Jeden Sonntag wollen wir an dieser Stelle Briefe aus aktuellem Anlass versenden. Mit Gruß und Kuss direkt aus der Redaktion – Zeilen zum Schmunzeln,... Briefe an die Fußballwelt (28): Lieber Markus Kraetschmer!

Jeden Sonntag wollen wir an dieser Stelle Briefe aus aktuellem Anlass versenden. Mit Gruß und Kuss direkt aus der Redaktion – Zeilen zum Schmunzeln, Schnäuzen und Nachdenken an Fußballprotagonisten aus allen Ligen. Diesen Sonntag adressieren wir unseren Brief an den Austria-Vorstand.

Lieber Markus Kraetschmer!

Wir Journalisten sollen ja objektiv berichten. Das geht bis zum gewissen Grad mit einer objektiven Beobachtung einher. Maschinen sind wir aber keine, wir haben Sympathien. Und das wird ja schließlich noch erlaubt sein. Du, Markus, bist jemand den man liebt oder hasst. Doch ganz egal, wie man zu dir persönlich stehen will, fachlich bist du ein kluger Kopf mit Stil. In der Öffentlichkeit weißt du dich gut zu bewegen – auch in stürmischen Zeiten.

Heute frage ich mich, wie es dir gehen mag. Fußball ist ein schnelllebiges Geschäft. Salzburg dominiert seit Jahren die Liga, die anderen Klubs müssen sich hintenanstellen. Einen festen Platz konnte sich kein anderer Verein erkämpfen. Doch nach genau dieser Stabilisierung des FAK strebst du seit über zwanzig Jahren. Du arbeitest mittlerweile seit 1997 für die Veilchen und kennst die Berg- und Talfahrt des modernen Business. Was du jetzt aber ertragen musst, ist nicht mehr lustig. Die Austria war immer ein Verein mit einem potenten VIP-Klub. Einflüsterer, mit fußballerischem Halbwissen und viel Geld, gehören zu diesem Verein wie die violette Farbe, Sankt Sindelar und der Laaer Berg. Jetzt prasselt es richtig auf dich ein: Eine bekannte Tageszeitung zitiert (angebliche) hochrangige Funktionäre, die Öl ins Feuer gießen: Teurer Stadionbau, kein Europacup, „Transfercoups? – Fehlanzeige!“ und zum Drüberstreuen gibt’s noch schlechten Fußball von einer verunsicherten Truppe.

Das Leben ist nicht immer eitle Wonne und Sonnenschein. Ohne Mut und Risiko kann man nicht arbeiten und – laut Goethe – nicht einmal leben. Es ist wenig aufgegangen und du hast falsche Entscheidungen getroffen und unterstützt. So wie ich dich einschätze, ärgerst du dich selbst darüber am meisten. Deine Kritiker vergessen allerdings, dass du schon seit über zwanzig Jahren immer Lösungen gefunden hast, wie es weitergehen wird. Du warst immer loyal und hast für deinen Verein gekämpft. Lieber Markus, man kann zu dir stehen wie man will, aber objektiv gibt es an deiner Arbeit über die gesamten zwei Jahrzehnte keine Zweifel. Für dich mag das selbstverständlich sein. Schließlich willst du nur das Beste für die Austria – wie alle Veilchen.

Alles Gute wünscht dir

Marie Samstag, abseits.at

Marie Samstag