktiktheoretische Rüstzeug stellt kein Problem dar: Jeder Spieler der Mannschaft, die gegen Rapid von Beginn an auf dem Platz stand, hielt am Ende der vergangenen Saison den Meisterteller in Händen. Man kennt sich, man musste praktisch nicht an der ohnehin funktionierenden Spielphilosophie feilen, kann sich auf Details konzentrieren.

Der Pressingcoach

Der ehemalige Grödig-Coach Hütter ist außerdem mit modernen Mitteln in den Bereichen Pressing und Umschaltspiel bestens vertraut. Auf anderem qualitativen Level, aber dennoch beeindruckend „presste“ sich Hütter mit dem Aufsteiger in der ersten Bundesligasaison in den Europacup. Was Hütter nun bei Red Bull Salzburg umsetzen muss, ist in Wahrheit nicht weit weg von dem, was er in Grödig bereits praktizierte. Allerdings ist das Salzburger Pressing noch einmal wesentlich dynamischer und findet vor allem auf höheren Feldpositionen statt. Neu erklären braucht Hütter seinen neuen Schützlingen kaum etwas. Die Meisterelf der Roten Bullen spielte in der vergangenen Saison große Spiele und verfolgte erstmals seit dem Einstieg des Red-Bull-Konzerns eine klare Spielphilosophie, die auch international Beachtung fand.

Weiterer Feinschliff und „Bei Laune halten“

Adi Hütter ist nun dafür verantwortlich den Feinschliff im taktischen Konzept der Salzburger in die richtige Richtung zu steuern. Und zugleich muss er einen qualitativ sehr starken Kader bei Laune halten. Schon in der Vergangenheit war es bei Red Bull immer wieder ein Problem, dass Stars unzufrieden und schließlich undiszipliniert wurden, weil sie sich mit einer Reservistenrolle nicht abfinden wollten oder ihnen die für Österreich horrenden Verträge zu Kopfe stiegen. Doch auch dafür ist der zugängliche, pädagogisch starke Hütter wohl der richtige Mann.

Defensiv stabiler werden

Das einzige sichtbare Manko der Salzburger muss vor einem möglichen Königsklassen-Ausflug aber noch behoben werden. Der Meister ist, wie schon in der vergangenen Saison, recht anfällig auf schnell vorgetragene Konter, speziell wenn der Gegner die Schnittstellen in der Viererkette zwischen Innen- und Außenverteidigung bespielt. Zwar muss der Gegner dafür durch eine wahre Gegenpressingmauer, die ihren Schwerpunkt tief in der gegnerischen Hälfte hat, jedoch kann man Salzburg weiterhin verwunden, wenn man die aggressive Ballwiedergewinnungsmaschinerie erst einmal überwunden hat.

Samba in Baku

In der dritten Qualifikationsrunde zur Champions League verschlägt es Salzburg übrigens nach Aserbaidschan. Der Qarabag FK aus Baku ist die erste Hürde für die Bullen auf dem Weg in den wichtigsten Klubbewerb der Welt. Getragen wird der Salzburger Gegner, der für gewöhnlich in einem defensiven 4-3-3 oder einem 4-1-4-1 auftritt, von starken brasilianischen Legionären. Der dribbelstarke Brasilianer Chumbinho (27), der auf einer Zehnerposition hinter der Solospitze seine Meter macht ist einer davon. Vor ihm spielt mit Reynaldo (24) der gefährlichste Spieler des Teams. Vergangene Saison erzielte der wieselflinke Brasilianer, der sich vor seinem Aserbaidschan-Engagement nicht bei Anderlecht durchsetzen konnte, 27 Pflichtspieltore für Qarabag.

Technische Mängel auf den defensiven Außenbahnen

Hinzu kommen noch der ebenfalls aus Brasilien stammende „Achter“ Richard (25), der enorm schnell hinter den Ball kommt und als wichtiger Baustein im Gegenpressing Qarabags gilt und mit Danilo Dias (28) ein interessanter Neuzugang. Der Rechtsaußen spielte zuletzt vier Jahre in Portugal bei Marítimo. Verwundbar ist Qarabag aber ausgerechnet auf den Außenverteidigerpositionen, wo man ein wenig Laufstärke, vor allem aber technisches Können vermissen lässt. Spieler wie der albanische Linksverteidiger Ansi Agolli oder der recht flexible Rechtsverteidiger Ilqar Qurbanov sind zwar Nationalspieler ihrer Länder, unterm Strich aber getrost als Durchschnittskicker zu bezeichnen. Auch die offensiven Flügel Qarabags sind nicht immer die besten Helfer, wenn es um Defensivarbeit geht.

31.000 Zuschauer gegen Eintracht Frankfurt

In der vergangenen Saison scheiterte Qarabag erst im Playoff am Einzug in die Europa League. In der Qualifikation besiegten die Aserbaidschaner Metalurg Skopje (1:0 a, 1:0 h), Piast Gliwice (2:1 h, 2:2 a n.V.) und Gefle IF (1:0 h, 2:0 a). Im Playoff schied man schließlich gegen Eintracht Frankfurt aus (0:2 h, 1:2 a), wobei sich 31.000 Fans beim Heimspiel gegen den deutschen Bundesligaklub einfanden. Trotz des Qualitätsunterschieds darf sich Red Bull Salzburg also auf einen Hexenkessel am Kaspischen Meer gefasst machen. Zuletzt schaltete Qarabag in der zweiten Qualifikationsrunde zur Champions League den maltesischen Meister FC Valletta (1:0 a, 4:0 h) locker aus.

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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